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18 Aloisius Galvani. Zweiter Theil. Die Kräfte der atmosphärischen Electricität in der Muskelbewegnng. Nach der Entdeckung der Kräfte der künstlich erregten Electricität in den Muskelcontractionen, über die wir uns bisher verbreitet haben, schien uns nichts wichtiger als zu erörtern, ob die sogenannte atmosphärische Electricität die selben Erscheinungen ergeben würde oder nicht, ob nämlich bei Anwendung derselben Kunstgriffe die Blitze so, wie das Ueberspringen der Funken, auch Muskelcontractionen erregen würden. [375] Wir haben daher einen langen, passenden Con- ductor, und zwar einen Eisendraht, in freier Luft an einem höher gelegenen Orte des Hauses ausgespannt und isolirt, Fig. 7 Taf. II, und an ihn, als ein Gewitter am Himmel aufgezogen war, präparirte Frösche oder präparirte Schenkel von Warmblütern mit ihren Nerven aufgehängt, wie in Fig. 20 und 2 1 Taf. IV. Auch an ihre Füsse haben wir einen anderen Conductor, nämlich einen anderen Eisendraht geheftet und zwar einen sehr langen, um ihn bis in das Wasser des in der Figur verzeichneten Brunnens tauchen zu lassen. Die Sache verlief ganz nach Wunsch, wie bei der künstlichen Electricität: So oft nämlich Blitze hervorbrachen, geriethen sämmtliche Muskeln in demselben Moment in wiederholte hef tige Zuckungen, so dass immer, wie der Schein der Blitze und das Aufleuchten, auch die Muskelbewegungen und Con- tractionen den Donnerschlägen vorangingen und diese gleich sam ankündigten. Ja sogar so gross war die Uebereinstim- mung der Erscheinungen, dass die Contractionen eintraten, auch wenn der Muskelconductor nicht angebracht und der Nervenconductor gar nicht isolirt war. Es .liess sich sogar wider Erwarten und Voraussicht dasselbe beobachten, wenn der Conductor auch an niedrigeren Orten angebracht war, Fig. 8 Taf. II. Am besten glückte es aber, wenn die Blitze gross waren oder aus Wolken, welche dem Orte der Versuche näher waren, hervorbrachen, oder wenn einer den Eisendrahtif mit der Hand hielt, wenn gerade die Blitze auf leuchteten.