Volltext Seite (XML)
Amts- M AiWUblatt Abonnement siettelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. teS „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Bolen sowie bei allen Reichspostanstalten. für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag. Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Ertegr.-A-reste: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fernsprecher Ur. 210. ' > > — 53. Jahrgang. — Donnerstag, den 4. Oktober 1»«« Die Königlich Sächsische Regierung hat mit den Regierungen von Preußen — ausge nommen für die Hohenzollernschen Lande — Sachsen-Weimar, Oldenburg, Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Anhalt, Schwarzburg-Rudol stadt, Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck, Reuß ä. L., Neuß j. L., Schaumburg-Lippe, Lippe, Hamburg, Lübeck und Bremen eine Vereinbarung getroffen, daß alles Fleisch von Schweinen, das innerhalb des Gebietes der beteiligten Staaten in Verkehr kommt und aus einem dieser Staaten stammt, als auf Trichinen untersucht angesehen wird, weil in allen Vertragsstaaten die Untersuchung nach im wesentlichen gleichen Grundsätzen vorgeschrieben ist. Für den in tz 31 Abs. 1 der Sächsischen Verordnung zur Ausführung der Schlachtvieh- und Fleischbeschaugesetze vom 27. Januar 1'303 zugelassenen Nachweis, daß das Fleisch be reits amtlich auf Trichinen untersucht worden ist, genügt mithin die Feststellung, daß das Fleisch aus einem der Vertragsstaaten stammt. Der Nachweis des Herkunftsortes wird a. bei Bahn- und Postsendungen ausreichend durch das Begleitpapier der Sendung (Frachtbrief, Postpaketadresse), d. wenn das Fleisch von Personen mitgeführt wird, durch den Nachweis von deren Herkunftsort geführt. Ebenso sind amtliche Zeugnisse, die die Herkunft des Fleisches ausreichend nachweisen, als genügend anzusehen. Die Untersuchung des in das Gebiet der Vertragsstaaten eingeführten Fleisches hat an dem Orte zu erfolgen, an dem zuerst die Möglichkeit besteht, das Fleisch in Verkehr zu bringen. Erfolgt hiernach eine Wetterführung innerhalb des Verlragsgebiets, so ist es weiter hin gleich Fleisch aus einem der Vertragsstaaten zu behandeln. Für Schweinefleisch, das aus einem an der Vereinbarung nicht beteiligten Bundesstaate oder den Hohenzollernschen Landen stammt, oder bei dem der Nachweis der Herkunft aus einem der Vertragsstaaten nickt mit der genügenden Sicherheit geführt erscheint, oder sonst der Verdacht vorliegt, daß es nach der Einfuhr in das Vertragsgebiet noch nicht der Trichinen schau unterlegen hat, ist nach wie vor ein ausdrücklicher Nachweis für die erfolgte Trichinen schau zu fordern oder das Fleisch in Sachsen zu untersuchen. Diese Vereinbarung tritt am l. Dezember dieses Jahres in Kraft. Orlsgesetze und Regulative der Gemeinden über die Trichinenschau sind hiermit in Einklang zu bringen. Dresden, am 20. September 19< >0. Ministerium des Innern. Feld st eine. Die Lieferung und Anfuhr von ca. 180 ebm Feldsteinen zur Ausbesserung von Wegen in den hiesigen Ortsteilen Webersberg, Schwarzwinkel und Schädlicksberg sowie zur Be schotterung einer Teilstrecke des Rautenkranzer Weges ist zu vergeben. Fuhrwerksbesitzer wollen Offerten mit Angabe des Preises bis ltt. Oktober lOOK anher einreichen. Gemeindeverwaltung Schönheide. Der sozialdemokratische Parteitag. Es ist gekommen, wie vorauszusehen war: aus dem wadelstrümpflerisch - freisinnigen, jungnationalliberalen und sozialliberalen Blätterwalde erschallt in lieblichstem Säusel tone auf allen Ecken und Enden von neuem das Mauser ungslied. Und wie könnte es auch anders sein, hat doch Au