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Amts- M AizckMktt Abonnement »iertelj. 1 M. 20 Ps. einschliehl. deS »Jllustr. Unterhaltungsbl.- «. der Humor. Beilage »Seifen blasen"' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen ReichSpostanstalten. lrlrgr.-Adrrfse: Amtsblatt. für deu Gchrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Hlrngebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 52. Jahrgang. ——— — Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die Neinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Ps. Fernsprecher Nr. Lll>. Dienstag, den 4. April 4? 4« Der Ratsschreiber Kerr Lari kaul Martin aus Heyer ist heute als Hilfsexpedient und Protokollant verpflichtet worden. Stadtrat Eibenstock, den l. April 1905. Hesse. Müller. Wegeeinziehung betr. Der Autzwea Nr. 68 des Flurbuchs für Eibenstock zwischen der Gartenstrabe, Nr. 71 des Flurbuchs, und der Westgrenze der auf dem Flurstücke Nr. 83 geplanten Straße wird zufolge Beschlusses der städtischen Kollegien hiermit für den öffentliche« Verkehr einaezogen. Der Verkehr wird auf lctztbezeichnete Straße verwiesen. Stadtrat Eibenstock, dm 3. April 1905. Heffe. M. Verloren wurde am 30. März d. I. auf dem Wege von Blauenthal nach Eibenstock ein Tparkaffen- buch Nr. 4564 der Auer Sparkasse. Man bittet dasselbe an die Sparkasse zu Aue oder an den darin genannten Eigentümer abzugeben. Die SparklisselMmaUlmg der Stadt Aue. !»>-. Kretzschmar. Tanger und Aarts. Der Besuch unsere« Kaiser« in Tanger ist nach allen vor liegenden Berichten, selbst französischen, in jeder Beziehung würdig und eindrucksvoll verlaufen. Am stärksten scheint, abgesehen von der deutschen Kolonie und den Mauren, die Begeisterung bei den Spaniern gewesen zu sein; doch hatte auch die englische Kolonie einen Triumphbogen errichtet. Da« französische Element verhielt sich zum mindesten höflich und korrekt, der französische Schiffs kommandant meldete sich an Bord der »Hamburg- und der französische Jnstruktion»osfizier Fournier wurde beim Empfang in der deutschen Gesandtschaft vom Kaiser in ein freundliche« Gespräch gezogen. Man kann also mit dem Verlauf de« Besuche« sehr zufrieden sein, seine für die deutschen Interessen und die Unabhängigkeit de« Sultan« günstige Wirkung wird nicht au«- bleiben. Am selben Tage sprach sich der Minister Delcasft im fran zösischen Senat über die Haltung Frankreich» gegenüber Marokko au«. Er umging den Kaiserbcsuch in Marokko und vermied e», die deutsche Politik und die deutschen Interessen in Marokko direkt zu erwähnen. Er war lediglich eine BeschwichtigungS- und Verteidigungsrede. Herr Delcassü erkannte an, daß fremde Nationen in Marokko Handelsinteressen haben und daher An sprüche aus Sicherstellung erheben können. Frankreich wolle keine fremden Rechte beeinträchtigen, da« Prinzip der Freiheit de« Handel« sei im Artikel 4 de» franko-englischen Abkommen« enthalten. Frankreich werde auch die Autorität de« Sultans aufrecht erhalten, infolge aber der fortdauernden Unruhen in Marokko, die die Entwicklung Algier» beeinträchtigen, habe Frank reich ein besondere« politische« Interesse, dem Sultan Ratschläge für die innere Verwaltung de« Lande« zu erteilen. Der französische Minister hat hierbei zweierlei sorgfältig außer Betracht gelassen. Einmal garantiert der franko-englische Vertrag die Handelsfreiheit nur auf Zeit und Handelsfreiheit ist auch nicht identisch mit offener Tür. Frankreich könnte seine Waren den allge meinen Zöllen in Marokko unterwerfen und doch tatsächlich die wirt schaftliche Entwicklung de« Lande« für sich monopolisieren. Wenn e» die innere Verwaltung leitet, kann e« auch mit Leichtigkeit alle Regierung«-Auslräge, Eisenbahnen, Bergwerkkonzesstonen, Wege bauten, Post- und Telegraphen-Einrichtunzcn u. s. w. sür fran zösische Unternehmer