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Amts- und Anzeigeblatt für den KeM des Amtsgerichts Eibenstock sertionSpreiS: die kleinsp. und dessen Umgebung. Abonnement viertelt. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichr- Postanstalten. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »«. Zahrgang. Donnerstag, den 19. September 188S. Die Uwahkn zu -er ErgänzmiMuhl bei der Han-Mammcr in Plaue« bctr. Nachdem die Vornahme der Urwahlen zur Ergänzungswahl bei der Handels kammer zu Plauen angeordnet worden ist, werven alle in den Ortschaften des eine Wahlabtheilung bilvenden Amtsgerichtsbezirks Eibenstock wohnhaften Kauf leute und Fabrikanten, welche r>. mit mindestens 1900 Mark jährlichem Einkommen im Ortskataster abgeschätzt, i>. 2b Jahre alt und e. nicht vom Stimmrechte in der Gemeinde oder in Folge der Verüb ung eines Verbrechens von den staatsbürgerlichen Rechten ausge schlossen sind, sowie die Vertreter und beziehentlich Besitzer der im Bezirke gelegenen fiscalischen und communlichen Gewerbsanstaltcn, Eisenbahn-, Schiff fahrts-, Bergwerks- und Steinbruchsunternchmungen, soweit sie den unter b und e angegebenen Bedingungen genügen, beziehentlich den unter n angegebenen Steuercensus erreichen, aufgesordert, zur Vornahme der Wahl von zwei Wahlmännern Donnerstag, den 19. Hktoöer 1889 in der Zeit von Vormittags 10 bis Mittags 12 Uhr in einem der nachstehend bezeichneten, für die Wahlabtheilung bestimmten Wahl lokale und zwar dem Sitzungszimmer der Stadtverordueteu im Rath hause zu Eibenstock oder dem Sitzungszimmer des Gemeinderaths zu Schönheide persönlich sich cinzufinden, sich wegen des Wahlrechtes durch Vorzeigung der Quittung über Bezahlung der Einkommensteuer des zuletzt vorhergegangenen Einkommensteuer-Termins auszuweisen, die nach Z 9 der Verordnung vom 16. Juli 1868 etwa erforderliche Legitimation beizubringen, auch, soweit nöthig, das Vorhandensein der in 8 17 unter 2 und 3 des Gesetzes vom 23. Juni 1868 vorgeschriebenen Erfordernisse nachzuweisen und ihre Stimmen abzugeben. Alle stimmberechtigten Personen sind wählbar. Schwarzenberg, am 13. September 1889. Königliche Amtshauptmannschast. Arhr. v. Wirfiug. E. Die UNlmhlc« z« den EMNWMchlc« bei der Gewcrbckammcr in Planen bett. Nachdem die Vornahme der Urwahlen zur Ergänzungswahl bei der Ge- werbckammer in Plauen angeordnet worden ist, werden alle in den Ortschaften des eine Wahlabtheilung bildenden Amtsgerichtsbezirks Eibenstock wohnhaften Gewerbetreibenden, welche a. als Kaufleute und Fabrikanten mit weniger als 1900 Mark, aber mindestens mit 600 Mark jährlichem Einkommen im Ortssteuerkatastcr abgeschätzt sind, oder b. ohne zu den Kaufleuten und zu den Fabrikanten zu gehören, im Ortskataster mit mindestens 600 Mark jährlichem Einkommen ab geschätzt, e. 25 Jahre alt und ci. nicht vom Stimmrechte in der Gemeinde oder in Folge der Verüb ung eines Verbrechens von de» staatsbürgerlichen Rechten ausge schlossen sind, aufgefordert, zur Vornahme der Wahl von zwei Wahlmännern Donnerstag, den 10. Hkloöer 1889 in der Zeit von 3 bis 5 Uhr Nachmittags in dem Sitzungszimmer der städtischen Collegien zu Eibenstock oder dem Sitzungszimmer des Gemeinderaths zn Schönheide persönlich sich cinzufinden, sich wegen des Wahlrechtes durch Vorzeigung der Quittung über Bezahlung der Einkommensteuer des zuletzt vorhergegangenen Einkommensteuer-Termins auszuweisen, vie nach 8 9 der Verordnung vom 16. Juli 1868 etwa erforderliche Legitimation beizubringen, auch, soweit nöthig, das Vorhandensein der im 8 H unter 2 und 3 des Gesetzes vom 23. Juni 1868 vorgeschriebenen Erfordernisse nachzuweisen und ihre Stimmen abzugeben. Alle stimmberechtigten Personen sind wählbar. Schwarzenberg, am 13. September 1889. Königliche Amtshauptilmnnschast. Frhr. v. Wirstug. E. LÄAvsorallKU»8 für die öffenlk. Sitzung des Sladlverordneien-Eossegiums Donnerstag, am 19. September, Abends ' ,8 Uhr. 1) Bericht des Rechnungsausschusses über die Stadtkassen-Rechnung auf 1888. 2) Beschlüsse des Feuerlösch- und Beleuchtungsausschusses betreffs a. der Aufstellung zweier neuer Straßenlaternen und b. der Anschaffung von 100 in Schläuche für den Zubringer. 3) Beschlußfassung auf das mit dem Handelsmann Hermann Klemm hier wegen Abtretung des Areals in der Peint getroffene Abkommen. 4) Desgleichen wegen des Ankaufs von 20 Stück Gasanstaltsaktien. 5) Neuwahl eines Rathsmitgliedes. 6) Mittheilung über die Staatsbeihülfe für die Fortbildungsschule. 