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Aus den Verhandlungen der Berliner anthropologischen ? i Christian-Weise-Bibliothek! Gesellschaft. Sitzung vom 15. Mürz 1890. (17) llr. Feyerabend spricht über fäOlc Zittau wiss. Aitbestand ältere und neuere Funde aus der Oberlausitz. Wenn ich heute das Wort ergreife, um Ihnen einige ältere und neuere Funde aus der Oberlausitz vorzuführen, so geschieht dies nicht in der Meinung, als könnte ich Sie mit grossen Neuigkeiten überraschen, sondern lediglich mit dem Wunsche, dass es mir gelingen möchte, Ihre Aufmerksamkeit überhaupt einmal wieder der Oberlausitz zuzuwenden, in der länger als fünfzig Jahre das Interesse an der Vor geschichte so gut wie völlig geruht hat. Erst am 4. October 1888 ist es mir ge lungen, eine Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz mit ihrem Sitz in Görlitz zu gründen, die bereits Ende September 1889 ein dreitägiges, überaus anregendes Stiftungsfest begehen konnte, das durch die Anwesenheit des Hin. Virchow eine ganz besondere Weihe erhielt. Oie Gesellschaft zählt gegen wärtig gegen 300 Mitglieder aus allen Kreisen der preuss. Oberlausitz und hat An fang dieses Jahres ihre erste Veröffentlichung (Jahreshefte der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz, Heft I) herausgegeben, welche die Vorträge wiedergiebt, die die Herren R. Virchow, Jentsch-Guben und W. Os- borne-Dresden bei unserer Hauptversammlung zu halten die Güte hatten, sowie ausser dem Jahresbericht Nachrichten aus der Sammlung der Gesellschaft enthält, die im Laufe eines Jahres von den ersten Anfängen bis auf gegen 2000 Gegen stände, die wohl geordnet sind, angewachsen ist. Es sei mir heute zunächst nur gestattet, einiges vielleicht Beachtenswerte aus dieser Sammlung herauszugreifen. 1) Eisenfunde in der Oberlausitz. Das Ergebniss von Undset’s Studien reisen, die in die Jahre 1870, 1879 und 1880 fallen, war, was das Auftreten des Eisens in vorgeschichtlicher Zeit in der Oberlausitz betrifft, ein ziemlich negatives. Nur ein einziger Fund konnte angeführt werden. — Zur Ergänzung sei erwähnt, dass bis jetzt folgende Eisenfunde aus der preussischen Oberlausitz bekannt sind, die sämmtlich in unserer Sammlung auf bewahrt werden: a) Aus Gross-Särchen, Kreis Hoyerswerda, eine über den scheibenförmigen Knopf verlängerte Nadel mit conccntrischen Riefelungen an der Unterseite des Knopfes. Gefunden von l’astor Pannach mit mehreren Gefässen zusammen im Jahre 1777, abgebildet in unseren Oberl. Jahresh. I., Taf. II., Nr. 17. b) In dem Gräberfeld von Nd.-Bielau, Kr. Görlitz, mit dessen Erforschung ich im Herbst 1888 begonnen habe, hat sich bis jetzt in 49 Gräbern neben Kleingeräth aus Bronze nur ein einziger Gegenstand aus Eisen gefunden, nehmlich eine der eben beschriebenen ganz ähnliche Nadel, nur schlechter erhalten. Dagegen bestehen c) in Zentendorf, Kr. Görlitz, wo seit Juli v. J. 26 Gräber von mir ausgebeutet sind, die Metallbeigaben in überwiegender Zahl aus Eisen, und zwar meist Nadeln, von denen zwei in Oberl. Jahresh. I., Taf. II., Nr. 29. 30 abgebildet sind. d) In Leschwitz, Kr. Görlitz, wurde nur eine plumpe Bronzenadel, sonst Eisenbeigaben gefunden, und zwar auch meist Nadeln. Nur Herr Virchow fand bei der gelegentlich unserer Hauptversammlung daselbst veranstalteten Auf grabung ein grosses eisernes Messer, abgcbildet in Oberl. Jahresh. I., Taf. II., Nr. 20; Verhauiil. der Herl. Antbropol. Gesellschaft 1890. 17 ///.