gust der Laute in Mannheim diesmal so zahm und mild ge redet, daß künftighin nur noch böswillige Scharfmacher von revolutionärer Gesinnung in der Sozialdemokratie sprechen können. Die Wandlungsfähigkeit der Sozialdemokratie in eine radikale Reformparlei und damit ihre Bündnisfähigkeit ist für die Naumann, Barth und Konsorten wieder einmal unumstößlich erwiesen. Solchem Treiben gegenüber ist es Pflicht der patriotischen Presse, mit allem Nachdruck und aller Schärfe festzustellen, daß der Mannheimer Parteitag auch nicht den mindesten Anlaß zur Wiederauffrischung der Mauserungslegende bietet. Daß Bebel in der Frage des politischen Massenstreiks einige Löcher zurückgesteckt hat, ist erzwungene Taktik, und daß er sich überhaupt einer weniger revolutionären Tonart als in Jena beflissen hat, ist ebenfalls erzwungene Taktik. Das glänzende Fiasko, das dem sozialdemokratischen Versuche der Verquickung von Landtagswahlrecht und Massenstreiksidee beschicken war, nötigt die Führer mit zwingender Gewalt zu größerer Vorsicht. Bebel ist nunmehr so gütig, den General streik nur noch für defensive Zwecke, wie die Verteidigung des Reichstagswahlrechts und Koalitionsrechtes oder für Zeiten zu reservieren, in denen sich aus des Vaterlandes Not wirk sam Kapital schlagen läßt. Aber nach wie vor bleibt der Massenstreik als politisches Kampfmittel bestehen, und auch daß er als notwendige Konsequenz die blutige Revolution zeitigen müsse, hat ebensowenig wie in Jena in Mannheim einer der Genossen zu bestreiten gewagt. Und wenn der ge samte Ton der Bebelschen Ausführungen, auch abgesehen von der Massenstreiksfrage, in Mannheim ein weniger revolu tionärer und blutrünstiger als in Jena gewesen ist, so ist das ebenfalls aus taktischen Gründen erklärlich. Man hatte sich doch in Jena gar zu weit hinausgewagt, gar zu sehr in wilder Revolutionsromantik gemacht, die bürgerliche Welt gar zu tief in die geheimsten Falten der Genossenseele hin einblicken lassen, als daß man davon nicht einige üble Wir kungen hätte verspüren sollen. Die Staatsgewalt zeigte sich seither etwas energischer in der Anwendung der zur Be kämpfung des Umsturzes vorhandenen gesetzlichen Handhaben, das Bürgertum verriet hier und da größere Neigung zur Wachsamkeit und Einigkeit, und in den Kreisen der Mitläufer begannen manchem die Augen aufzugehen. So mußte die Rückzugsschalmei geblasen, die Oeffentlichkeit wieder in Sicher heit gelullt und der Gimpelfang von neuem versucht werden, und das ist in Mannheim geschehen. Daß Mannheim und Jena nur Nummern desselben Fadens sind, und daß die Sozialdemokratie sich im Wesens kern völlig gleich geblieben, dafür bietet der Mannheimer Parteitag unwiderlegliches Beweismaterial zur Genüge dar. So hat Bebel für den Fall eines Krieges von neuem mit dem Streik der Proletariermassen gedroht und in Aussicht gestellt, daß sich die deutsche Sozialdemokratie alsdann mit den Genossen in Feindesland in Beziehungen setzen werde. Das ist Vaterlandsverrat in bester Form, und eine Partei, die derartige Ideen öffentlich vertritt, hat damit den Gipfel der Staatsfeindlichkeit erreicht. Und auch die erneute unumwundene Sympathiekundgebung des Mannheimer Parteitages für die Mordbrenner der russischen Revolution muß als Zeugnis vou dem absolut staats- und gesellschaftsfeindlichen Charakter der Sozialdemokratie kräftig unterstrichen werden. An pikanten Zwischenfällen und häuslichen Szenen unter den Genossen ist der Mannheimer Tag weniger reich gewesen. als man vielfach erwartet hat. Wenn Bebel von Mehring gesagt hat, er sei ein psychologisches Rätsel, so gilt dies von der