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Amts- Nil AlizchMatt für den Abonnement viertel). 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanftalten. Gefirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnscrtionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Letrgr.-Adreste. Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 53. Jahrgang. Fernsprecher Ur. 2t<>. Dienstag, den 18. September 1»«« Der diesjährige zweite Jahrmarkt in Johanngeorgenstadt ist vom 8. und v. Oktober auf den 15. Nttd 16. AKIoKer verlegt worden. Stadtrat Johanngeorgenstadt. Unsere Soldaten in Südwestafrika. Hauptmann Bayer im Großen Generalstabe, bis vor kur zem im Generalstabe unserer Schutztruppe in Südwestafrika, yat soeben eine ausgezeichnete Schrift über den Krieg in Südwestafrika und seine Bedeutung für die Entwicklung der Kolonie veröffentlicht (Leipzig, Friedrich Engelmann, Preis 60 Pf.), der wir die weiteste Verbreitung wünschen, weil sie den von den Gegnern unserer Armee und unserer Kolonien verbreiteten falschen Darstellungen wirksam entgegentritt. Aus dem hochinteressanten Inhalt sei hier ein Abschnitt wieder gegeben, der die Stellung der Offiziere zu den Mannschaften beleuchtet: Ich möchte hier — so sagt Hauptmann Bayer — auf eine Frage eingehen, die oft an mich gestellt wird, nämlich ob ich auf Grund meiner afrikanischen Erfahrungen als ein Gegner des Drills und der straffen militärischen Erziehung unserer Friedensausbildung aus Afrika heimgekehrt sei. Es wird vielleicht manchem wunderlich klingen, wenn ich sage: Nein, im Gegenteil — und das klingt noch erstaunlicher, wenn man weiß, wie wenig wir in Südwest auf alles Parademäßige, auf äußere Formen uszv. Wert legen konnten. Wir Offiziere haben ja doch drüben in Afrika mit unseren Mannschaften am selben Feuer gesessen, mit ihnen aus demselben Kochtopf unseren Reis gegessen, mit ihnen alle Strapazen und Entbehrunyen, Hunger und Durst geteilt, im Lagerleben die gleichen Arbeiten verrichtet wie sie. Unser Pferd trug schließlich nicht mehr als das der Mannschaften, Handpferde waren selten zu fin den. Hatten also die Mannschaften nichts mehr, stand es bei uns Offizieren ganz ebenso. Jeder von uns hat Wasser geholt, Holz gesucht, Kraale gebaut, Pferde ge tränkt, ja auch auf Posten haben wir Offiziere stehen müssen. Einer Nacht muß ich dabei gedenken. Es war noch vor dem Gefechte am Waterberg. Das Hauptquartier war auf dem Marsche ohne besondere Bedeckung. Wir hielten in dichtem Busche. Die Möglichkeit eines Ueberfalles lag nahe, und es mußten, da es an Mannschaften fehlte, wie schon so häufig, die Offiziere mit auf Posten ziehen. Ich hatte die Nummer von zwei bis drei Uhr nachts. Dann ging ich, um meine Ablösung zu wecken. Der Betreffende lag in ein paar Decken eingehüllt unter einem Baume. Ich weckte ihn, wie man das eben so macht, und sagte: „Exzellenz, es ist Zeit zum Postenstehen." Darauf stand Generalleutnant von Trotha, der wie wir alle vollständig bekleidet und mit der Waffe dicht neben sich dagelegen hatte, vom Boden auf, nahm das Gewehr unter den Arm und über nahm das Postenstehen im östlichen Teile des Lagers. Eine Stunde später kam der Chef des Stabes, Oberstleutnant von Beaulieu, an die Reihe, dann Major Quade, der erste Generalstabsoffizier, und inzwischen war es Zeit geworden, die Pferde zu satteln und weiter zu mar schieren. Nicht einen einzelnen besonderen Fall, nicht eine Anek dote habe ich erzählt, sondern etwas übliches. Der Offizier wurde während der Dauer des Krieges als „Gewehr" ge rechnet und mußte im Felde überall mit §ufassen. Wir haben es gern getan, da wir sahen, es war notig, und ich glaube, wer