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Amts- Nil ÄMssckatt für den «bonutment oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschlietzl. des „Jllustr. Unlcrhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen-'»in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. GM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltigc Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Ps. SS Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. — 49. Z-Hrgang. ----- „ „ - - Donnerstag, den 7. August LNOS 9. öffentliche Sitzung des Stadtverordneten-Collegiums Kreitag, den 8. August 1902, Abends 8 Mr im Sitzungssaal« des Rathhauses. Eibenstock, den 6. August 1902. Der Stadtverordneten - Vorsteher. G. Dicrsch. 1) Reparaturen am hiesigen Krankenhause betr. 2) Beschlußfassung in Sachen, die Herstellung von Fußwegen betr. 3) Einzäunung und Einebnung rc. der städtischen (früher Hahn'schen) Restparzelle am Stern. 4) Verlängerung der Dorsbachbrücke an der Brückenstraße. 5) Die Bachufermauerherstellungen in der Winklerstraßc betr. 6) Beschlußfassung wegen thcilweiser Verbreiterung der Winklerstraße u. Arealerwerb hierzu. 7) Rathsbeschluß in Sachen, die Verbreiterung des Schulgäßchens zwischen Nord- und Schneebergerstrabe betr. 8) Kenntnißnahme von der Fertigstellung der Feldstraßen-Schleuße. 9) Beschlußfassung wegen Richtiasprechung der Rechnungen der Dienstbotenkranken-, Koch- schul-. Armen- und Krankenhaus-, Schulgeld-, Pensions- und Äiersteuerkassc auf das Jahr 1901. Geheime Sitzung. Zu König Georg s von Sachsen 70. Geburtstage am 8. AaguK. Zum ersten Male begeht das treue Sachfenvolk das Gc- burl«sest seines König« Georg, und zwar ist cs der 70. Geburts tag, der schon im bürgerlichen Leben in besonders weihevoller Weise ausgezeichnet zu werden pflegt. In pietätvoller Rücksicht nahme auf die jüngsten schmerzlichen Ereignisse und in edler Be scheidenheit hat König Georg zwar den Wunsch ausgesprochen, in diesem Jahre von einer Feier seine« Geburtstage« abzusehen. Je mehr aber das sächsische Volk diesen allerhöchsten Wunsch seine« königlichen Herrn zu würdigen weiß, um so weniger will e« gerade unter solchen Umständen von der schönen Gepflogenheit Abstand nehmen, am Ehrentage seine« ihm von Gott gesetzten Herrschers betend Herzen und Hände zum König aller Könige emporzuheben und Heil und Segen auf de« geliebten Fürsten Haupt herabzuflehen. Za, es scheint, als werde durch den ge rechten Schmerz um den Heimgang unsere« jüngst verstorbenen cdein König« die Freude de« heutigen Tage« erst recht geweiht und verklärt, wie ein frommer Dichtermund c« ausspricht: „Freude wird durch Leid erhöht, Wonne wird durch Weh gehoben: Selig, wenn ein Herz versteht, Auch in Thränen Gott zu loben!" Und da« ist auch die rechte Stimmung des Sachsenvolkc« am heutigen König«geburt«tage! Dankbare, durch schmerzliche« Gedenken geweihte und verklärte Freude, daß ihm Gott in König Georg, dem erlauchten Bruder seine« dahingeschiedencn geliebten König« Albert, einen Herrscher geschenkt hat, der nicht nur nach dem, was er «lS königlicher Prinz geleistet hat, sonder» auch während der kurzen Rcgicrungszeit, die ihm seit dem betrübenden Heimgänge seines königlichen Bruder« beschicden war, volle« Anrecht auf da« uneingeschränkte Vertrauen seine« Sachsenvolkc« sich erworben hat. Reiche kriegerische Lorbeer» erntete Prinz Georg bekanntlich bereits im böhmischen Feldzuge, in dem er die 1. sächsische Rciterbrigade kommandirtc, bei Königgrätz da« Vor dringen der Feinde verzögerte und bei Problu« die Verbindung mit dem IO. österr. Armeekorps sicherte. Seine kluge Rückzugs deckung und der Marsch durch die kleinen Karpathen nach Wien fanden als ein strategische« Meisterstück ersten Range« selbst beim Gegner ungetheiltc Anerkennung. Im französischen Kriege führte der Prinz am 18. August seine