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Mts- M Aiizeigebllltt für den Lejirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung LSI 1«»« Abonnement oiertetj. 1 M. 20 Pf. einschließl. deS „Jllustr. Unterhaltungsbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen ReichSpostanftalten. Ltlegr.-Adrkstt: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. 21». Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. — 53. Jahrgang. -n' > - Dienstag, den 16. Oktober Im Handelsregister des Königlichen Amtsgerichts Eibenstock ist heute auf Blatt 239 für den Landbezirk das Erlöschen der Firma in Schönheide von Amts ¬ wegen eingetragen worden. Eibenstock, den 11. Oktober 1906. Königliches Amtsgericht. Pflichtfeuerwehr betreffend. Feuerwehrdienstpflichtige Personen haben sich wiederholt an Tagen, für welche Feuer wehrübungen angesetzt waren, anscheinend nur zu dem Zwecke von Eibenstock entfernt, um nicht diesen Uebungen beiwohnen zu müssen. In Zukunft wird Entfernung vom Orte ebenso bestraft wie Ausbleiben von der Uebung, wenn nicht einwandsfrei der Nachweis erbracht wird, daß die Abwesenheit vom Orte unauf schiebbar war. Stadtrat Eibenstock, den 10. Oktober 1906. Kesse. M. Die zum Rathausneubau erforderlichen Glascrarbetten (einschl. Lieferung der Be schläge) werden vergeben, wozu auf Sonnabend, den 20. Hktober 1906, norm. 11 Uhr Termin zur Eröffnung der Angebote anderaumt ist. Die Angebotsunterlagen sind — soweit der Vorrat reicht — im Stadtbauamte zu entnehmen. Eibenstock, am 13. Oktober 1906. Stadtbauamt. Ein englischer Arbeiter über deutsche Arbeiter verhältnisse Eine Studienkommission englischer Gewerkschaftler hat vor einiger Zeit Deutschland bereist, um sich mit den deutschen Arbeiteroerhältnissen bekannt zu machen. Einer der Teil nehmer, George Proctor, hat nün seine Eindrücke und Er fahrungen veröffentlicht, und was er ausführt, dürfte auch weiteren Kreisen interessant sein. Er schreibt: „Unsere Stu dien begannen wir in Krefeld. Hier besuchten wir unter anderem mehrere Arbeiter in ihren Wohnungen. Die erste Wohnung, die wir betraten, überraschte uns durch ihre ge mütliche, ja fast wohlhabende Einrichtung. Wir fanden aber bald heraus, daß der Komfort dieser Wohnung eine Aus nahme bildete und vorzugsweise der Geschicklichkeit der Haus- -frau zu verdanken war, welche mit ihres Mannes Lohn in Bezug auf Essen und behagliche Gestattung der Häuslichkeit Wunderdinge verrichtete. Die übrigen Arbeiterwohnungen, welche wir m Krefeld besichtigten, erschienen unseren englischen Augen, welche an ein wohl ausmöbliertes Heim mit Linoleum und Teppichen gewöhnt sind, als trostlos, öde und unge mütlich. Dabei verdienten in der einen Familie drei Fami lienmitglieder zusammen die Woche mindestens 41 Mk. Mit einem solchen Einkommen verstehen wir englische Arbeiter besser zu wirtschaften und unsere Häuslichkeit schmucker und behaglicher auszustaffieren/' Nachdem Proctor ein deutsches Arbeiterfest kurz be schrieben, schildert er seine Eindrücke beim Besuch von Fabriken: „Am nächsten Tage gingen w'x in zwei Krefelder Fabriken, um unsere deutschen Arbeitskollegen bei der Arbeit zu sehen. Die eine Fabrik war glänzend mit den neuesten Maschinen und Arbeiterwohlfahrtseinrichtungen versehen. An den Ar beitern fiel mir zweierlei auf: 1. daß sie gut genährt, und 2. daß sie gut gekleidet waren. Es überraschte mich sehr, zu beobachten, wie sorgfältig und sauber gekleidet die deutschen