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Mts- Nö Mzeigebllltt für den A»«r»rremerrt viertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. des »Jlluftr. UnterhaltungSbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, DonyerStag u. Sonn abend. JnsertionSpreiS: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Lrlrgr.-Adresse: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fernsprecher Ur. LIV. «L ------- 55. Jahrgang. Dienstag, den 4. Angust Wegen Reinigung der Geschäftsräume werden Freitag und Sonnabend, den 7. «nd 8. Angust 1SV8 nur dringliche Sachen erledigt. Königliche Amtshauptmannschast Schwarzenberg, den 1. August 1908. Bekanntmachung. Anläßlich des Parkfeftes in Alte i. E. verkehrt am Sonntag, den S. August 1908, zwischen TchSnheiderhammer und Aue i. E. folgender Klaffe. ab 1'° nachm. ^9 1" , 1 5b Sonderzug II. und III. 5 Schönheider Hammer Eibenstock unt. Bf. WolfSgrün Blauenthal Bockau Aue i. E. in Der Sonderzug hält auf sämtlichen Verkehrsstellen. Zur Fahrt berechtigen die gewöhnlichen Fahrkarten. Zwickau, am 29. Juli 1908. König!. Eisenbahn-Betriebsdirektion Ariedensfanlasten. In London hat die internationale Friedensliga ihren alljährlichen Kongreß abgehalten, auf welchem wieder die schöne Melodie vom ewigen Frieden erklang. Gewiß sind derartige Bestimmungen etwas schönes, aber man mißt den Herren verschiedentlich gar zu viel Bedeutung bei, denn es stnd samt und sonders Leute, die sich in keinerlei hervor ragenden Stellungen befinden, sodaß ihr Tun sonderlicher Beachtung wert wäre. Durch Versammlungen und Reso lutionen wird die Frage des Friedens nie gelöst werden, wenngleich es wohl kaum einen vernünftigen Menschen gibt, der kriegerische Zeiten herbeisehnt. Von einflußloser Stelle für den Frieden Propaganda zu machen, ist daher im Grund genommen herzlich überflüssig, zumal es den guten Leutchen wohl schwerlich gelingen wird, mit ihrem Stürmen und Drängen die Regierungen zu einem anderen Standpunkt zu bewegen. Im Hinblick hierauf ist es mehr als Höflichkeit, wenn die Mitglieder der englischen Regierung ein Banquett zu Ehren des erwähnten Kongresses veranstalten und der Premierminister Asquith selbst das Wort ergriff, um eine Friedensrede vom Stapel zu lassen. In England empfindet man augenblicklich in geradezu unheimlicher Weise das Be dürfnis, seine Friedensliebe zu versichern, sodaß man fast an den bekannten Spruch erinnert wird: Hui s'ereuss, 8'aoou8s! Gerade die englische Politik ist es, welche in den letzten Tagen ein beunruhigendes Moment in die internatio nale Lage brachte, und es wäre erfreulich, wenn diesen Friedensworten auch die Tat folgen würde. In seiner Rede verstieg sich Herr Asquith sogar zu der von dieser Stelle seltsam klingenden Bemerkung, daß internationale Abkommen ein besseres Friedensinstrument seien, als Bündnisse — die Allianz mit Japan und die Entente mit Frankreich scheinen dem englischen Premier in diesem Moment ganz aus dem Gedächtnis entschwunden zu sein! Ja, er verurteilte sogar aufs schärfste die Politik der Rüstungen, derselbe Herr Asquith, der kürzlich auf das entschiedenste für die Verstärkung der Flotte eingetreten war und seinem Finanzkollegen wegen einer Rede, in der dieser erklärt hatte, daß es Zeit sei, nicht mehr Rüstungen zu opfern, um nicht die Finanzen in Deroute zu bringen, gedroht hatte, ihn zum Rücktritt zu zwingen, falls er seine Worte nicht widerrufe, was Herr Lloyd George schleunigst tat. Die