Infanterie-Division per sönlich zum Sturm auf St. Privat, nachdem er bei Gravelotte die feindliche Stellung umgangen und da« Dorf Boncourt ge nommen hatte. Tags darauf übernahm er an Stelle seine« Bruder«, de« Kronprinzen Albert, der Führer der Maas-Armee geworden war, den Oberbefehl über sämmtliche sächsische Truppen und zeichnete sich bei Nouart, Beaumont, Sedan und Villier» durch Unerschrockenheit, Kühnheit und kluge Berechnung derart au«, daß sein Ruf al« trefflicher Heerführer fest gegründet ward. Infolgedessen ward er im Jahre 1887 zum Generalinspcktcur der 2. Armeeinspcktion und im Jahre 1888 zum Generalfeldmarschall ernannt. Auch im Frieden bewährte sich der Prinz vor allem als einsichtsvoller Soldat, der durchdrungen ist von der llebcr- zeugung, daß eine wohldiSziplinirtc Armee die beste Stütze der staatlichen Ordnung bildet. Seine hohen Verdienste uni die Armee wurden im Jahre 1896 durch Verleihung de» Eichenlaube« zum Orden pour le inörite und ein besondere« Handschreiben vom Kaiser ausdrücklich anerkannt, und in aller Gedächtniß ist noch der von echter Menschenliebe und tiefem Gerechtigkeitssinn zeugende Erlaß gegen die Soldatenmißhandlungen (1892). Hier durch sowohl wie durch seine rege und sachkundige Theilnahme an den gesetzgeberischen Arbeiten der 1. Kammer, die vor kurzem erst der fünfzigjährigen Mitarbeit de« Prinzen ehrend gedachte, hat sich König Georg bereits vor seiner Thronbesteigung seinen Platz im Herzen aller treuen Sachsen gesichert. Und da«, wa« er als König zum Wohle de« Lande« bereit« gethan, ist ganz dazu an- gethan, un« mit den frohesten Hoffnungen für die Zukunft zu erfüllen. Lebhafteste Befriedigung erweckte da« königliche Ge lübde in unser aller Herzen, ganz im Sinn und Geist seine« verklärten Bruder« regieren zu wollen, und daß auch unter König Georg« Regierung kein Raum sein wird für frieden«störende, kulturkämpferischc Gelüste, dafür bürgt de« König« jüngste« Wort -an eine geistliche Deputation. So darf da« Sachsenvolk in der herben Trauer, mit der e« am Sarge seine« unvergeßlichen, edcln König« steht, doch frohen Muthe« de« Zukunft entgcgenschauen: weiß e« sich doch wohl geborgen in seine« erhabenen König« mächtigem Schutze, der gleich seinem verklärten Bruder unser gelicbte« Sachsenland al« eine der sichersten Stützen de« neuen Deutschen Reiche« erhalten und mit machtvoller Hand Wohlfahrt und Gedeihen in Handel und Wandel, Kunst und Wissenschaft im engeren Vaterlandc pflegen und fördern wird. Und hierzu verleihe der Himmel seinen Segen! Tagesgeschichte. — Deutschland. Kaiser Wilhelm hat, wie bereit« berichtet, am Montag von Kiel die Seereise nach Reval ange- lreten, um dem Zaren den Gegenbesuch für dessen im Sep tember vorigen Jahre« aus der See bei Danzig erstatteten Besuch zu machen. Die Auslandsreisen der Staatsoberhäupter und gegen seitigen Begrüßungen sind heute mehr wie srühcr Brauch ge worden, und bilden wichtige Ergänzungen der Politik der ver antwortlichen StaatSlciter und zugleich Zeugnisse allgemein besseren Einvernehmen«. Die politische Lage ist thalsächlich weniger ge spannt und die Bündnisse sind weniger exklusiv und weniger nöthig. Frankreich muß endlich definitiv zu der Ueberzeugung gekommen sein, daß Rußland für einen Krieg gegen Deutschland blo« um der französischen Rcvancheidcen willen nicht zu haben ist. Wir dürfen un« nach wie vor darüber keinen Illusionen hin geben, daß in der russischen politischen Welt und Gesellschaft immer noch eine bedeutende Dosis Abneigung und Feindseligkeit gegen da« Deutsche Reich und da« Dcutschthum besteht. Trotzdem sind unter Zar Nikolaus, der sicherlich ebenso sehr wie unser Kaiser Len Frieden will und hält, auch die nichtamtlichen Beziehungen bessere geworden. Im Ganzen wird man sonach auch in der jetzigen Kaiserbegegnung zu Reval, der Reisen de« Präsidenten der