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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint e Abonnement S-8L-- LeM des Lmtsgmchts Libeiillock WZ-Z sertionSprei»: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- Z-l lO Pf und dessen Zlmgekung. P°st-Nst°lt-N^ Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 11. Zahr«,««. Dienstag, den 3. Juli 18S4 An stelle des verstorbenen Herrn CommcrzienrakhS G. Breitkeld in Erla ist Kerr Kütten-Direktor LiseLotk in Wederpfannenstiek zum Mitglieve des Bezirksausschusses gewählt worden. Schwarzenberg, am 27. Juni 1894. Königliche Amtshauptmannschast. Frhr. v. Wirsing. D. Bekanntmachung. Den zu unserem Verein zur Förderung christl. Liebeswerke gehörigen Ge meinden Eibenstock, Schönheide, Stützengrün, Carlsseld und Sosa wird hierdurch ergebenst mitgekheilt, raß unsere diesjährigen von den zuständigen Behörden genehmigten Sammlungen von Liebesgaben in den Monaten Juni unv Juli ds. Js. stattfinden werden. La unser Verein die Zwecke der äutzeren und inneren Mission, der Gustav-Adolf-Stiftung und der Bibelverbreitnng zu fördern bestimmt ist, so darf wohi der unter;. Vorstand die Zuversicht hegen, daß seine erneut auszusprechende herzliche Bitte um wohlwollende Unterstützung der bevorstehenden Sammlungen durch Gaben der Liebe wie bisher geneigte Herzen finden werde. Ueber Ort und Zeit des abzuhallenden Jahresfestes wird seiner Zeit Mit- iheilunz erfolgen. Eibenstock, den 5. Juni 1894. Der Vorstand dcs Zweigvercins zur Förderung christlicher Liebeswcrke. BSttrich, l'.. Bors. Zur Abwehr des internationalen Anarchismus. Die in erschreckend rascher Aufeinanderfolge sich auf der Tagesordnung der großen politischen Ereig nisse ablösenden anarchistischen Attentate haben bisher stets die Erscheinung im Gefolge gehabt, daß aus den Spalten der Blätter, welche den leitenden Kreisen in den von der Anarchie bedrohten Staaten nahestehen, in mehr oder weniger entschiedener Weise an die eu ropäischen Regierungen die Aufforderung gerichtet wurde, behufs erfolgreicher Bekämpfung der inter nationalen Anarchisten-Gesellschaft ein gemeinsames Aktionsprogramm zu vereinbaren, welches die wirk samsten Abwehrmaßregeln gegen die immer zunehmende Gefahr der Anarchie enthalten solle. Ungeachtet diese sicherlich gut gemeinten Vorschläge auch in der liberalen Presse keinem ernsten Einsprüche begegneten, blieben sie dennoch bisher stets unberücksichtigt, nachdem von feiten der Regierungsorgane die beruhigende Erklär ung abgegeben worden war, daß die bestehenden Straf gesetze und die Wachsamkeit der staatlichen Sicherheits organe zum wirksamen Schutze der von dem inter nationalen Anarchismus gefährdeten gesellschaftlichen und staatlichen Ordnung vorläufig noch auSreichen. Die beruhigende Wirkung dieser Erklärungen wird indessen mit jedem neuen mit dem beabsichtigten Er folg durchgeführten anarchistischen Anschläge immer geringer und eS ist infolgedessen um so begreiflicher, daß die eben angeführten Rufe nach einem gemein samen, entschiedeneren Vorgehen der europäischen Re gierungen gegen die Anarchisten immer eindringlicher werden, so daß eS schlechterdings nicht mehr angebracht erscheint, dieselben wie bisher ausschließlich nur mit dem Hinweise auf die bewährten Abwehrmittel des Staates zu beantworten. ES bleibt den leitenden Kreisen heute nur noch übrig, die Unterlassung von Schritten, die eine Vereinbarung besonderer von den europäischen Regierungen gemeinsam durchzufahrender Abwehrmaßregeln bezwecken würden, durch die Schwie rigkeiten zu entschuldigen, welche sich dem Zustande kommen einer derartigen internationalen Konvention in den Weg stellen, wobei allerdings nicht vermieden werden kann, daß die Behauptung von der Unüber- windlichkeit dieser Schwierigkeiten von den Organen ter staatserhaltenden Parteien auf ihre thatsächliche Stichhaltigkeit geprüft wird. Man hat es dabei in erster Reihe mit der verschiedenartigen Behandlung zu thun, die den Anarchisten in ihrer öffentlichen Thätigkeit von den Staatsgewalten in den europäischen Ländern zu Theil wird, und die überall in den Grund gesetzen der geltenden Verfassungen ihre Rechtfertigung