Volltext Seite (XML)
Abonnement »iertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unser» Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die Neinsp. Zeile 10 Pf. Amts- und Anzeigeblatt für den LeM -es Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. 8. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »«. Aahrgaxg. Donnerstag, den 17. Januar 188S. Ttzr. In das Musterregistcr ist eingetragen worden: Nr. >57: in Hibenssock, ein versiegelte« Packet, Serie XV, angeblich enthaltend: SV Musser für Hard inen, Maulesels, Kleider-Harniture» und Decken, Flächenerzeugnisse, Schutzfrist 3 Jahre, angemcldet am 10. Januar 1889 Vormittag '/^l l Uhr. Eibenstock, am 14. Januar 1889. Königliches A M t s-g k lj H t. Peschke. Hagesgeschichle. — Deutschland. Nachdem Kaiser Wilhelm II. als König von Preußen nach seiner Thronbesteigung vor dem preußischen Landtag den Eid auf die Ver fassung abgelegt hatte, eröffnete der junge Fürst am Montag in Berlin den ersten, unter seiner Re gierung gewählten Landtag. Dieser Landtag ist zugleich der erste, dessen Thätigkeit erst nach 5 Jahren wieder verlischt; seine Vorgänger wurden nur auf 3 Jahre beauftragt. Kaiser Friedrich hatte in seiner Regierungszeit das noch vor derselben von beiden Häusern beschlossene Gesetz, das den Gesetzgebungs zeitabschnitt von 3 auf 5 Jahre verlängert, bestätigt. Die unter seinem Nachfolger, dem jetzigen König von Preußen, am 6. Nov. v. I. gewählten Abgeordneten bilden eine stattliche (im Reichstage würde man sagen) kartellfreundliche Mehrheit. Den Konservativen fehlen zur absoluten Mehrheit nur wenige Stimmen; eine die Regierung unterstützende Mehrheit ist ohne Schwierig keiten durch deu Zutritt von Nationalliberalen zu schaffen. Sie ist umso wahrscheinlicher, da die Extrem- Konservativen nur schwach vertreten sind, sie erlitten nebst den Deutschfreisinnigcn bei deu Wahlen die größte Einbuße. König Wilhelm konnte daher in seiner Thronrede mit Berechtigung der Zuversicht Ausdruck geben, daß die wichtigen gesetzgeberischen Arbeiten seines Landtages dem Lande zum Segen gereichen mögen. Die Thronrede selbst entrollt ein äußerst befriedigendes Gemälde. Schon ihr Einleit- nngssatz wird allgemeine Genugthuung erwecken. Es ist zwar eine Abweichung vom Herkommen, daß bei einer blos preußischen Thronrede die äußere Politik des Reiches zur Sprache kommt. Niemand hätte auch, falls in ihr jede Andeutung über die europäische Lage unterblieben wäre, darin ein bedenkliches Merk mal gefunden. Aber inan wird umsomehr die ge machte Ausnahme mit Freuden begrüßen, daß der König von Preußen, zurückgreifend auf seine hohe Würde als Kaiser von Deutschland, die Beziehungen des Reichs zu allen auswärtigen Staaten als freundlich bezeichnet und er als die auf seinen großen europäischen Reisen gewonnene Ueberzeugung verlautbart, „daß wir uns der Hoffnung auf fernere Erhaltung des Friedens mit Vertrauen hingeben dürfen." Noch in der Thronrede zu Eröffnung des Reichstages lautete dieser Satz in einer etwas abgcschwächten Wendung dahin, daß die Hoffnung berechtigt sei, „daß es gelingen werde, den Frieden zu erhalten." Die Friedensaussichten haben also mittlerweile gute Fortschritte gemacht und so was kann man nicht oft genug höre». Gerade das im Abweichen von dem Herkommen erfolgte Hervor heben jener erfreulichen Thatsache an ungewöhnlicher Stelle giebt ihr besonderen Nachdruck. — Dem Reichstag sind weitere Aktenstücke betr. den Aufstand in Ostafrika zugegangen; be- mcrkenswerth ist, daß der deutsche Generalkonsul in Sansibar die Aussicht eröffnet, daß eine Beruhigung unter den Eingeborenen eintreten werde. — Die Forderung der Regierung für die Landblockade der deutsch-ostafrikanischen Küste beträgt nach der „Köln. Ztg." etwa zwei Millionen Mark. — In Straßburg ist ein französischer In genieur und Reserve-Offizier Namen« DrehfuS ver haftet