schönen Worte des Herrn Asquith haben daher lediglich akademischen Wert, genau so wie die Lon doner Versammlung der Friedensfreunde. Mehr Bedeutung dagegen dürfte der in Berlin im September stattfindende parlamentarische Friedenskongreß haben. Hier handelt es sich um die Mitglieder aller europäischen Parlamente, welche für die Friedensideen sich begeistern, und da diese Herren in der Politik ein Wort mitzureden haben, und wenn sie wollen, an den Heeres- und Marinebudgets starke Abstriche machen und auch sonst einen Einfluß auf die leitenden amt lichen Stellen auSmüben vermögen, so dürfte in einem sol chen Kongreß doch ein gewisser Vorteil zu erblicken sein. Mag man von der Forderung des Friedensgedankens im allgemeinen auch nicht zu viel halten, so wird man doch zugeben müssen, daß schon in der persönlichen Berührung von Parlamentariern aller Länder Gewinn liegt, weil diese sich auf ihre Ideen näher kennen und sich verstehen lernen, sodaß manche Mißverständnisse leicht aus der Welt geschafft werden können. Dadurch kann auch die Annäherung zwischen Ländern, die sich bisher fremd, wenn nicht gar schroff gegen überstanden, gefördert werden und in dieser Richtung dürfte wohl der Hauptwert des kommenden Kongresses zu erblicken sein. Mit Fantastereien im Sinne der „Friedensberta* und ihres Anhangs, auf dem Wege von Versammlungen und Resolutionen wird, wie gesagt, der Völkerfrieden niemals geschaffen werden. Tagesgeschichte. — Deutschland. Anläßlich der Wiederkehr deS 10jährigen Todestages Bismarcks schrieb die .Nordd. Allg. Ztg.' unter anderem: und außerdem ist der Name Bismarck eine stete Mahnung für die deut schen Staatsmänner, die verantwortlichen Ratgeber unserer Bundesfürsten, in erster Linie deS Königs von Preu ¬ ßen und Deutschen Kaisers. Möge es namentlich dem Deutschen Kaiser nicht an Männern fehlen, die sein Vertrauen verdienen und lieber aus dem Amte scheiden, als daß sie aus Furcht vor Ungnade und fürstlichem Stirn- runzeln verabsäumen, zur rechten Zeit dei/Fürsten redlich und offen zu beraten, selbst wo ihn die Wahrheit bitter schmerzen muß. Auch daran mahnt die Erinnerung an die Todesstunde des großen Mannes, der jetzt zehn Jahre im Sachsenwalde ruht. (Das ist eine herzerfrischende Sprache. Ob ihr aber die Tat folgt, wollen wir dahin ge stellt sein lassen. Die ganze Eulenburgiade und die sonstigen unangenehmen Affären hätten vermieden werden können, wenn sich die leitenden Ratgeber unseres Kaisers zu einem offenen Wort aufgerafft hätten. Aber die Furcht vor dem kaiserlichen Stirnmnzeln und der heilige Byzantinismus macht alle verstummen. Wollen wir hoffen, daß es in Zu kunft anders wird. D. R.) — Berlin, 30. Juli. Wie der ,Jnf.' von angeblich unterrichteter Seite mitgeteilt wird, soll die feldgraue Farbe jetzt nicht bloß bei den Feldfahrzeugen der Armee im großen zur Anwendung kommen, sondern es sollen auch alle Einzelteile bis zum kleinsten herab den feldgrauen Anstrich erhalten. Die bisher zum Teil noch üblichen braunen oder blauen Farben werden gelöscht und durch feldgrau er setzt. Die neue Bestimmung bezieht sich auch auf Beschläge, Ketten, Nieten, Klammern und Reifen, die früher meist eine schwarze Färbung aufwiesen. -- Berlin, 1. August. Wie man der .Central- Correspondenz' angeblich an gutunterrichteter Stelle in Konstantinopel mitteilt, beabsichtigt der Sultan an den deutschenKaiser eine besondereMtssion zu senden, welche den Kaiser offiziell davon in Kenntnis setzen soll, daß ihr Auftraggeber seinem Lande eine neue Verfassung gegeben habe. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird diese Mission beim Kaiser eine Bitte des Sultans vorbringen, daß zu einer Neuorganisation des türkischen Heeres die Abgabe einiger höherer Offiziere als Instruktoren erwünscht sei und daß der Kaiser seine Genehmigung hierzu erteilen möge. Die Absicht des Sultans, das türkische Heer nach deutschem Vor bild umformen zu lassen, ist keinesfalls neueren Ursprungs und ließe sich gerade jetzt am ehesten durchführen. — Man hört vielfach die Ansicht äußern, daß der Kriegsschatz von 120 Mill. Mark im Julius- türm nicht völlig zinslos liegt, sondern dafür im Verkehr 120 Mill. Mark Reichsschatzscheine umlaufen und die bar im Juliusturm liegenden Münzen ersetzen. Diese Ansicht ist nicht zutreffend. Der Reichskriegsschatz in Höhe von 120 Mill. Mark ist im Jahre 1871 gebildet worden. Diese 120 Mill, ruhen seitdem völlig zinslos in Zehn- und Zwanzigmarkstücken im Juliusturm zu Spandau. Das Gesetz über die Ausgabe der Reichskassenscheine stammt aus dem April 1874. Es er mächtigt den Reichskanzler, .Reichskassenscheine zum Gesamt bettage von 120 Mill. Mark in Abschnitten zu 5, 20 und 50 Mark ausfertigen zu lassen und unter die Bundesstaaten nach dem Maßstabe ihrer durch die Zählung vom 1. Dezbr. 1871 festgestellten Bevölkerung zu verteilen". Die 120 Mill. Mk. Reichskassenscheine ersetzen nicht die bar im Juliusturm liegenden Münzen, sondern lösten nach Errichtung des Reiches das Papiergeld der einzelnen deutschen Bundesstaaten ab durch Reichspapieraeld. Zwischen den 120 Millionen Mark im Juliusturm unv den durch das Gesetz von 1874 ausge gebenen 120 Millionen Mark in Reichskaffenscheinen besteht also kein Zusammenhang. — Wilhelmshaven. DieAdlösung vom ost asiatischen Kreuzergeschwader in Stärke von 650 Mann ist hier angekommen. — Jena, 30. Juli. AuS Anlaß der mit dem heutigen Tage beginnenden Feierlichkeiten zum 350jährigen Jubiläum des Bestehens der Universität Jena und der Einweihung des neuen UniversttätSgebäudeS ist die Stadt prächtig geschmückt. Di« Veranstaltungen begannen heute vormittag mit der feierlichen Uebergabe deS phylogenetischen Museums durch Professor Ernst Häckel vor einem großen Kreise geladener Gäste im Lehrsaal deS Museums. Die Er öffnungsrede hielt Prof. Häckel, der bei seinem Auftreten stürmisch begrüßt wurde. NamenS der Universität dankte Prorektor Professor Delbrück. Aus Anlaß des UnioersttätS- jubiläumS haben die Erhalter der Universität, der Großherzog von Sachsen-Weimar, die Herzöge von Sachsen-Meiningen, von Sachsen-Altenburg und von Sachsen - Koburg - Gotha, eine Reihe von Ordensauszeichnungen und Titulaturen an Universitäts-Professoren, Beamte und Handwerker verliehen. In der Vorhalle des neuen Universitätsgebäudes fand heute mittag 12'/, Uhr eine Feier statt, zu der die großherzoglich und herzoglich sächsischen Staatsminister Einladungen hatten ergehen lassen. Unter den Anwesenden befand sich auch Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen. Der Kurator der Universität Geh. Staatsrat vr. Eggeling hielt eine Ansprache, in der er auf die Geschichte des Univerfltätsneubaues hinwies und allen denen dankte, die zur Vollendung des herrlichen Werks teils durch eigene Arbeit, teils durch Stiftung hoher Spenden bei getragen haben. Redner schloß mit dem Wunsche, daß der Universität allezeit der Schutz der durchlauchtigsten Erhalter