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Amts- M AnzchMatt vierielj. 1 M. 25 Pf. einschließl. des .Jllustr. UnterhaltungSbl.* u. der Humor. Beilage .Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlegr.-Adressr: Amtsblatt. für den SeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. «rschetrrt wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionSpreiS: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher ür. Litt. -rm 55. Jastrganß. —----- Dienstag, den 11. Angust LS«8 Der Fährverkehr zwischen Wilzschhans und Carl-f-id, desgleichen auf der Straße Blauenthal über Zimmersacher nach Wiidenthal und in Wildenthal selbst wird wegen der durch das Hochwasser entstandenen Schäden gesperrt. Schwarzenberg, am 8. August 1908. Königliche Amtshauptmann schast. Unser Ehrenbürger, Hm Ministerialdirektor a. D. Geheimer Rat vr. Vustav Aäolptt Voävl, Inhaber des Großkreuzes des Albrechtsordens, ist Mittwoch, am S. August 1908, nachmittags 2 Uhr, zu Blasewitz zur ewigen Ruhe eingegangen. Er hat Eibenstock stets durch sein Wohlwollen ausgezeichnet. Früher am Gericht hier tätig, bewahrte er als Amtshauptmann des Schwarzenberger Be zirks der Stadt sein Interesse und verlor es auch nicht, als er zu den höchsten Staalsämlern aufrückte. Sein reiches Wohlwollen hat uns manchesgschwierige städtische Unternehmen erleichtert. Wer ihn aber von unseren Bürgern näher kannte, der fühlte sich nicht bloß durch Dankbarkeit zu ihm hingezogen, sondern von unbegrenzter Hochachtung für seine reichen Geistesgaben, und die unermüdlichen vielseitigen und erfolgreichen Dienste, welche er stets dem Staate widmete, und von wärmster Verehrung für den einfach und bescheiden gebliebenen Mann mit dem treuen gütigen Herzen erfüllt. Die Stadt hat ihm für seine Verdienste um ihre Bürgerschaft mit Verleihung des Ehrcnbürgerrechtes gebankt und zwar nachdem er aus dem Staatsdienste geschieden war, um ihm zu zeigen, daß sie ihn nicht bloß um seines Einflusses willen hochschätzle. Arieöe seiner Asche! Eibenstock, am 7. August 1908. Der Dtadtrat. Die Stadtverordneten. v. Iblersvli. Die Zerstörung des Zeppelin'schen Luftschiffs. Von einem Augenzeugen der Katastrophe bei Echter dingen geht der .Frankfurter Zeitung* nachstehender anschau licher Bericht zu: .Riesenhaft und schön — das waren die ersten Ein drücke, die wir von dem Luftschiff bekamen, das im Glanze der Sonne sich sanft über der weiten Wiese bei Echterdingen wiegte. Nur klein sind die Schwankungen; manchmal freilich müssen die 20 oder 30 Soldaten, welche die Hintere Gondel an Seilen halten, auch 30 bis 50 Meter nachgeben. Wir machen unter uns Bemerkungen darüber, daß der Ballon nur vorn unter der Spitze befestigt ist; mit einem starken Seil an einem Anker, dann nochmals mittels Tau an einem durch die Erde verdeckten Widerstand und an einer Anzahl dünner Seile, die zu kleinen Pflöcken führen. Von Zeit zu Zeit schlägt ein Mann gemütlich irgendeinen der Pflöcke wieder fest. Der Graf selbst ist — mittags um '/, 3 Uhr — noch in Stuttgart, gegen 3 Uhr fährt ein Leutnant im Automobil weg, um ihn zu holen; der Motor des Ballons scheint wieder repariert zu sein. In weitem Kreise um den Ballon sind Seile gezogen. Ringsum stehen 5 bis 6 Reihen Menschen. Im Kreise selbst ist vor allem Militär. Eben kommt eine Abteilung Grenadiere, bestaubt und müde, sie müssen ausschwärmen und vor den Seilen absperren; ihr Dienst ist kaum nötig, denn die Dragoner, Feuerwehrleute und Landjäger genügen vollauf, da sich das ohnehin nicht allzugroße Publikum sehr ruhig, mehr wie in staunender Verwunderung verhält. Die Monteure waren inzwischen ruhig und emsig an der Arbeit; ein Daimlerfabrikwagen bringt 4 oder 5 Ingenieure; doch gibt es nicht mehr viel zu tun. Man steht zwei Monteure in der Salonhalle des BallonS essen und trinken: dann füllt ein Monteur Wasser in der vorderen Gondel nach; gleichzeitig wird versucht, die Leinwand, die am Laufgang unter der Spitze defekt ist, von innen her zu schließen. 