DIE GESCHICHTE DES MÜHLENWESENS IN COLDITZ Carl Rudolf Schlobach Die Geschichte des Mühlenwesens in Colditz ist identisch mit der Geschichte des einen Betriebes, der heute wie vor 700 Jahren die gleiche Funktion erfüllt. Der wirtschaftliche Sinn ist über die Jahrhunderte unverändert geblieben, nämlich der Dienst am wichtigsten Volks nahrungsmittel Brot. Von der gleichen Stelle, an der unsere Vorfahren jahrhundertelang die Früchte ihrer Felder verarbeiten ließen, gehen heute Jahr für Jahr viele tausend Tonnen Mehl und Futtermittel in viele Teile unserer Republik. Auch mit der Geschichte unserer Stadt ist die Geschichte der Mühle eng verbunden, denn es ist die gleiche Urkunde, in der Colditz das erste Mal als civitas erwähnt wird, die uns die älteste Nachricht über das Vorhandensein einer Wassermühle ebenda vermittelt. Sicherlich gab es schon vordem in Colditz eine Mühle, urkundlich jedoch ist vor dieser Zeit nichts belegt. Und so beginnt denn die Historie der Stadt Colditz und ihrer Mühle am 24. Mai 1265. Zu dieser Zeit gehörte die Mühle den Gebrüdern Heinrich und Volrad von Colditz, und sie war von ihnen an einen Müller mit Namen Heinrich F'ellifex (= Kürschner) vermietet oder verpachtet. Damit endet leider die älteste Nachricht, die wir über die Mühle in Colditz besitzen, und in der Folgezeit schweigen die Akten und Urkunden ganz. Vielleicht wurde sie durch den schweren Eisgang im Jahre 1416 zerstört, denn in der Bellgerschen Chronik lesen wir, daß man sich genötigt sah, das Getreide zu stampfen, weil in diesem Winter bei Aufbruch des Eises fast alle Mühlen weggerissen wurden. Möglich ist es aber auch, daß sie erst 1430 bei dem großen Stadtbrand im Hussitenkrieg vernichtet wurde. Jedenfalls ist uns durch die Kampradsche Chronica von 1753 überliefert, daß „die gnädige hohe Herrschaft" die Mahlmühle 1492 aus dem Grunde neu erbauen und mit vier Mahlgängen habe aus statten lassen. Sind die urkundlichen Nachrichten über die Mühle vor 1500 recht spärlich, so sind wir vom 16. Jahrhundert an sehr viel besser informiert. Die Mühle erscheint jetzt, vermutlich seit 1514, in den Urkun den als „Amtsmühle", d. h. als eine Mühlö, die dem Kurfürsten von Sachsen gehörte. Wir können aus den Akten erkennen, daß zu dieser Zeit die Mühle eine monopolartige Stellung innehatte. Auf Grund des „Mühlenbannes" durfte keine andere Mahlanlage im Umkreis errichtet werden. Im Jahre 1514 erging beispielsweise ein kurfürstlicher Befehl, der besagte, „daß dem Amte zum Nachteil künftig keine neue Mühle sollte aufgebauet werden, dahero auch George