Arbeiter auf der Straße gehen. Selbst wenn sie die Arbeit in der Mittagspause verlassen, machen einige Arbeiterkate gorien Toilette. Diese verfeinerten sozialen Lebensgewohn- heilen sind offenbar nur die Folge guter und gesitteter Ar beitsverhältnisse. Beides kann man nicht trennen. Arbeitet das Volk unter schlechten und ungünstigen Arbeitsbedingungen, so sinkt sein Kulturstand. Im öffentlichen Leben und zu Hause wird es sich roh betragen. Angemessene Arbeitszeit und guter Lohn dagegen bekommen der gesamten Gesellschaft besser — vorausgesetzt, daß man sich des Alkoholismus er wehren kann.' Weniger haben dem englischen Arbeiter die deutschen Arbeiterwohnungen gefallen. Man habe ihm mit Stolz mächtige Hausbauten mit vielen Stockwerken, die irgend ein gemeinnütziger Verein, ein Arbeiterverein oder ein Arbeitgeber errichtet halte, gezeigt, aber das System der Einfamilien häuser mit Gärtchen habe er nur wenig gefunden. Wenn auch die Absichten, die der Errichtung dieser „Mietskasernen' zugrunde lägen, recht menschenfreundliche seien, so bleibe doch die Tatsache bestehen, daß sie den Sinn für Familienleben zerstören. Gewiß hat er recht, daß Einfamilienhäuser für Arbeiter den Mietskasernen vorzuziehen sind, aber das ist in Deutschland auch längst anerkannt worden, und in verschiedenen Großbetrieben — als ein Beispiel von vielen sei nur Krupp in Essen genannt — ist bereits mit der Errichtung von Ein familienhäusern begonnen. Ueberdies läßt sich die StaatS- regierung die Verbesserung der Wohnungsverhältnisse für staatliche Arbeiter fortgesetzt angelegen sein. Nachdem Proctor noch den deutschen Arbeitern zum Vorwurf gemacht, daß sie anscheinend ihr großes Organisa tionstalent in der Politik erschöpfen, schließt er die Schilderung seiner Beobachtungen mit folgenden Sätzen: „Die englischen Gewerkschaftler hegen dem Auslande gegenüber viele Vorur teile. Von einem großen Teile hat uns unsere deutsche Reise befreit. Wir haben einsehen müssen, daß wir auch von Deutschland manches lernen können. Das Wohlwollen, mit dem Behörden und Arbeitgeber in Deutschland für den Ar beiter sorgen, widerstreitet zwar unserem Sinn für Selbst hilfe, hat aber, wie man anerkennen muß, achtenswerte Er folge aufzuweisen.' Das sind gewiß sehr anerkennenswerte Worte für die deutschen Arbeiteroerhällniffe, während die Sozialdemokratie sie fortgesetzt in das schlechteste Licht zu stellen und Arbeitgeber und Behörden als arbeiterfeindlich zu bezeichnen bemüht ist. Sie kann eben zufriedene Arbeiter für ihre Verhetzung nicht brauchen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die Stärke der deutschen Flotte. Nach den jetzt in den Herbstmonaten stattsindenden Rekruteneinstellungen bei den verschiedenen Marineteilen, denen sich im Februar 1907 die Rekruten des neuen Jahres an schließen werden, wird die Etatsstärke des militärischen Per sonales der Flotte betragen: 2190 Offiziere und Marineärzte und 41284 Unteroffiziere und Gemeine, insgesamt also 43474 Mann. Es bedeutet dies gegen das Vorjahr ein Mehr von 2802 Mann, und zwar 150 Offizieren und Marineärzten und 2652 Mann. Letztere setzen sich zusammen aus 121 Deckoffi zieren, 254 Unteroffizieren und 2007 Gemeinen. — Die Notwendigkeit, von Reichs- oder Staatswegen schleunigst Maßregeln gegen die Fleischteuerung zu ergreifen, wird jetzt auch offiziös anerkannt. Die „Berliner Politischen Nachrichten' schreiben darüber: „Es ist eine Aufgabe der Staatsklugheit, der