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Amts- Nil Mchcklltt für deu Abonnement viertelj. 1 M. 2V Pf. einschließl. des »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unsern Bolen sowie bei allen Reichspostanstalten. MM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. 102 Somabcnd, ,dcu 30. AMsl Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. __ r- - l-.—- 49. Jahrgang. — LAOS Dienstag, den 2. September 1902, am Stdantage sind die Hlatys- und Kassenerpeditionen geschloffen. Stadtrath Eibenstock, am 26. August 1902. Hess«. M. Bekanntmachung. Die Feier des Sedantag«« wird hicrselbst in diesem Jahre in folgender Weise festlich begangen werden: Montag, den 1. September 1982, Abend« 7 Uhr Zapfenstreich, Dienstag, den 2. September 1902, früh 6 Uhr Weckruf, ausgcführt vom Stadtmusikchor. , Die städtischen Gebäude werden beflaggt sein. Die Bürgerschaft wird ersucht, auch ihrerseits die Häuser mit Fahnen oder auf sonst geeignete Weise zu schmücken. Eibenstock, den 26. August 1902. Der Ralh der Stadt. Hess«. Müller. Sedan-Feier. Die Latein- und Handelsschule veranstalten zur Sedanseier am Dienstag, 2. Sep tember er., vormittags 11 Uhr im «aale des Jndustrieschulgebäudes einen Aestaktu» mit Schülerdcklamationen und Festrede des Lateinschullehrers Herrn cnnck. tkool. Burk. Zu dieser Feier werden die Behörden, städtischen Körperschaften, die Eltern und An gehörigen der Schüler, sowie alle Freunde und Gönner beider Schulen höflichst eingeladen. I. A.: Lriuekmauu. Drr „Ausgleich" zwischen Oesterreich und Ungarn. Für den Politiker und Zeitungsleser außerhalb der schwarz gelben Grenzpfählc giebt es wohl kaum ein langweiligeres Thema, als das in der Ueberschrift bezeichnete. Staatsrechtlich, durch die Dynastie und die geschichtliche Entwickelung eng aneinander gekettet, ist cs den beiden habsburgischen Reichshälften sehr schwer, mit einander im Guten auszukommen und sich bezüglich der ge meinsamen Lasten auSzugleichcn. Dieser .Ausgleich" findet von zehn zu zehn Jahren statt und die beiderseitigen Minister üben dabei die Gewohnheiten der Börsenbesucher aus, bei denen oftmals .ein achtel Prozent" eine Lebensfrage zu sein scheint. Diesmal scheinen die Verhandlungen besonder« schwierig zu sein; sie sind immer noch nicht zum Ab schlüsse gebracht, trotz der vielen langen Konferenzen in Wien, Ratot, Budapest und Ischl. Dreimal haben die beiden Minister präsidenten bereits am Hsflager dem Kaiser Bericht erstattet, und immer meinte die Außenwelt, eS handle sich bereits um den Abschluß »eS Ausgleichwerke». Jedesmal folgten aber neue Be- rathungen der Fachminister, so auch jetzt in Wien, nachdem die Minister von der gemeinsamen Audienz beim Kaiser in Ischl zurückgckehrt waren. Au» alledem geht zunächst für die diesseit ige RcichShälste die erfreuliche Thatsache hervor, daß Herr von Körber mit Entschiedenheit und Zähigkeit die Interessen Oester reichs gegenüber den Ungarn vertritt. Als Körber sein Amt an trat, fand er die zwischen Badeni und der ungarischen Regier ung bereit« vereinbarten, zur Vorlage an die Parlamente be stimmten AuSgleichSgcsetze vor, die nach Badeni auch von Thun- Kaizl übernommen und angenommen worden waren. Wenn also jetzt zwischen Körber und Szell langwierige Berathungcn statt finden, so ist da« ein Beweis, daß Herr von Körber von den Vereinbarungen seiner AmtSvorzänger nicht« wissen will, daß er vielmehr in dem, wa« Badeni und Thun mit Szell ausgemacht haben, eine Schädigung der diesseitigen Reichshälfte erblickt, und nach besten Kräften bestrebt ist, zu retten, was noch zu retten ist. Ein den berechtigten Forderungen