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M. »8? Hotel richt der Haltplan. usschusse H<1. etge« »r u. l, bei alle« i an» dl. Amts- ililS AWWbtatl Ndorrnerueul v-ertelj. 1 M. 2b Pf. «inschließl. de« „Jllustr. Unterhaltung-bl/ u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen ReichSpostanstalten. Lklegr.-Adrestr. Amtsblatt. für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: di» kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 2lll. « 55. Jahrgang. — Doimerstag, den 6. Februar LS«8 Im Handelsregister ist heute auf Blatt 268 für den Stadtbezirk (Firma: ««arg- »smokslt in Eibenstock) eingetragen worden, daß dem Kaufmann Ulsrouzrmus 'IVIUisIru Urrxsr in Hiöeustock Prokura erteilt worden ist. Eibenstock, den b. Februar 1908. Königliches Amtsgericht. Grundsteuer und Hundesteuer betreffend. Am 1. Februar l9O8 ist der 1. Grunbstenertermin auf das Jahr 1908 fällig gewesen. Derselbe ist bei Vermeidung der zwangsweisen Einziehung bis spätestens znm 15. Febrnar dss. Js. in hiesiger Stadtsteuer-Einnahme zu entrichten. Gleichzeitig wird nochmals an die umgehende Bezahlung der .Hundesteuer auf das Jahr 1908 erinnert. Stadtrat Eibenstock, den 5. Februar 1908. H-ste. Bg. Wor 20 Aayren. An diesem Donnerstage sind 20 Jahre seit der welt bewegenden Reichstagsrede des Fürsten Bismarck verflossen, die eine Tat war und nach menschlichem Ermessen eine von Rußland und Frankreich unmittelbar drohende Kriegsgefahr abgewendet hat. Es gibt in der ganzen Weltgeschichte nur wenige Reden, die einen tatsächlichen Einfluß auf den Gang der Ereignisse ausgeübt haben, und diese wenigen haben stets in der Richtung gewirkt, daß sie ein schwankendes Volk, eine zögernde Mehrheit nach einer bestimmten Richtung zu ent schlossenem Handeln mit fortgerissen haben. Die Rede des eisernen Kanzlers vom 6. Februar 1888 ist vielleicht die ein zige, von der man mit einem hohen Grade von Wahrschein lichkeit behaupten kann, daß sie zum Handeln entschlossene Machthaber schwankend gemacht und einen im Grundsatz beschlossenen Angriffskrieg dauernd verhindert hat. Ernst und drohend war die Lage, als das Jahr 1888 die Schwelle betrat. In Frankreich war mit Boulanger ein Element zur Macht gelangt, das nur dann eine Berechtigung hatte, wenn es sich in Abenteuern betätigen durfte. Dort war eine neue Wehrvorlage angenommen, neue Kadres waren errichtet. In Rußland übertonte der Lärm der Hetzpresse jedes besonnene Wort, und noch im November des eben be endeten Jahres war das Verhältnis zwischen den beiden Kaiserhöfen so gespannt, daß Zar Alexander den schuldigen Gegenbesuch in Berlin von Kopenhagen aus plötzlich abbe stellte. Die berüchtigten Fälschungen der Orleans, polnische und dänische Ränke hatten das gute Verhältnis der beiden Höfe zerstört, und an einem seidenen Faden hing die Ent scheidung über Krieg und Frieden. Da fand am 18. No vember, als der Zar sich dennoch entschloß, auf einen halben Tag Berlin zu besuchen, die berühmte Unterredung zwischen ihm und Bismarck statt, und als der Monarch dem deutschen Staatsmanns an der Hand von Urkunden ein Doppelspiel im Orient vorwarf, da hörte der Zar das empörte Wort: .Majestät, man hat Sie betrogen!' Aber nur der Zar wurde gläubig, die russischen Pan- slavisten, von polnischen Wühlern aufgestachelt, trieben fort in ihrem Haffe gegen Deutschland, und die Wolken blieben bedrohlich. Das neue Landwehr- und Landsturmgesetz sollte dem deutschen Heere im Kriegsfälle eine halbe Million neuer Streiter zuführen. 