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Amts- und Anzeigeblatt für den «»scheint 1 Abonnement -SLZ-» Wrk des Amtsgerichts Libeiitimt! -W- sertionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- Z-le io Pf und deffen Umgebung. ^-1^. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. - - > - - - - -- Ia-rgan«. S Donnerstag, den 11. Januar 18S4. Der erste diesjährige Zr«LlrlL»1»K wird Mittwoch, den 24. Januar k. I., von Worin. 11 Htyr an im Sitzungssaale der unterzeichneten Behörde abgehalten werden. Die Verhandlungen sind öffentlich. Schwarzenberg, am 8. Januar 1894. Königliche Amtshauptmannschast. Frhr. v. Wirsing. Bekanntmachung, die Anmeldung der Ostern 1804 schulpflichtig werdenden Kinder betreffend. Ostern >894 werden alle diejenigen Kinder schulpflichtig, welche bis dahin das sechste Lebensjahr erfüllt haben. Außer diesen können auch solche Kinder der Schule zugefllhrt werden, welche bis zum 30. Juni 1894 das sechste Lebensjahr vollenden. Die Anmeldungen haben zu geschehen 1) sür Kinder, welche der 1. Bürgerschule zugeführt werden sollen, am 8., 9. und lü. Januar 1894, Mormittag von 11 Vis 12 Mr, 2) sür Kinder, welche der S. Bürgerschule zngesührt werden sollen, am 11., 12. und 13. Januar 1894, Bormittag von 11 vis 12 Mr in dem im l. Stock ter Schule gelegenen Direktorialzimmer des hiesigen Schul gebäudes. Bei dieser Anmeldung ist sür alle Kinder de» Impfschein und für Kinder, die aus Gesundheitsrücksichten vom Schulbesuch noch zurückbehalten werden sollen, ein ärztliches Zengnitz über die Rothwendigteit dessen, für die nicht in hiesiger Stadt geborenen Kinder aber außerdem eine standes amtliche Geburtsurkunde und ein Tanfzeugnitz beizubringen Insoweit die Anmeldung der Kinder nicht durch die Eltern selbst erfolgt, sind damit nur Erwachsene zu beauftragen, die über die einschlagenben Verhält nisse der betreffenden Kinder und ihrer Eiter» genügende Auskunft zu eriheilen vermögen. Anmeldungen durch Schulkinder müssen zurückge wiesen werden. Eibenstock, am 3. Januar 1894. Der Rath der Stadt. »>-. Körner. Hans. Unter Bezugnahme auf den in Nr. 1 dieses Blattes vom lausenden Jahre abgedruckten Erlaß der Königlichen AmtShauptmannschast Schwarzenberg werben die im Jahre >874 geborenen männlichen Personen, ingieicheu diejenigen, älteren Jahrgängen angehörenden Mannschaften hiesigen Ort«, über deren Militärver- hältniß noch nicht endgültig entschieden worden ist, hiermit aufgeforderk, sich innerhalb der Zeit vom 15. Januar öis mit 1. Aebruar 1894 im hiesigen Gemeindeamte behufs Aufnahme in die Rekrutirungsstammrolle an zumelden. Schönheide, am 5. Januar 1894. Der Gemeind evorstand. Evangelische Deutsche! Der Reichstag hat den Antrag der CentrumS- partei auf Wiederzulassung des Jesuitenordens in zweiter Lesung angenommen, und eS steht zu erwarten, daß derselbe in der dritten auch endgültig angenom men werden wird. Das ist ein für unser Vaterland tief beschämendes Ereigniß, über welches wir un» ge drungen fühlen, ein offene« Wort an unsere Volks und Glaubensgenossen zu richten. Daß eine aus Ultramontanen, Welfen, Polen und Sozialdemokraten zusammengesetzte Majorität im Stande ist, in einer solchen da« evangelische Deutsch land im Innersten bewegenden Sache gegen bas evan gelische Interesse zu entscheiden, das ist eine Anklage wider jeden deutsche» Protestanten, der durch Thun oder Unterlassen eine solche ReichstagSmajorität hat ermöglichen