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Amts- mit AUWbktt für den «bonnement viertelj. I M. 20 Pf. einschlirßl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionSpreis: die kleinspallige Zeile 10 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeil- 25 Ps. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - - 45. Jahrgang. c -c ' — - - — > ' LL8 Dienstag, den 22. November 18S8 Die Diensträume der unterzeichneten Behörde sind Kreilag und Honnavend, den 25. und 26. dss. Mts. wegen Reinigung für nicht dringliche Angelegenheiten geschlossen. Schwarzenberg, am 18. November 1898. Königliche Amtshauptmannschnst. I. V: G. Oessentliche Sitzung des Bezirksausschusses zu Schwarzenberg Wontag, den 28. Hlovemver 1898, von Nachmittags 3 Uhr an im Berhandlungssaale der unterzeichneten Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in der Hausflur des amtshauptmann schaftlichen Dienstgebäudes zu ersehen. Schwarzenberg, am 18. November 1898. Königliche Amtshauptmannschnst. I. V.: »r. Dietrich. Bekanntmachung. Am 1ä. November dss. Js. ist der 4. Termin der diesjährigen städtische« Anlagen fällig gewesen. Zu dessen Entrichtung ist eine 3wöchige Frist nachgelassen. Es wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß nach Ablauf dieser Frist ohne vorhergegangene persönliche Erinnerung das Zivangsoollstreckungsversahren ein geleitet werden wird. Eibenstock, den 21. November 1898. Der Rath der Stadt. Hesse. Bg. Der Kanal von Wittel-Amerika. Es ist unzweifelhaft, daß die Frage der Erbauung eines Kanals zwischen dem Atlantischen und Stillen Ozean in Mittel- Amerika jetzt bald von den Nord-Amerikanern gelöst werden wird. Diese Erbauung des langersehnten mittelamerikanischen Kanals wird die einzige, der Menschheit wahrhaft nützende Wirkung des spanisch-amerikanischen Krieges sein. Man sieht jetzt in der Union allgemein ein, daß die ausgedehnten Küsten der Ver. Staaten ohne einen Kanal gegen eine Seemacht ersten oder zweiten Range» nicht vertheidigt werde» können. Die Frage nach der Durchstechung der mittelamerikanischen Landenge hat in den Jahren 1870—1890 weite Kreise, besonders in Amerika, beschäftigt. Man war allgemein der Ansicht, daß der Zeitpunkt für die Erbauung des Kanals jetzt gekommen sei, d. h. daß der Welthandel ihn gebieterisch erfordere und der zu erwartende Kanalverkehr ein so großer sein werde, daß er die Verzinsung des Baukapitals vollständig sichert. Hierzu kommen nun in neuester Zeit noch rein politische Interessen der großen Seemächte und die Lebensinteressen der Ver. Staaten, die jetzt Kolonialmacht geworden sind und Weltpolitik treibe» wollen. Durch den schmachvollen Zusammenbruch der großen Panama- Gesellschaft im Jahre 1889 ist das Interesse für die Erbauung de» amerikanischen Kanals in den Kreisen der europäischen Kapi talisten allerdings sehr herabgemindert worden. ES ist die» bis zu einem gewissen Grade nicht zu bedauern. Es zeigt sich jetzt, wie richtig englische Finanzgrößen ersten Range« ini Jahre 1879, als Herr v. LessepS seine Arbeiten für den Panama-Kanal be gann, erklärten, daß eine Privatgesellschaft ein solches Unternehmen nie zu Ende führen würde. Private werden höchstens 000 Mill. Frank zu erträglichen Zinsen, d. h. vier Prozent einschließlich der Tilgung austreibcn können. Den Kanal könne nur die Re gierung einer Großmacht oder die Vereinigung mehrerer See mächte erbauen. Die Panama-Gesellschaft hat dadurch, daß die kleinen Kapitalisten und Sparer