20 oder 30 Soldaten halten die Gondel, ebensoviele hängen sich an die Seile, mit denen der Ballon verankert ist, offenbar um ihn ganz mhig zu halten; dabei neigt er sich einmal stark zur Sette. Ein unruhiger Wind kommt auf, bewegt aber den Ballon nur mäßig; wir sehen uns um, weil es heißt, es werde regnen. Im weiten Umkreis ringsum und hinter Echter dingen steigt eine graue mächtige Mauer auf, eine Regen wolke scheinbar, die die ganze Rückseite deS Horizonts parallel zum Ballon, soweit man sehen kann, bedeckt und die sich Echterdingen und dem Ballon zu rasch zu nähern scheint. Eben wollen wir uns hinter einen Wagen retten — die Wolkenwand scheint noch mehrere hundert Meter entfernt — da ein Klirren. Ich sehe mich um: die Hintere Gondel deS BallonS geht mit dem Winde von Echterdingen weg, dem nächsten Einschnitt zp und treibt die Zuschauer in wilder Flucht vor sich her. Ein Blick nach der Spitze de» BallonS — mich lähmt ein Schrecken wie Tausende um mich — der Ballon ist frei! Nur ein Mann in der Hinteren Gondel! — Langsam, ganz langsam und nur wenig über der Erde zieht der Ballon dem Einschnitt zu. Erst starres Entsetzen auf allen Gesichtern, lautlos und regungslos steht die Masse. Dann geht ein Stöhnen durch die Reihen wie im Schmerze, und alles eilt dem Ballon nach. Er geht höher, der Ein schnitt hinter dem Felde vergrößert den Abstand von der Erde — da kommt Leben in den Mann im Ballon — er rast nach vorn, der Ballon geht mit der Spitze tiefer, stellt sich aufrechter und aufrechter, berührt mit der Spitze fast die Erde — da, ein Knall, und eine Feuersäule loht zum Himmel, riesig, gräßlich, als wäre die Erde geborsten und die Höllen flammen schlügen empor. Kurz noch fressen die Riesen flammen weiter, am Ballon in die Höhe, Stück für Stück — und dann bezeichnet eine ungeheure Wolke schwarzen Rauches die Stelle, wo Menschenwerk den Elementen zum Opfer gefallen war. In drei Minuten war alles geschehen. Wir rasen vorwärts, im Drang zu retten, waS zu retten ist, da liegt ein Mann, seine Kleider sind zerrissen, er blutet — ein Schrei — mein Mann! und eine Frau stürzt sich über den Verletzten. Entsetzen und Grauen lagert auf jedem Gesicht. Frauen und Mädchen schluchzen und weinen laut, ein Orkan, der uns den Atem nimmt, ist aufgekommen, die Augen sehen nichts, ringsum ein Meer von Staub, unge heuere Erregung hat alle erfaßt. Da liegt unter einem Baum der Monteur, verbrannt und ohne Besinnung — er hätte den Ballon gerettet, wäre die Explosion nicht erfolgt — und um ihn liegen rauchende unkenntliche Trümmer. Dra goner hatten die Jagd nach dem Ballon sofort ausgenommen, Militär war gleich zur Stelle und in fieberhafter Tätigkeit — aber es war zu spät. Hätte man — das war die all- meine Ansicht — die Stricke statt zur Absperrung zum Befestigen des Ballons verwendet und die Leute der drei Regimenter, die verfügbar waren, zum Halten, das Unglück wäre nicht passiert. In wütendem Staubsturme gingen wir zurück. Da macht plötzlich alles die Straße frei — Zeppelin kommt, blaß sitzt er im Wagen (in einem gewöhnlichen Ein spänner und nicht in einem Automobil. D. Red.) — er munternde Zurufe wollen laut werden — er winkt ab mit einer Geberde, die sagen soll, daß hier auch Teilnahme mcht lindern kann. Still ziehen alle nach Hause, als hätte sie ein persönliches Unglück getroffen, aber einer spricht es au», und die andern nehmen» auf mit Gedankenschnelle, wie vorher die schlimme Botschaft: Wir müssen ihm den Ballon wieder bauen!