Steigerung der Fleisch preise, soweit angängig, entgegenzuwirken. Einer solchen Aktion des Staates ist allerdings eine feste, unübersteigbare Schranke gezogen. Sie darf unbedingt nicht zu einer Ge fährdung des Gesundheitszustandes des heimischen Viehbe standes führen. Es wird aber ernste und sorgsame Erwäg ung verdienen, was etwa innerhalb dieser Schranke zur Ver minderung der Fleischteuerung geschehen kann. Die starke Verschiedenheit der Fleischpreise innerhalb Deutschlands weist zunächst darauf hin, einen Ausgleich durch Herabsetzung der Eisenbahnfracht auf frisches Fleisch, namentlich auch im Stück gutverkehr, herbeizuführen. Von agrarischer Seite werden zwar dagegen Bedenken erhoben, aber weder der Einwand, daß dadurch die Einfuhr von Fleisch aus dem Ausland er leichtert werden würde, kann angesichts des bestehenden Miß verhältnisses zwischen Nachfrage und heimischem Angebot von Fleisch als durchschlagend erachtet werden, noch kann die Befürchtung, daß eine solche Frachtermäßigung zu Ringbild ungen von Zwischenhändlern führen und so den Fleischhandel monopolisieren könnte, ausschlaggebend sein, da es sich bei der angeregten Ermäßigung der Fleischtarife lediglich um eine vorübergehende Notstandsmaßregel handelt. Was ferner die Erleichterung der Zufuhr vom Ausland anlangt, so kann natürlich an eine Aufhebung der Grenzsperre gegenüber sol chen Ländern, aus denen Verseuchungsgefahr droht, nicht gedacht werden. Wohl aber wird zu prüfen sein, ob die veterinären Einrichtungen und die sanitären Verhältnisse in dem einen oder anderen, namentlich unserer westlichen Nach barländer seit Durchführung der Grenzsperre sich so gebessert haben, daß ohne Gefährdung des Gesundheitszustandes un seres Viehbestandes die Einfuhr von Schlachtvieh etwa unter denselben Vorsichtsmaßregeln gestattet werden kann, un ter denen die Einfuhr des vertragsmäßigen Schweinekontin gents in Schlesien jetzt bereits stattfindet . . . Soweit sich bei pflichtmäßiger Prüfung die Zulässigkeit einer Erleichter ung der Vieheinfuhr der erwähnten Art herausstellt, wird sie auch, und zwar mit höchster Beschleunigung, zu gewähren sein. Der Nachweis, daß alles getan ist, was ohne Gefahr der Verseuchung unserer Viehebestände zur Mil derung unserer Fleischpreise möglich ist, wird die Abwehr der parlamentarischen und sonstigen Angriffe gegen die Wirtschafts politik im Reiche wie in Preußen wesentlich erleichtern. — Im Reichsamt des Innern ist, wie die „Kölnische Zeitung" erfährt, ein Gesetzentwurf über die reichsgesetz liche Regelung des Apothekenwesens ferng- gestellt, der voraussichtlich in nächster Zeit den Bundesregie rungen zur Prüfung übersandt werden wird. Der Entwurf soll hinsichtlich der Apotheken-Konzession auf dem Grundsatz der Personal-Konzession stehen, der in Preußen schon seit dem Jahre 1894 zur Durchführung gelangt ist. Die Ablösung der bestehenden Realkonzessionen soll den Landesregierungen überlassen bleiben, während neue Realkonzessionen nach dem Inkrafttreten des Gesetzes nicht mehr verliehen werden dürfen. Der bei den früheren Verhandlungen vielfach erörterte Ge danke, die Apotheken zu verstaatlichen oder zu kommunalisie ren, ist in dem Entwürfe unberücksichtigt geblieben. — Der Gouverneur von Südwestafrika v. Lindequi st ist, wie verschiedenen Blättern berichtet wird, nach Berlin berufen. Er wird demnächst dort eintreffen, um im Reichstage namentlich die Frage der Entschädigung der Ansiedler zu