Volltext Seite (XML)
Amts- M Aizchedlktt für den Abonnement oirrtclj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. UntcrhaitungSbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Ps. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. > .» " > -- „>».—--7.7-» 45. Jahrgang. - — 1LS. Donnerstag, den 22. September L8V8 Zwangsversteigerung. Die im Grundbuche auf den Rainen »te-t-ter in Chemnitz eingetragenen Grundstücke: 1) das Wohnhaus mit Hof und Garten, Folium 1085 des Grundbuchs für Eiben stock, Nr. 111 L des Brandkatasters Abth. X, Nr. 345 <l des Flurbuchs Abth. 8, mit 143,<4 Steuereinheiten belegt, geschätzt auf 13,000 Mk. und 2) das Wohnhaus mit Hof und Garten, Folium 1086 des Grundbuchs für Eibenstock, Nr. 1111? des Brandkatastcrs Abth. X, Nr. 345 «7 des Flurbuchs Abth. 8, mit 201,7» Steuereinheiten belegt, geschätzt aus 16,500 Mk., sollen im hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und cs ist der 7. (Mover 1898, Mrmitlags 11 Ayr als Versteigerungstermin, sowie der 21. Hktover 1898, Mrmittags 11 Ayr als Termin z« Verkündung des VertheilungSplans anberaumt worden. Eine Ucbersicht der aus den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres Rang verhältnisses kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen iverden. Eibenstock, am 3. August 1808. Königliches Amtsgericht. Ehrig. Htznr. Am 3. und 4. Gktoöer 1898: Jahrmarkt in Johanngeorgenstadt. Bekanntmachung, das Jnnungswescii bctr. Mit dem 1. April dss. I. ist das die Abänderung der Reichsgewerbeordnung betreffende Reichsgesetz vom 26. Juli 1897 zum gröhten Theile in Kraft getreten. Oberbehördlicher Anordnung zufolge weise« Wir die im hiesigen Stadtbezirk bestehende« Innungen darauf hin, datz sie nach Art. 6 Ziffer 1 dieses Gesetzes verpflichtet sind, bis zum t. April ISSN, die Bestimmungen ihrer Statuten und et waiger Siebenstatuten den Vorschriften des Gesetzes entsprechend umzugestalten. Anträge auf Umgestaltung und Errichtung von Innungen im hiesigen Stadtbezirke sind bei dem «nterzeichnete« Stadtrathe thunlichft bald anzubringen. Die bestehenden Innungen, sowie Handwerker, die eine neue Innung gründen wollen, können Vordrucke der Normalstatuten, welche bei Einreichung von Statuten-Entwürscn unbedingt zu verwenden sind, sowohl für freie wie für Zwangsinnungen von dem unterzeichneten Stadtralh beziehen. Der Stadtrath ist gern bereit, den Interessenten mit Aufklärung zur Hand zu gehen. Eibenstock, den 21. September 1898. Der Rath der Stadt. Hesse. MUller. Bekanntmachung. Von 10 die innere Stadt darstellenden Menselblätlern sind Copien angefertigt. Die selben sind für 2 Mk. für das Stück hier käuflich. Einsicht in die Originale dieser Copien wird nicht mehr gestattet. Eibenstock, den 20. September 1898. Der Rath der Stadt. Hesse. Müller. Pie Aeviston des Preyfusprozeffes ist also endlich in die Wege geleitet und wenn auch die formelle Behandlung der Sache noch ziemlich lange Zeit in Anspruch nehmen wird, so ist doch jetzt dies Ziel erkennbar, nach dem neuen Punkt: nämlich Gerechtigkeit! Der „Matin", der in der letzten Zeit über alle Vorgänge im Schooßc des MinistcrrathS stets sehr gut orienlirt war, weiß über die Auseinandersetzungen des Justizministers behufs Be gründung seine« Antrages Folgende« zu berichten: Die That- lachen, so führte Sarricn auS, die mich zur Stellung