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Amts- imS Aiizcheblatt für den Sefirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Hlrngebung Abonnement viettelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jlluftr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Telegr.-Adrestr: Amtsblatt. .H? 148. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. _ 52. Jahrgang. - Somabend, den 16. Dezember Fernsprecher Nr. 216. IS«S Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Bahnhofsrestaurateurs L-ouia W^rl«ckrI«Ii ^.Ibvrt t-lerieltv in Eibenstock wird heute am 13. Dezember 1S05, nachmittags ' ,6 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt I)r. Windisch in Eibenstock wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 20. Januar 1906 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und ein tretenden Falles über die in ß 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 28. Dezember 1905, vormittags 10 Mr — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 10. Aevruar 1906, vormittags 10 Ayr — vor dem unterzeichneten Gerichte, Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinichuldner zu ver abfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 5. Februar 1906 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Eibenstock. Dem Maschinensticker Tluxer hier ist heute an Stelle seines angeblich verloren gegangenen Arbeitsbuches Nr. 27 vom Jahre 1902 ein neues Arbeitsbuch ausgestellt worden. Zur Verhütung von Mißbrauch wird dies hiermit bekannt gegeben. Stadtrat Eibenstock, am II. Dezember 1905. Kesse. L— Die Aufzeichnung der Hierselbst vorhandenen a. Pferde, einschließlich der Fohlen, d. Rinder, im Alter von über 6 Wochen, o. Kälber, im Alter von weniger als 6 Wochen wird durch die Schutzmannschaft in diesem Jahre nächsten Wonlag, den 18. Dezember 1905, vorgenommen werden. Gleichzeitig mit dieser Aufzeichnung findet diesmal eine Ermittelung der Schweine bestände statt, durch die festzustellen ist, wieviel Schweine im Alter a. bis zu einem Vierteljahr, d. von über einem Vierteljahr vorhanden sind. Die Viehbesitzer werden um wahrheitsgetreue Angaben ersucht. Stadtrat Eibenstock, den 14. Dezember 1905. Hesse. Müller. Sämtliche Rechnungen über in diesem Jahre für die Stadtgemeinde ausgeführte Arbeiten und Lieferungen sind bis zum 30. Dezember 1V0» bei der Stadtkassc hier einzureichen. Stadtrat Eibenstock, am 14. Dezember 1905. Hesse. A. Tagestteschichte. — Deutschland. Der Kaiser hat an den heim kehrenden General v. Trotha ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt: „Sie verlassen das Land, in dem Sie während einundeinhalbjährigen Aufenthalts mit vollster Hingabe tätig gewesen sind. Ich spreche Ihnen hierbei gern aus, daß Sie mein Vertrauen in Ihre Einsicht und Kriegserfahrung, wel ches mich bewog, Sie in schwieriger Zeit zum Kommandeur in Südwestafrika zu ernennen, in vollstem Maße gerechtfertigt haben. Meinen kaiserlichen Dank und meine warme An erkennung für Ihre vortrefflichen Leistungen wünsche ich da durch zu betätigen, daß ich Ihnen den Orden pour le Marita verleihe." — Die nach der Beendigung der Unxuhen im Norden Deutsch-Ostafrikas auf dem Marsche an den Nyassa nach dem Süden befindlichen Abteilungen unserer Schutz truppe haben am Jlulu-Plateau einen großen Sieg über die Aufständischen unter Hongo davongetragen, ebenso endeten die im Innern des Landes gelieferten Gefechte alle mit dem Siege unserer Truppen. Gouverneur Graf Götzen telegraphiert darüber aus Dar-es-Salam: Groß- muberer Hongo hat mit 2000 Rebellen des Lagerdetachement des Hauptmanns Seyfried im nördlichen Teil des Bezirks Lindi angegriffen. Der Feind wurde geschlagen und verlor 81 Tote, darunter den Hongo. Diesseits wurde Inspektor Lindner am rechten Handgelenk schwer verwundet, außerdem ein Hilfskrieger; leicht verwundet wurden Hauptmann Sey fried, 3 Askaris, 12 Hilfskrieger. Aus Jringa meldet Haupt mann Nigmann siegreiches Gefecht einer Abteilung unter einem farbigen Unteroffiziere gegen Wasagara am 16. Novbr. bei Lula. Längerer Kleinkrieg im Gebirge am Ruaha und in den Utschungwe-Bergen ist noch zu erwarten. Die früher verlassene Missionsstation Pangive in Nord-Songea ist in zwischen zerstört worden. Hauptmann v. Schönberg geht morgen mit der 14 Kompanie