monopolisieren. Darauf kommt e« an, denn da liegt der Hauptvorteil in der wirtschaftlichen Zukunft de» Landes. Zweiten« aber kann sich Frankreich über Grenzunruhen und Einfälle in algerische« Gebiet erst beklagen, seitdem c» zu den Oasen Tust und Tafilett vorgedrungen ist und selbst die Marokkaner zum Widerstand gereizt hat. Schutz der Souveränetät de« Sultan« und französische Kontrolle der inneren Verwaltung de» Lande» sind unvereinbare Dinge, und nach der dialektischen Geschicklichkeit de« Herrn Delcasse ist e« nicht gelungen, diesen Widerspruch aufzulösen. Er wird sich daher gefallen lassen müssen, daß wir seine Erklärungen nach wie vor ungenügend finden und daß die deutsche Politik ein französische» Protektorat über Marokko auch in der Ver schleierung de« Herrn Delcasse einstweilen nicht anerkennen kann. Tagesgefchichte. — Deutschland. Der Eifer, mit dem Deutschland in jüngster Zett die militärische Sicherung seiner Nordsee küste betreibt, ist bemerkenswert. E« sei nur auf die Errichtung einer besonderen Minenabteilung der Flotte in Cuxhaven hin gewiesen, der die Aufgabe zusallt, für eine möglichst schnelle Sperrung der Elb- und Wesermündung Sorge zu tragen. Auch auf anderen Gebieten der Seewehr ist der Schwerpunkt von der Ostsee nach der Nordsee verlegt. Nach den neuen Bestimmungen de« Marinesekretär« über den Mannschast«etat werden beispiels weise an Matrosen Artillerie die Nordseegarnisonen einen drei mal so starken Bestand haben, al« die an der Ostsee. Die im Herbst einzustellcnden Ingenieuranwärter sollen zur Werstdivision in Wilhclmthaven kommen. Bestätigt e« sich ferner, daß den in der nächsten Marinevorlage zu fordernden Schiffen ein über da« bisher übliche Maß hinau»gchende« Deplacement gegeben werden soll, so dürfte für die Stationierung dieser Schiffe vorzugs weise an die Nordsee gedacht werden, da die Tiefen-Berhältnisse an der Ostseeküfte weniger günstig sind, wie die Havarien mehre rer Linienschiffe, zuletzt der »Mecklenburg-, erkennen taffen. Da» Bestreben der Martneleitung, ganz besonder« die Wacht an der Nordsee zu vervollkommnen, ist also offenkundig. — Eine derbe Abfuhr hat der Reichskanzler, Graf Bülow, dem Abgeordneten Bebel in der Mittwochsitzung de» Reichstag« beigebracht. Der sozialdemokratische Führer hatte von einer Provokation (Herausforderung) der Arbeiter durch die Regierung während de« Ausstande« im Ruhrkohlengebiet gesprochen und gesagt, daß in England oder Frankreich sich kein Minister einem Streik gegenüber so hätte benehmen können wie der Reich« kanzlcr. Dem Grasen Bülow wurde e« leicht, die Haltung der preußischen StaatSregierunz zu rechtfertigen durch Len Hinweis aus die Ausführungen, die er einige Tage vorher im preußischen Abgeordnetenhaus? darüber gemacht hatte. Hier hatte der leitende Minister überzeugend nachgewiescn, daß kaum je eine Regierung gegenüber einer so ernsten und weitreichenden Arbeitseinstellung, wie c« dieser AuSstano im Ruhrgebiet war, eine sachlichere und ruhigere Haltung beobachtet hat, wie in diesem Falle die königlich preußische StaatSregierunz. Dann aber drehte der Reichskanzler den Spieß um, indem er an den Abgeordneten Bebel die Frage richtete, wie sich bet ähnlichem Anlaß Regierende verhalten hätten, die au« der Sozialdemokratie hervorgegangen sind. Die Antwort gab Graf Bülow selbst, indem er seststellte, daß sie dem Streik meist mit bewaffneter Hand entgegengetreten sind. Unter großer Heiterkeit de« Hause» la« er darauf vor, wa« der Abgeordnete Bebel darüber aus dem internationalen Sozialisten - Kongreß in Amsterdam gesagt hat. Da hatte näm lich der sozialdemokratische Führer seiner Entrüstung mit folgAiden Worten Luft gemacht: »Kein größerer Kampf in den letzten 4 Jahren, nicht in Lille, Roubaix, Marseille, Brest, Martinique und noch jüngst in der Normandie