vertreten. — Der Betrieb der Eisenbahn Lüderitzbucht—Ku- bub ist nach einer Meldung des Gouverneurs von Deutsch- Südwestafrika bis zum Militärbahnhof bei Kubub—Aus er öffnet. — Oesterreich-Ungarn. Im ungarischen Abge ordnetenhause erklärte im Laufe seiner Budgetrede Minister präsident Wekerle, es sei begründete Aussicht vorhanden, daß zwischen Oesterreich und Ungarn ein Ausgleich zustande kommen werde, der auf beiden Seiten Befriedigung Hervor rufen werde. — Rußland. Nach einer Meldung des Wolff'schen Bureaus ist ein wichtiger Fang in Wilna gemacht worden. Dort hat die Polizei das ganze Personal der Ver einigung für die revolutionäre Propaganda in der Armee verhaftet. Unter den Verhafteten, deren Zahl 28 beträgt, befinden sich auch ein Offizier und zwei Soldaten. — Serbien. Nach einer aus Belgrad eingetroffenen Meldung wird jetzt dort von maßgebender Seite erklärt, daß die e n g l i s ch e R e g i e r u n g auf Anfrage der serbischen Regierung geantwortet habe, sie sei bereit, Handelsver tragsverhandlungen mit Serbien anzuknüpfen. Die italienische Regierung hat schon Delegierte für die Ver handlungen behufs Abschließung eines Handelsvertrages designiert, ebenso Rumänien. In einigen Tagen werden die italienischen und rumänischen Delegierten in Belgrad ein treffen. — Frankreich. Sonnabend abend ist der Lord- Mayor vonLondon mit 70 Mitgliedern des Gemeinde rats von London in Paris eingetroffen und vom Präsidenten des Gemeinderats und zahlreichen städtischen Beamten am Bahnhof empfangen worden, wo sich auch eine zahlreiche Menschenmenge eingefunden hatte, welche die englischen Gäste lebhaft begrüßte. — Kuba. Der „Kölnischen Zeitung" wird aus New- Bork telegraphiert: Wie aus Havanna gemeldet wird, ist Charles Magoon förmlich als vorläufiger Gouverneur Kubas an Stelle von Taft eingesetzt worden, der soeben mit Bacon nach Amerika abreifte. Taft erklärte, wann die Neu wahlen stattfinden würden, hänge von den Kubanern selbst ab. Amerika wolle Kuba ebenso schnell wieder verlassen, wie die Kubaner es wünschen. In Washington verlautet, der Kongreß werde sich in: Dezember mit der kubanischen Frage beschäftigen. Verschiedene Mitglieder des Kongresses sollen dahin wirken, daß die Vereinigten Staaten in Zukunft eine größere Aufsicht über Kuba ausüben. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 15. Oktober. Herr Stadtmusikdirektor Tittel beabsichtigt laut Inserat am Mittwoch im Feld schlößchen sein Antritt skonz erl zu geben, und har er dazu die Kapelle verstärkt. Das Programm finden unsere Leser ebenfalls in vorliegender Nummer; es bringt auch wie der ein Cello-Solo. Hoffen wir, daß der Besuch dieses Kon zertes ein besserer ist, als der des Probekonzertes. — Eibenstock, 15. Oktober. Wettervorhersage: Montag, den 15. 10. 06, abends 6 Uhr bis Dienstag, den 16. 10. 06, abends: Mäßige westliche Winde, meist trübe, vielfach Regen, kühler. — Dresden, 13. Oktober. Wie das „Dresdner Journal' meldet, findet anderweitigen Anordnungen zufolge die Vermählung des Prinzen Johann Georg mit der Prinzessin Marie Immaculata von Bourbon-Sizilien erst am Dienstag, den 30. Oktober zu Cannes statt. Der feierliche Einzug der Neuvermählten wird demzufolge erst am Montag, den 26. November erfolgen — Zwickau, 13. Oktober. Ein verheirateter Ein wohner des Vorortes Planitz, 30 Jahre alt und Vater von 5 Kindern ist heimlich fortgegangen und in die französische Fremdenlegion eingetreten. Jetzt hat er seiner Frau