Frankreichs durch eine erbärm liche, von den Leitern der Gesellschaft bezahlte Presse systematisch und in ganz raffinirter Weise zehn Jahre lang belogen wurde, allerdings 1400 Millionen Frank aufgebracht, mußte aber zuletzt über 9'/, Prozent für Zinsen und Tilgung der letzten Anleihen bewilligen. Es war die» mit einer der Gründe für den unver meidlichen Zusammenbruch der Panama-Gesellschaft. Interessant ist es, daß man selbst heute, nachdem sich Geo graphen, Ingenieure, Politiker rc. der verschiedensten Länder ein gehend mit der Frage des amerikanischen Kanal« bcschästigt haben und wohl 50 wissenschaftliche Expeditionen die Landenge von Mittel-Amerika untersucht haben, noch immer nicht vollständig darüber einig ist, ob der Kanal in Nicaragua oder aus der Route von Panama erbaut werden soll. Bei Panama arbeitet jetzt seit 1894 eine neue, ehrenhaft geleitete französische Gesellschaft, die aber nur über ein Aktienkapital von 64 Mill. Frank verfügt. E« ist klar, daß diese Gesellschaft ohne fremde Hilfe selbst den geplanten Schlcuscnkanal bi» zum Jahre 1904 nicht vollenden kann. Wird der Kanal im genannten Jahre nicht eröffnet, so wird der Kontrakt der Gesellschaft wcrthlo« und sie verliert alle ihre Privilegien. Privatkapital wird sich weder in Frankreich noch in der übrigen Welt für diese neue Kanal Gesellschaft inter- cssiren. Dazu ist der Name „Panama" zu schwer diskreditirt. Die einzige Hoffnung liegt darin, daß die Amerikaner den Panamakanal, der heute < Niveau-Kanal, d. h. ohne Schleusen und Tunnel) als zur guten Hälfte fertig betrachtet werden kann, vollenden. ES ist das durchaus nicht unmöglich. Die Nicaragua- Route ist bereits vier Mal aus Kosten der Regierung der Union eingehend untersucht worden und jede« Mal ist die Trace (Kanal- linie) geändert, Anzahl, Ort und Beschaffenheit der Schleusen modifizirt worden und sind die Kosten gewachsen. Die letzte Kommission unabhängiger und hochkompctcnter amerikanischer In genieure, welche den JsthmuS von Nicaragua 1895 besuchte, schätzte die Kosten auf 134 Mill. Dollar amerik. Gold (» fünf Frank), wobei Bauzcitzinscn und Entschädigung für überschwemmte Ländereien nicht mitgcrechnct sind und für einzelne Posten, z. B. Bau von Hospitälern, viel zu geringe Summen in Rechnung gesetzt werden. Man kann heute als sicher annehmen, daß der Nicaragua-Kanal, dessen Erhaltung wegen der zahlreichen, langen und hohen Dämme und der 6 bis 8 Ricsenschlcuscn sehr schwierig sein wird, 160 bis 180 Mill. Dollar kostet. ES dürfte nicht unmöglich sein, bei ehrenhafter und genialer Leitung für dieses Geld den Niveau-Kanal von Panama zu vollenden. Tagesqeschichte. — Deutschland. Ihre Kaiserlichen Majestäten haben am Sonnabend Vormittag auf der Rhede von Messina Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Heinrich be grüßt, welche aus dem Lloyd-Dampfer „Prinz Heinrich" in der Richtung nach Ostasien vorbeidampfte. — lieber die Begegnung mit der Prinzessin Heinrich wird weiter gemeldet: Im Laufe de« Vormittags begaben sich beide Majestäten in der Kaiserlichen Gig aus dem Hafen von Messina auf die Höhe von San Giovanni, um dort die mit dem Bremer Lloyddampfcr „Prinz Heinrich" auf der Reise nach Kiautschou durchpassirende Frau Prinzessin Heinrich zu begrüßen. Die Majestäten begaben sich an Bord des „Prinz Heinrich", an dessen Fallreep sic von der Frau Prin zessin empfangen wurden. Der Kaiser besichtigte unter der Führ ung des Kapitäns den Lloyddampfcr, welcher bis