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LS»8 Mrt. AH-nnem ent »itrtelj. 1 M. 25 Pf. etnschließl. de» „Jllustr. Unterhaltung»-!/ a. der Humor. Vellage .Seifen blasen* in der Expeditton, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Trlrgr.-A-rrstr. Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn- abend. JnsertionspreiS: die kleinspalttge Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. List. Bieterversammlung: Restauration „ C e n t r a l h a l l e". Eibenstock, am 20. Januar 1008. Der Gerichtsvollzieher des Köniql. Amtsgerichts. Nr 213 der Tchankstättenverbotsliste ist zu streichen. Stadtrat Eibenstock, den 17. Januar 1908. Hesse. Mittwoch, den 22. dieses Monats nachmittags 3 Uhr sollen hier folgende Gegenstände, nämlich: 1 Fatz Kalkgrün, 1 Kiste Ultramarinbla« und 1 Sack Leim an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. afrika, etwa 40 Kilometer südwestlich von Keetmanshoop, ist beabsichtigt, eine große Talsperre von etwa 200 000 Rau metern Inhalt zu erbauen und das unterhalb liegende, frucht bare, aber wegen Wassermangels nicht anbauungsfähige Ge lände zu berieseln. — Der Dampfer Askan Woermann ist auf der Reise nach Westafrika auf einen Felsen aufgelaufen und gänzlich verloren; die Mannschaft ist gerettet. — Oesterreich-Ungarn. In Salzburg ist der Großherzog von Toskana gestorben, der Vater der ehem. Kronprinzessin von Sachsen, fetzigen Frau Toselli. Fer dinand IV., Großherzog von Toskana, ist am 10. Juni 1835 als Sohn des Großherzogs Leopold II. aus dem Toskanischen Zweige des Habsburg-Lothringischen HauseS geboren. Nach der Thronentsagung seines Vaters folgte er ihm 1859 in der Negierung. Er protestierte 1860 gegen die Einverleibung Toskanas in Sardinien und mußte infolgedessen sein Land verlassen. Seitdem hat er in der Politik keine Rolle mehr gespielt. Der Beisetzung des Großherzogs werden Leopold Wölfling und Frau Toselli nicht beiwohnen. Wölfling wurde von dem Tode seines Vaters durch die Familie des Groß herzogs verständigt, während man von Frau Toselli überhaupt keine Notiz nahm. — England. Wie der Draht aus London meldet, bittet die britische Flottenliga in einem Aufruf um die Unterstützung der Oeffentlichkeit, damit sie in der Lage sei, für England das zu tun, was der Deutsche Flotten verein mit seiner gewaltigen Mitgliederzahl und seinen be deuten Jahreseinkünften für Deutschland leistete. — Spanien. Ueber den Neubau der spani schen Flotte wird aus Madrid gemeldet, daß England und Frankreich dafür die nötigen Bürgschaften liefern würden. Die spanische Regierung trage sich außerdem mit dem Plane, binnen kurzem das Affidavit für die äußere Rente aufzuheben und mit englischer und französischer Hülfe eine günstige Um wandelanleihe aufzunehmen, um die Ausgaben für den Zin sendienst der früheren Schulden zu verringern. Demnach be stätigt sich, daß die neue spanische Flotte mit englischem Gelds und auch wohl auf englischen Werften gebaut werden wird. — Marokko. Die Besetzung von Settat, 80 Kilometer südlich von Casablanca, durch französische Truppen ist erfolgt. Der französische Oberbefehlshaber in Casablanca, General d'Amade, ist am Mittwoch in Settat eingetroffen. — Von General d'Amade ist in Paris ein tele graphischer Bericht eingelroffen über den Verlaus eines länge ren Kampfes vom 14. Januar, der zur Einnahme der Stadt Settat führte. Die Stadt war von der hasidischen Mahalla des Mulay Reschid verteidigt, verstärkt durch die Schauja - Stämme, die an den jüngsten Metzeleien beteiligt waren. Das Lager Mulay Reschids wurde zerstört, ein Offi zier, ein Unteroffizier und dreizehn Soldaten