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Amts- und Anzeigeblatt für den «»scheint .«e t Abonnement SN«- «egrk des Amtsgmchts Llbenllock W-ZL sertionSprei«: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- Zeile 10 Pf und dessen Zlmgeöung. P-stanstalien Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 3S Dommstag, dm 22. März 1SS4 Bklanlltmachuiig. Nach den hierorts bestehenden Bestimmungen über die Sonntagsruhe im HandelSgetperbe ist am 1. Weihnacht«., Oster- und Pfingstfeierlage, am Char- freitag, an den Bußtagen und am Todtenfestsonntag der öffentliche Handel noch mehr beschränkt als an den übrigen Festtagen. E« darr an den genannten Tagen NU» der Verkauf von Brod und Weitzer Bäckerwaare, von sonstigen Etz- und Materiaiwaaren, von Milch, sowie der Klein handel mit Heiznngs- und Beleuchtungsmaterial und die Beschäf tigung von Gehilfen, Lehrlingen u. Arbeitern hierbei zu der geordneten Zeit von 6 Uhr früh bis 1 Uhr Nachm. mit Ausschluß von 2 Stunden von Beginn de« BormittagSgotteSdiensteS an stattfinden, alle Übrigen Verkaufs stellen find während des ganzen Tages geschlossen zu halten. Im Hinblick auf den bevorstehenden Charfreitag und 1. Osterseiertag weisen wir erneut auf diese Bestimmungen mit dem Bemerken hin, daß Zuwider handlungen gemäß § 366,1 de» Reichsstrafgesetzbuchs und 8 146 u der Gew.- Ordn. mit Geldstrafe bis zu 600 Mk. oder mit Haft bestraft werden. Am Gründonnerstag ist der Handels- und Marktverkehr, der Betrieb der Land wirtschaft, sowie der Gewerbe- und Fabrikbetricb gestattet, cS ist jedoch alle« störende Geräusch in der Nähe der Kirche zu vermeiden. Eibenstock, den 21. März 1894. Der Rath der Stadt. kd». Körner. Gnüchtcl. Holz-Versteigerung aus Hartmanlisdorscr Staatssorstrevicr. Dienstag, den 3. April 1894, von Norm, '/rlv Uhr an kommen im Gasthose „Sächsischer Hos" in Hartmannsdorf folgende auf den Kahlschlägen der Abth. l9 und 56 und in dem Plenterschlage der Abth. 29 ausbereiteke 932 Stück w. Stämme von 10-29 em Mittenstäike, 39 , buch. Klötzer „ 13—22 „ Oberstärke, 3,o u. 3,s m lang, 5574 , w. , , 13—57 „ „ 3,s, 4,a u. 4,s m lang, 2071 „ „ Stangenklötzer „ 7—12 . „ 4,» m lang, 89 „ „ Derbstangen , 10—15 , Unterstärke, 127 Rm. w. Brennscheite, ... „ 7 „ h. u. 65 Rm. w. Bren-nknüppel, w Wellenre.s.g, 3 ... 11 . . Aeste, 502 Rm. w. Stöcke unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen meist bietend zur Versteigerung. KSnigl. Forstrevierverwaltung Hartmannsdorf und KSntgl. Forftrentamt Eibenstock, Schlingt. am 16. März 1894. Woifframm. Hagesgeschichle. — Deutschland. Kaiser Wilhelm ließ am Montag Nachmittag gegen 3 Uhr die ganze Berliner Garnison alarmiren und hielt mit derselben auf dem Tempelhofer Felde eine Felddienstübung ab. — Am Dienstag Vormittag 8 Uhr 25 Min. ist Se. Majestät nach Abbazia abgercist. Während der Fahrt nahm der Kaiser im Laufe des Vormittags einen längeren Vortrag des Chefs des MarinekabinetS entgegen. — Weshalb die Sozialdemokratie für den russischen Handelsvertrag gestimmt, erklärt jetzt der .Vorwärts" mit einer Offenheit, die der Reichs regierung und allen anderen Freunden des Vertrages wenig Freude bereiten wird. Das Blatt erörtert nämlich die „nunmehrigen Aufgaben" der Sozial demokratie nach Annahme de« Vertrags und schreibt dabei: .Zunächst müssen alle die au« dem Osten der Industrie zuströmenden deutschen Arbeiter sofort in die festen KadreS unserer Organisation ausgenommen werden, denen sie bisher wohl zum größten Theile fern standen. Sodann ist aber das Bestreben unserer polnischen