Oesterreichs nur Halb weg« entsprechender Ausgleich wird aber trotzdem nicht zu stände kommen. ES können ja nur Einzelheiten abgeändert werden, damit ist aber nicht gedient, solange die Basis dieselbe bleibt, so lange man davor zurückschreckt, da« staatsrechtliche Berhällniß überhaupt zu ändern, an Stelle der dualistischen SlaatSsorm eine andere zu setzen. Oesterreich hat aus diesen Verhandlungen seinem leitenden Minister v. Körber diel zu verdanken. Er sucht zu retten was noch zu retten ist und sein Wiener Abgeordnetenhaus wäre die personifizirte Undankbarkeit, wenn es diese großen Mühen nicht durch schließliche Annahme de« Ausgleich« lohnen wollte. Aller dings sind die Aussichten dafür recht dürftig. Interessant in hohem Grade ist die Stellung der einzelnen Parteien Oesterreichs, die ein Wiener Berichterstatter der .Leipz. N. Nachr." seinem Blatte zeichnet: Die Tschechen werden, selbst wenn es Herrn ». Körber gelingt, sie durch Versprechungen und Zuwendungen von der bereit« angedrohten ObstruktionSabsicht dem Ausgleich mit Ungarn gegenüber, abzubringen, unbedingt in den Reihen der Opposition stehen. Die Alldeutschen sind grundsätzliche Gegner de» Ausgleich«, sie haben die Forderung nach einer Personalunion in ihr Programm ausgenommen und werden demgemäß ihr Ver halten einrichten. Die Sozialdemokraten nehmen den gleichen grundsätzlichen Standpunkt ein, wenn sie auch über die neue Form, welche an Stelle der alten zu treten hätte, noch nicht klar sind. Die Christlich-Sozialen haben sich ihren Wählern gegenüber wiederholt so scharf und so entschieden gegen eine Erneuerung de« Ausgleich« ausgesprochen, daß auch von ihnen keine andere, al« eine streng oppositionelle Stellungnahme zu erwarten ist. Die stärkste deutsche Partei, die Deutsche Volkspartei, verwirft ebenfalls den Ausgleich, sie wird sich aber wohl an den Berathungen betheiligen, Abänderungsanträge weitgehender Art stellen und von deren Annahme die endgültige Zustimmung abhängig machen, ähnlich dürfte die Mehrheit der Fortschrittspartei sich verhalten. Da nun Aenderungcn solcher Art der Zustimmung der Ungarn bedürfen, diese aber aus geschlossen ist, so ergicbt sich die Schlußfolgerung für die genann ten deutschen Parteien von selbst. Italiener und Südslawen haben nicht da» geringste Interesse an einer Erneuerung de« jetzigen staatsrechtlichen Verhältnisses zu Ungarn, sie werden ledig lich wirthschaftliche Erwägung sprechen lassen, und die führen sie in die Reihen der Opposition. ES bleiben also die Polen, einige Großgrundbesitzer und Dcutschliberale des alten Schlage«, von denen Herr v. Körber erwarten kann, daß sie seinen Absichten nicht unbedingt entgcgcntretcn werden. Die Mehrheit des österreichischen Abgeordnetenhauses hat also Herr v. Körber sür einen Ausgleich nicht auf seiner Seite und die Lage ist jedenfalls sehr kritisch. Tagesgeschichte. — Deutschland. Rach herzlichster Begrüßung aus der Wildparkstation bei Potsdam geleitete am Mittwoch Kaiser Wilhelm seinen Gast, den König Viktor Emanuel, vom Bahnhose nach dem neuen Palai«, woselbst eine Familien tafel stattfand. Am Donnerstag Vormittag geleitete das Kaiser paar den hohen Gast nach Berlin, wo bereit« um 9 Uhr die Ankunft erfolgte. Die EinzugSstraßen hatten prächtigen Blumcn- und Fahnenschmuck angelegt, besonders da« Brandenburger Thor nahm sich hervorragend schön auS ; die hohen Säulen waren goldbroncirt und lange Banner mit dem Wappen Italien« dingen herunter. Gewerke, Kriegervereine, Schüler und Truppen bildeten Spalier. Um 10 Uhr fand in der RuhmeShalle in Gegenwart de« italienischen König« die Nagelung und Weihe neuer