von Südwest zurückkommt, wird mit Freuden von dem herzlich-kameradschaftlichen Verhältnis sprechen, das unter dem Einfluß des Feldlebens bei unserer Truppe zwischen Reiter und Vorgesetzten entstand. Die Grenze zwischen Offizier und Mann verwischt sich unter solchen Umständen leicht, aber dann gerade empfindet man doppelt den Wert einer innerlich gefestigten Disziplin, die auch da stand hält, wo sich die äußeren Formen abschwächen. Unter solchen Verhältnissen wird nur tief gewurzelter Gehorsam sich bewähren, und ich kann mit wirklicher Freude feststellen, daß die Art, wie wir den deutschen Soldaten im Frieden erziehen, sich vor dem Feinde in Afrika ausgezeichnet bewährt hat. Deshalb möchte ich von unserer Friedensaus bildung nichts missen, was geeignet ist, unserer Armee ihr kostbarstes Gut, die Disziplin, zu erhalten. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Chef der Marinestation der Ostsee, Admiral Prinz Heinrich von Preußen ist zum Chef der aktiven Schlachtflotte ernannt worden. Der bisherige Chef Großadmiral v. Koester tritt zur Verfügung des Kaisers. Großadmiral v. Koester verlas bei seiner Ver abschiedung vom Offizierkorps der Flotte auf Anordnung des Kaisers das ihm aus Anlaß seiner Enthebung vom Ober kommando zugegangene, in den herzlichsten und anerkennend sten Worten abgefaßte kaiserliche Handschreiben. — Berlin, lö. September. In ihrem Wochenrückblick schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" über die BreslauerKaiserrede: „In allen wahrhaft patriotischen Kreisen wird man mit lebhaftem Danke die kaiserlichen Worte vernommmen haben, aus denen das Volk die frohe Gewiß heil schöpfen darf, daß auch in der Gegenwart dem lähmenden Hauch pessimistischer Anwandlungen ein starker Wille gegen übersteht, der ihn zu bannen entschlossen ist. Seltsamerweise hat sich ein Teil der Presse bemüßiyt gefühlt, über die Breslauer Kaiserrede Betrachtungen zum besten zu geben, die nicht ganz saisonmäßig waren, da sonst das Thema „Reichsoerdrossen- heit" mit seinen Abwandlungen den stoffarmen Hundstagen Vorbehalten zu bleiben pflegt. Dieselben Leute, die sonst bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit zugunsten der freien Meinungsäußerung den Mund recht voll nehmen, wollen dieses Recht jedem zugestehen, dem Kaiser allein soll es verschränkt werden! Wie vor vierzig und mehr Jahren sind sie auch heute noch in den Doktrinen vom Schcinkönigtum befangen, das sich mit der Nolle eines dekorativen Schluß stückes am Staatsbau zu begnügen hätte. Aber diese Doktrin wurzelt nicht im Boden der Wirklichkeit. Glücklich können wir uns schätzen, daß in Preußen und in Deutschland über haupt die Monarchie auf das eigene historische Recht begründet ist, sich als sehr lebensvollen Faktor im nationalen Dasein geltend zu machen. Der beliebte Kunstgriff, den Stimmungen enger Kreise durch Berufung auf das „Volk" größere Bedeu tung beizulegen, vermag bei keinem Kundigen zu verfangen, der weiß, wie wenig untrüglich der Geist der Herren als Spiegel des Zeitgeistes sich erwiesen hat. Eben dieses Volk, dessen Phan tom als stumme Hilfstruppe ins Gefecht geführt wird, hat dem Kaiser immer wieder begeistert zugejubelt, wo es des Herrschers ansichtig wurde, und damit einen bündigen Gegen beweis geliefert. Und nicht nur bei festlichen Anläßen gelangt das Vertrauen zu Kaiser und Reich zu beredtem Ausdruck. Erblicken wir nicht allenthalben emsiges Wirken und Schaffen? Sehen wir nicht Tag für Tag große wirtschaftliche Unter nehmungen mit weiten Sichten erstehen, die ganz undenkbar wären, wenn die Männer der werktätigen Arbeit nicht voll Zuversicht auf das Gedeihen der Nation in unbegrenzter