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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint Abonnement x-SL- «chrk des Lmtsgmchts LibeM-k --ZZS sertionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reich»- und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 41. Z-Hrgaug. ———— LL3 Dienstag, den 25. September 1SV4 Bekanntmachung. ES wird hierdurch bekannt gegeben, daß in Folge nölhig gewordener Reparatur an der Thurmuhr während der nächsten Tage im Gange derselben zeit weise Störungen eintreken werden. Eibenstock, den 24. September 1894. Böttrich, ?. Der Kirchenvorstand. Hagesgeschichle. — Deutschland. Der Reichstag ist bekannt lich in seiner verflossenen Tagung ziemlich unglimpf lich mit den neuen Forderungen für die Marine umgegangen. Die erste Rate für den Bau des Pan- zerschiffeS zum Ersatz für „Preußen" (1 Mill. Mk.) wurde bewilligt, dagegen wurde die Forderung eines gepanzerten Kreuzers als Admiralsschiff in überseeischen Gewässern zum Ersatz für die „Leipzig" (I.Rate 1 Mill. Mk.) abgelehnt, ebenso ein Aviso „Falke" (I. Rate 1,200,000 Mk.). Wie jetzt verlautet, wird im nächsten Etat der Bau eines großen Kreuzers wiederum und daneben drei Kreuzer nach dem kleinen Typus gefordert werden. Die Forderungen wurden damals mit geringen Mehrheiten aus finanziellen Gründen abgelehnt. Man wird wohl erwarten dürfen, daß jetzt eine günstigere Stimmung herrscht. Die großen überseeischen Inter essen Deutschlands erfordern mit jedem Jahre dring ender eine ausreichende, aktionSbereite Flotte. — Thorn, 22. Seplbr. Aus Anlaß der vier zehntägigen Festungsmanöver ist Se. Maj. der Kaiser heute hierselbst eingetroffen. Bei der Be grüßung Sr. Majestät hob der erste Bürgermeister Kohli hervor, zum ersten Mal besuche ein Deutscher Kaiser, zum ersten Mal seit 40 Jahren ein König von Preußen die Stadt Thorn, welche stets eine deutsche Stadt gewesen sei und nicht hinter Marien burg zurückstehe. Thorn habe auch unter einer 300- jährigen Fremdherrschaft sein Deutschthum bewahrt. Der Bürgermeister schloß mit einem Hoch auf den Kaiser. — Se. Majestät erwiderte hierauf mit folgen der Ansprache: „Die Worte, die Sie soeben als Aus druck der Treue der Bewohner Ihrer Stadt gesprochen haben, sind mir zu Herzen gegangen. Die Geschichte der Stadt Thorn ist eine der bewegtesten und inte ressantesten unter allen Städten meiner Monarchie. Sie hat aber in allen wechselnden Schicksalen das eine nicht au- dem Auge gelassen, daß sie gerade so, wie Diarienburg, seit ihrer Gründung eine deutsche Stadt ist. Ich habe mich gefreut, wahrzunehmen, daß Thorn das Deutschthum zu wahren bestrebt ist, und hoffe, daß meine soeben gesprochenen Worte auch in Thorn das rechte Berständniß finden werden. ES ist zu meiner Kenntniß gekommen, daß leider die pol nischen Mitbürger hierselbst sich nicht so verhalten, wie man es erwarten und wünschen sollte; sie mögen eS sich gesagt sein lassen, daß sie nur dann auf meine Gnade und Theilnahme in demselben Maße, wie die Deutschen rechnen dürfen, wenn sie sich unbedingt als preußische Unterhanen fühlen. Ich hoffe, daß die Thorner polnischen Mitbürger sich entsprechend dem, was ich in Königsberg gesagt, verhalten werden, denn nur dann, wenn wir alle, Mann an Mann geschlossen, wie eine Phalanx zusammenstehen, ist cS möglich, den Kampf mit dem Umsturz siegreich zu Ende zu führen. Daß die Thorner in dieser Beziehung mit gutem Beispiel vorangehen, wünsche ich von Herzen." — Von den bayrischen Manövern. Aus Bayreuth vom 18. September berichtet der „Fränk. Courier": „DaS für heute angesetzte DivisionSmanö- ver hat einen unerwartet raschen Abschluß gefunden. Generallieutenant von Nagel, Kommandeur des aus der 4. Division bestehenden Ostkorp», brach schon um 3 Uhr au« dem Biwak bei Berneck auf, überraschte seinen Gegner, das