Regi mentssahnen statt. — Der Besuch des Königs von Italien am deut schen Kaiserhofe findet al« ein Unterpfand für die Verlängerung de« Dreibundes und als weitere Bürgschaft sür die Erhaltung de« Frieden« eine sympathische Besprechung in der italienischen, österreichischen und englischen Presse. — Wie durch Postamtsblatt-Verfügung be stimmt ist, findet in Preußen und im Reich die unkündbare An stellung der Unlerbeamten fortan — unabhängig von dem Zeitpunkte der ersten etatSmäßigen Anstellung — bei tadelfreier Führung für alle Unterbeamtenklassen gleichmäßig nach einer Ge- sammtdienstzeit von lb Jahren statt. — Frankreich. Wie in Deutschland, so beschäftigt man sich auch in Frankreich noch immer lebhaft mit der Kanalfrage. Da die Gegner derselben dort die Nachricht verbreitet hatten, der Bau de« Zwei-Mccre-Kanals (zwischen Atlantischem Ozean und Mittelmecr) sei in erster Linie au« technischen Schwierigkeiten und dann auch au« Gründen der Zweckmäßigkeit wieder fallen gelassen, so hat die französische Regierung jetzt den umfangreichen Bericht de« Marineberichterstatters Leygue ver öffentlicht, der alle Einwände der Opposition in überzeugender, sachlicher Weise widerlegt und die unbedingte Nothwendigkeit de« Baue« diese» Kanals aus militärischen und wirthschaftlichen Gründen nachweist. Für uns hat diese Veröffentlichung auch deshalb noch besonvere« Interesse, al« sie an vielen Stellen auf die Bedeutung und das Vorbild de« Kaiser-Wilhelm-Kanals hinweist. — Amerika. Präsident Roosevelt hielt in Augusta eine Rede, in der er auf die Erfolge de« spanisch-amerikanischen Kriege« hinwie« und da» Festhalten an der Monroedoktrin be tonte, wonach der neue Welttheil nicht länger al« KolonisationS- stätte für irgend eine europäische Macht betrachtet werden darf. — Südafrika. Die Rückkehr de« heldcnmüthigen Buren führer« General Cron je nach zweieinhalbjähriger Gefangenschaft auf der Insel St. Helena in seine südafrikanische Hcimath ruft den mit unvergleichlichem Heroismus gegen eine überwältigende englische Uebcrmacht zehn Tage lang durchgesührten Widerstand in« Gedächtniß zurück, der mit der Kapitulation von Paardederg am 27. Februar 1900 einen mehr für den Besiegten als sür den Sieger ruhmvollen Abschluß fand. Nicht ohne eigene Schuld war der General Cronjc in die üble Lage gekommen, die zu seiner Gefangennahme führte. Die vernichtende Niederlage, welche die zur Vcrtheidigung der Einschließungstruppen von Kimberley süd lich diese« Orte« ausgestellten Burenstreiter dem zum Angriff dagegen vorgerückten englischen Heere unter dem Befehl de» Generalleutnant« Lord Methucn am 11. Dezember 1899 bei MagerSsontein beigebracht hatten, wurde sür den Sieger, General Cronje, und für seine Truppen verhängnißvoll. Trotz aller Warnungen, die dem General Cronje, besonder« auch von deutschen Offizieren, ausgesprochen wurden, wollte der alte Held in seiner Sorglosigkeit nicht an die ihm durch da« Anrücken der englischen Truppen unter der kühnen, fast wagehalsigen Führung de» Feld- marschallS Lord Roberts drohende Gefahr, umgangen und abge schnitten zu werden, glauben. Erst am lö. Februar, nachdem er sich von den Ersolgen de« englischen UmgehungSflügclS über zeugt und auch erfahren hatte, daß der Feind mit erheblichen Kräften bei Jakobsthal stände, war Cronje zu der Einsicht ge kommen, daß seine Stellung bei MagerSsontein unhaltbar ge worden war. Schnell wurde da« Lager abgebrochen und in der Nacht nach Osten am Norduser de« Modderflusse« der Marsch angetretcn. Da der englische General Frcnch bereit« in Kimberley stand und der auf den Modderfluß anrückendc General Kelly-Kenny noch weit von seinem Ziel entfernt war, so stand der Weg sür Cronje offen und sein gefährlicher Abzug gelang über die Er wartung. Doch konnte er auf die Dauer sich den Verfolgungen de« beweglicheren Gegner« nicht entziehen. Die BewegungS- sähigkeit seine« Heere« hatte durch da« lange Lagcrleben und die damit verbundene Ansammlung eine« riesigen Train«, namentlich aber durch die Anwesenheit von zahlreichen Frauen und Kindern im Lager sehr gelitten. 