meines Anträge« veranlassen, sind folgende: Ich habe in den Akten der Affäre ein Hauptschriftstück gefunden: da« Protokoll über das Geständniß des Oberstlieutenanls Henry. Dieses Schriftstück allein würde meiner Ansicht nach genügen, um die Einleitung des Revisionsverfahren« zu rechtfertigen. ES ist zwar richtig, daß die vom Obersten Henry begangene Fälschung von einem späteren Datum ist als das Urtheil von 1894, aber eS macht darum nicht weniger die Zeugenaussage Henrys vor dem Kriegsgericht ver dächtig, daS DreyfuS verurlheilt hat. Neben diesem Hauptpunkt bestehen aber mehrere andere Revisionsgründe, die sich aus der Prüsung der Prozeßakten von 1894 ergeben. Ich will mich keines wegs über den Werth der von mir geprüften Schriftstücke äußern, aber im Lause des von mir vorgenommenen eingehenden Studiums habe ich feststellen können, daß eine Anzahl dieser Schriftstücke einander widersprechen. (Hier spielte Sarrien auf die bekanntlich einander widersprechenden Gutachten der Schriftsachverständigen über das Bordereau an.) Kurz und gut, ich halte cs nach meinen Feststellungen für unumgänglich, die Kommission des Justiz ministeriums init der Revisionsfrage zu befassen. Aus der Debatte, welche sich über den Antrag Sarricn« entspann, ist hcrvorzuheben, daß der Präsident der Republik nicht, wie von einigen Blättern behauptet wird, die juristischen Schlußfolgerungen de« Justizminister« bekämpft, sondern sich daraus beschränkt hat, auf die Uebelstände hinzuweisen, welche mit der Eröffnung de« Revisionsverfahren« verknüpft sind. Der Minister präsident Brisson unterstützte seinerseits den Antrag SarricnS sowohl vom juristischen wie vom politischen Standpunkt aus. Er erklärte, daß er die vom Justizminister angernscnen juridischen Argumente für unwiderlegbar halte, und daß vom politischen Standpunkte au« er die Befassung der Revisionskommission mit der Angelegenheit al« de.« einzige Mittel betrachte, um der Affäre ihren politischen Charakter zu entziehen und wieder auf ihren wahren Boden, den juristischen Boden, den sie nie hätte verlassen sollen, zurückzuversetzcn. Angesicht« dieser Erklärung gab sich der Präsident der Republik zufrieden, und nur der Kriegsminister und der Minister der öffentlichen Arbeiten erhoben Einsprache und zogen sich, al« sic bei der darauf folgenden Abstimmung in der Minderheit blieben, sofort zurück, um alsbald daraus ihre Entlassung einzureichcn. Abend« um sech« llhr hatte man bereit« Nachfolger für die beiden zurückgctretenen Minister gesunden, und am Sonntag Morgen veröffentlichte da« „Journal-osficiel" die beiden Dekrete, durch welche General Chanoinc zum Krieg«minister und Senator Godin zum Minister der öffentlichen Arbeilen ernannt wurden. Rascher hat schon seit langer Zeit keine Ministcrkrisi« mehr ihre Lösung gesunden. Der neue KriegSministcr ist nicht nur mit der Revision ein verstanden, wa« selbstverständlich ist, sondern soll auch fest ent schlossen sein, allen Gesetzwidrigkeiten und Umtrieben, welche an läßlich der Affäre DreyfuS von Offizieren und Militärbeamten begangen worden sind, ohne Rücksicht aus die Person auf den Grund zu gehen. E« soll in dieser Beziehung ein volle« Ein- vcrstLndniß zwischen dem Ministerpräsidenten Brisson und dem KriegSministcr bestehen. Der neue KriegSministcr, General Chanoinc, ist 65 Jahre alt. Er ist im Jahre 1852 in die Militärschulc von Saint-Cyr cingetreten und kommandirtc zuletzt die 1. Division de« I. Armee korps zu Lille. Chanoinc, der Großoffizier der Ehrenlegion ist, erfreut sich großer Beliebtheit sowohl bei den Mannschaften wie beim Offizierkorps. — Der neue Minister der öffentlichen Ar beiten, Jule« Godin, der 54 Jahre alt ist, ist Advokat am Staais- rath und beim Kassationshof. 