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Amts- M Aiizeiskbtlitt für den Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. cmschlietzl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Bolen sowie bei allen Reichspostanstalten. «« Gkjirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Hlrngebung 1888 Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die »einspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - 45. Jahrgang. Sonnabend, den 21. Mai Müller. Bekanntmachung. Diejenigen unbemittelten Einwohner hiesiger Stadt, welche die Erlanbnitz zum Leseholzfammeln für nächstes Jahr nachsuchen wollen, werden hiermit aufgefordert, sich längstens bis zum 5. Auni dieses Ilchres in unserer Ralhsregistratur zu melden. Später eingehende Gesuche finden keine Berücksichtigung. Im Uebrigen wird bemerkt, daß nur bedürftige und unbescholtene Personen Leseholzscheine erhalten können. Personen, die im Besitz eines vorjährigen Lescholzscheines sind, haben diesen bei Be stellung eines neuen zurückzugeben. Eibenstock, den 17. Mai 1898. Der Rath der Stadt. H-fi- Bekanntmachung. Nachdem durch kaiserliche Verordnung vom 22. April dieses Jahres bestimmt worden ist, daß die Wahlen zum Reichstage am 16. Juni 1898 vorzunehmen sind, liegen die zum Zwecke der Wahlen aufgestellten Wählerlisten vom 16. Vis mit 25. Wai dieses Jahres in hiesiger Rathsregistratur während der Expeditionszeit Vormittags von 8—12 und Nach mittags von 2—5 Uhr zu Jedermanns Einsicht aus. Einsprüche gegen dieselben sind in Gemäßheit von § 8 des Wahlgesetzes vom 31. Mai 1869 innerhalb acht Tagen nach Beginn der Auslegung und spätestens bis zum 23. Mai dieses Jahres bei dem unterzeichneten Stadtrathe schriftlich zu erheben oder zu Protokoll zu geben, zugleich aber sind die Beweismittel für die bezüglichen Behauptungen, falls dieselben nicht ohne Weiteres feststehen, beizubringen. Wähler für den Reichstag des Deutschen Reiches ist jeder Deutsche, welcher das fiinf- undzwanzigstc Lebensjahr zurückgelegt hat, in dem Bundesstaate, wo er seinen Wohnsitz hat. Von der Berechtigung zum Wählen sind ausgeschlossen: 1) Personen, welche unter Vormundschaft oder Curatel stehen; 2) Personen, über deren Vermögen Konkurs- oder Fallitzustand gerichtlich eröffnet worden ist, und zwar während der Dauer dieses Konkurs- oder Fallitverfahrens; 3) Personen, welche eine Armenunterstützung aus öffentlichen oder Gemeindemittcln beziehen, oder im letzten der Wahl vorhergegangencn Jahre bezogen haben; 4) Personen, denen in Folge rechtskräftigen Erkenntnisses der Vollgenuß der staats bürgerlichen Rechte entzogen ist, für die Zeit der Entziehung, sofern sie nicht in diese Rechte wieder eingesetzt sind. Solches wird hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, datz nur vitjcnigen zur Thetlnahme an der Wahl berechtigt find, welche in die Listen aufgenom men find. Eibenstock, den 12. Mai 1898. Dcr Rath der Stadt. Hesse. Gnüchtel. Montag, den 23. ds. Mts. 12 Uhr Mittags sollen die im „Hngkischen Los" hier eingestellten Pfänder, als: l Pfeilerspiegel, l Spiegel tisch, K Stühle, l Schlafsofa, 1 Serviertisch und t Drehsessel versteigert werden. Eibcnstock, den 20. Mai 1898. Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgericht. Nähme. Pie Kreikaaten des spanischen Amerika. Der wahrscheinliche Verlauf de» spanisch-amerikanischen strie ze« wird der sein, daß Euba »befreit", die Anzahl der sog. »Frei staaten" Amerika« um einen vermehrt wird. Da scheint c« un« angezcigt, einen Blick auf diese Freistaaten in Süd- und Mittel- Amerika zu werfen, zu prüfen, ob der anständige, friedliebende, arbeitsame und wahrhaft gebildete Theil der Bewohner jener Länder ein erträglicher Dasein stiftet. Al« diese Länder in den Jahren 1810 bi« 1825 da« spanische Joch abgeworsen hatten, wobei besonder« englische Hilfe mitwirkte, zeigte e« sich bald, daß die Bewohner der ehemaligen spanischen Kolonien zur Selbstregierung eben vollständig unfähig waren. Durch sinnlose Schuldenmacherei und Vergeudung der geborg ten Gelder und der natürlichen Reichlhümer der Länder ist dcr stredit aller dieser Staaten in Europa erschöpft, ruinirt, die Finanzlage eine trostlose. Da« gilt besonder« von Peru, Ecuador, Eolumbia, Hondura«, Argentinien und seit einigen Jahren auch von Brasilien, Guatemala und Costarica. Bolivia hat überhaupt nur zwei Anleihen in Chile unterbringen können und hat dann, dem Beispiele vieler Schwester-Republiken folgend, nie einen Cent Zinsen oder Amortisation gezahlt. Erst durch den großen strieg Chile« gegen Peru uud Bolivia (1879—83) ist e« der chilenischen Regierung gelungen, Bolivia zur Erfüllung seiner Verpflichtungen gegen seine Gläubiger zu zwingen. Ein großer Theil der Staatseinnahmen geht durch Revolu tionen und Bürgerkriege auf, oder wird in zweck- und sinnlosen Rüstungen gegen die Nachbarstaaten vergeudet. Die Last de« Militärdienste« liegt fast au«schließlich aus den Schultern der unteren Klassen. Bei festlichen Gelegenheiten aller Art wird viel geredet und geschrieben von der Familie dcr hispano-amerikanischen Staaten, von den gemeinsamen Interessen und dem Freundschast«- bundc dcr Schwester-Republiken rc. Dennoch hassen sich die Nachbarstaaten grimmig, und bestehl der Patriotismus zum Theile darin, da« resp. Vaterland auf Kosten der benachbarten Nationen zu vergrößern. Zu diesem löblichen Zwecke werden amtlich Karten publizirt, auf denen da» Land gar stattlich anzuschaucn ist und eine Au«dchnung zeigt, die mit den Verträgen und der Wirklich keit in keiner Weise stimmt. Jeder Staat liegt mit fast allen seinen Nachbarn in Grenzstreiligkeitcn, die schon zu zahlreichen Kriegen geführt haben. Dabei handelt e« sich nicht um ziemlich werthlose, unbewohnte Gebiete, an denen fast in allen diesen sehr dünn bevölkerten Ländern kein Mangel ist. Daß die Präsidenten, Minister und höheren Beamten sich aus Staat«koslen möglichst schnell zu bereichern suchen, gilt in der großen Mehrzahl dieser Länder, besonder« in Mittel-Amerika, al« selbstverständlich. Weil Präsident von Sarminto nicht stahl und nicht zugeben wollte, daß die Beamten den Staat weiter bestehlen, wurde er von verschiedenen Zeitungen für verrückt erklärt. Eine Ausnahme machte und macht in dieser Beziehung nur Chile, da« von einer relativ »einen Zahl von Familien, die zugleich die Aristokratie de« Seide«, der Geburt und de« Geiste« reprä- sentiren, regiert, d. h. auf gesetzlichem Wege auSgebeutet wird. Bei ehrenhafter, geordneter Verwaltung müßten alle diese Länder in vorzüglicher Finanzlage leben, große Summen für Unterricht, Straßenbau :c. au«geben können. Da e« aber den regierenden Klaffen an wahrem Patriotilmu« fehlt, erklärt e« sich, daß so enorm reiche und fruchtbare Länder, wie z. B. Peru und Colum bia, vollständig verarmt sind, e« in den meisten Staaten an leid lichen Fahrstraßen fehlt, anders««« aber die Colonie von reichen sortgejagten Präsidenten und Ministern jener Länder, die in Pari« cxistirt, immer größer wird. Der ehrenhafte, arbeitende Theil der Bevölkerung bekümmert sich wenig um Politik. Diese wird von