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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint , i Abonnement SS-L? «eprk des Amtsgmchts Llbenslock Z-ZZS sertionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- ZeilelOPf und dessen Amgekung. P°st°nstalten Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. LK. Jatzrgau«. SS. Donnerstag, den 9. Mai 188S. Unter dem Rindviehbestande der Wirthschaftsbesitzer Anger, Aüttner, Kköher, Kunger und des Viehhändlers Jordan in Schönheide ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Schwarzenberg, am 7. Mai 1889. Königliche Amtshauptmannschast. Frhr. v. Wirsing. W. Erlaß, das diesjährige Aushebungsgeschäft in den Aushebungsbezirken Schneeberg und Schwarzenberg betr. Nach dem Geschäftsplane der Königlichen Ober-Ersatz-Commission im Be zirke der 3. Infanterie-Brigade Nr. 47 findet die diesjährige Aushebung i) im Ausheöungsbezirke Schneeberg am 21. und 22. Juni 1889 im Gasthofe zur Sonne in Schneeberg, 2) im Ausbeöungsbezirke Schwarzenberg am 24. und 25. Juni 1889 im Bade Ottenstein in Schwarzenberg, jedesmal von früh 8 Ahr an statt. Den zu dem Aushebungsgeschäfte heranzu ziehenden Militärpflichtigen geht noch besondere Ordre durch die Ortsbehörde zu. Diejenigen, zu deren Gunsten bei dem letzten Musterungsgeschäfte reclamirt worden ist, deren Reklamationen jedoch abgewiesen worden sind, sowie Diejenigen, ;n deren Gnnsten nachträglich reclamirt worden ist, haben sich am Aushebungstage im Anshebungslocale persönlich ein- znsinden. Ueberdies ist jeder in den Grundlisten des Aushcbungsbezirkes geführte Militärpflichtige berechtigt, im Aushcbungstermine zu erscheinen und etwaige Anliegen vorzubringen. Schwarzenberg, am 6. Mai 1889. Der Civilvorsikende der Ersatz-Commission in den Aus hebungsbezirken Schneeberg und Schwarzenberg. Frhr. v. Wirsing. St. Bekanntmachung. Sonntag, den 12. Mai 1889, früh 6 Uhr findet Spritzenprobe mit den städtischen Spritzen 1 (Zubringer), 2 und 3 statt, zu welcher sich die Zugsführcr, Spritzenmeister, Rohrführer und deren Stellvertreter dieser 3 Spritzen, sowie die Bedienungsmannschaften von Sektion I und II der Spritze 1 und diejenigen aller 4 Sektionen der Spritzen 2 und 3 pünktlich im Ma gazingarten einzufinden haben. Die Lkdicnungsmaniischaften Haden mit -em am linken Oberarm ;n tragen den Spritzenjeichen ;u erscheinen und es werden Diejenigen, welche das Aprihen- zeichen nicht am linken Oberarm tragen, mit l Mark Geldstrafe bestraft. Unentschnldigtcs oder nicht genügend entschuldigtes Ausbleiben wir- mit Geldstrafe dis zu Zehn Mark unnachstchtlich geahndet. Eibenstock, den 8. Mai 1889. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Kl. Die französische Revolutionsfeier. Eindringliche Lehren nach allen Seiten hin pre digen die weltstürzenden Ereignisse, deren Hundert jahrfeier am Sonntag in Frankreich begonnen hat. Aus kleinen Anfängen ging die große Revolution her vor, der allerdings durch eine große Mißwirthschaft der Boden bereitet war. Mit vernichtender Gewalt schritt sie über ihre Urheber hinweg, Feind u. Freund vor sich niedermähend, untergehend in einem Meer von Greuel und Blut und dennoch von tiefgreifender, umgestaltcnder Bedeutung für die ganze civilisirte Welt. Eine überlebte Staatsweisheit stürzte jäh zu sammen und aus den Trümmern erhob sich, gleich dem