worden, der ohne Paß nach Elsaß kam. Man sand bei ihm militärische Notizen und Pläne der Straßburger Festungswerke, weshalb er unter An klage wegen Hochverraths gestellt wurde. — Schweiz. DaS vorläufige Ergebniß der letzten schweizerischen Volkszählung, welche am 1. De zember >888 vorgenommen wurde, beziffert den Stand der Bevölkerung der Eidgenossenschaft mit 2,926,000 Seelen, woraus hervorgeht, daß seit dem Jahre 1880 die Schweiz nur einen Menschenzuwachs von noch nicht 100,000 aufzuweisen hat. Diese Wahrnehmung hat in der Schweiz vielfache Enttäuschung hcrvorge- rufcn, da man allgemein eine ausgiebigere Zunahme der Bcvölkerungsziffer vorausgesetzt hatte. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 16. Jan. (Deutscher Schulver ein, Ortsgruppe Eibenstock). Am gestrigen Abend hielt Herr Schuldirektor l-r. Förster im Eberwein- schen Saale einen äußerst interessanten Vortrag über die „Geschichte des Deutschthums in Böhmen." Aus gehend von der Aufgabe des Deutschen Schulvereins, das Dentschthum im Auslande zu unterstützen, deutete Redner darauf hin, daß hierbei nur an Länder ge dacht werden könne, in welchen fick Deutsche in großen Massen angesiedelt haben, daß uns Sachsen aber kein Land näher liege als Böhmen. In der Hauptsache beleuchtete Redner die Fragen: „Inwie weit ist Böhmen deutsches Land", und „inwieweit haben die Deutschen theilgenommen, Böhmen soweit zu bringen als es jetzt ist". Dies klar zu machen, gab derselbe einen Blick in die Geschichte Böhmens. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, an dieser Stelle den ganzen Vortrag wiederzugeben, nur so viel sei erwähnt, daß es hauptsächlich die Fürsten Ottokar il., Karl IV. und Ferdinand II. waren, die das Deutsch- thum Böhmens kräftigte», indem sie dafür sorgten, daß gewcrbkundige Deutsche sich in Böhmen ansicdelten und mit den weitesten Rechten ausgestattet wurden. Böhmen hat jetzt ungefähr 5'/, Millionen Bewohner, darunter über 2 Millionen Deutsche. Wenn dieselben jetzt auch vielfach bedrückt werden, wenn die Czechi- sirung Böhmens jetzt immer weiter fortznschreiten scheint, erst 1882 wurde die deutsche Universität Prag in eine czechische verwandelt, die Deutschen mögen deshalb den Muth nicht sinken lassen. Sie können zurückblicken auf eine fast 1000jährige Geschichte, in der ja Kämpfe zwischen Deutschen und Czechen eine Hauptrolle spielen. Stets sind sie siegreich aus den selben hcrvorgegangen, deshalb mögen sie auch jetzt nicht verzagen. Wir aber wollen ihnen zu Hilfe eilen und sie nach unser» Kräften unterstützen. Einem Jeden ist Gelegenheit geboten, dies zu thun durch Eintritt in den Deutschen Schulverein. Durch Er heben von den Sitzen stattete die Versammlung Herrn Schuldirektor l)r. Förster ihren Dank ab. Schließlich möchten wir noch darauf Hinweisen, daß wir wohl öfter Gelegenheit hätten, derartige Vorträge zu hören, wenn ein regerer Besuch derselben bekundete, daß bei der Bevölkerung noch Interesse für so etwas vorhanden. — Eibenstock, 16. Jan. Gestern feierten der 76 Jahre alte Fleischermstr. Hr. August Louis Beck, sowie der 70 Jahre alte Waldarbeiter Emanuel Meichßner Hierselbst ihr SOjährigeS Bürger jubiläum. Dem seit den letzten Jahren regelmäßig geübten Gebrauche entsprechend, begab sich eine Depu tation der städtischen Behörde in die Wohnung der Jubilare, um denselben die Glückwünsche im Namen der Stadt zu überbringen. Möchte es den hochbe tagten Bürgern vergönnt sein, ihren Lebensabend in Gesundheit und Zufriedenheit zu verbringen. — Dresden. Nach den von unserem evange lisch-lutherischen Landeskonsistorium soeben veröffent lichten statistischen Mittheilungen und Auszügen aus den kirchlichen Jahresberichten auf das Jahr 1887 haben sich in diesem Jahre in Sachsen 597 Be- kenntnißwechsel vollzogen, u. zwar 421 Austritte und 176 Uebertritte. Die bedeutende Steigerung der Austritte aus der