erlitten Ver wundungen. Die Verluste des Feindes sind sehr erheblich; auf die Eingeborenen hat der Ausgang des Kampfes einen tiefen Eindruck gemacht. — Eine weitere Meldung des Gene ral d'Amade besagt, daß die Mahalla Mulay Reschids wäh rend des Kampfes mehrere Offensivstöße versuchte. Die Stellung bei Settat sei später von den französischen Truppen, weil außerhalb des Bereiches des Operationsfeldes liegend, wieder geräumt worden. Da die Mahalla Mulay Reschids auseinandergesprengt sei, könne sie die für den Marsch Mu lay Hafids nach Fez in Frage kommenden Straßen nicht mehr offen halten. — Ueber die Einnahme Settats durch die Franzosen ist noch folgendes Telegramm des Generals d'Amade in Paris eingetroffen: Das Gefecht von Settat dauerte von 8 Uhr früh bis mittag. Die Marokkaner hatten 150 Tote und 3M Verwundete. Durch das Gefecht ist die Linie Settat—Berreschid—Mediuna, die die Verbindungen Marra kesch—Rabat beherrscht, freigeworden. — Mulay Hafids Macht im Norden Marokkos ist im ständigen Wachsen begriffen. Seine Ausrufung zum Sultan erfolgte, nach einem Telegramm der Deutschen Kabelgramm - Gesellschaft, in Mekines am 8. d. Mts.; an demselben Tage wurde er auch in Sefru zum Sultan pro klamiert. In Fez haben die Beamten des neuen Sultans die Ordnung wieder hergestellt. Der unterbrochene Postoer- kehr ist wieder ausgenommen, doch ist nur dem deutschen Kurier, dem die Bevölkerung das meiste Vertrauen entgegen bringt, gestattet, die Tore von Fez zu passieren. — Amerika. Nach Telegrammen aus Port au Prince ist wieder einmal eine Revolution im Negerstaate Haiti ausgebrochen. Die Aufständischen, zu denen auch viele früher Verbannte gehören, werden von Jean Jumeau kommandiert. Sie befinden sich jetzt auf dem Marsche nach Port au Prince. Die Regierung trifft eilige Maßnahmen, um eine starke Streitmacht unter dem Kriegsminister zu sammenzuziehen und den weiteren Vormarsch der Revolutio näre auszuhalten. — Japan. Nach einer Meldung aus Tokio, die auf deutsch-atlantischem Kabel aus New-Kork übermittelt wird, widerspricht der japanische Marineminister Saito amtlich den Gerüchten, die der japanischen Marineverwaltung in be zug auf den Besuch der amerikanischen Schlachtflotte im stillen Ozean feindselige Absichten unterstellen. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 20. Januar. Die Veranstaltung des Vaterl. Volksvereins zur Reichsgründungsfeier, welche gestern abend im „Deutsch. Hause" abgehallen wurde erfreute sich eines außerordentlich zahlreichen Besuches. Nach voraufgegangenem Konzertstück eröffnete Herr Stadtrat Eugen Dörffel, als Vorsitzender, den offiziellen Teil des Abends. Seine Begrüßungsansprache, welche zur Hauptsache den Damen gewidmet war und in welcher er diese als die Erwecker und Pfleger des nationalen Gefühls in der Kindesseele hinstellte, klang, nachdem er auch den Festredner Herrn Pfarrer Löscher begrüßt hatte, in ein dreimaliges Hoch auf Kaiser und Reich, König und Vaterland aus, dem sich der Gesang der Sachsen hymne «»schloß. Nach einem weiteren Musikstück nahm Herr Pfarrer Löscher das Wort. Seiner Rede hatte er den Ausspruch des Großen Kurfürsten : „Gedenke, daß du ein Deutscher bist", zu Grunde gelegt. Von echt patriotischem Geiste getragen und tiefem nationalen Empfinden durchglüht, weckte derselbe begeisterten Widerhall in den Herzen der Hörer. Redner schilderte in fesselnder Weise die Geschichte unseres deutschen Vaterlandes, führte uns vor Augen, wie unsere Vorfahren gerungen haben um ihre Freiheit, sprach von der Schmach und Not, welche über das deutsche Volk gekommen und von der Knechtung unserer