französischen Republik und de« König« von Italien nach Petersburg vorangingen, und welcher der Besuch de« König« Victor Emanuel in Berlin folgen wird, ein Unterpfand de« Welt frieden« sehen dürfen. Al« Kaiser Wilhelm im vorigen Jahre, unmittelbar nach dem Besuche, den Nikolaus II. auf der Rhede von Neufahrwasser ihm abgestattct hatte, in Danzig von den städtischen Behörden begrüßt wurde, betonte er in der Erwiderung auf die Ansprache des Stadtoberhauptes mit besonderem Nach druck die volle Friedenszuversicht, die er in dem mehrtägigen Bei sammensein mit dem russischen Herrscher gewonnen habe. -Nichts, so erklärte er, lasse darauf schließen, daß die ruhige, friedliche Entwickelung Europas in absehbarer Zeit von irgendeiner Seite in Frage gestellt werden dürfte. Diese Voraussicht hat sich be währt. Und der Segen einer vernünftigen Befolgung des poli tischen Testament« Kaiser Wilhelm I. und de« Fürsten Bismarck: für gute Beziehungen zu Rußland besonder« Sorge zu tragen, wird sich auch weiterhin bewähren. — Unter großer Theilnahme, der auch die Sympathiekund gebungen einzelner regierender Häupter für die Kunst de« Schnell schreiben« nicht mangeln, findet in diesen Tagen in Berlin ein außerordentlicher Stenographentag der „Gabels- berg er" statt. Gegenüber den System-Streitigkeiten während der letzten Jahre, die einer noch größeren Verbreitung der Steno graphie nur zum Nacktheit gereichen können, äußerte sich Or. Gaster in seiner Festrede recht verständig dahin, daß e« ihm nicht um die Parteinahme für sein System zu thun sei, sondern in erster Linie um die Erreichung de« Zieles, allen, welche mit Schreibarbeit zu thun haben, die Vortheile der Stenographie zu Theil werden zu lassen. Dazu gehört allerdings die Mitwirkung der Schule. Während man in Bayern, Sachsen, Württemberg und manchen anderen deutschen Bundesstaaten die Stenographie als fakulta tiven Unlerricht«gegenstand eingeführt hat, steht Preußen in dieser Beziehung zurück und hat sich noch nicht dazu entschließen können, die Schule» für den Stenographie-Unterricht zu öffnen, vielleicht deshalb nicht, weil man sich noch nicht für ein bestimmte« System zu entscheiden vermochte. — Am dringlichsten erforderlich wäre, so meint die „Nat. Korr.", die Kenntniß der Stenographie für den Gerichtssaal. Noch immer können in »en meisten Fällen nicht einmal die eidlichen Aussagen von den betreffenden Gerichts schreibern oder Protokollführern derartig genau wiedcrgegeben wer den, daß sie vor Mißdeutungen, Entstellungen usw. sicher sind. — Der letzte Präsident des ehemaligen Oranje - Freistaate« Steijn hat mit seiner Gattin Holland erreicht, wo er zunächst einige Zeit zubringen wird. Wie e« heißt, gedenkt er bald nach Deutschland zu kommen, um dort ärztliche Hilfe zu suchen. Ein merkwürdiger Zufall hat e» mit sich gebracht, daß auch sein Amtsvorgänger in Blumfontein, Reitz, in Deutschland Hilfe suchte und fand. Al» dieser 1895 die Wiederwahl zum Präsidenten ablehnte, wurde aus dessen mangelhaften Gesundheitszustand hin gewiesen. Nach Miltheilungen au« Kapstadt war sein Zustand hoffnungslos. Er begab sich nach seiner Ankunft in Europa nach Heidelberg amd wurde dort derart geheilt, daß er den frei gewordenen Posten al« Staatssekretär von Transvaal übernehmen konnte. Auch vom Präsidenten Steijn hieß e« zunächst, daß sein Leiden unheilbar wäre. Hoffentlich ist da« ebensowenig der Fall wie bei Herrn Reitz. Präsident Steijn, der jetzt 45 Jahre alt ist, wird in Deutschland nicht weniger Sympathien begegnen, wie in Holland. — Brcmerhafen, 4. August. Nach einer Bekannt machung de« Quarantäncamt« unterliegen wegen de« besorgniß- crregcnden Au«bruch« der Eholera in Aegypten von jetzt ab sämmtliche Herkünfte au« Aegypten gesundheitSpolizeilichcr Kontrole. — Oesterreich-Ungarn. Wien, 5. August. Da« „Fremdenblalt" bespricht die Fahrt