arbeitsscheuen, ehrgeiz igen, gebildeten Strebern und Unzufriedenen gemacht, die den Zündstoff zu immer neuen Revolutionen liefern. Bei diesen Revolutionen, der Hauptplage jener schönen Länder, handelt e« sich fast nie um ein bestimmte« politische« und wirth- schastliche« Programm, da« eine Partei im Interesse der Ge- sammtheit zur Durchführung bringen will, sondern Pedro mit seiner Verwandtschaft und Freundschaft wollen die Staats ämter bekleiden, die ;. Z. Pablo mit seiner Clique innehat und au«beutet. Befähigte, ehrenhafte und sparsame Präsidenten, die möglichst nach Gesetz und Verfassung regieren, werden bald beseitigt. Scheu sale aber, die man in deutschen Zuchthäusern vergeben« suchen würde, die Recht, Gesetz, Verfassung, Ehre und Freiheit mit Füßen treten und al« Tyrannen und viel absoluter wie der Zar oder der Sultan regieren, die bleiben lange in Amt und »Wür den", vor ihnen wälzen sich die biederen »Republikaner" wie die Sklaven im Staube! Tagesgeschichte. — Deutschland. Am 18. Mai waren fünfzig Jahre ver flossen, seit in Frankfurt am Main da« erste gesammt- dcutsche Parlament, die verfassunggebende National-Ver- sammlung zusammcntrat. Hoch schlugen damals die Wellen pa triotischer Begeisterung, und e« konnte eine Zeit lang scheinen, al« ob der Traum der deutschen Einheit, der unter der politischen Reaktion nach den Befreiungskriegen immer glühender gewordene Drang, h-rau-zukommen au« der inneren Zerfahrenheit und Kleinlichkeit, in die erfüllende Thal umgcsetzt werden würde. Damal« waren jedoch die Bedingungen noch nicht voll gegeben, die Lösung wurde auf einem nicht gangbaren Wege angcstrcbt. Aber nicht blo« wegen de« ehrlich idealen patriotischen Wollen« verdient da» Andenken an die Männer de« ersten deutschen Par lament« in jetziger Zeit dankbare Erinnerung, sondern auch wegen dcr inneren sachlichen Förderung, welche der deutsche, frei heitliche Gedanke trotz aller Mißgriffe und Fehlschläge, trotz aller Auswüchse der revolutionären Bewegung, au« dem Hochfluge jener Zeit erfahren hat. Al« Vorbereitung und al« Lehre hat sie dcr späteren Erfüllung gedient. Am Nachmittage de» 18. Mai 1848 traten unter enthusiastischen Kundgebungen au» allen Thetlen de» deutschen Bunde« unter Kanonendonner und Glocken geläute etwa 330 Erwählte de« deutschen Volk« im Römcrsaal zu Frankfurt zusammen. Hinter der Rcdnerbühne war die In schrift angebracht: ,De« Vaterland« Größe, de« Vaterland« Glück, — O schafft sie! O bringt sic dem Volke zurück!" Aber schon die erste Sitzung zeigte, wie schwer die vorgenommcne Ausgabe war. E« gelang kaum, sich über eine provisorische Geschäsl«ord- nung zu einigen, man zankte sich über äußerliche Kleinlichkeiten neben hochtönenden Phrasen, und ein Redner drückte der ganzen kom menden Thätigkeil de« ersten deutschen Parlament« zum Schluß der Sitzung mit folgenden Worten die Signatur aus: »Die schönen Reden müssen einmal aufhören, denn die heutigen Ver handlungen haben bewiesen, daß man viele schöne Reden halten kann, ohne auch nur eine einzige Thal zu vollbringen." Al» völlig verfehlt erwie« sich gleich dcr erste Versuch einer .Thal", die Berufung de« Erzherzog« Johann von Oesterreich an die Spitze der imaginären provisorischen Zentralgewalt. Ueber zehn Monate dauerte r«, bi« endlich am 27. März die Verfassung serliggestellt war. Am 28. März ersolgtc einem voraufgegangenen Beschlüsse gemäß die Wahl Friedrich Wilhelm» I V. von Preußen mit 290 gegen 248 Stimmen zum „Kaiser der Deutschen". Mil dcr Verweigerung dcr Annahme dcr Kaiserkrone