bewahrt bleiben und die Universität in voller Freiheit die Wahrheil erforschen und lehren möge. Nach einer Rede des Oberbaudirektors Kriesche (Weimar) und des Architekten Professor Theodor Fischer (München) fand ein Rundgang durch die Räume des neuen UniversttätSgebäudeS statt. — Jena, 1. August. Der heutige dritte Festtag be deutete den Glanzpunkt der Universitätsfeierlich keiten. Um 9 Uhr begann der Aufzug der studentischen Korporationen, der aus ungefähr 1500 Aktiven und Alten Herren bestand. Um 12 Uhr fand die Einweihung des Universitätsneubaues in der Aula statt; an ihr nahmen die hier anwesenden Fürstlichkeiten, der gesamte Lehrkörper der Universität und eine große Anzahl geladener Ehrengäste teil. Staatsminister vr. Rothe übergab das Gebäude dem Pro rektor, indem er mit warmen Worten der Opferwilligkeit des Fürsten und der Privaten gedachte, die den Neubau ermög lichten. Der Prorektor wies gleichfalls dankend auf die Munifizenz der Stifter hin. Oberbürgermeister vr. Singer sprach die Glückwünsche der Stadt aus und gab eine Anzahl von Ernennungen zu Ehrenbürgern bekannt. Außerdem wurden Glückwünsche dargebracht von dem Senatspräsidenten des Oberlandesgerichts in Jena, den Rektoren der Universitäten Leipzig und Halle, sowie Vertretern früherer Hochschullehrer und Studenten. Als alter Student gratulierte der frühere Oberbürgermeister vr. Pauli-Bremen. Den ersten amtlichen Akt bildete die Preisverteilung. Eine Beethovensche Ouvertüre beschloß die Feier. Hierauf fand eine Besichligung der Uni versitätsgebäude unter Führung des Erbauers statt. Nach mittags wird ein Festessen und abends das gestern wegen ungünstiger Witterung ausgefallene Marktfest stattfinden. — München, 31. Juli. In der Debatte über die Lehreraufbesserung hatte der Zentrumsabgeordnete vr. Heim gegen die Liberalen in leidenschaftlicher Weise polemisiert und ihnen unter anderem vorgeworfen, sie hätten für die Lehrerschaft eigentlich nie etwas getan und für die Liberalen sei der Lehrrrstand stets der letzte gewesen. Eine Erwiderung wurde den Liberalen durch einen Schlußantrag des Zentrumsführers Prälaten Daller abgeschnitten, der bei der absoluten Majorität des Zentrums, trotz des Protestes der Liberalen angenommen wurde. Eine heftige Debatte zur Geschäftsordnung war die Folge. Die Liberalen hielten in aller Eile eine Fraktionssitzung ab, als deren Ergebnis deren Führer Oberbürgermeister Casselmann (Bayreuth) ver kündigte, daß es die Liberalen unter ihrer Würde hielten, mit dem Zentrum noch ferner über das Staatsbudget irgend eine Debatte zu führen. Die gesamte liberale Fraktion ver ließ darauf unter lebhaftem Beifall der Tribünen den Sitzungssaal. — Friedrichshafen. Die in einigen Blättern ver breitete Mitteilung, daß Graf Zeppelin die 24 Stunden- fahrt am 5. August anzutreten beabsichtige, trifft nicht zu. Graf Zeppelin hat gleichzeitig mit den inzwischen fertig gestellten Ausbesserungen seine» Luftschiffes einige Aenderungen an ihm vorgcnommen. Diese gedenkt er zunächst in kürzeren UebungSfahrten zu erproben, mit denen er Ende dieser Woche beginnen will. Der Zeitpunkt für den Antritt der 24-Stundenfahrt läßt sich daher gegenwärtig noch nicht fest stellen. — Oesterreich-Ungarn. Innsbruck, 3l. Juli. Erst heule ist eS möglich, einen Ueberblick über die furcht baren Schäden zu geben, die daS vorgestrige Unwetter im unteren Jnntal und Zillertal angerichtet hat. Die Verheerungen sind viel schlimmer, als die ersten Mel-