auf den letzten Platz besetzt war, in allen Theilen. Nachdem Ihre Majestäten sich in der herzlichsten Weise von der Prinzessin Heinrich ver abschiedet hatten, verließen dieselben unter den enthusiastischen Hochrufen der Passagiere und bei den Klängen der National hymne den Dampfer. Se. Majestät reichte beim Abschied dem Lloyd-Kapitän die Hand, demselben mit lauter Stimme „Gute Fahrt" wünschend. — Dem Bundes rath ist eine Novelle zur Zivil- und Strafprozeßordnung zugcgangcn, welche, entsprechend einem in der letzten Session des Reichstages angenommenen Anträge, die Ersetzung der Vorvercidigung durch den Nacheid bezweckt und die Bestrafung falscher, nicht beschworener Aussagen vorschlägt. — Oesterreich-Ungarn. Kaiser Franz Joseph wird den Tag seine» 50jährigcn Regierungs-Jubiläum», den 2. Dezember, still im Kreise der Familie seiner Tochter Marie Valerie aus Schloß Wallsee verbringen. — Rußland. Nach einer der „Pol. Korr." aus Peters burg zugehenden Meldung ist der Zusammentritt der Abrüst ungs-Konferenz für die zweite Hälfte de« Februar in Aus sicht genommen. Ende Dezember oder etwas später dürften die Einladungen behus« Theilnahmc an der Konferenz an die Mächte versendet werden. — Frankreich. Der BcdaucrnSwerthc aus der Teufels insel ist nun von der Revision seine« Prozesses in Kenntniß ge setzt worden und der italienische Graf Casella ist init neuen Ent hüllungen hervorgetreten, die, wenn sie auch nicht vollkommen wahr sind, so doch wenigsten« nicht ganz unwahrscheinlich klingen. Danach sollen Esterhazy, Henry und du Paty de Elam deutsches Geld genommen haben für gewisse Gefälligkeiten, die ihnen un möglich wurden, al» Drcyfu« in den Gcneralstab cintrat und ihnen durch Pflichttreue das Geschäft, an dem übrigen» noch mehrere GencralstabS-Offizierc bctheiligt waren, verdarb. Aus Acrger darüber hätten sic ihn beschuldigt und durch ihre Fälsch ungen systematisch ruinirt. Wahrscheinlich im Laufe dieser Woche noch wird übrigens der Kassationshof seine Arbeiten beenden und zu einer Entschließung kommen. — Mit Bezug auf die erwartete Zurückbcrufung Drcy- su»' nach Frankreich wird mitgcthcilt, daß der nächste Post- Dampfer, der Dreysu« in die Heimath bringen könnte, am 3. Dezember von Eayennc abgeht und am WcihnachtSIagc im Hafen von St. Nazairc fällig ist. — England. Nach einer Londoner Drahtmeldung ist am Freitag eine Königliche Verordnung ergangen, wonach ein Theil der Miliz unter besonderen Bedingungen für den Dienst im Auslände verwendet werden kann. Diese Verordnung zeigt, in welchem Umfange von Seiten England« die Rüstungen betrieben werden. Eine derartige Maßnahme ist seit der Orientkrisi» von 1878 nicht wieder getroffen worden. — Der englische Krieg-Minister erließ Befehle betr. Anwer bung eine» 1000 Mann starken Bataillon» Chinesen, da« in Wei-Hai-Wei unter britischen Offizieren Dienst thun soll. — Spanien. Madrid, 19. Novbr. Blättcrineldungen zufolge würden die Vereinigten Staaten den Vorschlag, ein Schieds gericht zur Entscheidung der Philippincnsrage cinzusetzen, ab lehnen. Dagegen sei die amerikanische Regierung geneigt, Spanien eine bedeutende Summe al« Entschädigung für den Verlust der Inselgruppe anzubieten. — Amerika. Neber das Flottenprogramm LongS für Amerika erfährt der „Daily Ehroniclc", daß während der nächsten drei Jahre 13 Kriegsschiffe für 40 Millionen Dollars gebaut werden sollen. Außerdem ist schon der Bau von 36 Torpedo booten und -Zerstörern befohlen. — Washington, 