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Amts- und Anzeigeblatt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSpreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. für den LeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Abonnement Viertels. 1M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhalts.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen ReichS- Postanstalten. 14. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 41. Jahrgang. Donnerstag, den 1. Februar L8S4 Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen ves Kaufmanns Inhaber eines Drogengeschäft« in Schönheide, ist in Folge eine« von dem Gemeinschuldner gemachten Vorschlags zu einem ZwangS- vergleiche Vergleichstermin — unter Verbindung desselben mit dem allgemeinen Prüfungstermin — auf den 20. Ieöruar 1894, Vormittags 11 Mr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst anberaumt. Eibenstock, den 3l. Januar 1894. Der Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Aktuar Gruhle. Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Fleischermeister» und Vieh händler« «kia-itin» in Schönheide ist auf Antrag de« GemeinschulvnerS mit Zustimmung der Konkursgläubiger, die bis zum Ablauf der Anmeldefrist Forderungen angemelcet haben, nach Ablauf der in § 189 Abs. 1 der Konk.-O. geordneten Frist gemäß 8 188 Abs. 1 der Konk.-O. eingestellt worden. Eibenstock, den 31. Januar 1894. Der Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Aktuar Gruhle. Hagesgeschichle. — Deutschland. Wie verlautet, hätte der Kaiser in einer Unterredung mit dem Bildhauer Begas seine Zustimmung gegeben zu einer Abänderung deS Kaiser Wilhelm-Denkmals, die darin besteht, daß die geplante Säulenhalle wegfällt, und das Denkmal endgiltig auf dem Königsplatz vor dem neuen ReichStagSgebäude ausgestellt werden soll. — Vor längerer Zeit wurde in der „Tägl. Rund schau" auf unsere mangelhafte EideSsorm hin gewiesen, deren langgestrecktes Satzgefüge dem ge meinen Manne viele Schwierigkeiten zu bereiten pflege. Als Beweis hierfür war der Umstand angeführt, daß die Meisten, welche einen Eid zu leisten hätten, anstatt zu sagen: „Ich schwöre .... daß ich die reine Wahr heit sage«, nichts verschweige« und nichts hinzusetzen werde ....", vielmehr sagten: „Ich schwöre, daß ich die reine Wahrheit sage", u. s. w., daß sie nicht im Vorau« an da« nachfolgende „werde" dachten. Daß e» aber nicht einmal immer bei solchen Versehen bleibt, dafür möge folgende selbsterlebte Geschichte als Zeug- niß dienen: In einer kleinen Stadt Holsteins ist ein ArbeitSmann als Zeuge vor Gericht geladen. Der Mann, welcher sich zum ersten Male an diesem Ort befindet, ist augenscheinlich in der größten Aufregung, und e« cntspinnt sich, als er den Zeugcneid ablegen soll, folgende köstliche Szene. Der Amtsrichter spricht ihm nach den üblichen Belehrungen u. s. w. den Eid vor, beginnend mit den Worten: „Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden." Diese Worte spricht der Arbeiter richtig, wenn auch etwa« stockend nach. Al« der Richter — welcher übrigens sehr deutlich und mit guter Betonung spricht — dann aber fortfährt: „daß ich die reine Wahrheit sagen", sagt der biedere Zeuge ganz treuherzig: „Ja wull, Herr Amtsrichter", und läßt sich erst nach einigen vergeblichen Versuchen dazu bewegen, die betreffenden Worte einfach nachzusprechen. Aber damit ist seine Uebcrsicht über den furchtbaren Satz auch bi« zum letzten Rest verschwunden, so daß er auf die Schluß worte: .nicht« verschweigen und nicht« hinzusetzen werde" u. s. w. im Gefühl seiner Unsicherheit »ur ein ganz verzagte« „Ne, Herr Amtsrichter" hat, und trotz der größten Anstrengungen desselben noch längere Zeit seinen Gehorsam durch die Worte bekräftigt: „Ne, ne, Herr Amtsrichter, ick will ja ok ganz gewiß