Genossen energisch zu unterstützen, die ihrer seits die Organisation unter den einwandernden Lands leuten mit verstärktem Eifer aufzunehmen haben wer- den. Die angebeuteten Veränderungen in der Struk tur unserer Bevölkerung müssen unbedingt im weitesten Maße für unsere Partei auSgenützt werden, was bei den großen Hilfsmitteln, die uns zu Gebote stehen oder die wir noch aufbieten können, sicherlich auch gelingen wird. Aber die Agitation und Belehrung muß auch ganz besonders eindringlich und sorgfältig betrieben werden, denn wir wollen nicht versäumen, schon jetzt darauf hinzuweisen, daß dem zu erwarten den Aufschwung unserer Industrie eine schwere Krisis bald mit Sicherheit Nachfolgen wird. Diese Zeit der wirthschaftlichen Depression wird voraussichtlich die heutige an Schwere bedeutend übertreffen und die stärksten Anforderungen an die UeberzeugungStreue de» Einzelnen und an die Leistungsfähigkeit der Or ganisation stellen." — Rußland. Einige interessante Andeutungen darüber, wie man in höheren russischen Kreisen über den Abschluß de« Handelsvertrags mit Deutschland urtheilt, bringt der sonst gut unter richtete Petersburger Berichterstatter der »Time«." Er konstatirt zuerst, daß von den kompetentesten russischen Autoritäten anerkannt würde, daß der deutschen Industrie sehr wichtige Konzessionen gemacht worden seien, während auf der anderen Seite bei den heutigen Kornpreisen in Deutschland und Rußland auch nach der Reduktion de« deutschen KornzolleS ein gewinnbringender Getreide-Export wie in früheren Jahren für Rußland nicht möglich sei. (?) Der Vor- theil für die russische Landwirthschaft sei daher nur ein problematischer. Er fährt dann fort: „Mit Be stimmtheit kann ich versichern, daß die Hauptgründe, welche die russische Regierung in ihren Verhandlungen mit Deutschland bestimmt haben, politischer Natur sind. So paradox eS klingen ma^, Furcht vor Frank reich ist der Hauptfaktor, der russische Staatsleute veranlaßt, mit Besorgniß auf die Spannung in den russisch-deutschen Beziehungen zu sehen, wie sie der Zollkrieg zwischen den zwei Völkern ganz gegen die Wünsche ihrer entsprechenden Regierungen genährt hat. Absolute Thalsache ist, daß die Franzosen des Guten zu viel thaten mit den übertriebenen Demon strationen ihres Enthusiasmus für eine russisch französische Allianz und ihrer unruhigen, aggressiven Thätigkcit in verschiedenen Theilen des Erdballes, verbunden mit einem Zustande der inneren Politik, der nothwendig russischen Konservatismus beunruhigen muß. Die Lage Rußlands ist sehr schwierig, denn die Gefahr ist drohend. Man fühlt hier, daß fran zösische Erregbarkeit, durch starke Hoffnung auf rus sische Hilfe zu raschem Handeln ermuthigt, jeden Augenblick Zwischenfälle herbeiführen kann, die einen europäischen Krieg unvermeidlich machten. Alle ernsten russischen Staatsmänner scheuen aber ernstlich einen Krieg; sie wissen, daß Rußland in einem UebergangS- stadium begriffen ist, und daß es zu seiner wirth schaftlichen Entwickelung, besonders nach dem schweren Schlag der letzten HungerSnoth, eine Reihe von Frie densjahren durchaus nothwendig hat. Zugleich mochte aber Rußland die stolze Stellung, die es gegenwärtig in Europa einnimmt, nicht ausgeben; und da eS vorerst aus eine Auflösung des Dreibundes nicht hoffen kann, so ist es nothwendig an die Auf rechterhaltung von zum mindesten kordialen Bezieh ungen mit Frankreich gebunden. Da« Ziel seiner Politik geht dahin, Frankreich bei guter Laune zu halten, ohne ihm solche Ermuthigungen zu gewähren, die französische Heftigkeit