der Streik der Glasarbeiter, bei dem da« Ministerium Waldeck-Rousseau-Millerand, da« Ministerium Combe« gegen die Arbeiter nicht Militär auigeboten hat. Im November ist die Pariser Polizei in schamlosester, ge walttätigster Weise in die Pariser Arbeiieibörse eingebrochen und hat 70 Arbeiter verwundet, niederzcknüppelt und da hat ein Teil unserer sozialistischen Freunde in der Kammer nicht sür die Be strafung de« Polizeipräfekten gestimmt. Die Antwort auf die Frage de« Reichskanzlers an den Abgeordneten Bebel, mit welchem Recht er gegen die preußische Regierung zu Felde ziehe, die gegen über einem Ausstande von 200000 Arbeitern nicht einen einzigen Soldaten auf die Beine gebracht habe, ist der sozialdemokratische Führer schuldig geblieben. Die Abfuhr des Abgeordneten Bebel ist umso größer, wenn man die ebenfalls vom Reichskanzler an geführte Tatsache berücksichtigt, daß neulich in der belgischen Kammer die beiden sozialistischen Vertreter von Lüttich die belgische Re gierung gebeten haben, sie möge gegenüber dem belgischen Streik eine so gerechte und sachliche Haltung einnehmen, wie die preußische Regierung während Le» Bergarbcitcrstreike» im Ruhrrevier e« gegenüber den preußischen und deutschen Bergarbeitern getan hätte. Selbstverständlich wird seine Abfuhr den Abgeordneten Bebel nicht hindern, bei nächster Gelegenheit wieder unberechtigte An griffe gegen die Regierung zu richten; denn Hetzen ist ja nun einmal die wichtigste Aufgabe der Sozialdemokratie. — Die Errichtung von Konzentrationslagern für die gefangen genommenen Aufständischen ist beschlossen worden. In dem Nachtragsetat für S ü d w e st a fr i k a ist zu diesem Zwecke schon eine Summe eingestellt und kic Absendung einer vierten Etappenkompanie, welche die Bewachung der Gefangenen übernehmen soll, ist ungeordnet worden. Dem Vernehmen nach waren nach den letzten Berichten schon 4000 Eingeborene zu Gefangenen gemacht worden, darunter nur etwa 800 Männer, sonst Frauen und Kinder. Wie viele von den Männern Krieger waren, ist nicht gemeldet worden. Dazu kommen noch die Ge fangenen von Groß-Barmen, die da» Telegramm de« Kommando« al« zahlreich bezeichnete. Doch ist ihre Zahl hier nicht bekannt. Wie viele Lager errichtet werden sollen, wird nicht angegeben. Ist auch die Zahl der Gefangenen größer, al« man nach den bisherigen einzelnen Berichten annehmen mußte, so ist doch da« ganze Ergebnis recht dürftig mit Rücksicht daraus, daß der Haupt- kämpf gegen da» große Volk der Herero schon vor einem halben Jahr beendet war. Der Rest de» Volke« verschwindet offenbar in dem weiten Lande vor unseren Augen. Die vierte Etappen kompanie, die am 28. Februar mit anderen Truppen von Ham burg abgefahren ist, besteht au« 8 Offizieren, Sanitätsoffizieren und oberen Militärbeamten, 28 Unterojfizieren und 143 Soldaten. — Oesterreich-Ungarn. Die ungarifche Krise scheint nach den neuesten Nachrichten elne günstige Wendung zu nehmen. Dem Eingreifen Szögheni« ist e« gelungen, die Koalition zum Abstehen von ihrer Forderung der ungarischen Kommando sprache zu bestimmen und eine Annäherung herbeizuführen. Ein Kabinet Andrassy ist wahrscheinlich, und eine Entscheidung scheint nahe bevorzustchcn. ES verlautet, die ungarische Sprache soll sür alle au» dem ungarischen Territorium, mit Ausnahme Kroatien«, rekrutierten Regimenter al« Regimentssprache erkiärt werden. — Rußland. Lodz, 1. April. Gegen einen Polizei kommissar wurde heute eine Bombe geschleudert. Der Kommissar wurde schwer verwundet. Der Mann, der die Bombe geschleudert hatte, wurde von einem Polizeibeamten, der ihn feslnehmen wollte, verwundet und dann al« Gefangener ins Krankenhau« geschafft. Die Explosion war so stark, daß alle Fensterscheiben der benachbarten Häuser zertrümmert wurden. -Kreta. In Kreta macht sich seit einiger Zeit