helfen. Aber wir müssen auch aussprcchen, daß diejenigen ReichStagsabgeordneten, welche durch Fernbleiben von der betreffenden Abstimmung den Sieg der Jesuikenpartei mit veranlaßt oder doch daS Stimmenverhältniß zu Ungunsten der guten Sache herabgedrücki haben, ohne daß zwingende Umstände ihnen die Fernhaltung auferlegten, eine schwere Ver antwortung, und zwar nicht vor dem evangelischen Deutschland allein, auf sich genommen haben. Wer in der Jesuitenfrage nicht Farbe zu bekennen wagt, ist des NamenS eines deutschen Reichsboten nicht wcrth. Und ist e« zu loben, daß die reichsfreundlichen Par teien, welche dem Antrag widersprachen, sich auf kurze Erklärungen beschränkt haben, anstatt die Gefahren, welche unserem Vaterlande von der Rückkehr des Je suitenorden« drohen, gründlich zu beleuchten und die Unwahrheiten seiner Fürsprecher gründlich zu wider legen? Diese Angelegenheit ist sür Deutschland wich tiger u. tiefergrcifend al« Handelsverträge und Steuer gesetze und hätte ohne kleinlichen Opportunismus mit tiefstem sittlichen Ernste behandelt werden sollen. Allerdings kann deutsche Männer ein Ueberdruß ankommen, so bodenlose Verhöhnungen aller geschicht lichen Erfahrung, wie sie auch hier wieder zu Gunsten der Jesuiten verlautbar« worden sind, immer von Neuem zu widerlegen. Wir haben die Jesuiten wieder einmal als die unschuldigen Lämmer, die Niemanden gefährden, al« die Männer de« Frieden» und der Frömmigkeit, al« die besten Mitkämpfer zur lieber- Windung der sozialen Gefahr lobpreisen hören. Die Geschichte aber zeigt, daß überall, wo dem Jesuiten orden freie Wirksamkeit eingeräumt worden ist, sei e« im christlichen Abendland oder in den fernen Reichen OstasienS, Zerrüttung der Staaten und blutiger Bürger krieg, religiöse Entartung und sittliche Korruption die FruLt seiner Aussaat gewesen ist, und daß insonder heit unser deutsche« Vaterland die Arbeit und Kämpfe zweier Jahrhunderte gebraucht ha«, um sich au« den Ruinen wieder auszurichten, in welche die von Jesuiten geleitete Gegenreformation unsere nationale Kultur und Existenz verwandelt hatte. Wie Wahnsinn muthet e« den Geschichlskundigen an, die Jesuiten zurückzu rufen. Glieder eines Ordens, der auf seine Fahne geschrieben hat: Ausrottung der Ketzerei, d. d. vor Allem der Kirche der Reformation, sind daS die Männer des konfessionellen Friedens für Deutschland? Leute, welche in ihrem Ordensgelübde alle Familien- und Vaterlandsliebe um der internationalen Ordenszwecke Willen verleugnen, können die rechte Deutsche sein? Eine Gesellschaft, welche dem Papst das Recht zuer kennt, die Unterthanen vom Treueid zu entbinden, ja, die unter gewissen Bedingungen den Königsmord als ein Naturrecht der Völker vertheidigt, sollte eine Schutzwehr der Throne gegen die Geister de« Um sturzes bilden? Priester, Lehrer, Erzieher, welche die erste Grundlage aller wahren Frömmigkeit und Sitt lichkeit, die Selbstverantwortung des Gewissen», zu Gunsten eine« ihren Obern zu leistenden Kadaver gehorsam« grundsätzlich verleugnen, wären die berufenen Retter einer durch Atheismus und Sozialdemokratie gefährdeten Gesellschaft? .Kann man auch Trauben lesen von den Dornen, und Feigen von den Disteln?" hat der Mund der ewigen Wahrheit gesagt. Der übereinstimmende Abscheu de« christlichen Abendlandes, durch die furchtbarsten Erfahrungen herangewachsen, hat im vorigen Jahrhundert die Aus hebung de« Jesuitenorden« gefordert und