des Deutschen Kaiser« nach Reval; da« Blatt weist aus die Aufeinanderfolge der russisch-französischen und der russisch-deutschen Entrcvue hin und erblickt in dieser Aufeinanderfolge den Beweis dafür, daß da« Bündniß Rußland« mit der französischen Republik ein gutes Vcr- hältniß mit dem deutschen Reiche nicht ausschließe. In der De- monstrirung der Fortdauer de« guten Verhältnisse« zwischen Ruß land und Deutschland liege die Bedeutung der Zusammenkunft in Reval — Die „Volkszeitung" betont gleichfall«, daß die Entrevue in Reval die guten Beziehungen zwischen beiden Reickcn deutlich manifestirc und daß sic al« FricdenSzeichcn für die ganze Welt besonder« bedeutungsvoll sei, weil der Kaiser wie der Zar al« starkes politische« Leitmotiv die Erhaltung de« Frieden« an erkennen. Au« der Zusammenkunft de» FricdenSkaiser» mit dem FriedenSzar sei zu ersehen, daß in Europa, wenigstens vorläufig, Alles beim Alten bleibe. — Die „Deutsche Zeitung" ist der Ansicht, daß, wenn zwei über so gewaltige Mittel gebietende Herrscher, die zugleich die Repräsentanten der beiden großen konti nentalen Mächtegruppen sind, zusammenkommen, sic sich über Mittel und Wege zur Befolgung friedlicher Bahnen verständigen, und daß nach menschlichem Ermessen die Gefahr einer inter nationalen Verwickelung, die einen Krieg hcraufbcschwören könnte, al« nahezu ausgeschlossen gelten müsse. — England. Nachdem nunmehr fast gar kein Zweifel mehr darüber obwaltet, daß die Krönung de« König« Eduard von Großbritannien am nächsten Sonnabend in London slatlfindet, wird jetzt da« amtliche Programm für die damit in Zusammenhang stehenden Feierlichkeiten veröffentlicht, lieber 25 000 Mann aller Waffengattungen werden vom Bucking ham-Palast nach der Westminster-Abtei Spalier bilden, und wohl an 10 000 Schutzleute werden für die Aufrechterhaltung der Ordnung unter den erwarteten großen Volksmassen sorgen. Die jenigen, die Einladungen zu der Krönung in der Westminster- Abtei erhalten haben, müssen spätesten« um '/,10 Uhr Vormittag« auf ihren Plätzen sein. Dann wird die Abtei für da« Publikum geschlossen. Eine Stunde später erfolgt die Ausfahrt der Prinzen und der Prinzessinnen de« englischen Königshauses und der nach London gekommenen fremden Fürstlichkeiten in acht Prunkwagen mit zahlreicher Gardee«korte. Nach kurzer Pause langt der Auf zug de« Thronfolgerpaare« vor den Portalen der Abtei an. Die Prozession de« König« und der Königin verläßt den Buckingham- Palast um ll Uhr. Den Zug eröffnet ein Stabsoffizier zu Pferde an der Spitze einer zahlreichen GardekavallericcSkorte. Dem vergoldeten und von acht prächtig geschirrten Falben ge zogenen Prunkwagen mit dem KönigSpaarc voran reiten der per sönliche Stab de« Obcrkommandanten der britischen Armee, die Generale und Flügcladjutantcn de« König«, die Offiziere de« großen Generalstabe«, ferner Prinz Albert von SchleSwig-Holstcin und der Herzog von Albany. Dann folgen Abtheilungen der kolonialen, indischen und englischen Kavallerie. Neben dem Prunk wagen reitet »er Herzog von Eonnaught und sein Sohn Prinz Arthur. Gleich hinter dem König-Paare trägt ein berittener Offizier da« Reichsbanner. Dann folgen zahlreiche Wagen mit den obersten Hofchargen. Den Schluß de« langen Zuge« bildet eine starke Eskorte der berittenen Leibgarde - Regimenter. Da« KrönungSceremonicll in der Abtei ist mit Rücksicht aus den Zu stand de« Monarchen wesentlich gekürzt worden. Die Verlesung der zehn Gebote und die übliche Predigt fallen weg. Die Eides leistung, die Salbung, die Ueberreichung der Sporen und de« Schwerte«, sowie der eigentliche Krönungsakt werden indeß in Gemäßheit de« für die Krönung am 26. Juni vorgeschricbenen Programm« vollzogen. Den Schluß der Krönung bilden Ruse „Gott schütze König Eduard!", „Lang lebe König Eduard!" und „Möge der König ewig leben!" Dann wird ein feierliche«