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AnzeigerElbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. Wochen sch list zur Belehrung und Unterhaltung. 0. Dienstag, den 2S. Januar 1850. Hat das neunzehnte Jahrhundert angefangen als wir 1860 schrieben, oder als wrr 1861 schrieben? ES kommt hierbei alles darauf an, von wo wir anfangen Eins zu zählen. So lange als Christus noch in seinem ersten Lebensjahre stand, konnte man sein Alter nur nach Tagen, Wochen, Monaten zählen und nur dann erst, als er dieses Jahr zurückgelegt hatte, konnte man dasselbe mit Eins zählen. Man konnte da her den Tag der Geburt Christi mit 0 bezeichnen; dann läuft das erste Jahr von 0 bis 1; das zweite von 1 bis 2 u. s. w. Hiernach sollte man glau ben, könne man erst nach Ablauf des ersten Le» bensjahrcs Christi, also vom ersten Tage des zwei ten Jahre«, anfangen Eins zu zählen. Hieraus würde sich folgende Zählungsweise ergeben: Seit dem Tage der Geburt Christi sind ver flossen: Den 1. Jan. Jahr 1-1 Jahr; Ans. des 2. Jahr. , 1. - , 2- 2 - - - 3. - ,1.. . 3—3 - - - 4. - u. s. w. Den 1. Jan. I. 1800—18W I.; Ans. d. 1801.1. Hiernach hätten wir den 1. Jan. 1800 das 19. Jahrhundert angefangen und ständen gegen wärtig im 51. Jahre desselben. Allein die Astronomen und Chronologen haben schon seit Jahrhunderten eine andere Zählungs weise angenommen, indem sie schon vom Tage der Geburt Christi an Eins zählen und sagen daher: > Seit dem Tage der Geburt Christi find ver- Den"l. Jan. Jahr 1 0 Jahr; Ans. des 1. Jahr. , L. , ,21« - - 2. - , 1. j - 3 2 - » » 3. - u. s. w. Folglich: den 1. Jan. 1800 1799 I.; Ans. des 1800 I. - 1. - 1801 1800 - - - 1801 - Hiernach haben wir den 1. Jan. 1801 das 19. Jahrhundert angefangen und stehen gegen wärtig im 50. Jahre desselben. In diesem Sinne sind auch unsere Kalender zu verstehen denn was seit Jahrhunderten allge meiner Gebrauch ist, das muß auch gelten. Diese Zahlungsweise ist wahrscheinlich nicht ganz allgemein bekannt; daher die verschiedenen Meinungen über obige Frage. Es wäre daher zu wünschen, daß das Publikum durck die öffent lichen Blätter über diesen Gegenstand aufgeklärt würde. di. Tagesbericht. Dresden, 23. Januar. In der heutigen Sitzung der 2. Kammer reicht zunächst der Abg. O. Wigand seinen Gesetzentwurf über Begründung einer Hypothekenbank für bürgerliche und bäuer liche Grundbesitzer ein, worauf Staatsminister vr. Zschinsky der Kammer anzeiat, daß das Ministe rium die in Sachen des steckbrieflich verfolgten zur zweit. Kammer gewählten Kaufmann Zschweigert ergangene Acten cingefordert habe; es stehe nun der Einberufung Zschweigerts nichts mchr im Wege, und das Justizamt habe Auftrag erhalten, die Untersuchung zwar fortzustellen, aber wenn es eine Verhaftung für nöthig erachten sollte, dies dem Justizministerium erst anzuzeigen. Diese Auf träge, entgegnet Müller aus Neusalza, seien ein Eingriff in die richterliche Unabhängigkeit ynd er müsse daher dem Anträge des Ministers: „daß die Kammer die Angelegenheit als erledigt betrachten möge," sich widersetzen. Dieser Meinung stimm Niemand bei, aber sie ruft eine , längere Debatte über die bezügliche Besugniß des Ministeriums hervor, dessen Verfahren besonder» von Wggner