nix verswiegen, Se könnt fick dor seeker upp vertaten". Natürlich lachte man über den unbeholfen treuherzigen Mann, aber daß man mit diesem Lache» eine werth volle Regung der deutschen Volksseele erstickte, daran dachte wohl Keiner von den Lachern. — Ueber eine Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich schreibt Or. Schrö- der-Poggelow im „Deutschen Wochenblatt": „Der Gedanke einer Annäherung zwischen Frankreich und Deutschland findet bei unserem westlichen Nachbar eine stetig wachsende Verbreitung. I» der aller neuesten Zeit hat sich die „soeiöts cis ß6o»rapiiis eommsrciuls" in Pari« ebenfalls mit dieser Frage beschäftigt. Wir waren von Pari« au« veranlaßt worden, unsere Stellungnahme in dieser Angelegen heit de« Näheren zu bezeichnen, damit in der Sitzung der obengenannten Gesellschaft hierüber eine Berats ung eingeleitet werden könnte. Da» „Journal de« Döbat«" veröffentlicht nun die sech« Thesen, die wir formulirt hatten und über welche in der Sitzung der Gesellschaft für Handelsgeographie, bekanntlich der bedeutendsten Gesellschaft aus diesem Gebiete in Paris, reserirt worden ist. Diese sechs Punkte waren die folgenden: 1) Niemand von un« Beide» will den- Krieg, weil Niemand den Frevel desselben verant worten kann. 2) Wenn wir Frieden wollen, können wir auch die Konsequenz diese« gemeinschaftlichen Willens ziehen und ein Bündniß schließen. 3) Bei dem heutigen Verkehr giebt eS ein Europa der alten Zeit, ein Europa al« in sich abgeschlossene« Ganze nicht mehr; daher giebt es keine europäische Politik mehr. Frankreich wie Deutschland kommen in Ver fall, wenn sie eine europäische Politik führen, beide müssen Weltpolitik treiben. Gegenüber dem Amerika nismus, dem Anglikanismus und dem PanslaviSmus würde sonst Frankreich wie Deutschland degradiren zn Staaten zweiten Ranges wie Portugal oder Ru mänien. 4) Treiben wir Beide Weltpolitik, so stoßen wir Beide auf den gemeinschaftlichen Gegner, England. Englands Weltkultur ist eine brutale, egoistische und erschöpft sich in Aeußerlichkeiten. Die eigentliche Kul- tivirung versteht der Deutsche und der Franzose besser als der Engländer. Als Philanthrop kann man also eine ungestörte englische Weltkultur nicht wünschen. 5) Legen Frankreich und Deutschland die Waffen nieder, so würde Handel und Bolkswohl erneut auf blühen, die wirthschaftliche Depression wäre beseitigt. Europa würde durch diese Allianz in Handel und Kultur seine Vormachtstellung in der Welt behalten; das durch den Militarismus alternde Europa würde sich wieder verjüngen; auch gegenüber Amerika und der „gelben Welt China" bliebe Europa das Herz und das Centrum der Welt; heute steht Europa in Gefahr, abzudanken von seiner Stellung, allein des wegen, weil die ersten Kulturfaktoren, Frankreich und Deutschland, in Feindschaft gegen einander stehen. 6) Unserem Bündniß könnte sich Oesterreich-Ungarn ohne Schwierigkeiten anschließen, und für Italien wäre unser Bündniß die Erlösung aus der jetzigen verzweifelten Lage. — Diese 0 Punkte hallen wir für logisch aufgebaut und für wahr. Man kann ihnen noch viele andere Konsequenzen hinzusügen. Wir halten die Allianz für den fruchtbarsten Gedanken, dessen sich ein politischer Kopf bemächtigen kann. — In Frankreich ist der Versöhnungsakt zwischen dem Deutschen Kaiser und dem Fürsten Bismarck selbstverständlich nicht unbeachtet vorüber gegangen. Es ist interessant, wie sich Pariser Blätter darüber aussprechen. Da« „Journal de« Debat«" ist geneigt, in dem Besuche de« Fürsten Bismarck beim Kaiser einen besonderen Erfolg des Kaisers zu erblicken. „Von allen Erfolgen seiner Diplomatie, so heißt e« im Verlause de« Artikel«, ist dieser nicht der geringste: der Kaiser hatte von Stolz zu Stolz zu unterhandeln, und da« wollte in diesem Falle auf der einen wie auf der anderen