zu gefährlichen Handlungen verleiten könnten. — Au« Italien wird über neue Bomben attentate gemeldet: In Lucca wurde am 18. d., 11'/, Uhr Nacht« im Wandelgange de« dortigen Theaters Pantera eine Blechbüchse entdeckt, an wel cher sich eine glimmende Zündschnur befand. Die Zündschnur wurde rechtzeitig ausgelöscht. Die Blech büchse ist zur Untersuchung nach der Artillerie-Direk tion in Florenz gebracht worden, fünf Personen wur den al« verdächtig verhaftet. Au« Neapel wird berichtet: In San Gregorio ist vor dem Gemeindehause eine Dhnamitbombe ge platzt. Der Bürgermeister wurde getödtet, der Ge- meindesekretär schwer und ein weiterer Mann leicht verwundet. Da« HauS ist vollständig zerstört. 15 Anarchisten, welche verdächtig sind, wurden verhastet. Locale ««d sächfische Nachrichten. — Eibenstock. Der Jahresbericht des „Vogtl.- Erzgeb. Industrie-Verein«" aus 1893/94 weist einen Mitgliederbestand von 222 Personen auf, welche sich auf die 22 Orte: Adorf, Annaberg, Auerbach i. V., Buchholz, Chemnitz, Dresden, Eibenstock, Falkenstein, Gera, Großröhrsdorf, Hohenstein-Ernstthal, HundS- hübel, Klingenthal, Lengenfeld, OelSnitz i. V., Plauen i. V., Reichenbach i. B-, Schneeberg, Schöneck, Schön heide, Treuen und Werdau vertheilen. Die größte Mitgliederzahl (127) weist Plauen, woselbst der Verein seinen Sitz hat, auf, nächstdem kommt Eibenstock mit 32 Mitgliedern, Annaberg mit 15, Auerbach mit 10, Falkenstein mit 6 und Buchholz mit 5 Mitgliedern. Chemnitz, OelSnitz, Schneeberg weisen je 3, Dresden, Lengenfeld, Reichenbach, Schönheide je 2 Mitglieder und Adorf, Gera, Großröhrsdorf, Hohenstein-Ernstthal, HundShübel, Klingenthal, Schöneck, Treuen und Werdau nur je 1 Mitglied auf. — Ueber die Stellung der sächsischen Textilindustrie auf der Weltausstellung in Chicago läßt sich der von Hrn. Prof. Rich. Hof mann verfaßte Bericht, soweit derselbe die hiesige Industrie betrifft, folgendermaßen au»: Eine mit der Plauenschen Abthcilung verwandte Gruppe ist die der Eibenstocker Industrie; ihre durchweg kunstgewerblichen Erzeugnisse gereichen der sächsischen Industrie zur Ehre. Was etwa vom künst lerischen Standpunkte noch zu wünschen übrig bleibt, dürfte mit der Zeit durch das außerordentlich frische Streben nach Fortschritt bei vielen der dortigen Fa brikanten noch ausgeglichen werden. Jedenfalls ver dient die Eibenstocker Industrie, die ebenfalls durch die Geschicklichkeit und langjährige Ausbildung der erzgebirgischen Bevölkerung seßhaft und deshalb schwer zu verschleppen ist, der wohlwollendsten Pflege von Seiten der sächsischen Regierung. Die dortige Fabrikation handgestickter Gardinen wird hauptsächlich gesördert durch die dauernde Ge schäftsverbindung mit Amerika. Ein Gang durch die feineren Stadtviertel von New-Jork, Chikago und Washington hat für den in der Industrie bewanderten Sachsen etwa« Anheimelnde«; denn überall leuchten au« den Fenstern der Reichen die bekannten seinen und zartwirkenden Vorhänge hervor — Produkte der Bevölkerung des heimischen Erzgebirge«. Dur» geschmackvolle Farbenwahl und oft recht gute Zeichnung erfreuen die Eibenstocker posamenten artigen Stickereien, mit welchen auch Schönheide durch die Firma Adam Oschatz sel. Sohn in beson der« auffallender Weise betheiligt ist. Derartige Er zeugnisse würden In früheren Jahren ausschließlich für Pariser Artikel gehalten worden sein. Betheiligt an der Gruppe Eibenstock sind die Firmen: Diersch L Schmidt, C. G. Dörffel Söhne, Dörffel L Hertel, Paul Heckel, M. Hirschberg L Eomp., Max Ludwig, Rob. Müller L Comp., Rudolph L