Landeskinder unter das Joch fremder Fürsten. Weiter gedachte er aller großen Männer, welche reformierend und kämpfend uns das geschaffen, was wir heute besitzen. Alsdann erinnerte Redner an die große Zeit, in der Deutschland mit dem Schweiß und Blut seiner Söhne zusammengekittet wurde und mahnte, das schwer Er rungene treulich zu wahren und stets eingedenk zu bleiben der Worte: Gedenke, daß du ein Deutscher bist. Wir dürfen die Taten unserer Väter nicht vergessen. Das Blut, welches für die Einigung Deutschlands geflossen, muß und soll uns heilig bleiben, denn aus Schweiß und Blut ist unser Vater land, unser geeinigtes Deutschland geboren, welches jetzt mäch tig und stark in der Welt dasteht. Zum Schluß streifte der Herr Redner die gestrige Versammlung des Deutschen Flotten - Vereins in Kassel, deren Ergebnis alle Welt in Spannung halte, und schloß in Hinblick darauf mit den Worten, daß es sich hier zeigen wird, daß wir Deutschen ein zweites Kanossa nicht wollen, sondern deutsch find und zu bleiben gedenken. Dazu helfe uns Gott! Reicher Beifall bekundete dem geschätzten Herrn Redner, daß er den Anwesen den aus der Seele gesprochen. Leider müssen wir erwähnen, daß sich während der Rede eine Anzahl Galeriebesucher, ge linde gesagt, durch lautes Sprechen ungehörig bemerkbar machten. Anschließend an die Rede des Herrn Pfarrer Löscher, verlas der Vorsitzende des Vaterl. Volksvereins eine vom Reichs tagsabgeordneten vr. Stresemann eingegangene Depesche. Von den Vereinigten Gesangvereinen wurden sodann die Altniederländischen Volkslieder vorgetragen. Diese gaben dem Feste nächst der Festrede die richtige Weihe. In den Liedern liegt ein tiefes nationales Gefühl, und mit einem solchen wurden sie unter Orchester-Begleitung wiedergegeben. Den erklärenden Text sprach Herr Stadtsekretär Müller. Im weiteren Verlaufe des Abends wurden noch ein Lied und einige Konzertstücke und alsdann turnerische Gruppen geboten. Letztere fanden den ungeteilten Beifall des Publikums. Die wackere Turnerschar hatte sich alle Mühe gegeben; und sie kann versichert sein, daß sie sehr viel dazu beigetragen hat, um die Feier zu einer eindrucksvollen zu gestalten. Nach Schluß des unterhaltenden Teils schritt man zur Eröffnung des Kommerses. Toaste und Reden wurden gehalten, Lieder gesungen und auf allen Gesichtern lag Freude und Frohsinn. So schwand die Zeit, bis sich nach und nach die Reihen lichteten, um Gott Morpheus seinen Tribut zu entrichten.« — Schönheide, 19. Januar. Am Sonnabend wurde im Saale des Hotel „zum Schwan* ein, patriotische Feier zur Erinnerung an die Wiederaufrichtung des Deut schen Reiches veranstaltet. Der Ertrag sollte zur Stärkung Tagesgeschichte. — Deutschland. Kassel, 19. Januar. Etwa 600 Teilnehmer, darunter 250 stimmberechtigte Delegierte sind zu der außerordentlichen Hauptversammlung deS Deutschen Flottenvereins hier eingetroffen. Die Verhandlungen finden im großen Sitzungssaals des Evangelischen Vereinshauses statt. Von bekannten Persön lichkeiten bemerkt man: Fürst zu Salm-Horstmar, General major z. D. Keim, Geh. Finanzrat Oberbürgermeister Beutler- DreSden, Geh. Oberregierungsrat von Brand-Königsberg, Professor Dumoulin - München, Graf Hoensbroech - Berlin, Oberlandesgerichtspräsident a. D. Hamm-Bonn, Reichsbank präsident vr. Koch, Kommerzienrat von Braun-Stuttgart, Freiherr von Manteuffel-Berlin, Freiherr von Spieß-München u. A. Der Präsident Fürst zu Salm-Horstmar eröffnete die Versammlung, indem er darauf hinweist, daß diese einberufen sei, um die Wirren, die innerhalb des Flottenvereins entstanden, möglichst zu beseitigen. Innerhalb des Vereins