nach Samanga und über nimmt die Beendigung der Unterwerfung der Matumbi. Die Marine-Infanterie wird aus Kibatta an die Küste ge zogen und übernimmt den Telearaphenschutz bei Mtingi; die Marine-Infanterie auf Etappenstation westlich Kilwa wird durch farbige Soldaten ersetzt und übernimmt den Orts schutz Kilwa. Die Matrosen werden aus Mtingi und Kilwa an Hord genommen. — Rußland. Die Lage ist, wie aus Petersburg über Eydtkuhnen gemeldet wird, vollständig unverändert. Der Ausstand der Post- und Telegraphenbeamten dauert fort, nur an einigen Orten, darunter in Petersburg, ist er zum Teil beigelegt oder durch Maßnahmen der Postver waltung wirkungslos gemacht. Die ausständigen Beamten beginnen auch hier gegen ihre arbeitswilligen Kollegen Ge walt anzuwenden und beschädigen und beschmutzen die Brief kästen. Die in Moskau versammelten Vertreter der Arbeiter- Deputiertenräte und der radikalen Parteien haben beschlossen, mit allen Mitteln weitere partielle Ausstände zu verhindern, weil diese den General-Ausstand beeinträchtigen, zu welchem die Arbeiter sich rüsten müßten. Für die nächsten Tage wird die Veröffentlichung eines neuen Streik-Gesetzes erwartet, erner zeitweilige Bestimmungen betr. das Vereins- und Ver- ammlungsrecht und zweier Regierungs-Communiquvs, welche ne Notwendigkeit dartun, beschränkende Maßnahmen zu er greifen. Das neue Streikgesetz läßt, wie es heißt, wirtschaft liche, aber keine politischen Streiks zu und setzt Strafen für die Anstifter fest sowie Vergünstigungen für dieienigen, welche sich einem Streik nicht anschließen. Den Staatsbeamten ist die Beteiligung an einem Streik unbedingt untersagt. Der „Regierungsbote" meldet, das fertiggestellte neue Wahlgesetz werde demnächst dem Zaren vorgelegt werden. — Frankreich. Der Seepräfekt, Admiral Marquis, hat dem Staatsanwalt angezeigt, daß sich in Toulon eine Vereinigung gebildet habe, welche den Namen Vereinigung der Antipatrioten führe und viele Arsenalarbeiter zu ihren Mitgliedern zähle. Aus einem mit Beschlag belegten Schrift stück geht hervor, daß die Mitglieder der Vereinigung sich verpflichten, die Vaterlandsliebe zu zerstören, den Militarismus zu bekämpfen und die Offiziere aller Grade der öffentlichen Verachtung preiszugeben. Die von der Staatsanwaltschaft eingeleitete Untersuchung ergab, daß die Führer dieser Ver einigung durchweg Arsenalarbeiter sind. Der Seepräfekt be gab sich nach Paris, um dem Marineminifter Bericht zu erstatten. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 14. Dez. Es sind Gerüchte in unserer Stadt im Umlauf, daß der 16jährige Sohn des Feuermanns bei der städtischen Gasanstalt hier, Paul Louis Flach durch Selbstvergiftung verstorben sei. Alle die Gerüchte beruhen auf Verleumdung und Unwahrheit, wie auch die durch Herrn Sanitätsrat vr. Zschau hier vorgenommene Sektion des Leichnams ergeben hat. Flach hat an einer akuten Hirnhaut entzündung gelitten, die meist in wenigen Tagen unter schwer sten Hirnerscheinungen rötlich zu verlaufen pflegt. — Eibenstock. In Nummer 289 der Chemnitzer „Volksstimme" befindet sich unter Eibenstock folgende Erklärung: Von den Genossen Hermann Seidel, Paul Mehnert und Eduard Ott erhalten wir folgende Inschrift: „Bezug nehmend auf die Berichte der „Allgemeinen Zeitung" in Chemnitz in den Nummern vom ö. und 9. Dezember, Stadt verordnetenwahl betreffend, haben wir zu erklären, daß uns wohl genügend bekannt ist, daß wir bei der Wahl einerseits vom Wahlverein, andrerseits von bürgerlichen Vereinen als Kandidaten aufgestellt wurden. Die als Kandidaten des Wahlvereins allein eine Aussicht auf Erfolg nicht vorhanden war, und von der andern Seite die Partei zugehörigkeit nicht in Frage kam und Bedingungen nicht gestellt wurden, so haben wir angenommen und sind gewählt worden. Wir können uns infolgedessen nicht als nur von einer Partei gewählte Vertreter betrachten. Im übrigen aber bemerken wir, daß Bericht sowie Berichtigung in der „Allgemeinen Zeitung" entstellt sind und nicht der Wahrheit entsprechen. Wie erklären hierdurch, daß unsre Parteizuge hörigkeit fortbesteht, und von einem Gesinnungswechsel nicht die Rede sein kann." — Schönheide. Vergangene Woche fand der von der Gewerbekammer zu Plauen angeregte und in dankens werter Weise wesentlich unterstützte Meisterkursus, an