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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint e Abonnement SSL--- 6mik des Lmtsgmchk Libenstock LAW- sertionSpreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- Z- le io Pf und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 11. Jahrgang. M SS. Donnerstag, den 1. März 18S4 Bekanntmachung, die Aufnahme von Kindern in das obererzgebirgische Waisenhaus zu Pöhla betreffend. Sändler. Zu Ostern dieses Jahres kommen im obererzgebirgischen Waisenhause zu Pöhla durch den Abgang der zu confirmirende» Zöglinge mehrere Stellen zur Erledigung. Die Amishauptmannschasten und Stadlräthe, beziehentlich die Ortsarmenverbände de« hiesigen Regierungsbezirks werden hierauf unter Hinweis auf die Bekanntmachung der Königlichen Kreishauptmannschaft vom 28. Januar 1882 — Verordnungsblatt derselben v. I. 1882, S. 8 flg. — mit dem Bemerken ausmerksam gemacht, daß etwaige Anmeldungen von zur Aufnahme geeigneten Kindern unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse spätestens am 24. März """ Mttiglichc KmstMptamimschaft. Schmiedel Die in Gemäßheit von Art. II tz 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt Seite 245 flg. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Zwickau im Monat Januar 1894 festgesetzte und um Fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von Gemeinden resp. Quarticrwirthen im Monat Februar 1894 an Militärpferde zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt: 9 M. 45 Pf. für 5» Ko. Hafer, 7 „ 35 „ ,, 50 „ »eu und 4 „ 20 ,, „ 50 „ Stroh. Schwarzenberg, 26. Februar 1894. Königliche Amtshauptmonnschast. Frhr. v. Wirsing. St. Das englische Asylrccht. Es ist durch die Untersuchung gegen Vaillant wie auch durch die gegen Henry festgestellt worden, daß London der Hauptsitz des Anarchismus ist. England bietet allen politischen Flüchtlingen eine Zufluchtsstätte; die Freiheit der englischen Staatsbürger überträgt sich auch auf deren Gäste und von diesen muß es schon Einer sehr toll treiben — wie seiner Zeit Johann Most — wen» man ihn ins Gefängniß steckt. Die anarchistischen Schandtaten der letzten Zeit Haden natürlich wieder den Gedanken aufkommen lassen, aus internationalem Wege die Errungenschaften der Kultur vor den Angriffen hirnverbrannter Meuchel mörder sicherzusteüen. Bisher sind alle derartigen Bestrebungen an dem Widerstande Englands gescheitert. «Heiliger Florian, behüt' mein Haus, zünd' andere an!" Das ist das selbstsüchtige englische Stoßgebet und in Wirklichkeit ist das englische „HauS" bisher von anarchistischen Anschlägen verschont geblieben. Die Anarchisten wissen sehr wohl, daß eine ihrer Thaten auf englischem Boden ihnen ihre Zufluchts stätte dauernd versperren würde und darum hüten sie sich, dem freundlichen Wirthe einen Schaden zuzusügen. Die Polizei in London rühmt sich, die dortigen Anarchisten genau zu kennen und unaufhörlich zu überwachen, d. h. sie verfolgt deren Bewegungen, und vermochte daher auch, in Paris das Kommen des jüngsten «Bombenhelden" Emile Henry anzuzeigen. Das Verdienst der Behörden ist darum aber kein allzu großes, denn bei der Frechheit und Oeffentlich- keit, womit das Mordgesindel in London auftretcn darf, ist es nur zu verwundern, daß die Polizei nicht weit mehr über ihr Thun und Treiben weiß. Eines der belebtesten Viertel Londons, und dort vornehmlich die Tottönlium-cyurt-roast, ist als das Hauptquartier der Anarchisten bekannt. Dort haben sie ihre Klubs, und dem aufmerksamen Beobachter kann eS nicht ent