eine heftige Unabhängigkeits-Bewegung bemerkbar. In folge dessen erließ der Gouverneur von Kreta, Prinz Georg von Griechenland, an die Einwohner eine Proklamation, in welcher er erklärt, die Mächte hätten den internationalen Truppen An weisung gegeben, behufs Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung aus der Insel einzuschreiten. Der Prinz fordert dazu aus, nach Hause zurückzukehren, und beschwört die Ausständigen, die Waffen niederzulegen. — Marokko. Die »Hamburg- und der Kreuzer »Friedrich Kadl- trafen Freitag vormittag um 8 Uhr auf der Reede von Tanger ein, da« in der Morgensonne sehr malerisch dalag ; da« Bild der von der Zitadelle überragten weißen Häusergruppen, die eine alte Mauer umschließt, war von eigenartiger Schönheit. Die sehr stark bewegte See machte die LandungSverhältnisse schwierig. Der deutsche Geschäftsträger v. Kühlmann mit den Herren der Gesandtschaft kam an Bord der »Hamburg- und wurde vom Kaiser empfangen. Einige aus der Reede seit Ju>i ankernde französische Kreuzer feuerten Salut. Sie hatten über die Toppen geflaggt; die Mannschaften standen in Parade. Die alten Strandbatterien von Tanger salutierten gleichfalls. Der »Friedrich Karl- erwiderte die Salutschüsse. Zahlreiche Ruderboote, von Mauren in bunt leuchtenden Gewändern be dient, umkreisten die »Hamburg-. Der Kommandant der fran zösischen Kriegsschiffe kam an Bord und meldete sich beim Kaiser. Der Kaiser ging nach 11 Uhr mit dem Gefolge an Land. Der Kaiser trug die Uniform de« Ersten Garde-Regiment«. Am Lande empfing den Kaiser unter Salut mit einer Ansprache der Groß-Oheim de» Sultan», Scheich Mulai Abd el Mulek, der von drei hohen maurischen Würdenträgern begleitet war. Der Kaiser erwiderte auf die Ansprache. Reiche Marokkaner hatten Pferde zur Verfügung gestellt, welche am Landungsplatz« in großer Zahl bereit gehalten wurden. Der Kaiser mit dem Gefolge, hinter dem Kaiser die beiden Lcibgendarmen mit Adler helm und Standarte, dann die vielen Gäste de« Kaisers von der »Hamburg- in glänzenden militärischen Uniformen ritten nun durch die Stadt nach der Gesandtschaft. Malerisch phantastisch gekleidete Reiter gaben dem Zuge da« Geleite. Die Infanteristen trugen roten Rock und roten Fez. Ihre braunen Gesichter strahlten förmlich vor Freundlichkeit und Heiterkeit, al« sie ihre Gewehre älteren Modell« präsentierten. Europäer und Ein geborene jubelten dem Kaiser unaurgesetzi zu. Salven knatterten, Musikbanden machten einen ungeheueren Lärm und die arabischen und maurischen Frauen, auf den Dächern hockend, stießen ihre schrillen Begrüßungsrufe au«. — Der Kaiser verlieh dem Groß oheim de« Sultan« Abd El Malek den Kronenorden 1. Klasse, den drei Würdenträgern den roten Adlerorden 2. Klasse. Der Sultan verehrte dem Kaiser al« Geschenk Seidenstoffe, Waffen und Schmucksachen. Die Stadt Tanger schenkte 12 Stück Rind vieh, 50 Hammel, viele Kühe, eine groß« Menge frische Eier, Gemüse und Früchte. Da« Großvieh wurde von dem Kreuzer »Friedrich Karl- nicht ohne Schwierigkeiten an Bord genommen. Die Früchte wurden zum größten Teil an die aus den beiden S-bissen befindlichen Herren verteilt. Die deutsche Kolonie in Tanger überreichte dem Kaiser Aquarelle, die deutsche Kolonie in Fez brachte Seidenstoffe sür die Kallerin dar. Gegen 3 Uhr nachmittag verließen die deutschen Schiffe unter dem Salut de« Fort» und der französischen Kriegsschiffe die Reed« und dampft«» bei trübem Wetter nach Gibraltar weiter, wo der Kaiser abend« '/»8 Uhr an Land ging. — Gtbralbar, l. April. Der Kaiser ist um 5'/, Uhr abend« an Bord der »Hamburg-, begleitet vom Kreuzer »Friedrich Karl-, nach Port Mahon abgereist. Die eng lischen Kriegsschiffe sowie die Strandbatlerien feuerten Salut. — Japan. Tokio, 1. April. Prinz und Prin zessin Arisugawa mit Gefolge haben heule die Reise nach