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Anzeiger«»»Elbeblatt für' Riesa, Strehla mtd deren Umgegend. Wochenschrift zur Belehrung und Unterhaltung. 17. Freilag, -eu L8. Februar 1851. Vermischtes. Riesa, den 25. Februar. Heute Morgen in der zweiten Stunde, wurden die Bewohner Rie- sa's durch den Ruf „Feuer" aus dem Schlafe ge weckt, denn das Haus des Herrn Böttchermeister Heyne, was die frühere Post war, stand in Hellen Flammen. Nur durch schnell herbeigeeilte und thätige Hülfe konnte diesem schrecklichen Elemente vor dem weiteren Umsichgreifen Einhalt gethan werden. Vor einigen Tagen soll sich in der Klinik zu Gießen der seltene Fall ereignet haben, daß ein rit« «t legitime Gestorbener, nachdem er aus dem Zimmer, wo er als Kranker ge legen hatte, als Todter in ein anderes Zimmer gebracht war, in diesem nach einigen Stunden wieder auflebte. Der Kranke soll dann noch 2 volle Tage mit vollem Bewußtsein gelebt haben, dann aber wirklich verschieden und gestern begraben sein. Immerhin ein Fall, der klar be weist, daß die Möglichkeit des Lebendigbegraben« werdens noch vorhanden ist und die Furcht davor und die öffentlichen Einrichtungen dagegen ihren guten Grund haben. Die „Düsseldorfer Zeitung" erzählt folgende drollige Geschichte, welche gegenwärtig die Runde durch Berlin macht, und wo sie hinkommt, jedes Zwergfell erschüttert. Unter anderen Sehenwür digkeiten in jüngster Zeit wurde auch ein großer Ochse, ein vierbeiniger, in Berlin für Geld ge zeigt. Der Eigentümer dieses gehörnten Riesen hatte als Schauplatz einen Stall gemiethet, an dessen Schwelle ein Eintrittsgeld von 25 Sgr. er hoben wurde. Sothaner Stall gehörte zu einem -Hause und sothancs Haus gehörte wiederum ei nem Grundbesitzer, der von seinen Zinsen lebt und in Verlegenheit ist, wie er seine Zeit todt- schlagen soll. Wenn er also weiter nichts zu thun hatte, was fast immer der Fall war, so machte er sich immer die Beschäftigung, in den Stall zu spazieren und sich seinen vierbeinigen Schlafbur schen zu besehen, natürlich ohne das festgesetzte Entree zu bezahlen. — Diese Zudringlichkeit des Hauseigenthümers ärgert den Ochsenbesitzer; er macht seine Anspielungen, die nicht auf sich z« beziehen Jener so grob ist. Da bringt der Brief träger eines Morgens dem fleißigen Ochsenbesu cher einen Brief, einen unfrankirten — eine Un freiheit, von welcher der reiche Mann kein Freund ist. Doch der Briefträger meint: unfrankirte Briefe kämen auch vor, wer weiß, was für eine frohe Nachricht darin stände, ein Silbergroschen sei ja keine Million — kurzum, Adressat nimmt den Brief und giebt dem Briefträger einen Silbergroschen, da letzterer auffallender Weise nicht mit sich han deln lassen will. Der Brief zeigt sich beim Er brechen ohne Unterschrift des Briefsteller, und der Stallherr schließt daraus, daß dieser Brief am Ende gar ein anonymer sei. — Der Inhalt ist eine treu-freundschaftliche Warnung und lautet da hin: „Hausbesitzer hüte dich und den Ochsen, denn der Herr desselben geht damit um, sich und ihn aus dem Staube Berlins zu machen, ohne die Miethe für den Schauplatz zu bezahlen, was Dir als Stallmeister durchaus nicht gleichgültig sein kann." — „Gut, daß ich das weiß!" denkt der Gewarnte, und hat er bis dahin seinem riesigen Stallbewohner schon häufig die Visite gemacht, so besucht er denselben nun fast stündlich, scheint sich gar nicht satt sehen zu können an dem Ochsen. Und stehe da, acht Tage darauf will es den immer auf der Hut seienden Schlaukopf bedünken, als ob der ochstge Miether wirklich Anstalten zur Ab reise treffe. Sagt's ihm auf den Kopf zu und trifft den Nagel richtig auf dem Kopf: „Morgen wollen Sie abreisen. Erst die Miethe bezahlen für den Stall!" — „Holen Sie die Quittung!" — „Erst holen? (für sich) Was der Ochse sich denkt. (Laut.) Die Quittung hab' ich immer bei mir." — „Schön! da können wir'- gleich abmachen.