Zukunst bauten?" — Liegnitz, 14. Septbr. Auf Anordnung des Majors Brose, des Generalstabs-Offiziers für die Presse, wurde vor gestern im Manövergelände der ehemalige österreichische Offi zier Bartmann, als er sich durch Aufzeichnung von Skizzen verdächtig machte, verhaftet. Bartmann soll schon in Bres lau gesucht worden sein. Es war aber nicht gelungen, seiner habhaft zu werden. Bei ihm wurden Skizzen und größere Summen ausländischen Geldes vorgefunden. Bartmann be teuert seine Unschuld, er wurde aber vorläufig in Haft behalten. — Die braunschweigische Landesversamm lung wird am 21. d. Mts. über die Thronfolgefrage Beschluß fassen. — Der Einzug des Großherzogs und der Großherzogin von Baven sowie des schwedischen kron- prinzlichen Paares in Karlsruhe bildeten am Sonnabend den Beginn der Jubiläums-Feierlichkeiten in Baden. Die Residenz hat reichen Flaggenschmuck angelegt. Viele Häuser sind prächtig geziert. Ein besonderes festliches Bild bietet der Marktplatz, der einem großen Garten gleicht. Es sind haus hohe Pylonen aufgestellt. Die Karl Friedrichstraße ist als via triumpluUis ausgeschmückt. Mächtige Ehrenpforten er heben sich an ihren beiden Enden. Auch an anderen Stellen der Stadt sind Triumphboyen errichtet. Am Durlacher Tor ist eine Jubiläumssäule ausgerichtet, in der Kaiserstraße, die von unzähligen Flaggenmasten eingesäumt ist, sind alle Schaufenster in geschmackvoller Weise ausgeschmückt. Zu der kür Donnerstag angesetzten Festbeleuchtung sind große Vor bereitungen getroffen. Der Fremdenzufluß ist sehr beträchtlich. — Durch ein Telegramm des im Schutzgebiet einge troffenen Gouverneurs,' Freiherrn v. Rechenberg, wird man wieder einmal an den Aufstand in Ostafrika erinnert. Das Telegramm gibt eine allgemeine Uebersicht über die Lage und lautet im ganzen befriedigend. Sowohl aus den Landschaften im Süden: Lindi, Ssongea, Mahenga und Iringa, als aus dem Norden von Jraku sind danach neue Meldungen nicht eingetroffen. Das deutet auf eine große Ruhe in den Bezirken hin unv der in Aussicht gestellte lange dauernde Kleinkrieg scheint sich nicht zu erfüllen. Bestärkt wird diese Aussicht dadurch, daß nach einer weiteren Meldung die meisten Rädelsführer in dem Hinterlande von Kilwa, der oft genannten Landschaft Donde, gefangen und abgeurteilt worden sind. Die 15.- Kompanie ist von Tabora nach Udschidschi am Tanganika abmarschiert. Da nicht mitge teilt wird, daß dort Unruhen entstanden sind, so wird diese Kompanie die vorhandenen Garnisonen verstärken und einen vorbeugenden Zweck haben. Das Abrücken der Kompanie nach Westen ist auch ein Zeichen dafür, daß in Jraku, wo hin sie beim Ausbruche des dortigen Aufstandes mit auszog, nichts mehr zu fürchren tft. — Rußland. In R i g a ist es der Polizei gelungen, das Hauptquartier der revolutionären Kampf organisation zu entdecken. Sechs Mitglieder wurden verhaftet, zahlreiche falsche Pässe, sowie Proklamationen und sehr wichtige Schrifftücke wurden beschlagnahmt. — In Riga ist Sonnabend nachmittag der Fabrikbe sitzer B u s ch (deutscher Reichsangehöriger) in seiner Fabrik von Revolutionären beraubt und erschossen worden. — Petersburg, 15. Septbr. (Meldung der Peters burger Telegraphen-Agenlur.) General Trepow ist heute abend 6 Uhr in seiner Villa in Peterhof infolge eines Schlag- ankalls gestorben, während er vor dem Mahle der Ruhe pflegte. — Schweiz. Die russische Attentäterin, die irrtüm lich an Stelle des Ministers Durnowo einen Pariser im Speisesaal eines Hotels in Interlaken erschoß, ist dadurch rekognosziert worden, daß ihre Bilder in den Schweizer Städten verbreitet wurden. Sie wurde dadurch von Kauf leuten und Gewerbetreibenden als eine