1891 wurde er von Französisch- Indien zum Senator gewählt, welches Mandat er bi« jetzt inne hatte. Taqesgeschichte. — Deutschland. Der Staatssekretär de« RcichSmarincantts stellte im vcrg. Winter gelegentlich der Debatten über da« Flotten gesetz im Reichstage in Aussicht, daß bei der Vergebung der durch dasselbe bewilligten Schiffsbauten die Privatindustrie in weitestgehender Weise berücksichtigt werden würde. Nachdem nunmehr vor einigen Tagen auch der letzte noch ausstehende Krcuzcrncubau in Bestellung gegeben werden konnte, da seine Konstruktionspläne jetzt ausgcarbeitct sestliegcn, kommt diese Zu sage in folgender Weise zur Ausführung: Bekanntlich wurden für da« laufende Etatsjahr sieben Schiffsbauten und eine neue Torpedobootsdivision bewilligt, die an Gcsammtbausummen ohne Armirung und Torpcdoarmirung einschließlich der dereinst aus zuführenden Probefahrten gegen 53'/., Millionen Mark erfordern. Von diesen 53'/, Millionen Mark werden nach der jetzt fest stehenden Vergebung der Schiffe auf den StaatSwersten nur 14,i Millionen Mark verbaut werden, während den Privatwersten — einschließlich der bei Schichau in Auftrag gegebenen neuen TorpedobootSdivision — von dieser Gesammtbausumme durch den Zuschlag der beiden Linienschiffe und der beiden kleinen Kreuzer nicht weniger al« 39'/, Millionen Mark zugcfallen sind. Der Einfluß dieser Bauaufträge wird sich auch in den Hunderten von Rebengewcrbcn bemerkbar machen, die am KricgSschissSban direkt und indirekt bcihciligt sind. — Die .-National-Zeitung" schreibt: Um den, in gewissen Blättern immer wiederkehrcnden, willkürlichen und übertriebenen Schätzungen de« vom Fürsten von Bismarck hinter lassenen Vermögen» und den dazu beliebten Kommentaren entgegen zu treten, sind wir von bestnnlerrichletcr Seile zu der Mittheilung ermächtigt, daß da« ganze Kapital- und Baarvermögcn des Nachlasse« noch nicht zweieinhalb Millionen Mark betragen hat, und daß er sür die Erben mit bedeutenden jährlichen Leist ungen und Abgaben belastet ist. An Pretiosen sind nur mehrere Orden in Brillanten und eine Anzahl unveräußerlicher silberner Schaustücke vorhanden, deren Geldwcrth in«gcsammt erheblich unter 150,000 Mk. angenommen ist. — Würzburg, 20. Septbr. Heute Nacht wurden aus den Jnfanterieposten am Pulvermagazin Rcvolverschüsse abgegeben. Der Thäter entkam in der Dunkelheit, obgleich der Posten scuerte. Der Vorgang ist auffällig, da ein gleiche« Vor- kommniß au« Heilbronn gemeldet wird. Auch dort wurde der Posten am Pulvermagazin angegriffen u. der Thäter ist entkommen. — Oesterreich-Ungarn. Die in Wien wieder einmal stattfindenden Verhandlungen, um einen Au«weg au« der verzweis»lten inneren Lage zu finden, scheinen so aursicht«lo« wie alle früheren. Unter dem furchtbaren Eindruck der Ermordung der Kaiserin Elisabeth, der in allen Völkern der Monarchie da« gleiche Gefühl der Zusammengehörigkeit mit dem Herrscherhaus wach werden ließ, glaubten Optimisten an eine