finden. Es ist freilich nicht leicht einzusehen, daß eine gleichmäßige Aenderung der europäischen Gesetzgebungen in Bezug auf die Behandlung gemeiner Verbrecher, die angeblich aus politischen Beweggründen ihre Un- thaten verübt haben, sich thatsächlich so schwer gestalten würde, daß die Unterlassung eines Versuches schon von vornherein als gerechtfertigt erscheinen kann. Was bisher zu solcher Rechtfertigung hinreichte, nämlich der Umstand, daß nicht alle dabei in Frage kommenden Staaten von der Anarchie in gleichem Maße bedroht waren, erweist sich allerdings heute nicht mehr als zutreffend. England, welches sich bisher zur Einschränk ung des Asylrechtes wohl aus dem Grunde, weil die Anarchisten dort ihre Waffen gegen die Träger der Staatsgewalten noch nicht oder wenigstens in minder empfindlicher Weise gerichtet haben, sich nicht be wegen lassen wollte, kommt heute schon zu der Er- kenntniß, daß der englische Boden unter der Geltung der das Asylrecht regelnden Gesetze zum anarchistischen Seuchenherd geworden ist, und daß die Anarchisten, wenn man ihnen in den Ländern, wo sie bisher die in England vorbereiteten Mordpläne zur Ausführung gebracht haben, durch besondere Repressivmaßregeln das blutige Handwerk legt, schließlich doch keine Be denken tragen werden, ihrem Thatenvrang in England selbst die Zügel schießen zu lassen. Nachdem Spanien, Frankreich unv Italien sich jetzt, wie es der Fall zu sein scheint, die schonungsloseste Bekämpfung der anarchistischen Umsturzbewcgung angelegen sein lassen bez. alle verdächtigen Anhänger der anarchistischen Lehren aus deni Laude weisen werden, und in An betracht des Umstande», daß den von dort auSge- wiesenen Anhängern der Anarchie die außereuropä ischen Länder zur Entfaltung ihrer verbrecherischen Thätigkeit nicht geeignet genug erscheinen, dürfte denselben, nachdem auch die Schwei; ihre Grenzen den Anarchisten verschlossen hat, kaum etwa» anderes übrig bleiben, als massenweise nach England, dem Lande aller internationalen Verbrecher, zu strömen und sich dort niederzulaffen. Die Bertheidiger de» Asylrechtes in England können sich nicht mehr dieser Wahrnehmung verschließen, und eS könnte demnach ein Versuch der englischen Regierung den Anarchisten mit größerer Strenge cntzegenzutreten, als eS sich mit dem bisher giltigen Asylrecht vertragen würde, auf dieser Seite vielleicht geringeren Schwierigkeiten begegnen, als man glaubt. Die englischen Blätter aller Parteien haben an läßlich des am Präsidenten Sadi Carnot in Lyon verübten Mordes ihren empörten Gefühlen gegen die anarchistischen Mörder einen ebenso starken Ausdruck gegeben, wie die übrige europäiscke Presse. ES wäre unrecht, anzunehmen, daß hinter diesen äußeren Kund gebungen innerer Entrüstung nicht auch die wirkliche Empfindung der Nothwendigkeit zu finden sein sollte, derartigen Verbrechen künftighin durch zweckentsprechende Vorkehrungen und Abwehrmaßregeln den Boden ab- zugrabcn — und sei es auch auf die Gefahr, mit den bisherigen Einrichtungen des den Anarchisten gegen über geübten Asylrechts brechen zu müssen. Man darf wohl annehmen, daß die Aufhebung de» Asyl rechtes in England allein schon auSreichen würde, um die Anarchisten zur Einschränkung ihrer verbrecherischen Thätigkeit zu bestimmen, und daß eS dann, nachdem dieser den internationalen Anarchismus fördernde Schutzwall zu Fall gebracht sein wird, thalsächlich nicht mehr schwer sein würde, auch auf dem Gebiete der präventiven Schutzmaßregeln gegen die Anarchie da allgemein erstrebte gemeinsame Vorgehen der euro päischen Mächte zu vereinbaren. Hagesgeschichle. — Deutschland. Kaiser Wilhelm hatte den Botschafter Grafen Münster mit seiner Vertretung bei dem Leickenbegängniß de» Präsidenten Car not beauftragt und denselben angewiesen, in seinem Namen einen Kranz auf den Sarg de» verstorbenen Präsidenten niederzulegen. — Wa» in sozialpolitischen Kreisen von der neuen Börsen st euer behauptet wurde, daß sie da« reine SpekulationSgeschäst am wenigsten trifft, wird jetzt auch von Börsenblättern zugegeben. Spekulationen und größere Kursdifferenzen werden von der Steuer verhältnißmäßig weniger berührt, und auch der Effekten-