Studentin wiederer- kannt. Nachdem sie erst einmal erkannt war, ist es ein leichtes gewesen, ihre Vergangenheit festzustellen. Der Bund erfährt aus Lausanne: Tatjana Leontiew, die das Attentat in Interlaken verübte, ist im Jahre 1884 in Warschau geboren. Sie ist die einzige Tochter des ehema ligen russischen Generals Leontiew, der sich an dem Feldzuge in der Mandschurei beteiligte und nach seiner Rückkehr vom Kriegsschauplatz Provinz-Gouverneur in Mittel-Rußland wurde. Die Tochter besuchte das Mädchen - Gymnasium in Lausanne und bestand im Jahre 1002 die Reifeprüfung. Sie begann im Jahre 1900 den Verkehr mit russischen Flücht lingen in Lausanne und Genf. Später studierte sie Medizin an den Universitäten Lausanne und Genf. Seit Januar 1906 bewohnte sie in Petit Laney bei Genf eine kleine von ihrem Vater gemietete Wohnung. Tatjana Leontiew besuchte Lausanne wiederholt unter falschem Namen und erzählte den Professoren, sie habe in Petersburg bei Hofe verkehrt und sei mit der Familie Trepow befreundet gewesen. Im März 1905 sandte sie an ihr befreundete Revolutionäre nach dem Hotel Bristol in Petersburg einen Koffer mit Bomben sowie ein Verzeichnis der russischen Verschwörer in der Schweiz. Als man hierauf bei einer Haussuchung in der Wohnung der Tatjana Leontiew in einem Nähkorbe Sprengstoffe sand, wurde sie unmittelbar vor einem Hofball beim Cyoiffeur ver haftet und in Untersuchungshaft auf die Peter Paul-Festung gebracht. Der Bruder ihres Vaters, der Hofkämmerer ist, erwirkte ihre Unterbringung in eine Irrenanstalt, und andere vermögende Freunde erreichten schließlich ihre gänzliche Frei lassung. Sie durfte aber nicht in Rußland bleiben und reiste daher in die Schweiz, zuerst nach Basel und Genf. Wie eine frühere Freundin aus Lausanne mitgeteilt hat, unter hielt Tatjana Leontiew ein Liebesverhältnis mit einem Vetter, der sich, nachdem bei Tatjana Sprengstoff aufgefunden war, erschoß. Ihr Vater und ihre Mutter sollen noch in Petit Laney wohnen. — England. In der Antwort auf einen Brief, in dem die Notwendigkeit einer Verringerung der Rüst ungen betont war, billigte der englische Kriegsminister Hal- dane die ausgesprochenen Gefühle, doch sei es bei der be stehenden Lage der Dinge nötig, die nationalen Verteibig- ungsmittel aufrecht zu erhalten. Wenn irgend eine Verringer ung der Rüstungen zustanbe gebracht werden solle, so müssen sich die großeil Nationen zu ihrer Durchführung vereinigen, aber England könne sich nicht selbst in eine schwache Stellung begeben. — Afrika. Ungefähr vor Monatsfrist hatten fran zösische Truppen die Oase Djanet besetzt. Hiergegen pro testierte die Türkei: sie behauptete, die Oase sei türkisches Ge biet. Eine Pariser Nachricht, türkische Truppen hätten die ebenfalls im algerisch - tripolitanischen Grenzgebiet gelegene Oase Bilma besetzt, wurde von Konstantinopel aus de mentiert. Jetzt wird gemeldet, daß eine Abteilung fran zösischer Kamelreiter aus Zinder unter dem Befehl eines Leutnants am l6. Juli d. I. die Oase Bilma an der alten Straße von Tripolis nach Bornu, ohne Widerstand zu finden, besetzt hat. — Amerika. Die Vereinigten Staaten legen sich nach wie vor große Zurückhaltung gegenüber der Revolution auf Kuba auf. Präsident Roosevelt hat ein Schreiben an den kubanischen Gesandten in Washington gerichtet, in dem er zum Frieden mahnt und sagt, das einzige Mittel zur Erlang ung der Unabhängigkeit sei das, daß Kuba sich fähig zeige, auf friedlichem Wege forlzuschreiten. Die Vereinigten Staaten würden intervenieren, wenn Kuba nicht die zur Selbstver waltung erforderliche Selbstbeherrschung an den Tag lege, oder wenn die sich bekämpfenden Parteien das Land in eine