'Nach blutigen und für die Engländer nachtheiligen und verlustreichen Gefechten mußten die Buren sich am 18. Februar davon überzeugen, daß ihnen der weitere Rückzug auf Blocmsontciu verlegt war und sie sich ohne fremde Hilfe au« ihrer mißlichen Lage nicht mehr würden befreien können. Alle Entsatzversuche, die mit großer Tapferkeit von den später durch ihre geniale KriegSsührung zu großer Berühmtheit gelangten Generalen Dewet, Delarey, Botha und dem Präsident Steijn unternommen wurden, konnten da« Schicksal Cronje« nicht.mehr abwenden. Vielleicht hätte ihn ein gewaltsamer nächtlicher Durch bruch durch die englischen Reihen noch retten können. Dasür spricht wenigsten« ver dem General Frohmmann in der Nacht vom 20. zum 21. Februar geglückte Durchbruch, der ihn nur einen Verlust von 7 Todten und 16 Verwundeten kostete, und ebenso der Durchbruch verschiedener kleinerer Kommando«. Die Frauen und Kinder hätten allerdings dann im Stiche gelassen werden müssen, und dieser Umstand mag einen solchen Versuch im größeren Maßstabe wohl verhindert haben. Am 26. Februar war die Widerstand«krast der Buren gebrochen, sodaß Cronje an Dewet Heliographirte: »Da« Bombardement ist überwältigend, starke Verluste. Die Mehrzahl der Burgherr verlangt Ueber- gabe." Als e« nun in der Nacht vom 26. zum 27. Februar den Engländern gelang, ihre Laufgräben auf Sturmdistan; an die Burcnstellung heranzuschieben, entschloß sich der Sieger vom Majuba-Bergc am Jahrestage dieser Schlacht zur Kapitulation. Besonders hart war eS für den Helden von Majuba, daß er gerade an diesem Tage vor Lord Robert« die Waffen strecken mußte, der schon vor 19 Jahren al« Rächer für diese Niederlage nach Afrika geschickt wurde, jedoch in Folge de« plötzlichen Friedens schlüsse« daraus verzichten mußte. Mit großer Verwundung erkannte nun der Sieger, daß er mit mehr als 40000 Mann und 100 Geschützen volle zehn Tage gebraucht hatte, um die winzige Schaar von kaum 4000 Mann mit 6 Geschützen zur Uebergabc zu zwingen, und daß die Verluste der Buren sich nur auf 114 Todte und 170 Verwundete beliefen. Nicht mehr al« 3660 Mann fielen al« Gefangene in die Hände der Engländer. Dieser schwer erkämpfte erste größere Sieg der Engländer wurde von großer Bedeutung dadurch, daß er dem ganzen Kriege die Wendung zu Gunsten der britischen Waffen gab. Bloemfontein wurde ohne erheblichen Widerstand in Besitz genommen. Die Belagerung von Ladysmith wurde ausgehoben. Buller'« Truppen wurden dadurch zu weiterer Verwendung frei gemacht. Dem Vormarsch auf Johannesburg und Pretoria konnte ein wesent licher Widerstand nicht mehr entgegengestellt werden. Troy Alledem wird aber die zehntägige Vertheidigung der Buren unter Cronje al« eine der schönsten und glänzendsten Wafscnthaten, welche die Geschichte kennt, bi« in vic fernsten Zeiten gefeiert werden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die Klagen über die Rücksichtslosigkeit der Radfahrer mehren sich und werden heftiger denn je. Meist sind e« Auswärtige, die in rasendem Tempo durch die Stadt fahren. Sie fahren aus gut Glück drauf zu und haben zu ihren Mitmenschen da« gute Vertrauen, daß dieselben vernünftiger sind