* * * DaS ganze deutsche Volk steht einmütig und tatkräftig seinem Zeppelin zur Seite. In allen Staaten erregt die opferwillige Sympathie des deutschen Volke» für Zeppelin allgemeine Bewunderung. Der »Daily Telegraph* schreibt in einem äußerst sym pathisch gehaltenen Artikel, Zeppelins unbeugsame Energie zeige den Charakter, durch welchen Männer siegen und Völker leben. Dies sei größer als ein technischer Triumph. Zeppelin besitze die Achtung und Sympathie aller Länder. Des Kaisers teilnehmende Botschaft an seinen hervorragenden Untertan werde in der ganzen Welt ein Echo finden. So weit sich die Zivilisation erstrecke, gäbe es niemand, der nicht dem deutschen Pionier bei seinem nächsten Versuch die mög lichste Annäherung an den erträumten unsterblichen Triumph wünsche. Der greise Graf hat den schweren Schicksalsschlag wenigstens nach außen hin, vollständig überwunden. Eine Nachricht aus Friedrichshafen besagt: Nach der Niedergeschlagenheit der letzten Tage hat sich in Friedrichshafen allmählich wieder eine zuversichtliche Stimmung entwickelt. Der Graf selbst ist guten Mutes und äußerte gelegentlich einer Unterredung, daß er trotz des Un glücks in dieser einen großen Fahrt mehr gelernt habe, als wenn er noch ein Jahr lang kleinere versucht hätte. Graf Zeppelin befindet sich im übrigen, entgegen den immer und immer wieder auftauchenden gegenteiligen Gerüchten, bei bestem Wohlsein. Er legte eine Haltung an den Tag, die geradezu Bewunderung erweckt. Der Gedanke einer Nationalspende hat in allen deutschen Gauen Eingang und lebhaften Anklang gefunden. Die Spenden fließen sehr reichlich. Es ist eine Unmöglichkeit, alle die aufzuzählen, die sich an diesem Werk finanziell her vorragend beteiligen. Es spendeten u. a.: In Dresden ein Ungenannter 30000 Mk., der Breslauer Magistrat 10000 Mk., der Inhaber der Firma Rud. Hertzog in Berlin 10 000 Mk., die Stadtverordneten in Gießen 3000, ein Ungenannter in Magdeburg 10000, die Stadtverordneten in Worms 5000, eine Dame in Baden-Baden 50000, der König von Württemberg 20000, Fabrikant Krupp von Bohlen-Hal bach 100000, die Stadtverordneten in Essen a. R. 10000 und die in Hannover ebenfalls 10000, die Witwe Bluhm in Heidelberg 20000, an der Berliner Börse waren am Sonnabend abend schon über 150000 Mk. eingesammelt. Hierzu kommen noch die vielen Tausende, die von den Zeitungen und Hilfskomitees gesammelt werden. Auch die »Newyorker StaatSzeitung* eröffnete in sehr an erkennenswerter Weise eine Geldsammlung für Zeppelin. Mit welch fester Hoffnung Zeppelin in die Zukunft schaut, kann man aus folgender Nachricht ersehen: Friedrichshafen, 7. August. Wie zuverlässig ver lautet, werden die Fahrten mit Zeppelins Ballon ,Z. 3* (Modell 1907) in allernächster Zeit, längster Termin etwa acht Wochen, erfolgen können. Die AufmontierungSar- beiten an diesem Ballon, der sich in der alten Ballonhalle bei Manzell befindet, sind in vollem Gange. — Graf Zeppelin bestätigt, daß die Fahrtunterbrechungen lediglich auf Motor defekte zurückzuführen sind und der Brand wohl sicher durch luftelektrische Entladung herbeigeführt wurde. — Friedrichshafen, 8. August. Graf Zeppelin