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Anzeiger m,d Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. Wochenschrift zur Belehrung und Unterhaltung. 9. Freitag, den 31. Januar 1851. Politische Brocken. Chemnitz, 24. Januar. Vorgestern Abend löste sich der hiesige Bürgerverein (Vorsitzender war Herr Rewitzer) auf. Es wurden die im Lo cale aushängcnden Bilder, die Vcreinsbibliothek und Broschüren zu ziemlich hohen Preisen an die Mitglieder versteigert. Berlin. Ueber die bevorstehende Besetzung Holsteins durch Bundestruppen erfahren wir, daß die Besetzung überall gemeinschaftlich durch Preu ßen und Oestcrrcicher erfolgen werde, und daß namentlich die Städte Altona und Rendsburg, außerdem auch Hamburg und Lübeck, solche Be satzungen erhalten. Von dem österreichischen Corps werden nur 5000 Mann wirklich in Holstein ein rücken. Wien, 25. Jan. Der Kaiser hat nachstehen des Handschreiben an den Justizminister Ritter Anton von Schmerling erlassen: „Lieber Ritter v. Schmerling! Ueber Ihre mir von meinem Mi nisterpräsidenten Fürsten Schwarzenberg vorgclcgte Bitte, Sie von dem Amte eines Justizministers zu entheben, finde ich diesem Ansuchen, unter An erkennung Ihrer auf diesem wichtigen Posten ent wickelten ersprießlichen Thätigkeit, in Gnaden zu willfahren, und ernenne sofort den zweiten Prä sidenten des obersten Gerichts- und Cassations hofes, Karl Ritter v. Krauß, zu meinem Justiz minister." Wien, 25. Jan. Fürst Schwarzenberg soll in seiner letzten Depesche dem Kopenhagener Cabinet erklärt haben, daß Oesterreich ganz die Verträge von 1721 anerkennt, daß natürlich auch die Rechte des deutschen Bundes die Nationalität Holsteins und unmittelbar auch Schleswigs insofern garan- tirt werde» sollen, daß künftig willkürliche, gesetz widrige Versuche von keiner Seite mehr vorkom men sollen. Uebrigens wird auch versichert, daß die Verfassung Holsteins einer bedeutenden Revi sion unterzogen werden soll. Hamburg, 26. Jan. Es ist ziemlich sicher, daß bis zum 28. d. M. die neue interimistische Statthalterschaft für Holstein in Wirksamkeit treten wird. Unter der Leitung der beiden Bundescom- missare v. Thümcn und v. Mensdorff-Boully und des dänischen Kommissars Graf Reventlow-Crimi- nil, welche die Statthalterschaft bilden, wird eine aus fünf Mitgliedern bestehende Regierung mit der Verwaltung des Landes betraut werden, unter denen der Kammerherr Baron Heintze zu Bordes holm, der auch schon seit vorgestern hier ist und mit den Kommissaren unterhandelt, sich befinden soll. Die Einführung der neuen Statthalterschaft hat sich deshalb verzögert, weil die Herren Kom missare sich wegen der'Persönlichkeiten, welche die Regierungscommission bilden sollen, erst jetzt ge einigt haben. Man spricht davon, daß der Graf von'Ahlefeld-Ascheberg von Ütersen ebenfalls als Regierungsmitglied designirt sei. Kiel, 25. Jan. Es wird glaubwürdig ver sichert, daß am 28. die beiden Kommissare allein die Negierung des Herzogthums Holsteins in die Hand nehmen werden; -als Minister werden ihnen zur Seite stehen: Baron v. Heintze für das In nere, Landcommissar Etatsrath Prehn für die Fi nanzen; für die Justiz wird O.-A.-G.-R. Malm ros genannt. Doch soll Letzteres noch ungewiß sein. Mit Dänemark hat demnach noch keine Ei nigung stattgefunden. Petersburg, 17. Jan. Durch einen Ukas vom 16. d. M. ist die Ausfuhr von Silber in Barren und Münze aus dem ganzen Kaiserreich nebst Polen bis auf Weiteres verboten worden. Paris, 25. Jan. In diesen Tagen ist hier eine geheime politische Gesellschaft, „Gemeinden- Verein" benannt, enrdeckt worden; sie hatte einen entschieden socialistischen Charakter. Es sollen bereits etwa 70 Mitglieder dieses Geheimbundes , verhaftet sein, meistens „amnestirte Juni-Ge- ' sangene." In mehreren Departement«» sollen