durch Preußen« König war der Mißerfolg der ganzen Arbeit besiegelt. Da« Ende de« deutschen Nationalparlament«, da« schließlich von Frank furt auswandern mußte und sich stückweise auflöste, war ein trübselige«. — Dem Besuche de« Prinzen Heinrich bei dem Kai ser von China wird in englischen politischen Kreisen die höchste Wichtigkeit bcigemessen. Die »Time«" erklären ihn für ein historische» Ercigniß und einen einzig dastehenden Bruch der unvordenklichen Traditionen der ältesten Einrichtung auf Erden. Weder dcr Herzog von Edinburg, noch der jetzige Zar, noch an dere Mitglieder mächtiger europäischer Königshäuser hätten er langt, wa» dem Bruder Kaiser Wilhelm« voll gewährt wurde. Diese« Zugeständniß sei der großen Einsicht der Kaiicrin-Wittwe zuzuschreibcn, welche bei dem Besuche die führende Rolle gespielt zu haben scheint. — England. Ein erfahrener englischer Kornhändler schreibt der „Norlh Western Daily Mail", daß die Weizcnspckulanten in Chicago wahrscheinlich dieBrodpreise in Europa noch weiter in die Höhe treiben werben. Der Chicagoer Millionär Armour, der große Gegner Leiter«, hat sich nun mit Leiter ver bunden. Beide edle Menschenfreunde wollen nunmehr einen Weizen-Corner gründen, dergleichen die Welt noch nicht sich hat träumen lassen. Leiter und Armour sollen 15 Millionen Bushel Weizen zusammen besitzen oder vielleicht kontroliren. Da« bildet einen großen Theil de« Weizen-Konsum«. — Spanien und Amerika. Nachrichten über den Fort gang dcr beiderseitigen maritimen Operationen im karaibischcn Meere liegen zur Zeit nicht vor. Nach der jetzigen Sachlage muß angenommen werden, daß da« spanische Geschwader, welche« bet Venezuela beobachtet worden ist, entweder auf Cuba zu segelt oder aber im südlichen Theile de« karaibischcn Meere« kreuzt, um die bei Martinique aufgetauchtcn drei weiteren spani schen Kriegsschiffe abzuwarten und sich mit ihnen zu vereinigen. Sollten diese Schiffe sich thatsächlich mit dem Geschwader de« Admiral« Cervera vereinigen, so würden die Spanier doch über eine ansehnliche Flottenmacht verfügen. E« läßt sich jetzt fest stellen, daß da« Verhallen Spanien«, dessen scheinbare Zauder taktik allgemein eine herbe Kritik erfahren hat, sich von Tag zu Tage in einem günstigeren Lichte zeigt. Da entgegen dcr anfäng lich zu optimistischen Schilderungen der maritimen Streitmacht Spanien« al« feststehend zu betrachten ist, daß Spanien mit seiner Flotte einen Kampf gegen die vereinigten amerikanischen Geschwa der nicht aufzunchmcn vermochte, so hat e« sich zu dcr Taktik entschlossen, die Amerikaner über seine eigentlichen Absichten irrc- zusühren, um eine Vereinigung der amerikanischen Scestreitkräste so lange al« möglich zu verhindern, einem Zusammenstoß auf offener See auSzuweichen und so schnell wie möglich einen gut befestigten cubanischen Hasen zu erreichen, unter dessen Schutz und Mitwirkung e« allerding« mit wett größerer Aussicht auf Erfolg gegen die herannahendc amerikanische Flotte operiren könnte. Linen großen Erfolg hat Spanien bei der Befolgung dieser Taktik schon zu verzeichen: Die Amerikaner haben sich thatsächlich irreleiten lassen und ihrem Hauptgcschwadcr unter Admiral Sampson einen angesicht« der Fahrtrichtung de« spani schen Geschwader« durchau« unrichtigen Kur« nördlich von Haiti gegeben. Wenn da« gemeldete Erscheinen von drei weiteren spa nischen Schiffen im nördlichen Theile de« karaibischen Meere« sich bestätigen sollte, so wäre auch die Theilung der nach Cuba entsandten Seestreitmächte in zwei Divisionen ein glücklicher Ge-