Phönix aus der Asche, die „moderne Gesellschaft". Durch eine leichtsinnige Finanzwirthschaft war Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts der französische Staatskredit so vollständig erschöpft und trotzdem die dem Volke auferlegte Last eine so erdrückende, daß sich der König Ludwig XVI. auf An- rathen seines Finanzministers Necker entschloß, die seit 1614 nicht mehr zusammcngetretenen Reichsstände zu einer Versammlung nach Versailles einzuberufen. Am 5. Mai 1789 fand der Zusammentritt statt und das Datum dieses Tages bezeichnet den Beginn der großen Revolution. Adel und Geistlichkeit, die da mals noch bevorzugten Stände, schritten durch große Flügelthüren in den Bersammlungssaal, den Vertre tern des sogenannten „dritten Standes", des Bür- gerthums, war der Eintritt durch eine kleine Seiten pforte gestattet. Dieser rein äußerliche Umstand kenn zeichnet die damaligen Verhältnisse. Nach Verlesung der Thronrede durch den König bedeckte dieser sein Haupt ; das Gleiche thaten nach altem Brauch auch die Mitglieder des Adels — und jetzt begann die erste Szene der Revolution: ein Theil der Bürger lichen bedeckte sich gleichfalls, ungeachtet des entrüste ten Einspruchs von feiten des Adels. Der Tumult legte sich erst, als der König das Haupt wieder ent blößte, welcher Vorgang nun natürlich allseitig Nach ahmung fand. Es war das erste, vielleicht unwill kürliche Zugeständniß des unglücklichen Königs an die Revolution! Aus dem Bestreben, die Rechte des Volkes denen der Krone, des Adels und der Geistlichkeit gleichzu stellen, erwuchs sehr bald das weitergreifcnde, die Volksrechte über alle anderen zu erheben; eS fehlte beim Siege des Prinzips die Mäßigung. DaS Bür- gerthum untergrub die Monarchie, ehe cS selbst die Befähigung zu regieren bewiesen und so entschlüpften die ihm kaum zugefallenen Zügel sehr bald seinen Händen und fielen einem mordwüthigcn Pöbel zu, der durch Ströme von Blut die gewonnene zügellose Freiheit zu behaupten und zu befestigen hoffte. Die Versammelten vom 5. Mai 1789 haben das Furchtbare nicht voraussehen können, aber sie haben es wider Willen vorbereitet. Zeiten der Aufregung und Parteileidenschaft verrücken den Standpunkt des ruhigen Unheils. So ziemlich alles, was das Bür- gerthum erreichen wollte, hätte es damals erreichen können aut dem Wege der Verhandlung. Das Bürgerthum hat indessen seine moralische Kraft all zubald mißbraucht. Als am 23. Juni der König be fahl, daß die drei Stände gesondert berathen sollten und der dritte Stand sich dessen weigerte, wies der Cercmonienmeister auf die ausgesprochene Willenser klärung des Monarchen hin. Graf Mirabeau aber entgegnete ihm unter dem Beifallsgejauchze der Ver sammlung: „Sagen Sie Ihrem Herrn, daß wir hier sind durch den Willen des Volkes und daß wir nur der Gewalt der Bajonette weichen." Nach diesem Zündwort- nahm die Revolution ihren vernichtenden Gang: am 14. Juli erfolgte die Zerstörung der Bastille; am 4. August die Erklärung der Menschenrechte, bei welcher eine Festsetzung der Pflichten abgelehnt wurde; am 6. Oktober stürmte ein Pöbelhaufe das Versailler Schloß und führte den König nach Paris zurück. Das Volk war „souverän" und die Geister, welche der dritte Stand gerufen hatte, wurde er nicht wieder los. Zweihundert Abgeordnete, darunter solche, die einst der Revolution begeistert