19. November. Admiral Dewey theille dem Marineamt mit, er habe mit einer Hongkonger SchiffSbergungS- Kompagnie einen Vertrag zur Hebung der spanischen Kriegs schiffe „Isla ve Cuba" und „Isla de Luzon" oder „Don Juan d'Austria" abgeschlossen. Die Schiffe sollen zum Schutze der Interessen der Vereinigten Staaten auf den Philippinen und an der asiatischen Küste Verwendung finden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 21. Novbr. Vor einer zahlreichen Zuhörer schaft sprach am vergangenen Freitag Abend im Saale des „Feld schlößchen" hiersclbst Herr Or. Engelmann-Plauen über das Reichsgcsetz vom 6. Juli 1897, Jnnungs wesen betreffend. Der Herr Vortragende behandelte da« Thema in sehr sachlicher Weise und gab auch bei der darauffolgenden freien Debatte auf vielfache Anfragen die gewünschte Aufklärung. Natürlich ist es nicht möglich, eine so wichtige gesetzgeberische Frage in einem kurzen Vorträge erschöpfend zu behandeln und allerseits Klarheit über die gegebenen Bestimmungen zu schasse». Da« wird erst zu ermöglichen sein, wenn man an die Bildung vorschriftsmäßiger JnnungSkörper direkt hcrangetretcn sein wird. Jedenfalls werden wir später noch einmal in eingehender Weise auf diese Frage zurückkommcn. — Eibenstock. An die hiesige Stadtfcrnsprechcin- richtung sind neu angcschlossen worden: Nr. 65. Bretschneider, Gustav, Papierfabrik, Schönheide (Erzgeb.), BcsteUpostanstalt Schönhciderhammcr. Nr. 76. Springer, Emil, Hand-, Tambourir- u. Maschinenstickerci, HundShübcl. — Schönheide. Da» 4'^jährige Kind des Fcuermanns Fritz sch fiel in ein auf dem Hose einer Bürstenfabrik stehendes Faß mit kochendem Wasser und verbrannte sich so schwer, daß eS am anderen Tage verstarb. — Neuheidc. Sonntag brannte Abends in der 10. Stunde da« Wohnhaus des Gastwirths Gündel nieder. Das Feuer war, während in der Stube zahlreiche Gäste waren, in dem an stoßenden Schuppen auSgcbrochen, wo viele Zentner Heu und Getreide aufgespeichert waren, so daß da» Feuer reichlich Nah rung erhielt. Das Vieh, mit Ausnahme einer Ziege, wurde in Sicherheit gebracht, während viel vom Mobiliar verbrannte. Der Brandkalamitose ist umsomehr zu bedauern, va zu Ostern der Gasthof desselben in Flamme» ausging und die neuen Räumlich keiten noch nicht fertig sind. — Unterstützcngrün, 18. Novbr. Vergangenen Dienstag Nachmittag wurde da» Wohnhaus der Handelsfrau Süß hier ein Raub der Flammen, während da« Ncbcnhau« de« Hand arbeiters Schürer durch die Feuerwehr bi« auf die Umfassungs mauern niedergerissen werden mußte, um einem weiteren Umsich greifen de« Feuer», da» durch Kinder infolge Spielens mir Streichhölzchen verwahrlost wurde, Einhalt zu thun. — Johanngeorgenstadt, 20. November. Morgen wird die Thcilstrecke Neudeck-Plattcn der Eisenbahn Karlsbad- Johanngeorgenstadt eröffnet. Aus diesem Anlaß wird in Platten ein Festmahl stattfinden. Auf der Theilstrccke verkehren vorläufig nur 4 Züge, und zwar zwei von -Neudeck nach Platten und zwei zurück. Die Fahrzeit für die 27 Icm lange Strecke beträgt ca. 1'/, Stunde. Da die Verbindungsbahn -Neurohlau- KarlSbad erst im Frühjahre nächsten Jahre« fertig werden dürfte, so ist die Verbindung mit Karlsbad nur via Chodau möglich. Die Fahrzeit von Platten nach Karlsbad beträgt auf dieser Strecke 3'/, Stunden; ein flotte» Geschirr fährt von Johanngeorgenstadt nach Karlsbad in 3 Stunden. Ein guter Fußgänger dürste von Platten nach Karlsbad l über den Wölfling und TüppelSgrün) nicht länger al« 4 Stunden zubringcn.