Seite viel sagen. Der Zwiespalt zwischen den beiden Männern hatte in der deutschen Volksseele, in der sich in schwer zu erklären der Weise geistige Freiheit und hierarchische Unter- würfigkeit mischen, große Verstörtheit hervorgerufen. Der Kaiser hatte nicht in den Gemüthern da« Bild der mächtigen Gestalt de« Eisernen Kanzler« zu ver- wischen vermocht und Bi«marck hatte ebenso wenig die loyale Treue erschüttern können, die bereit« da junge Kaiserthum umgab. Da« Nationalgewissen war unruhig und erreg». Der Gedanke an seine Versöh nung lag zu nahe, um sich nicht schließlich Geltung zu verschaffen. Man sucht die Erklärung in dem Augenblick, wo die« wirklich geschieht, in allen mög lichen Umständen, wenn man aber nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit urlheilt, die sich au« dem inneren Wesen der Menschen und Dinge ergiebt, so hat sich der junge Kaiser mit dem greisen Kanzler versöhnt, weil Beide die Empfindung haben, daß es ihre Pflicht sei. Wenn auch die Gesundheit des Fürsten Bismarck wiederhergestellt ist, so hat sie doch mehr als einmal zur Bcsorgniß Anlaß gegeben. Das hohe Alter des Fürsten ist an sich eine stete Drohung. Welche Ver wirrung für da« deutsche Volksgewissen, wenn eine plötzliche Wendung da« Siegel der Ewigkeit auf diesen Zwiespalt gedrückt hätte! Kaiser Wilhelm ist zu ein sichtig, um das nicht begriffen zu haben." — Italien. Pisa, 29. Januar. In der ver gangenen Nacht hörte man in der Humbertkaserne mehrere Schüsse fallen. Offiziere, Soldaten und Beamte eilten herbei und fanden einen Korporal und zwei Soldaten todt und einen Soldaten schwer ver wundet vor. Der Urheber der Mordthaten, der Soldat Magri, welcher nach der That au« dem Fenster sprang, ist in der Nähe der Stadt verhaftet worden. Welche Gründe Magri zu dieser Mordthat geführt haben, ist noch unbekannt. Locale «ad fSchfische Nachrichten. — Eibenstock, 3l. Januar. Gestern Abend fand im Hotel Stadt Leipzig Hierselbst eine Feier statt, welche dem Abschied de« als Obersteuerinspek tor nach Plauen versetzten Herrn Oberzollinspektor Weicker galt. Der Kaufmännische Verein, dem der Genannte angehört, hatte an seine Mitglieder sowie an einige Gäste Einladung ergehen lassen und die zahlreiche Theilnahme, welche der Commers fand, darf wohl al« unzweideutige« Zeichen der Sympathien betrachtet werden, welche sich der Gefeierte in der kurzen Zeit seines Hierseins erworben hat. Da» zuvorkommende Interesse, welches der Herr Oberzoll inspektor der hiesigen Geschäftswelt sowie dem Kauf männischen Verein gegenüber jederzeit bethätigt hat, fand in den verschiedenen Ansprachen de« Abend lebhaften Ausdruck und die animirte Stimmung aller Anwesenden war der beste Beweis dafür, daß der Vorstand de« Vereins mit der Veranstaltung dieses Abschiedstrunkes, der sich bis spät nach Mitternacht ausoehnte, das Richtige getroffen hatte. Möchte der Herr Oberzollinspektor, welcher seinen DankeSgcfühlen wiederholt Ausdruck gab, des Kaufmännischen Verein« sowie unserer lieben Stadt Eibenstock auch fernerhin freundlich gedenken. — Eibenstock, 3l. Jan. Wie wir erfahren, ist in der Nacht vom Montag zum Dienstag im Post amt zu Rodewisch durch Einbruch eine Geldsumme von über 700 Mark, darunter mehrere Einhundert markscheine, sowie eine bedeutende Anzahl Postwerth zeichen im Betrage von einigen hundert Mark ent wendet worden. Letztere wurden am darauffolgenden Morgen auf einer in der Nähe liegenden Wiese wieder aufgefunden. Auch im Bahnhofsgebäude wurde in derselben Nacht ein Einbruch-versuch unternommen, jedoch ohne Erfolg. — Eibenstock. Bei einem hiesigen Gastwirth, der einen größeren Bierumsatz hat, ist unlängst auf Grund seiner auffällig niedrigen und offenbar un richtige Angaben enthaltenden Bieranzeige eine Re vision vorgenommen worden, die zu dem Ergebniß