gesamten sozialdemokratischen Partei. Eine Partei, deren Mitglieder sich gegenseitig die ehrenrührigsten Beleidigungen an den Kops werfen und nachher doch wieder Arm in Arm, als wäre nichts geschehen, zusammengehen, ist vom Standpunkte der geltenden Moral zweifellos ein psychologisches Rätsel. Aber eben mit dieser Anomalie müssen Staat und Bürgertum rechnen. Alle Spekulationen auf einen Zerfall der Sozialdemokratie infolge innerer Gegensätze und Streitig keiten sind und bleiben verfehlt. Nur von außen vermag die Sozialdemokratie niedergezwungen zu werden. Das ist die Lehre, die auch der Mannheimer Parteitag wieder be stätigt; möchte sie endlich die nötige Beachtung finden. Tagesgeschichte. — Deutschland. Ueber den nächstjährigen Reichsetat weiß eine Korrespondenz zu melden: Die Einzeletats für 1907 sind jetzt im großen und ganzen ausge stellt worden und unterliegen der Prüfung des Reichsschatzamtes. Der Etat für ein selbständiges Reichskolonialamt wird dem Reichstage ziemlich unverändert vorgelegt werden, desgleichen die Forderung der Weiterführung der Eisenbahn Lüderitzbucht — Kubub nach Keetmanshoop. Der Etat für die südwestafri kanische Expedition wird wesentlich wegen der Verminderung der Truppenzahl herabgesetzt werden, der Etat für die ost asiatische Expedition erscheint nach Rückziehung der chinesischen Besatzungsbrigade überhaupt nicht mehr. Die Bedürfnisse der noch in China stehenden Truppen werden aus anderen Etats gedeckt. Der Bundesrat wird sich Ende Oktober mit der Etatsberatung befassen. — Berlin, 1. Oktober. Die „Tägliche Rundschau" schreibt: Eine neue Militärvorlage mit nicht unbedeu tenden Mehrforderungen glaubt die „Germania" für die näch sten Monate ankündigen zu dürfen. Es soll sich dabei um ziemlich erhebliche Vermehrung der Genietruppen, sowie um ausgedehnte Verwendung des Automobils im Heereswesen handeln. Auch eine wesentliche Verstärkung der schweren Artillerie sei zu erwarten. Wir können auf Grund von Er kundigungen an unterrichteter Stelle mitteilen, daß dieNach - richt in jeder Beziehung unzutreffend ist. Durch das Gesetz über die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres vom Jahre 1905 ist die Präsenzstärke des Heeres bis zum 3!. März 1910 festgelegt. Niemand denkt daran, innerhalb dieser Zeit Neuformationen zu beantragen, die mit der gesetz lichen Festlegung in Widerspruch ständen. Wohl aber dürf ten wie in jedem Jahre so auch im nächsten Jahre Neufor derungen für Material zum Beispiel für Automobile, Ma schinengewehre usw. erscheinen. — Die amtlichen „Braunschweigischen Anzeigen" sind vom Herzoglichen Staatsministerium angewiesen worden, folgendes bekannt zu geben: Die Nachricht der „Braun schweigischen Neuesten Nachrichten" vom 30. vorigen Monats, daß im Herzoglichen Staatsministerium ein Schreiben des Herzogs von Cumberland eingelaufen sei, welches für die politische Lage bedeutsame Ausführungen des Herzogs enthalten soll, und daß die Wiedereinberusung des Landtages schon in nächster Zeit zu erwarten sein dürfte, entspricht nicht den Tatsachen. Beim Herzoglichen Staats ministerium ist am 29. vorigen Monats lediglich ein an den Staatsminister I)r. v. Otto gerichtetes Schreiben des Chefs der Verwaltung des Herzogs von Cumberland, Herzogs zu Braunschweig und Lüneburg, vom 27. v. Mts., eingegangen, in welchem mitgeteilt wird, daß der Herzog das Schreiben des Herzoglichen Staatsministeriums vom 2o. vorig. Monats, mit welchem ihm die Resolution der Landesversammlung von demselben Tage übersandt wurde, mit Dank empfangen und zur Kenntnis genommen habe, während irgendwelche weitere Aeußerungen