gehen, daß sich in jener Stadtgegend ungewöhnlich viele Spanier und Franzosen aufhalten. Sv war auch der zu so trauriger Berühmtheit gelangte Emile Henry eine Vielen wohlbekannte Persönlichkeit. Mag es nun sein, daß infolge der jüngsten Pariser Schand- that die Londoner Polizei ein wachsameres Auge denn je auf das Gesindel hatte, oder daß sie einen ihrer Klubs zu überraschen beabsichtigte und die Morbge- sellen Lunte rochen, kurz und gut, sie rückten aus mit Sack und Pack, wobei einer ihrer Führer in der Nähe des Observatoriums vom Geschick ereilt wurde. Er trug nämlich eine gefüllte Bombe bei sich, strauchelte über eine Baumwurzel und wurde von der dadurch krepierenden Petarde zerfleischt. Daß er es auf ein Attentat gegen das Observatorium abgesehen Haden sollte, klingt aus den oben angeführten Gründen im höchsten Grade unwahrscheinlich. Die englische Regierung hat das Bedürfniß em pfunden, ihre Zurückhaltung den Mordbrennern gegen über zu erklären. Der Staatssekretär des Innern Asquit sagte nämlich im Unterhause, die meisten Regierungen des Festlandes hätten da» Recht, miß liebige Ausländer auszuweisen; ein solche« Recht hätte die englische Regierung nach der Verfassung I nicht. Infolge der Ausweisungen auf dem Festlande , fänden von Zeit zu Zeit gefährliche, unerwünschte Persönlichkeiten den Weg nach England und zwar nicht selten, ohne daß die englischen Behörden von den ausländischen gewarnt würden. Die Regierung sei nicht der Ansicht, daß es nöthig geworden sei, die Gesetze Englands, die sowohl für den eigenen Schutz, als auch für die Erfüllung der internationalen Pflichten hinreichten, abzuändern. Die Regierung sei bereit und wünsche, mit den anderen Ländern gemeinsame Maßregeln zur Bekämpfung der Anarchisten und ähnlicher Feinde der Gesellschaft zu ergreifen, habe aber die Ansicht, diese internationalen Bemühungen müßten nicht so sehr auf eine Erweiterung der AuS- weisungSgewalt, durch die Unschuldige mit Schuldigen verwechselt werden könnten und die Last und Gefahr von einem Land auf das andere abgewälzt würden, als vielmehr darauf hinzielen, daß ein beständiger Austausch von Informationen und gemeinsamen Aktionen, sowohl behufs der Entdeckung, al» auch der Bestrafung der Schuldigen zwischen den Regier ungen und Polizeibehörden der verschiedenen Länder stattfinde. Die Erklärung ASquitS schießt neben das Ziel. Keine europäische Regierung wird ernstlich von Eng land die Aufhebung des AsylrcchtS fordern, so sehr dies auch vielfach heiß ersehnt werden möchte. Es handelt sich vielmehr um die Forderung, daß Eng land dem schreienden Mißbrauch des Ashlrechts steuert, den sich seine anarchistischen Gäste zu schulden kommen lassen, und dazu bietet das englische Gesetz mehr als eine energische Handhabe, wenn man die Gesetze eben nur energisch anwcndcn wollte. Aber die englische hausbackene Moral findet sich offenbar wohl bei dem Gedanken, daß das eigene HauS sicher sei, wenn man den lieben Gästen volle Freiheit wegen der Nachbar häuser läßt. In dieser Weise wird das englische Asylrecht eine Gefahr für die ganze zivilisirte Welt. Hagesgeschichte. — Deutschland. Im Reichstage wird mit großer Geschäftigkeit ras Gerücht verbreitet, es sei in letzter Stunde noch eine Kundgebung des Fürsten Bismarck zu Gunsten des russischen Handelsvertrages in irgend einer Form zu er warten. Wir glauben, so bemerken dazu die „B. N. N.", denjenigen Abgeordneten, welche durch solche, jedes thalsächlichen Anhalte« entbehrenden Gerüchte in ihrer Stellungnahme beeinflußt werden sollen, den