278 Millionen Mark wurden von der Volksvertretung gefordert. Die erste Beratung dieser Anleihe- Vorlage stand zugleich mit der dritten Lesung des Wehrge- sHes am 6. Februar auf der Tagesordnung des Reichstages. Mit fieberhafter Spannung harrte die Welt des Tages und der angekündigten Rede des großen Kanzlers. Der Reichs tagssaal war in allen seinen Teilen dicht besetzt; in der Hof loge saß Prinz Wilhelm, unser jetziger Kaiser. Endlich hieß es: .Der Herr Reichskanzler hat das Wort!' Beinahe zwei Stunden lang sprach Fürst Bismarck unter der gespanntesten Aufmerksamkeit aller Zuhörer. Er sprach langsam und bedächtig, wie nie zuvor. Jedes einzelne Wort schien sorgsam abgewogen, bevor es über seine Lippen kam. Aber jedes Wort war auch wie ein Pfeil, der, mit sicherer Hand abgeschnellt, ins Schwarze traf. Die Rede war im ganzen meisterhaft aufgebaut, im einzelnen großartig ausge führt, wie es nur dem wahrhaften Genie in besonders glück lichen Stunden möglich ist. Alle geheimnisvollen Fäden der Weltlage erschienen plötzlich kiarund deutlich vor aller Blicken; unser Verhältnis zu Rußland, zu Frankreich, zu Oesterreich- Ungarn wurde mit jener verblüffenden Offenherzigkeit entrollt, die von jeher diesen großen Staatsmann ausgezeichnet hat. Auch an scherzhaften Geistesblitzen und an jenen scharf geprägten Wendungen, bei denen man sofort den Eindruck gewinnt, daß sie als .geflügelte Worte' in den Sprachschatz der Nation übergehen werden, war kein Mangel. Wem hätten sich nicht sofort beim ersten Anhören un auslöschlich Sätze eingeprägt, wie die folgenden: .Die Presse - ist für mich Druckerschwärze auf Papier, gegen die wir keinen Krieg führen.' Oder: .Die Zett ist vorbei, um Liebe werben wir nicht mehr, weder in Frankreich noch in Rußland. Wir laufen Niemand nach.' Oder: .Die Hechte im europäischen Karpfenteich (Frankreich und Rußland) hindern unS, Karpfen zu werden. Sie zwingen uns zu einer Anstrengung, die wir freiwillig vielleicht nicht leisten würden, auch zu einem Zu sammenhalten unter unS Deutschen, da» unserer innersten Natur widerstrebt.' Oder goldene Worte wie: .Wir haben ein Offizierkorps, welche- unS kein andere- Land der Welt nachmachen kann. Darin besteht unsere Neberlegenheit und ebenso in der Ueberlegenheit unseres Unteroffizierkorps, welches ja die Zöglinge unseres Ossizierkorps bilden. Das Maß von Bildung, welches den Offizier befähigt, seine außer ordentlich schmierigen Ausgaben zu erfüllen und die Kamerad schaft, die bei uns, Gott sei Dank, im höchsten Grade in rührenden Fällen besteht zwischen Offizieren und Mannschaften, das können uns die andern nicht nachmachen. Kein deutscher Offizier läßt seinen Soldaten im Feuer im Stich, er holt ihn mit eigener Lebensgefahr heraus, und umgekehrt: kein deut scher Soldat läßt seinen Offizier im Stich — das haben wir erfahren.' Oder endlich der Schlußtrumpf, daß kräftig heraus geschleuderte und mächtig zündende Wort: „Wir können durch Liebe und Wohlwollen leicht bestochen werden — vielleicht zu leicht — aber durch Drohungen ganz gewiß nicht! Wir Deutschen fürchten Gott, sonst nichts auf dieser Welt." Der Eindruck, den die Rede machte, spottet der Schilde rung. Als der Kanzler geendet hatte, da blieb es einige Sekunden still; aber dann brach es los, brausend, tosend, sich immer erneuernd. Und ein Unerhörtes geschah: Unter dem Eindruck der Worte des Fürsten Bismarck erhob sich ein Mann vom Zentrum, Freiherr von Franckenstein, zu dem Anträge, die Wehrvorlage im ganzen und ohne Debatte zu genehmigen. Dies geschah einstimmig und unter lautein Jubel. Fürwahr; es war ein großer Tag, jener <1. Febr. 1888. Tagesgeschichte. — Deutschland. Berlin, 4. Februar. Der Kai ser wird sich bei den Leichenfeierlichkeiten in Portugal durch den Prinzen Friedrich Leopold vertreten lassen. — Von gutunterrichteter Seite erfahren die .Berl. N. N.', daß der Gesetzentwurf über Arbeitskammern am Montag dem Bundesrat zugegangen ist. Einen hervor ragenden Teil der Tätigkeit der Arbeitskammern soll danach die Förderung der allgemeinen Wohlfahrt der Arbeiter bilden. Der Entwurf hat nämlich unter die Aufgaben der Arbeits kammer auch die Obliegenheit ausgenommen, Veranstaltungen und Maßnahmen, welche die Hebung der wirtschaftlichen Lage und der allgemeinen Wohlfahrt der Arbeitnehmer zum Zwecke haben, anzuregen und auf Antrag der Vertreter der hierfür getroffenen Einrichtungen an deren Verwaltung mitzuwirken. Gerade auf diesem Gebiete hat sich ein gemeinsamens Arbeiten von Arbeitgebern und Arbeitnehmern schon seither als beson ders ersprießlich erwiesen. Es steht daher zu erwarten, daß es auch den Arbeitskammern bei einer sorgsamen Pflege dieser Aufgabe gelingen wird, zu der Milderung und Ausgleichung der bestehenden Gegensätze wesentlich beizutragen. Als solche Veranstaltungen und Maßnahmen können namentlich in Be tracht kommen: die Einrichtung von Rechtsauskunftsstellen und Arbeitsnachweisen, die Errichtung von Arbeiterwohnungen, die Feststellung von allgemeinen Grundsätzen für die Regelung der Arbeitsbedingungen, wie diejenige der Lohnzahlungstage, der Akkordarbeit und dergl. Daß es, wenn Erfolge erzielt werden sollen, der regen Beteiligung der Mitglieder der Ar beitskammer bedürfen wird, steht außer Frage, Gerade diese Aufgabe ist aber eine so dankbare, daß die Mitglieder es an dem erforderlichen Interesse gewiß nicht fehlen lassen werden. — Rußland. Wieder wird eine Greueltat russischer Mordbrenner gemeldet. 130 Werft von Chabarowsk wurde in einem Waldesdickicht ein Ortsältester init seinen Verwandten und seiner Familie, zusammen 5 Männer, 7 Frauen und 5 Kinder ermordet. Es wurden 18000 Rubel Gold und Wertpapiere geraubt. — Portugal. Infolge strenger Depeschcnzensur ge hen die Telegramme aus Portugal selbst nur spärlich ein. Die meiste» Lissaboner Zeitungen sind unterdrückt und die wenigen Zeitungen, die erscheinen, wagen ausführliche Kom mentare zur Ermordung des Königs nicht zu bringen. Alle meist über Madrid oder Paris eingebende Meldungen über eine bevorstehende Revolution und eine Aufstandsbewegung in Oporto sowie über Meutereien unter den portugiesischen Truppen sind mit Vorsicht aufzunehmen. Wie die Kölnische Zeitung sich melden läßt, könne von einer weitverzweigten Aufstandsbewegung, die organisiert sei, um die Dynastie hinwegzufegen, nicht gesprochen werden. Die gemeldeten Aufstände stehen ohne einen nachweisbaren Zusammenhang. — Als zuverlässig ist nur die Meldung anzusehen, daß in Lissabon Bewaffnete den Versuch gemacht haben, zwei Kom panien Infanterie zum Abfall zu bewegen; die Verschwörer wurden sedoch mit Schüssen zurückgewiesen. — In einigen Pariser Blättern versuchen die M i g u e l i st e n bereits Stim mung für ihren Thronforderer zu machen. Sie behaupten, Portugal erwarte sehnsüchtig seine alte Dynastie. Demgegen über läßt das Haus Miguel v. Braganza durch seinen Wiener Vertrauensmann Freiherrn v. Almeda erklären, es beabsichtige, aus den blutigen Ereignissen in Lissabon keine Vorteile zu ziehen. Es werde einer unglücklichen Frau nie Opposition machen und nie eine blutbefleckte Krone aus Mörderhänden entgegennehmen. — Lissabon. In einem am Montag unter dem Vor sitze des Königs stattgehabten Minister rate boten die Führer der monarchistischen Parteien Franco, Luciano, Castro und Vilhene dem Könige ihre Unterstützung für seine Politik der monarchistischen Konzentration an. Der König hat das Anerbieten angenommen. Das gesamte Ministerium hat seine Entlassung eingereicht. Mit der Bildung des neuen Ministeriums, das ein Ministerium der monarchistischen Konzentration sein soll, ist Admiral Ferreira beauftragt worden. — Das Verbrechen, dem König Karl und sein Sohn, der Kronprinz Ludwig Philipp, zum Opfer fielen, steht wohl einzig in der Geschichte da. Daß ein Mörder auf ein ge kröntes Haupt schießt oder mit Dolch oder Bombe dem Leben eines Herrschers ein Ziel zu setzen sucht, das ist leider schon oft dagewesen. Auch daß eine Bande von Verschwörern in ein Königsschloß eindringl und dort den Monarchen er barmungslos tötet, ist schon mehrfach vorgekommen. Daß aber eine Schar von Mördern in der Hauptstadt auf offener Straße sich aufstellt und die ganze vorüberfahrende königliche Familie beschießt, als gelte es bei einer Treibjagd fliehendes Wild niederzustrecken, das ist doch noch nicht dagewesen. Nicht auf den Monarchen allein ist es abgesehen gewesen, die ganze königliche Familie sollte vom Erdboden verschwinden, um einem neuen Regiment Raum zu geben, und wenn dieser teuflische Anschlag nicht ganz gelungen ist, so ist das nur einer glücklichen Fügung, nicht einer Sinnesänderung der Verbrecher zu danken. Das alles aber vollzog sich, ohne daß die mit dem Schutz der öffentlichen Sicherheit betraute Be Hörde es hätte hindern können, obwohl doch schon seit Mo naten die leidenschaftliche Erregung im Lande zur Vorsicht hätte mahnen müssen, — ein Beweis für die traurigen Zu stände, die in Portugal herangereift sind. Die trostlosen Verhältnisse in den romanischen Ländern, wo auf der einen Seite die durch die Herrschaft des Klerus begünstigte Un bildung der Massen, auf der anderen das durch die modernen parlamentarischen Einrichtungen großgezogene Treiben der Berufspolitiker eine Verwirrung ohne gleichen erzeugen, bei der gewissenlose Leute im Trüben fischen und das Staats wesen auf das frechste bald von diesen, bald von jenen aus gebeutet wird, treten hier wieder einmal offen zu Tage. — Marokko. General d'A made telegraphierte un ten» 3. Februar: Die Kolonne des Obersten Bonto - gourd hat südlich von Dar Ben Reschid den Mzamzas ein glänzendes Gefecht geliefert. Der Kampf dauerte 2 Stunde». Die Verluste des Feindes sind sehr groß. Auf französischer Seite sind ein Leutnant und 7 Soldaten tot, 1 Oberstleutnant, 1 Hauptmann, 2 Leutnants und 46 Sol daten verwundet. Admiral Philibert bestätigt das Gefecht und fügt hinzu, daß der Maghzen in Rabat viele Vorschläge seitens der Stämme zur Wiedereinnahme von Mekines und Fez erhält. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 5. Febr. Am Montag abend schwang Prinz Karneval in dem reich dekorierten Saale des „Feld- schlögchens' sein Zepter. Seitens der Turner und ihres Leiters Herrn Turnwart Anton Müller war emsig gearbeitet worden, uin den Besuchern des vom Turnverein arrangierten Maskenballes fortgesetzt neue Unterhaltung zu bieten. Die vorgeführten Reigen sowohl wie die Leistungen auf dem 2fachen Drahtseil fanden wohlverdienten allgemeinen Beifall. Sie gaben Zeugnis davon, daß unsere Turner auch auf an derem, als rein technischem Gebiete ihren Mann zu stellen vermögen. Nur schade, daß die Damenwelt unter den Mas ken so schwach vertreten war. Der Besuch der Veranstaltung seitens des Publikums war ein sehr guter; er hätte aber noch besser sein können, was schon im Hinblick auf die großen Opfer an Zeit und Geld wünschenswert gewesen wäre. — Eibenstock, 5. Februar. Am vergangenen Frei tag, den 31. Januar, war eS Herrn Gustav Heidenfelder hier mit seiner Gattin Alwine geb. Mennig vergönnt, das seltene Fest der Goldenen Hochzeit zu feiern. Der Jubelbräutigam steht im 77., die Jubelbraut im 78. Lebens-