über die politrsche Lage nicht darüber enthalten sind. Zu der beschleunigten Wiedereinberufung der Landesversammlung gibt der Inhalt des Schreibens keinen Anlaß. — Der Gouverneur von Deutsch-Ostafrika mel det telegraphisch, daß der Kriegszustand und die vorläufige Sperrung der Bezirke Kilwa, Lindi, Ssongea, Langenburg, Jringa, Wahenge, Muanza bis auf zwei kleine Gebiete im Westen und Norden von Ssongea aufgehoben worden ist. — Oesterreich-Ungarn. Wien, 2. Oktober. Der Kaiser hat sich von seinem mehrwöchigen Unwohlsein vollständig erholt. Er begab sich heule früh in geschlossenem Wagen vom Schönbrunner Schlosse nach der Hofburg. Das Aussehen des Kaisers ist sehr gut. — Serbien. Die Zustände in der serbischen Armee sollen nach einer Mitteilung des pensionierten Di visionsgenerals Svetschkovitsch an einen Mitarbeiter des „Pravdo" so faul sein, daß die höheren Kommandanten nicht mehr im Dienste bleiben könnten. Den Soldaten fehle eine anständige Kleidung, den Pferden genügendes Futter. Dabei sei der Kriegsminister Pabnik zu unfähig, um die Zustände zu bessern. Er stehe unter dem Einflüsse der Verschwörer, da in Pirol Briese aufgefangen worden seien, wonach für den 15. Oktober demonstrative Massenaustritte der Offiziere aus der Armee geplant seien. Daß es in der serbischen Ar mee gegenwärtig etwas bunt zugeht, erscheint allerdings glaubhaft. — China. Die aus Missionskreisen häufig gut be diente „Kölnische Volkszeitung" veröffentlicht nach einem uns zugehenden Privattelegramm alarmierende briefliche Mit teilungen aus Süd-Schantung, in denen versichert wird, daß in China eine schwere Kata st rophe bevor st ehe. Die Wirren des Jahres 1900 dürften gegen die bevorstehenden Unruhen ein Kinderspiel sein. Im Volke herrsche eine eigen artige Unruhe. In Schantung hat eine regelrechte Rebellion eingesetzt. In Tsiantschonsu stehen 20000 Räuber unter den Waffen. Die begüterten Leute flüchten in die Städte. Mehrfach kam es zu regelrechten Schlachten zwischen den Soldaten und den Räubern, wobei die Räuber Sieger blieben. In der Zuschrift wird die beabsichtigte Zurückziehung der europäischen Truppen als außerordentlich bedenklich hingestellt. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 3. Oktober. Einen wirklich schönen Verlauf nahm das 11. Stiftungsfest des Gabelsberger Stenographen-Vereins, welches im „Deutschen Haus" gestern abend abgehalten wurde. Die Feier wurde mit einem von Frl. Gertrud Porst gut vorgetragenen Prolog eröffnet, wonach der Vorstand des Vereins die Festrede hielt, in wel cher er, nach einem kurzen Rückblick auf die Geschichte des Vereins, die Zweckmäßigkeit der Stenographie hervorhob und zu reger Arbeit auf diesem Gebiet aufforderte. Alsdann yatte man Gelegenheit, die gesanglichen Leistungen des mil wirkenden Fräuleins Wally Fiedler bewundern zu können, welche die „Anette des Annchen" aus dem Freischütz sang. Ein stenographisches Festspiel mit anschließendem lebenden Bild, „Heil Gabelsberger" betitelt, zeigte deutlich, daß der Verein bemüht war, nur Gutes und Schönes zur Feier dar zubringen. Gespannt lauschte alles auf die folgenden Klavier vorträge von Frl. Wally Fiedler; und zeigte sich diese auch darin als talentvolle Künstlerin. In dem Lustspiel „Wer" mußte man erstaunt sein über die theatralische Veranlagung einiger Mitglieder; man konnte fast glauben, daß diese auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu Hause seien. Noch mals erfreute Frl. Wally Fiedler die Zuhörer mit ihren Ge sängen, wobei sie sich, wie auck bei den Klavieroorträgcn, zu einer Zugabe verstehen mußte. Bis 12 Uhr dauerte die