von Generallieutenant von Kühl mann kommandirte Westkorp«, die 3. Division, vor Tagesanbruch und griff ihn so erfolgreich an, daß schon vor 7 Uhr da« Manöver beendet war. Die mit den überfüllten Morgenzügen auf dem Manöverseld anlangenden vielen Manöverbummler bekamen vom Divisionsmanöver garnicht» zu sehen. Al« sie an kamen, war die Kritik bereit» zu Ende. — AuS Germersheim, 18. September, wird der „Pfälzer Presse" geschrieben: „Mit der in den nächsten Tagen stattfindenden Entlassung de« ältesten Jahrgangs zur Reserve wird das 2. Fuß-Artillerie- Regiment nahezu zwei Drittel seiner Unter offiziere verlieren; unter denselben befinden sich 14 Sergeanten. Bei einer Kompagnie verbleiben außer dem Feld- und Vicefelrwebel nunmehr noch 2 Sergeanten und 2 Unteroffiziere. Wie cs heißt, ist es der stete verantwortungsvolle Dienst infolge der zweijährigen Dienstzeit, der selbst ältere Kapitu lanten veranlaßt, sich wieder dem bürgerlichen Berufe zuzuwenven. Infolge dieses Abganges werden schon im ersten Jahre dienende Artilleristen zu Obergefreiten, resp. Unteroffizieren befördert; auch sollen, wie man hört, einige ältere Sergeanten des l. Fuß-Artillerie- Regiments ins 2. Regiment versetzt werden." — In diesem Jahre ist zum ersten Mal der Ver such gemacht worden, ein Reservebataillon aus schließlich au« Elsaß-Lothringern zu bilden. ES ist die« das vierte Bataillon des Infanterie-Regi ments Nr. 143. Nicht nur waren Haltung und Leistungsfähigkeit dieses Bataillons, wie an die zu ständige Stelle berichtet wurde, lobenSwerth; was als bedeutsamer politischer Faktor in die Erscheinung trat, ist die Thatsache, daß diese Truppen in den elsässischen Quartieren sich einer besonders freundlichen Aufnahme zu erfreuen hatten. In Elsaß-Lothringen knüpft man dann auch an das Ereigniß der Bildung vorgenannten Bataillons die Hoffnung, es werde den reichsländischen Rekruten in nicht zu ferner Zeit möglich gemacht werden, ihrer Militärpflicht im Lande selbst genügen zu können. Wie die „Börsenztg." hervorhebt, erfolgte bis jetzt Vie Ausbildung, mit Ausnahme der Freiwilligen haupt sächlich bei der Garde, beim 2. (Pommerschen), 3. (Brandend.), 7. (Westfäl.), 8. (Rhein.), 10. (Hannöv.), II. (Hessisch-Nassauischen) Armce-KorpS, sowie bei der Hessischen (25.) Division. Indessen dürfte diese Hoff nung noch längere Zeit auf Erfüllung harren und zwar zunächst schon aus rein militärischen Gründen. Aber eS giebt noch andere politische Momente, welche dagegen sprechen. Nach den bi« jetzt gemachten Er fahrungen bilden nämlich die in die Heimath zurück kehrenden Reservisten die zuverlässigsten Stützen des DeutschthumS. In den altdeutschen Garnisonen haben sie deutsches Wesen und deutsche Sitte kennen gelernt und tragen dann nach ihrer Rückkehr in die Heimath dazu bei, die bei ihren Angehörigen herrschenden Vor- urtheile gegen das Deutschthum zu beseitigen. Bei den aus dem französischen Sprachgebiete stammenden jungen Leuten koinmt noch in Betracht, daß sie sich in Altdeutschland den geläufigen Gebrauch der deut schen Sprache aneignen, was nicht der Fall wäre, wenn sie im Reichslande ausgebildet würden und in be ständigem Verkehr mit ihren Landsleuten blieben. — Daß sogar hinter den Mauern de» Zuchthauses die Arbeitskraft vor widerrechtlicher Ausbeutung nicht sicher ist, ergab eine Gerichtsverhandlung, die sich vor der Dortmunder Strafkammer abspielte. Es handelte sich um da« Zuchthaus in Hamm i. W. Ange klagt war der Kaufmann H. F. Reinold von dort. Seit 16 Jahren hat der Angeklagte die Arbeitskraft von etwa 150 Strafgefangenen gepachtet, er läßt die Bürstenmacherei betreiben. Nach dem Vertrage hat er das Rohmaterial und die Werkzeuge selbst zu stellen, während die Entschädigung an den FiSku» nach der Stückzahl der fertigen Maaren zu leisten war. Jeder Gefangene hat ein