das Wort redeten, sagten sich jetzt von der Nationalversammlung los — zu spät: das Verderben ging ruhig seinen Gang weiter. Doch . . . Frankreich wird noch viele, viele Ge denktage zu feiern haben, ehe es bis zum 27. Juli 1893 gelangt, dem Tage, an welchem vor 100 Jah ren Robespierres Haupt unter dem Messer der Guillotine fiel und die Schreckensherrschaft ihr Ende erreichte. Hagesgeschichte. — Deutschland. Das Kaiserpaar befin det sich aus Anlaß der Taufe des jüngsten Hohen- zollernprinzen gegenwärtig in Kiel und wird bis Freitag daselbst verweilen und an diesem Tage die Rückreise nach Berlin antreten. Der Sohn des Prin zen Heinrich hat bei der Taufe den Namen Walde mar erhalten. — Am Montag nahm der Kaiser im Kieler Hafen Flottenparade über folgende Kriegs schiffe ab: „Kaiser", „Deutschland", „Friedrich der Große", „Preußen", „Baden", „Oldenburg", „Sach sen", „Irene", „Sperber", „Blitz", „Zielen", „Grille", „Niobe", „Ariadne", „Rover", „Musquito" und „Rhein". — Se. Maj. der Kaiser wird, wie der „B. B.-Z." nach Berichten des Berliner Times-Korre- spondentcn aus London mitgetheilt ist, auf seiner in der zweiten Juliwochc stattfindenden Reise nach England von I. Maj. der Kaiserin begleitet sein. Es ist dies nicht nur darum interessant, weil die Kaiserin den Monarchen bei seinen früheren Reisen in's Ausland nicht begleitet hatte (dies lag hariptsäch- lich daran, daß Mutterpflichten die Kaiserin daran verhinderten), — sondern auch npch durch die beglei tenden Umstände. Der Kaiser wird sich nämlich auf dem Panzerschiff „Kaiser" einschiffen, während die Kaiserin die Ueberfahrt auf der Jacht „Hohenzollern" vornehmen wird. Auf letztgenanntem Schiffe ist für den Hofstaat beider Majestäten nicht Platz und galant räumte der Kaiser das bessere Schiff seiner erlauch ten Gemahlin ein. — Gelsenkirchen, 6. Mai. Auf drei Schächten der Zeche „Consolidation", zwei Schächten der Zeche „Unser Fritz" und auf den Zechen „Bismarck", „Pluto" und „Wilhelm" streiken sämmtliche Ar beiter. Die Bevölkerung verhält sich ruhig. Die Wirtschaften, Branntweinkneipen und Branntwein läden im ganzen Kreise Gelsenkirchen sind geschlossen. — Vom 7. ds. wird berichtet: Der Ausstand der Arbeiter auf den Zechen des Gelsenkirchener Kohlen reviers ist nunmehr ein vollständiger. Die Arbeiter verlangen 15 pCt. Lohnerhöhung. Die Sinkenden verhalten sich durchaus ruhig. Gestern wurden einige wenige Verhaftungen vorgenommen. Die hierher verlegte Kompagnie vom 13. Infanterie-Regiment soll heute abrücken und durch zwei Bataillone ersetzt werden. Eine gestern stattgefundene Versammlung der Streikenden beschloß, an den aufgestellten Forder ungen festzuhalten. — Frankreich. Paris, 6. Mai. Die Aus stellung wurde heute programmmäßig eröffnet. Präsident Carnot wurde auf der Fahrt nach dem Ausstellungsgebäude von dem Publikum warm be grüßt. Tirard hob in seiner Rede hervor, Frank reich liefere mit dieser Ausstellung den Beweis, daß es seine alten Eigenschaften, die Liebe zur Arbeit, bewahre und trotz der geschäftlichen Krisis Reich- thümer in der Ausstellung ansammelte. DaS Re sultat sei nicht allein dem Verdienste Frankreichs, sondern auch der Betheiligung fremder Nationen zuzuschreiben und die Ausstellung beweise, daß ein Wetteifer bestände, ja, in manchen Zweigen über träfen fremde Nationen Frankreich. Wenn auch nicht