herrsche eine Krise, wie sie noch niemals da gewesen, diese müsse nun auf jeden Fall beseitigt werden. Der 19. Januar 1908 werde in der Geschichte des Deutschen Flottenvereins einen Wende punkt bilden. Mögen die Ansichten aber auch noch so aus einandergehen, so sind wir einig in der Liebe zu unserem deutschen Vaterland und in unverbrüchlicher Treue zu Kaiser und Reich. Ehe in die Verhandlung eingetreten, ersuche er in den Ruf einzustimmen: Se. Majestät der deutsche Kaiser, die deutschen Bundesfürften und die freien deutschen Städte leben hoch. Die Versammelten stimmten dreimal lebhaft in diesen Ruf ein. Fürst zu Salm gibt dann die Erklämng ab, daß das Prästdirpn nach Schluß der heutigen Hauptversamm lung seine Aemter als Mitglieder des Präsidiums des Flotten vereins niederlege. (Lebhafte Oho-Rufe.) Das jetzige Präsi dium halte es mit den Interessen des Vereins nicht für ver einbar, die Geschäfte weiterzuführen. Sie hätten die Herren Geh. Regierungsrat Professor Busley - Charlottenburg und Geh. Kommerz.-R. Raven« gebeten, die Geschäfte des Vereins bis zur ordentlichen Hauptversammlung, die im Juni in Danzig stattfinden soll, zu führen. Unter den gegebenen Verhältnissen halten sie es für richtig, daß ein neues Präsi dium die Aufgabe übernehme, dem Verein eine gedeihliche Weiterentwickelung zu sichern. Sie scheiden mit dem aufrichtigen Dank für die treue Mitarbeiterschaft vieler tausender Männer, welche das Wohl des Flottenver- einS rastlos und aufopfernd gefordert hätten. Major VopeliuS - Setzbach sagt, es sei erforderlich, Männer in das Präsidium zu wählen, die dem Streit für und gegen Keim vollständig fern ständen. Er schlage vor, zum Präsi denten den Fürsten Hatzfeld-Trachenberg und zum Vizeprä sidenten den zweiten Präsidenten des preußischen Abgeordne tenhauses, Justizrat Krause zu wählen. Präsident Fürst zu Salm erklärt, solche Vorschläge seien nicht zulässig. Die Wahl des Präsidiums könne nur auf einer ordentlichen Hauptsammlung erfolgen. General Keim, mit stürmischen Beifall empfangen, dankt für die ihm zu Teil gewordene Begrüßung, indem er bittet, ihm diese Sympathie für später aufzuheben. Er erklärt, daß er erst im Herbste von seinen angeblichen Sünden Kenntnis erhalten habe. Stets habe er den nationalen Gedanken hoch gehalten und er bedauere die Vorkommnisse, die das Ausland auSnutzen werde. Er er klärt ferner, gegenüber den gegen ibn erhobenen Beschuldi gungen, daß er nie Parteipolitik getrieben habe, sondern stets für eine starke Flotte eingetreten sei. Schließlich wird mit großer Mehrheit ein Antrag der Thüringer Vereine angenom men, worin die Hauptversammlung dem Präsidium ihren Dank und Anerkennung ausspricht in der Ueberzeugung, daß e» getreu den Beschlüssen der Kölner Tagung gehandelt und da» Ansehen deS Flottenvrreins gefördert habe. Geheimer Kommerzienrat Ravens teilt sodann mit, daß er und Pro fessor BuSley nunmehr die Geschäfte des Flottenvereins füh ren werden. Er werde sich aber um Zeitungsartikel in kei ner Weise mehr kümmern. — Das Armeeverordnungsblatt veröffentlicht eine Ver fügung de» Kaiser», nach der eS den Offizieren der unberittenen Truppenteile freihstehen soll, versuchs weise Schnürschuhe mit Gamaschen von gebräuntem Leder zu tragen. — Die Reise deS Staatssekretärs Der »bürg nach Deutsch-Südwestaftika wird, wie die „Münch. N. N.' mit teilen, erst nach Beendigung der ParlamentSsesflon und nur unter Teilnahme amtlicher Personen erfolgen. — Im südlichen Teile von Deutsch-Südwest Amts- lind AiUigckatt für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. — . . - - 55. Jahrgang. — Dienstag, den 21. Januar