AUS DER GESCHICHTE DER ARBEITERBEWEGUNG IN COLDITZ Günter Gottlebe Die historische Betrachtung einer Stadt anläßlich ihrer 700-Jahr-Feier wäre ohne einen Rückblick auf die Entwicklung der Geschichte der Arbeiterbewegung unvollständig. Voller Stolz blicken die etwa 7000 Einwohner der Stadt Colditz auf die Ergebnisse ihrer Arbeit, besonders auf die Erfolge, die in den reichlich 15 Jahren des Bestehens unserer Deutschen Demokratischen Republik erreicht worden sind. Beachtliche Veränderungen vollzogen sich in dieser Zeit in Industrie und Landwirtschaft, im geistig-kulturellen Leben der Stadt. Sie sind das Ergebnis schöpferischer Arbeit, die durch die Arbeiterklasse und alle anderen Werktätigen unter Führung der Sozia listischen Einheitspartei Deutschlands erreicht wurden. Das war möglich, weil nach 1945 die Lehren der Geschichte auch in Colditz Beachtung und Anwendung fanden. Die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung beginnt in den drei ßiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Zu dieser Zeit war Colditz eine Kleinstadt mit etwa 2500 Einwohnern. Bis zum Jahre 1849 wuchs die Bevölkerung auf 3040 an, und 1880 wurden 4320 Einwohner gezählt, über die Colditzer Erde war bekannt, daß in ihr reiche Ton- und Kaolin vorkommen enthalten sind. Trotz dieser Bodenschätze gab es um 1800 keine Industrie in der Stadt. Ausnahmen bildeten die sich aus der Braugerechtigkeit der Häuser innerhalb der Stadtmauer entwickelnde Brauerei, die Papiermühle sowie die bereits im 13. Jahrhundert erwähnte Mühle. Seit altersher bildeten Handwerker und Gewerbetreibende den wesent lichsten Bestandteil der Bevölkerung. Im Laufe der Zeit sind jedoch die in größerer Zahl vorhanden gewesenen Gewerbe teilweise oder ganz verschwunden, während andere Zweige neu entstanden sind. Um 1830 gab es noch eine größere Anzahl von Leinewebern. Auch dieses Gewerbe starb vollständig aus, als es den modernen Web stühlen der Großindustrie weichen mußte. Eine industrielle Entwicklung bahnte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts an. Die reichlich vorhan denen Ton- und Kaolinvorkommen führten zur Entwicklung einer Grob- und Feinkeramik in Colditz. 1804 wurde die erste Steingutfabrik in Col ditz, die Thomsberger & Hermann AG, gegründet. 1841 folgte dann die Gründung der Steingutfabrik Zschau, seit 1907 unter dem Namen Stein gutfabrik Colditz AG bekannt, die heute als modern ausgerüstetes, zweitgrößtes Porzellanwerk der DDR den Namen VEB Porzellanwerk in alle Welt trägt, nachdem es unter der Arbeiter-und-Bauern-Macht so umgebaut wurde, daß man es gar nicht wiedererkennt.