gewisse« TageSpensum an Arbeit zu leisten; der fleißige und geschickte Ge fangene kann diese« Pensum leicht erreichen, die meisten bringen e« sogar zu 4 bi« 5 Ueberpensen. Für jede« TageSpensum werden dem Gefangenen 4 Pfennige, für jede« weitere 16 Pfennige vergütet. Reinold ver stand eS, den größten Theil des Mehrverdienstes der Gefangenen in seine eigene Tasche zu leiten. Die Gefangenen haben eine unwiderstehliche Begierde nach Kautabak. Hierauf hatte Reinolv sein Ausbeutungs system gebaut. Der Gefangene erfuhr bald nach seiner Einlieferung, daß er nur dann Kautabak er hielte, wenn er an Reinold die Ueberpensen oder einige davon abtrat. Hiervon wurde der ausgiebigste Gebrauch gemacht. Für ein kleines Stückchen Kau tabak ließ eS der Gefangene geschehen, daß ihm Reinold oder dessen Werkmeister mehrere Pensen weniger anschricben, als er geleistet hatte. Dies Alle« wäre nicht möglich gewesen, wenn in dem Zuchthause eine ausreichende Kontrole geübt wäre, an dieser fehlte es jedoch, die Gefangenen waren der Ausbeutungssucht de« Reinvld preisgegeben. TheilS fehlte eS an der nöthigen Anzahl von Aufsehern, theils waren diese lässig und pflichtvergessen, wie der Staatsanwalt besonder« betonte. So ging es jahre lang, bis endlich der Aufseher Szymanski Anzeige erstattete. Der Staatsanwalt beantragte gegen Reinold wegen fortgesetzten Betruges zwei Jahre Gefängniß, zwei Jahre Ehrverlust und 2000 Mark Geldstrafe. Der Vertheidiger schob die Hauptschuld auf die Be amten und hielt eine geringe Geldstrafe für aus reichend. DaS Urtheil lautete auf zwei Jahre Ge fängniß, drei Jahre Ehrverlust und 2000 Mk. Geld strafe. Reinold wurde sofort verhaftet. — Ueber die Ausdehnung der deutschen Kolonien und Schutzgebiete werden folgende Angaben gemacht: Das (indessen noch nicht abgegrenzte) Schutz gebiete Togo umfast 60,000 Quadratkilometer, Kamerun 495,000, Süvwest-Afrika 435,000, Deutsch-Ostafrika 995,000, das Kaiser WilhelmSland in Neu-Guinea 181,500, Bismarck-Archipel 52,200, der nördliche Theil der Salomon-Inselgruppe 22,300, das Schutz gebiet der Marschall-Inseln 400 Quadratkilometer. In Togo haben sich niedergelassen 72 Europäer, darunter 63 Deutsche, in Kamerun 204 Europäer (128 Deutsche), in Südwestafrika 969 Europäer (614 Deutsche), in Deutsch-Ostafrika rund 750 Europäer (rund 500 Deutsche), im Schutzgebiete der Neu-Guinea- Kompanie 178 Europäer (99 Deutsche) und auf den Marschallinseln 67 Europäer (32 Deutsche). Laeale und sächsisch« Nachrichten. — Dresden. Wie die „Dr. N." melden, ist nach Beendigung der Manöver Se. königl. Hoheit Prinz Friedrich August zum Generalmajor und Kommandeur der 1. Infanterie-Brigade Nr. 45 ernannt worden. Der bisherige Kommandeur, Gene ralmajor v. Jssendorf, trat unter gleichzeitiger Be förderung zum Generalljeutenant in den Ruhestand. — Leipzig, 21. September. Eine schwere Brandkatastrophe trug sich gestern Mittag kurz nach 12 Uhr, wie wir schon in der vorigen Nummer kurz meldeten, in der Lack- und Ftrnißfabrik von Jo seph Büttner an der Berlinerstraße zu. Daselbst wurde in zwei großen, je 45 Centner Oel fassenden Kesseln Leinöl gesotten. Au» noch nicht aufgeklärter Ursache erhielt nun der eine Kessel ein Loch und aus ihm strömte da» siedende Oel in den Feuerungsraum. Eine gewaltige Flamme schlug urplötzlich empor und nahm ihren Weg durch das Dach. Die benachrichtigte Feuerwehr rückte alsbald unter Führung von Brand direktor Bandau und Brandmeister Laue mit einem vollen Löschzuge au» und traf rechtzeitig an der Brand stätte ein. Die Löschungsarbeiten wurden wesentlich dadurch erschwert, daß man durch da« den Kessel um gebende Mauerwerk gehindert ward, an den eigent lichen Brandherd zu kommen. Mit einem Mauer brecher schaffte man schließlich eine größere Oeffnung, allein in demselben Momente explodirten die in dem