Landeskirche (um 141 gegen das Vorjahr) ist hauptsächlich durch die apostolischen Ge meinden, das religionslose Dissidententhnm und eine neue Sektenbildung veranlaßt worden. Die meisten Ausgetretenen (>08) haben sich den apostolischen Ge meinden angeschlossen, nur ein einziger dagegen dem Judenthum. Zu den Methodisten sind 107, zu den Baptisten und anderen Sekten 78, zu den religions losen Dissidenten 47, zu den separirten Lutheranern 40, zur römisch-kotholischcn Kirche 32, zu den Deutsch katholiken 4 und zur Tempelgemeinde 3 aus der Lan deskirche übergetreten. Dagegen sind 79 Uebertritte von der römisch-katholischen Kirche, 30 von den apostolischen Gemeinden, 15 vom Judenthum, 13 von den Methodisten, >2 von den religionslosen Dissiden ten, 8 von den separirten Lutheranern, 7 von den Deutschkatholiken, 2 von der Tcmpelgemeinde und 1 von den Baptisten zur evangelisch-lutherischen Kirche erfolgt. Das Sektenwesen findet im Vogtlande und im Erzgebirge den meisten Bode». Eine neue Sekte, die sich in Vielau bei Zwickau gebildet hat, führt keinen besonderen Namen, scheint aber den „evangel ischen Brüdern und Schwestern" verwandt zu sein. Die Bielefelder Brüder, ein deutscher Zweig der eng lischen Quäker, haben in der Nähe von Chemnitz Ein gang gefunden. — Leipzig. Durch fortgesetzte Unredlichkeiten ihrer Markthelfer waren einige hiesige Buchhandlungen um eine Menge sehr werthvolle Werke, welche zusam men einen Werth von etwa 8000 Mark haben, be stohlen worden. Diese Objekte hatten der Buchbinder Albert August Schmidt hier und der Buchhändler Hermann Bensdorf zu ganz bedeutend niedrigeren Preisen gekauft und so ein Absatzgebiet für die Diebe geschaffen. Während letztere, 5 an Zahl, vom hiesigen königl. Landgericht zn Gefangnißstrafen verurtheilt wurden, erhielten Schmidt 4 Jahr 6 Monate und Bensdorf 3 Jahre Zuchthaus znerkannt. — Plauen. In hoher Lebensgefahr haben in der Nacht vom >2. zum 13. d. M. mehrere Be wohner des Hauses Nr. 28 der Lützowstraße hier ge schwebt. Bor dem Hause ist ein Bruch der Gas leitung vorgckommen, das Gas ist in das Haus ciugcdruugcn. Am meisten gefährdet waren drei le dige Herren im Alter zivischeu 20 und 26 Jahre», welche in zwei Zimmern zn ebener Erde nach der Straße zu schliefen. Zwei derselben fand man früh in der 8. Stunde betäubt im Bette vor. Erst nack- mehrstündigen Wiederbclebungsversiuhen gelang es, dieselben in's Leben zurückzurufen. Der dritte Herr, welcher die Zimmcrthürc durch Vorschieben des Nacht- riegclS verschlossen hatte und in dessen Zimmer man daher nur von der Straße aus nach Zertrümmerung einer Fensterscheibe gelange» konnte, gcberdete sich im Bette wie ein Wahnsinniger und zerriß Alles, was ihm in die Hände kam. Man beförderte ihn an die Luft und öffnete ihm den Mund, um ihn möglichst frische Luft einathmcn zu lassen. Dieser Mann kam in verhältnißmäßig kurzer Zeit wieder zu sich. Die sammtlichen Bewohner des dreistöckigen Hauses muß ten auf polizeiliche Anordnung hin die Wohnung bis nach Auffindung des Gasröhrenbruches verlassen. — In einer am 2. d. M. abgehaltenen gemein schaftlichen Sitzung des Rathes und der Stadtver ordneten zu Glauchau sind einstimmig folgende Beschlüsse gefaßt worden: Dem Anträge des Bürger meisters Martini, ihn Krankheitshalber in den Ruhe stand zu versetzen und mit dem 3l. März dieses Jahres aus seiner Stellung als Bürgermeister zu entlassen, stattzugeben; ferner ihm mit Rücksicht auf die hohen und unvergänglichen Verdienste, welche er sich während seiner 37jährigen Amtsthäiigkeit als Bürgermeister um das Gemeinwohl der Stabt Glau chau erworben hat, den seitherigen vollen Gehalt von 5700 M. jährlich als Pension zu gewähren und da« Ehrenbürgerrecht der Stadt Glauchau zu ertheilen. — Buchholz. Große Freude hat es erregt, daß der Termin für Eröffnung der Eisenbahnlinie nach Schwarzenberg mit ihren beiden Schlepp-