Rath geben zu dürfen, die angebliche Kundgebung des Fürsten Bismarck doch erst abzuwarten, bevor sie der selben ihre eigene Meinung unterordnen. Unserer seits sind wir der Ansicht, welche durch die Ereignisse schwerlich widerlegt werden wird, daß Fürst Bismarck derartige Zumuthungen, falls sie an ihn herantreten, die Erklärung entgegensetzen würde, daß er in einer I Situation, die er nicht geschaffen und deren Entwick- I lung seiner ganzen Uederzeugung widerspricht, eine Verantwortung durch einen von ihm zu ertheilenden Rath nicht übernehmen könne. — Auch in Italien werden schon Bomben geworfen. Am Sonntag Abend war da» Neue Theater in Pisa der Schauplatz eines, wie eS scheint, mißglückten Sprenganschlages. Während der Vor stellung des .Othello" wurde eine Petarde durch ein Fenster hinter der Bühne geworfen. Es erfolgte eine heftige Explosion, die Fenster zersprangen. Der Orchesterdirigent ließ die Königshymne und die Gari- baldihymne spielen. Das Publikum glaubte, eS handle sich um einen zur bengalischen Beleuchtung gehörenden Effekt; ein UnglückSsall ist nicht vorgekommen. Der muthmaßliche Thäter wurde verhaftet. — Rumänien. Ein Ereigniß von schwerwie gender Bedeutung hat sich im rumänischen Heere zuzetragen, ein Ereigniß, dessen Folgen über die Grenzen de» Lande« hinaus seine Kreise ziehen wird. An ein und demselben Tage haben gegen 150 Ka vallerieoffiziere, annähernd die Gesammtheit der älte ren Lieutenants und Rittmeister, ihr Abschiedsgesuch eingereicht. Und zwar hat dies ein Jeder für sich allein, auf dem vorgeschriebenen Dienstwege und ohne Angabe deS Grunde» gethan, so daß, obwohl der Zweck einer Massenkundgebung erreicht ist, eine Be langung der Einzelnen wegen ungesetzmäßigen Vor gehens nicht gut möglich ist. Der Grund zu diesem folgenschweren Schritte liegt in der allgemeinen Un zufriedenheit des Heere« mit dem Verhalten deS Kriegsministers Jacques Lahovary, in einer Stimm ung, die sich in den Reihen der am schwersten ge troffenen Reiterei bis zur Erbitterung gesteigert hat. Seit längerer Zeit glaubte der Kriegsminister mit der Haltung und den Leistungen dieser Waffengatt ung unzufrieden sein zu müssen, und, um eine straffere Zucht in die Truppe hineinzubringen, bewirkte er die Ernennung des der Infanterie angehörenden Generals Cantilli zum Generalinspekteur der Reiterei. Um der ihm gestellten Aufgabe gerecht zu werden, ging Cantilli mit rücksichtsloser Strenge, ja Härte vor und erregte durch sein oft beleidigende« Auftreten ungeheuer böse» Blut in dem OffizierkorpS. In gleichem Sinne wirkte die zum Theil wider das Ge setz vorgenommene Beförderung von Jnfanterieoffizie- ren in höhere Grade der Kavallerie, wodurch den Offizieren der letzteren Truppe da« Aufrücken er schwert wurde und worin sie zugleich eine Hintansetz ung der eigenen Waffe sahen. Zwei Drittel sämmr- licher Kavallerieoffiziere verlassen den Dienst. Die Aufregung im Lande ist gewaltig; der König, vor die Wahl zwischen dem Rücktritt des KabinetS und dem der Offiziere gestellt, konnte nicht schwanken, wollte er nicht einen Präzedenzfall schaffen, der dem Lande hätte theuer zu stehen kommen können. Die Abschiedsgesuche werden theil» bewilligt, theil» werden die Offiziere zur Disposition gestellt, theil» mit Arrest strafen belegt: ein Unterschied, der übrigen» nicht» besagt, da sämmtliche Offiziere entschlossen sind, ihre Entlassung aufrecht zu erhalten, und sie bereit«, so weit sie noch nicht angenommen sind, erneuert haben. Wie man auch über den Schritt der Offiziere urthei-