7) Hierauf geheime Sitzung. Eibenstock, den 18. September 1889. Der Ststdtvcrordnctcn-Vorsteher. Car» Dörsfel. Das Attentat gegen Crispi hat die Aufmerksamkeit wiederum auf die inneren Verhältnisse Italiens gelenkt. Die Mehrheit des ita lienischen Volke« ist monarchisch gesinnt; ein anderer, gleichfalls großer Theil empfindet tief den Konflikt, in welchem sein staatliches Bewußtsein mit der Halt ung zur Kirche geräth; ein verschwindend kleiner Bruchtheil mißbraucht die freiheitlichen Institutionen des Landes zu Agitationen, die man kaum anders als staats- u. vaterlandsverrätherisch bezeichnen kann: ES sind das erstens die sozialistisch Radikalen, deren Abordnung selbst von den Pariser radikalen Arbeitern lau ausgenommen wurde, weil sie in ihren Aeußer- ungen den Patriotismus verleugnete. Zweiten« muß man hierher die politisch Radikalen rechnen, ein nur kleine« Häuflein, welchem Frankreich und dessen jetz igen Zustände als leuchtendes Vorbild erscheinen mö gen und die deshalb so bald als möglich die Republik ausrufen möchten. Als Anhänger dieser Partei er klärt sich Caporali, jener unreife Bursche, welcher den scharfkantigen Stein in das Antlitz eine- Greises schleuderte. Die Dritten im Bunde bilden die soge nannten Irredentisten, deren Programm früher die Annexion von Südtirol, Istrien und Dalmatien, des CantonS Tessin, der französischen Departements Nizza und Savoyen, sowie der Insel Corsica war. Wenn die Hoffnungen auf irgendwelche der genannten Lan- deStheile berechtigt sind, so wären cS für den Fall eines für Italien glücklichen Kriege« gegen Frankreich diejenigen auf Nizza, Savoyen und Corsica. Gerade die Ansprüche darauf hat aber die „Jrredenta" fallen lassen und beschränkt ihre Agitation gegen das Italien befreundete Oesterreich. Ihre ausgesprochene 'Neben absicht ist natürlich, der italienischen Regierung Ver legenheiten zu bereiten. Die Blätter ergehen sich in Erörterungen darüber, ob das Attentat gegen Crispi eine vereinzelte That, der Akt eines Ueberspannten oder Verzweifelten sei eder ob eS eine symptomatische Bedeutung habe. Der Streit ist müßig. Nicht nur „im Staate Dänemark ist manches faul". Caporali, ein Architekturschüler, der seine Ausbildung nicht beenden konnte und der stellen- und vollständig mittellos ist, macht für sein persönliches Mißgeschick Crispi verantwortlich und deshalb habe er sich, seiner Erklärung nach, an die sem gerächt. Es ist eine Ironie des Schicksals, daß dies gerade dem radikalen Crispi passiren muß. Absolute Frei heit des Einzelnen, soweit sich dieselbe nur irgend mit der bürgerlichen Ordnung vereinen läßt, ist CriSpiS stet- hochgehaltenes Ideal. Jetzt faßt aber ein angeblicher Republikaner die .Freiheit" so auf, daß sie ihn von Staat« wegen nähren müsse; denn den Mangel an passender Arbeitsgelegenheit legte der Attentäter direkt der Politik Crispi« zur Last, 'lisch ein anderer, scheinbar bisher wenig beachteter Umstand bei dem Ucberfaüe verdient Beachtung. Nachdem nämlich Caporali den Stein CriSpi ins Gesicht geschleudert hatte, wollte er dem Minister auch noch persönlich zu Leibe. Da stürzte sich aber ein des Weges kommender Priester namens Saverio Masfani zwischen Caporali und sein Opfer, rang mit dem Attentäter und half ihn dingfest machen. Auf einen solchen Dienst von Priestersseite hatte Herr Crispi wohl nie gerechnet und auch nicht rechnen dürfen. Fürst Bismarck hat sein Attentat gehabt, kaum ein beteutenderer französischer Staatsmann der neueren Zeit ist davon verschont geblieben und die Attentate gegen gekrönte Häupter waren eine Zeitlang wahrhaft epi demisch. Attentate kamen im autokratisch regierten Ruß land und im republikanischen Frankreich, in dem nach konservativen Grundsätzen geleiteten Deutschland und in dem radikalen Italien vor. Keine noch so freie Regierungsform und keine noch so vorzüglich organi- sirte Sicherheitspolizei bildet eine sichere Schutzwehr gegen die bornirte Mordlust politisch und sozial exaltirter Köpfe. Man wird das auf das allertiefste beklagen müssen, aber vergeblich nach einer Universal medizin dagegen suchen. Die ganze gesittete Welt aber einigt sich in dem Wunsche, daß Crispi seinen schweren Unfall recht bald überwinden möge! Hagesgeschichle. — Zur Reise der Cz a r e n fa m i li c verlautet jetzt, daß der Kaiser von Rußland seine Gemahlin nach Mecklenburg geleiten, selbst aber von dort direkt nach Potsdam und Berlin reisen wird. Die Kaiserin von Rußland hat am großherzoglichen Hofe Gastbe suche zu erwidern; cS heißt, daß die deutsche Kaiserin zur selben Zeit nach Mecklenburg reisen und dort