erreicht. Der in unserm Jahrhundert wiederhergestellte hat keinen seiner alten Grundsätze und Endzwecke aufgegeben, wenn er auch in den Mitteln vorsichtiger geworden ist. Soeben hat un« ein Mann, der >3 Jahre Mit glied de« Orden» war, au« eigenster Erfahrung auss Neue bezeugt, daß die Vernichtung der freien sittlichen Persönlichkeit heute wie vor Zeiten da« Grundprinzip de» JesuiliSmu« ist. Er hat au» den Schriften der Jesuiten de« 19. Jahrhundert« dieselben staatsfeind lichen Theoriecn, dieselben nichtswürdigen Moralgrund sätze nachgewiescn, wie die de« 17. sie vortrugen; er hat die eigenen Geständnisse hervorragender deutscher Jesuiten kundgegeben, von denen der eine bekannte, daß er lieber mit einem atheistischen Frankreich al« mit einem protestantischen Preußen zu thun habe; und der andere, daß er e« nicht über sich gewinnen könne, für den deutschen Kaiser zu beten. E« scheint undenkbar, daß unsere deutschen Fürsten und Obrig keiten einem Orden, der solche Gesinnungen hegt und pflegt, die Thore des Vaterlandes wieder aufthun könnten. Und doch — unser Vaterland ist in diesem Augenblick der Besorgniß voll, daß auch das Unglaub liche schließlich nicht unmöglich sei, und Mancher, der bi« dahin dem Unheil widerstanden, läßt bereits, ent- muthigt durch die neueste Erfahrung, die Hände sinken! Deutsche Männer und Brüder, bannen wir solche pessimistischen Anwandlungen weit von uns weg. Nicht für unsere evangelische Kirche fürchtet irgend ein über zeugter Protestant: sie hat eine ewige Verheißung, weil sie die Sache Gotte« und der Wahrheit vertrilt. Aber unser deutsches Volk und sein Wohl lies zu schädigen ist der Jesuiiismus allerdings im Stande. Darum, halten wir unser Gewissen wenigsten« von dem Vor wurf rein, daß Trägheit, Unmuth, Verzagtheit unserer seits dein Unheil die Wege habe bahnen helfen! Er heben wir noch einmal, wie wir bereits wiederholt gethan haben, unsere Stimmen zu einem großen Protest gegen die Wiederzulassung der alten Todfeinde unseres Vaterlandes und unseres Glauben«; antworten wir der Reichstagsmehrheit, falls sie auch in der endgültigen Entscheidung für den Jesuitenantrag ein Ja haben sollte, im Namen der Mehrheit de« deutschen Volke» mit einem hunderttausendstimmigen Nein! Der Lentralvorstand des Lvana. Sundes M Wahrung -er deutsch-protestantischen Interessen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der demnächst im BundeS- rathe einzubringende Gesetzentwurf über die Abän derung der Strafprozeßorvnung wird der .Post" zufolge bei den Einzelftaaten aus erhebliche Schwierigkeiten nicht stoßen. Sachsen war allerdings bisher gegen die Wiedereinführung der Berufung. Die Konstruktion de« neuen Gesetzentwurfs ist aber eine solche, daß die Bedenken erheblich an Gewicht verlieren dürften. Die Berufung soll, wie der .Köln. Ztg." berichtet wird, an die Oberlandesgerichte gehen, bei welchen zu dem Behufe ein besonderer Senat gebildet werden muß; da aber, namentlich in Preußen, einzelne OberlanveSgerichtSbezirke zu groß sind, um sämmiliche Berufungssachen ihre« Bezirk« beim Ober- landeSgericht zu vereinigen, so soll der Lande«gesetz- gebung da« Recht Vorbehalten werden, in Verbindung mit einzelnen Landgerichten an geeigneten Bezirks orten abgezweigte Berusung«senate de« Oberlande«- gcrichl« einzurichten, welche zum Theil mit Mitglie dern der Land- und Amtsgerichte besetzt werden dürfen und voraussichtlich auch besetzt werden müssen. In