dem Handwerker und Kleingewerbetreibende in die gewerbliche Buchführung eingeführt wurden, seinen Abschluß. Die Dauer desselben belief nch auf 4 Wochen und war zweimal auf die Zeit von abends 8—10 gelegt. Die Zahl der Teilnehmer war ganz überraschend. Bei dem Kursus waren die Gesamt innung, die Bäcker- und die Fleischerinnung vertreten, in Summa 37 Personen, welche sich auf 3 Gruppen verteilten. Die Verteilung war folgende: I. k> Tischler, 2 Handelsleute, 2 Schuhmacher, 2 Schlosser, 1 Buchdruckereibesitzer, 1 Klemp ner, 1 Sattler, 1 Schmied, 1 Sticker. II. 14 Bäcker. III. 7 Fleischer. Der älteste Meister war 66 Jahre. Nach dem Wohnsitz gehörten 32 nach Schönheide, 4 nach Schönheider- Hammer, 1 nach Neuheide. Die Herren bekundeten bei der Einführung ein lebhaftes Interesse, wovon auch der regel mäßige Besuch Zeugnis ablegte. Der Erfolg war ein höchst erfreulicher. — Carlsfeld. Ein sehr bedauerlicher Unglücks- fall ereignete sich am gestrigen Tage auf der Straße von Carlsfeld nach Wilzschhaus, zwischen der oberen und unteren Schneidemühle von L. Friedrich hier, dem ein noch junges Menschenleben zum Opfer siel. Der 28 Jahre alte Geschirr führer Adolf Emil Gerisch von hier fuhr am erwähnten Tage mit einem mit 2 Pferden bespannten geladenen Bretterwagen. Beim Anziehen der Pferde kam dieser ins Rutschen, da sich Glatteis auf der Fahrstrecke befand, infolgedessen er umfiel und den Unglücklichen erschlug. Gerisch ist verheiratet und Vater von 3 Kindern. — Leipzig. Die 3000 Textilarbeiter der großen Baumwollspinnerei Leipzig sind in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie fordern vom 1. Januar 1906 ab die zehn stündige Arbeitszeit bei entsprechender Lohnerhöhung. Die Baumwollenspinnerei Leipzig ist eines der größten Etablisse ments der Textilbranche. — Leipzig, 12. Dezember. Eines unverschämten Diebstahls hat sich der Tiefbauunternehmer Gläser schuldig gemacht, er hat nämlich am Nachmittag des 17. Juni aus einem Zimmer des König!. Amtsgerichtes, als, wie er genau wußte, dort keiner der Beamten anwesend war, zwei Akten stücke entwendet, die sich mit seiner Person befassen. Diese Akten waren von der Staatsanwaltschaft Kassel eingesandt worden und betrafen das Verbrechen der gewinnsüchtigen Urkundenfälschung, wegen dessen gegen Gläser ein Verfahren eingeleitet worden war, das mit seiner Verurteilung zu einem Jahr zwei Monaten Gefängnis endete. Für den Aktendieb stahl diktierte ihm das hiesige Landgericht eine weitere Ge fängnisstrafe von drei Jahren zu. - Chemnitz, 12. Dezember. Arg benachteiligt wurde ein Kolonialwarenhändler hier durch das Versehen seiner beiden Rechtsanwälte, die er beauftragt hatte, wegen seiner Verurteilung durch das Chemnitzer Landgericht Revision ein zulegen. Die Anwälte schickten die mittels Schreibmaschine hergestellte Revisionsschrift ohne ihre Unterschrift ab und als der Fehler bemerkt wurde, war die gesetzliche Frist verstrichen und das Urteil bereits rechtskräftig geworden. — Zwickau. Die Veruntreuungen des Kassenvorstandes bei der hiesigen Landesstrafanstalt, von Wolffersdorff, der sich, wie gemeldet, erschossen hat, belaufen sich auf 16000 bis 17000 Mk. Von Wolffersdorff hat die defraudierten Gelder zur Unterstützung verheirateter Familienangehöriger verwendet. — Markneukirchen. Drei sog. „Geldmännel" haben hier einen bösen Hereinfall erlebt. Nach Art dieser berüchtigten „Geldfabrikanten" versprachen sie einem hiesigen Einwohner gegen Zahlung einer bestimmten Summe einen weit höheren Betrag in falschen, aber „tadellos nachgeahmten" Hundertmarkscheinen. „Zur Probe" hatten die Industrie ritter einen (natürlich echten!) Schein mitgebracht. Dieser blaue Schein gefiel ihrem Geschäftsfreund so, daß er damit verduftete. Die drei Geldmännel hinterdrein. Das Ende vom Liede war eine kleine Keilerei, großer Lärm, Erscheinen der Polizei, Konfiszierung des Scheines und schleunige Flucht der geprellten Schwindler. — Bautzen, 13. Dezember. Nach dreitägigen Ver handlungen vor dem hiesigen königlichen Schwurgericht wurde heute nachmittag der Glasmachermeister Linke aus Kamenz, welcher in der Nacht zum 31. August dieses Jahres seine Frau, vier Kinder und Schwiegermutter ermordet hat, zum Tode und wegen Brandstiftung zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt.