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Amts- mili Anzckeblatt viertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. de» „Jllustr. UnterhaltungSbl." «. der Humor. Beilage .Seifen- blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Ttlrgr.-A-rrsfe: Amtsblatt. - für den Sezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: di» kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 210. SS. 55. Jahrgang. ------- Dienstag, den 21. Juli 1S«8 beunruhigende Lärmgerüchte zu stören. Man dürfe sich da durch nicht aufregen lassen; denn alle Regierungen seien auf den Frieden angewiesen, sie kennen seinen Preis. Darum lassen sie uns mit festem Vertrauen in die Zukunft schauen, mit dem Vertrauen, das alle Schwierigkeiten der Lage Hinweg räumen wird bei allen denen, die den guten Willen dazu haben." — München, 17. Juli. Die Augsburger M a - s ch i n en g e w ehra b t e i l u n g hat in einer Nachtübung zum erstenmal auf einen Luftballon geschossen und ihn nach kurzer Zeit getroffen und zum Sinken gebracht. In derselben Nachtübung wurden bei der nur eine Minute dauernden Beschießung eines markierten Biwaks von zwei hundert Figuren 134 getroffen. — Auf eine Umfrage des deutschen Handelstages über die Beschaffenheit der Zehnmarkscheine haben sich fast sämtliche Handelskammern geäußert. Alle unter stützen den Antrag, bei dem Reichsschatzamt dahin vorstellig zu werden, daß zu den Zehnmarkscheinen ein widerstandsfäh igeres Papier verwendet werde. Die Handelskammer Kottbus wünscht, daß festeres, aber nicht dickeres Papier zur Verwen dung komme. Die Handelskammer Dessau verlangt, daß die Ziffer 10 eine deutlichere Schrift erhielte und auch für den sonstigen Druck des Scheines besser lesbare Lettern gewählt würden. — Die Wehrpflicht in Deutsch-Südwest afrika ist nunmehr geregelt worden, indem für dieses Schutzgebiet eine Wehrordnung in Form von Ausführungs bestimmungen zu dem Wehrgesetz erlassen worden ist, worüber auch der Gouvcrnementsrat am 8. April verhandelt hat. Gegenüber den Regierungsvorschlägen wurden in zwei Punkten Abänderungen beschlossen. Zunächst war beabsichtigt, die militärischen Uebungen über die zu Hause übliche Gesamtzahl von zehn Tagen hinaus zu verlängern. Das hat man fallen lassen und verlangt nunmehr dieselben Uebungen wie in der Heimat. Auf eine noch weitere Abkürzung der Uebungen er klärte der Gouverneur nicht eingehen zu können; es steht aber zu erwarten, daß man in wirtschaftlicher Zwangslage ältere Ansiedler, wie dies gestattet ist, von den Uebungen befreit. Außerdem wurde aber auf einen Antrag Schlettwein hin die Einrichtung der Kontrollversammlung in Gestalt von „Wehr tagen" abgelehnt und schriftliche Kontrolle als genügend erklärt. — Oesterreich-Ungarn. Wien, 19. Juli. Erzherzog Rainer, ein Onkel des Kaisers Franz Josef fuhr mit seiner Gemahlin in Gmünd, wo er sich zum Sommer aufenthalt befindet, spazieren. Dabei wurde er von einem Unbekannten mit gezogenem Messer angegriffen. Ein Wiener stürzte sich auf den Attentäter und es gelang ihm, dem Manne das Messer zu entreißen und ihn in den Straßen graben zu werfen. Mittlerweile fuhr der greise Erzherzog davon. Der Attentäter, der, wie sich bereits herausstellte, betrunken war, ist verhaftet worden. — En ^land. London, 17. Juli. Der über Flotten- angelegenhetten gut informierte „Daily Expreß" erklärt heute mit Bestimmtheit, daß England die drei Dreadnoughts ankaufen wird, welche angeblich für Brasilien in englischen Schiffswerften gegenwärtig gebaut werden. — Amerika. Sydney. Der deutsche Postdampfer „Seydlitz" nimmt aus Sydney 200000, aus Melbourne 300000 und aus Fremantle 200000 Pfund Sterling in Gold nach Deutschland mit. Seit Beginn des Jahres beträgt die Goldverschiffung nach Deutschland 2825039 Pfund Sterling. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 20. Juli. Gestern abend kurz vor 12 Uhr wollte ein Dieb der Wohnung des hiesigen Gas meisters einen Besuch abstatten, wurde aber an seinem Vorhaben noch rechtzeitig gehindert und ergriff eiligst die Flucht. Leider konnten die Verfolger den Dieb nicht er reichen und infolge des undurchdringlichen Nebels auch nicht erkennen. Eine tüchtige Portion ungebrannter Asche wäre ihm sonst sicher gewesen. — Eibenstock. Die Notiz in einer unserer letzten Nummern über bevorstehende M i l i t ä r e i n quartierung ist dahin zu ergänzen, daß die Stadt Eibenstock wie folgt belegt werden wird: Am 9. und 10. September 3 Offi ziere, 85 Mann, ca. 95 Pferde, am 10. September 21 Offiziere, 513 Mann, 18 Pferde und am 14. September 23 Offiziere, 654 Mann und 16 Pferde. — Eibenstock. Herr Handelsschuldirektor Jllgen beabsichtigt, auch dieses Jahr eine Schülerwanderung mit Schülern erzgebirgischer Lehranstalten während der dies jährigen Sommerferien zu veranstalten. Der Erzgebirgsoer- ein Eibenstock gibt hierzu folgendes bekannt: Die vor jährige starke Beteiligung und die guten Erfahrungen, die bei der ersten Wandemng gesammelt worden sind, ermutigen zur Veranstaltung weiterer Wanderungen. Die Vorzüge der artiger Schülerwanderungen für die Gesundheit uno die Charakterbildung, wie auch für die allgemeine Bildung im besonderen, brauchen wohl nicht erst ins rechte Licht gesetzt zu werden. Es war eine Lust, zu sehen, wie sich die jungen Leute, die doch aus verschiedenen sozialen Schichten stammten Per Gukenvurgprozeß. Das große Sensationsdrama, welches in Moabit und mit seiner letzten Sitzung im Chariteekrankenhaus sich abspielte, hat einen Ausgang genommen, den man schließlich angesichts des Befindens Eulenburgs erwarten mußte und der darum kaum Befremden erregt. Auf unbestimmte Zeit ist der Pro zeß vert«bt worden, und die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß im Hinblick auf den Gesundheitszustand des Fürsten ein zweiter Prozeß überhaupt nicht stattfinden wird. Es ging beim besten Willen nicht weiter, der Angeklagte war tatsäch lich nicht in der Lage, seine Verteidigung so zu führen, wie dem Angeklagten auf Grund der bestehenden Bestimmungen zugebilligt werden muß. Es war begreiflich, daß der Ge richtshof jeden Anschein vermeiden wollte, als ob er gegen über dem Angeklagten mit Rücksicht auf seine hohe Stellung Milde walten lassen wollte, dies darf aber anderseits nicht dazu führen, zu unbilligen Maßnahmen zu greifen, denn auch einem Fürsten Eulenburg gegenüber mußte man berücksichtigen, daß er erforderlichen Falles auf Schonung Anspruch habe, wie jeder andere Angeklagte. Dem Gerichtshof sind wegen der von ihm beobachteten Haltung Vorwürfe genug gemacht worden, obwohl man bei objektiver Betrachtung durchaus anerkennen muß, daß sein Vorgehen den Gesetzesbestimmungen genau entspricht, was auch nicht mit zweierlei Maß gemessen wurde, wenngleich mit Rücksicht auf das Befinden des An geklagten die Vorschriften in der mildesten Form gehandhabt wurden. Mag es noch zu einer zweiten Verhandlung kommen oder nicht, Fürst Eulenburg bleibt doch gerichtet. Für ihn selbst mag der augenblickliche Ausgang, wenn auch der noch immer überaus gewandte Mann sich so stellte, als ob ihm die Vertagung gegen den Strich ginge, das beste sein resp. für seine Familie. Denn wenn seine Krankheit vor einer zweiten Verhandlung zu einer Katastrophe führt, so ist eben eine ge richtliche Verurteilung nicht erfolgt. Fürst Eulenburg hat die ihm zur Last gelegten Taten andauernd auf das entschiedenste in Abrede gestellt und hierauf werden sich seine Angehörigen wenigstens nach außen hin stets berufen können. Gleichwohl ist aber das Urteil über ihn in der gesamten Oeffentlichkeit gesprochen, denn durchaus glaubwürdige Zeugen haben be stätigt, daß ekelhafte Schmutzereien vorgekomnien sind, welche den Fürsten für immer unmöglich gemacht haben. Die im Prozeß gemachten Aussagen gaben ein so abstoßendes Bild über die Tätigkeit des Fürsten, daß man sich wundern muß, daß dem Kaiser nicht schon längst die Augen über seinen angeblichen Freund geöffnet worden sind; freilich, er saß fest im Sattel, niemand wagte sich an den fast Allmächtigen heran, selbst ein Fürst Dohna begnügte sich in der Affäre Hochberg- Pierson mit einer lahmen Entschuldigung, nachdem er ihm einen Brief geschrieben, der jeden anderen unter seinen Standes- genossen dazu veranlaßt hätte, den Beleidiger unter den schärfsten Bedingungen zum Duell zu fordern. Auch hat man im Prozeß den früheren Günstling der allerhöchsten Stelle die Maske vom Gesicht gerissen. Mehr wie einmal wurde er vom Vorsitzenden und vom Staatsanwalt bei ge meinen Lügen ertappt und der Staatsanwalt sah sich schließ lich genötigt, ihm dringend ins Gewissen zu reden. Sind auch viele Vorgänge, die sich an den Verlauf der ganzen Affäre knüpfen, auf das schärfste zu verurteilen, so steht es doch außer Frage, daß die Angelegenheit doch wie eli». rei nigendes Gewitter gewirkt hat. Auch für die Reform des Strafprozesses, die jetzt hoffentlich möglichst schnell von statten gehen wird, nachdem der Entwurf bereits dem Bundesrat zugegangen ist, wird der Eulenburgprozeß manche beherzigens werte Winke geben und so kann sich aus dieser traurigen Skandalaffäre in der Folge auch einiges Gute herausschälen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Berlin. Wie die „Neue Polit. Korresp." an unterrichteter Stelle erfährt, hat der Reichs kanzler nunmehr die Gesetzentwürfe, welche die Strafpro zeßreform betreffen, dem Bundesrat zur Beschlußfassung vorgelegt. — Berlin, 18. Juli. Ueber das Befinden des Für st en Eulenburg erfährt der „L.-A.", daß der Ab schluß der gestrigen Verhandlung auf den Fürsten in see lischer Beziehung anscheinend schwer eingewirkt hat. Nach anfänglicher Apathie kurz nach der Sitzung war an ihm später eine große Unruhe zu beobachten. Gegen Abend ver schlimmerte sich der Zustand des Fürsten, sodaß die Fürstin bis 9'/« Uhr am Krankenlager ihres Gatten verweilte. Der Kranke weigerte sich den ganzen Tag, Nahrung zu sich zu nehmen. — Berlin. Eine bemerkenswerte Rede über die politische Lage hat der französische Botschafter in Berlin JuleS Cambon beim Empfang der Berliner französischen Kolonie aus Anlaß deS französischen Nationalfestes gehalten. Et sagte darin: „Es hat den Anschein, als ob man sich im Augenblick darin gefiele, die Ruhe Europas durch allerhand und den verschiedensten Lehranstalten angehörten, freund schaftlich näherten und später enge Freundschaft schlossen. Und die Disziplin war eine rühmenswerte! Als Ziel ist diesmal der Äöhmerwald ins Auge gefaßt. Es soll jungen Leuten Gelegenheiten geboten werden, durch Vergleiche mit anderen Gebirgen zur rechten Wertschätzung unserer erz- gebirgischen Heimat zu gelangen. Die Reisezeit wird sich auf 10 Tage erstrecken. Als Beginn der Wanderung ist Ende Juli bezw. Anfang August festgesetzt. Der August ist der für eine Wanderung durch den Äöhmerwald am besten geignete Zeitpunkt. Ausgangspunkt der Reise ist wiederum Eibenstock. Einzelheiten des Programmes, das den Teil nehmern, bezw. deren Angehörigen zugesandt werden wird, erteilt Herr Handelsschuldirektor Jllgen, der auch die An meldungen entgegennimmt. Es sei noch darauf hingewiesen, daß für alle Teilnehmer an der Wanderung eine Kollektiv versicherung für Unfall eingegangen werden wird. In den Herbergsorten werden, so weit als möglich, die Gasthöfe mit Schülerherbergen berücksichtigt werden. Um den Teilnehmern die Verbindung mit den Angehörigen aufrecht zu erhalten, sollen Poststationen vorher fest bestimmt werden. — Eibenstock. Der hiesige Turnverein wird am 30. August sein diesjähriges Schauturnen abhalten. Dasselbe wird bestehen aus einem Wettturnen der Mitglieder, der älteren und jüngeren Zöglinge, allgemeinen Freiübungen und einem geordneten Riegenturnen. Am Abend findet im Saale des Feldschlößchens ein Familienabend statt, zu dem turnerische Vorführungen und musikalische Vorträge geboten werden. Diese Veranstaltungen, die wiederum öffentlich sind, erfreuen sich immer regsten Äesuches und wünschen wir auch für diesmal dem Turnverein ein volles Haus. — Schönheide. Freitag vormittag stürzte das 3jäh- rige Söhnchen des Spediteurgehilfen Tuchscherer aus einem Fenster des oberen Stockwerkes in den Hof. Das selbe wollte jedenfalls dem Ballspiel zusehen. Infolge des Sturzes zog es sich einen doppelten Schädelbruch zu. Den Umständen angemessen ist das Befinden gut. — Dresden. Se. Maj. der König trat am Freitag vormittag 10 Uhr 8 Min. mit dem Kronprinzen und dem Prinzen Friedrich Christian die mehrfach erwähnte Reise nach Norwegen an. Se. Majestät fuhr zunächst nach Hamburg und übernachtete auf dem Dampfer „Kronprinzessin Cecilie" der Hamburg-Amerika-Linie. Sonnabend, den 18. Juli ging der Dampfer in See. Er wird nacheinander Station machen in Odde, Bergen, Gudwangen, Balyolmen, Aalesund, Molde und Naes und am 25. Juli in Drontheim eintreffen. Von Drontheim aus werden Landpartien unternommen. Am 6. August kehrt Se. Majestät mit den Prinzen wieder nach Dresden zurück. — Dresden, 15. Juli. Eine bedeutende Erbschaft ist der Stadt durch das Vermächtnis des vor zwei Jahren hier verstorbenen Privatmannes Holberg zugefallen. Das Vermögen der Stiftung beträgt nach dem Stande vom 1. April 747798 Mark; es soll für wohltätige Zwecke der Kin derheilanstalt, des Vereins zum Frauenschutz und des Ver einigten Frauenhospitals zu Dresden dienen. — Chemnitz, 16. Juli. Tausende und Abertausende von Menschen strömten gestern nach den Straßen, die der Zug der Wagen des amerikanischen Gesangvereins „Arion"- Brooklyn berührte. Großartig gestaltete sich der Empfang auf dem Bahnhafe. Um 4 Uhr 38 Minuten, ziemlich pünktlich, fuhr der Sonderzug, der die Gästeschar zu uns führte, ein, und kaum hatte er gehalten, da brauste auch schon der Gruß der Chemnitzer Sänger durch die hochgewölbte Halle: „Deutsches Banner, Lied und Wort . . ." Nach der Be grüßung am Bahnhofe und der Rundfahrt durch die Stadt fand man sich in zwangloser Weise zum Abendbrot im „Kaufmännischen Vereinshause" gegen 7 Uhr ein. Pünktlich um ' ,9 Uhr nahm das Festkonzert in dem geschmackvoll und dem besonderen Zwecke entsprechend mit Fahnen u. Emblemen geschmückten großen Saale, der bis auf den letzten Platz be setzt, seinen Anfang. Reicher Beifall krönte die Darbietungen und ein riesiger, mit Schleifen verzierter Lorbeerkranz, Herrn Claassen überreicht, bekundete neben anderen Ehrenerweisungen, wie sehr die Einheimischen sich für das ihnen Bereitete zum Dank verpflichtet fühlten. An der gleichen Stätte, an der man soeben der Kunst geopfert hatte, nahm sodann der Kom mers seinen Anfang, der zwar nur in bescheidenem Umfange geplant, aber doch auch imposante Dimensionen angenommen hatte, denn wieder war in dem großen Raume des Konzert saales kein Plätzchen frei geblieben. Es war spät in der Nacht, als man sich trennte, aber man ging gewiß in dem Bewußtsein voneinander, den ersten Festtag würdig gefeiert zu haben. — Chemnitz, 17. Juli. Heute morgen unternahm der Brooklyner Arion eine Automobilfahrt nach der Augustusburg, von da aus nach Lichtenwalde und als letzte Station Wittgensdocf. Nachdem die Wagen die Rück fahrt angetreten hatten, fand um 3 Uhr im „Kaufmännischen Vereinshause' ein großes Festmahl statt, bei welchem zahl reiche Reden gewechselt wurden. Abends 9 Uhr nahm das