versöhnlichere Stimmung. Das junglschcchischc Organ .Narodni Listy" scheute sich jedoch nicht, schon am Beisetzungslage zu erklären, daß den Jungtschechen jener süßliche und dabei „berechnende Byzantinis mus" fremd und zuwider sei, der au« der Trauer politisches Kapital schlagen wolle. Das Blatt protestiere direkt dagegen, daß inan das tragische Ercigniß in irgend welche Verbindung mir den inneren Kämpfen bringe. Die jungtschechische Partei hat denn auch alsbald eine kriegerische Resolution gefaßt, in der c« heißt, nicht in der Flucht vor dem gcwaltthätigcn Trotze der Linken, sondern in der Anspannung aller Kräfte der Staatsgewalt zur Verwirklichung der historischen und natürlichen Rechte der einzel nen Länder liege das Heil de» Reiches. Die Aushebung der Sprachenvcrordnuugen, welche deutscherseits nach wie vor al« Grundbedingung einer Verständigung fcstgehalten wird, pcrhorre- sciren die Tschechen durchaus. So ist es unnütz, daß die Polen mehr zum Entgegenkommen bereit sind. — Die Kundgebungen gegen die italienischen Ar beiter wollen noch immer nicht aufhören. 800 Südtiroler und Kramer Arbeiter dcmonilrirten gegen die mit ihnen beim Bahn bau Töplitz-Reichenbcrg beschäftigten Italiener. Sic zogen unter Vorantragung einer schwarzen Fahne, Traucrlicdcr singend, durch die Ortschaft Christophgrund und vertrieben die Italiener, die in den Wäldern nächtigen mußten. Es kam zu ernsten Ausschreit ungen. Gendarmerie wurde requirirt. Die Unruhen dauern fort. — Frankreich. Der Beschluß des Ministerraths, der die Revision de« DrcyfuSprozesseS noch nicht entgültig herbei führt, aber ihren Eintritt in nahe und sichere Aussicht stellt, ist im Ganzen mit einer Ruhe und Gelassenheit von der Bevöl kerung ausgenommen worden, die nach der früheren Aufwühlung der Leidenschaften erstaulich wäre, wenn sic nicht eben den klaren Beweis lieferte für den Umschwung der öffentlichen Meinung und den Durchbruch des lange unterdrückten Rechtsgcfühl«. Die meiste» Blätter billigen die Entscheidung de« Ministerrath« und sind der Ansicht, sic müsse die Bürgerschaft beruhigen und sei der erste Schritt auf dem Wege zur Revision. — Die Revisionskommission wird ihre Arbeiten in etwa zehn Tagen beendet haben; bis zum endgültigen Ausspruch des KassationShofeS wird noch eine erheblich längere Frist ver gehen. Wie verlautet, beabsichtigt die Regierung, DreyfuS noch vor der Entscheidung de« KassationShofeS zurückkommen zu lassen. — Ministerpräsident Brisson drohte die strengste Bestrafung aller Generale an, welche öffentlich zur DrcysuS-Frage Stellung zu nehmen wagen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 21. Septbr. Gestern feierte im Saale de« Fcldschlößchen der hiesige GabelSbergcr'schc Stcnographen- Vcrcin sein 3. Stiftungsfest. Das Conccrt - Programm wie« außer den musikalischen Vorträgen der hiesigen Stadtkapcllc eine von Hrn. Handel«schuldir. Pfeifer gehaltene schwungvolle ,Fest rede aus, de-gleitben da« von 2 Damen und 4 Herren vorgesührtc Festspiel: „Die Brauifahrt der Stenographie," welche« mit leb haftem Beifall ausgenommen wurde. Bei der erfolgten Prei«- vcrtheilung wurden die Herren Polizei-Expedient Ernst Emil Müller und Commi« Richard Fritzsche für die besten gelieferten Arbeiten mit Prämien bedach«. Ein stark sreauentirter Ball bildete den Schluß de« Feste«. Möchte dasselbe dazu beitragen.