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Amts- M Alizckeblutt viertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. de- »Jllustr. UnterhaltungSbl.' u. der Humor. Beilage »Seifen- blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlrgr.-Adrrsse: Amtsblatt. für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionSpreis: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Frrusprecher Nr. List. 55. Ia-rga«-. Donnerstag, den 3. September L»«8 Freiwillige GrnndstMverfteiqerong. Das zum Nachlasse der verstorbenen Frau Lrckmmtkv ÄintU« verw. gev. kstLvIä in Eibenstock gehörige Haus- und Gartengrundstück, Feldstraße Nr. 7, soll auf Antrag der Erben Mittwoch, den S. September 1908, norm. 9 Wr an Amtsgerichtsstelle freiwillig versteigert werden. Die Versteigerungsbedingungen können auf der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Im Termin ist der Erstehungssumme sofort sicher zu stellen. Eibenstock, den 1. September 1908. Königliches Amtsgericht. Eine Irledensrede des Kaisers. Bei dem Festmahl in Straßburg i. Els. brachte der Kaiser folgenden Trinkspruch auS: »Von ganzem Herzen heiße ich die Herren willkommen und spreche Ihnen der Kaiserin und meinen wärmsten Dank aus für den schönen Empfang, durch den hier wie in Metz die elsaß-lothringische Bevölkerung ihrer Liebe und Anhäng lichkeit so beredten Ausdruck gegeben hat. Auch liegt es mir am Herzen, noch einmal Ihnen für die tatkräftige Beteili gung am Wiederaufbau der alten, hehren Hohkönigsburg zu danken, besonders auch den Lothringern für ihre patriotische Haltung und die Stiftung des reizenden Lothringer Zimmers auf der Burg. Seit nunmehr 37 Jahren haben Sie in Frieden ihren verschiedenen Berufen obliegen können, und das schöne Elsaß-Lothringen ist in dieser Zeit, mit der unge ahnten Entwicklung des Deutschen Reiches Schritt haltend, in hocherfreulicher Weise emporgeblüht. Als Bewohner dieses Grenzlandes haben Sie naturgemäß das größte Interesse an der weiteren Erhaltung des Friedens, und ich freue mich, Ihnen als meine innerste Ueberzeugung es aussprcchen zu können, daß der europäische Friede nicht gefährdet ist. Er beruht auf zu festen Grundlagen, als daß sie durch Hetzereien und Verleumdungen, von Neid und Mißgunst Einzelner eingegeben, so leicht umgestürzt werden könnten. Eine feste Bürgschaft bietet in erster Linie das Gewissen der Fürsten und Staatsmänner Europas, die sich Gott gegenüber ver antwortlich wissen und fühlen für das Leben und Gedeihen der ihrer Leitung anvertrauten Völker. Zum anderen ist es der Wunsch und der Wille der Völker selbst, sich in ruhiger Weiterentwicklung die großartigen Errungenschaften fort schreitender Kultur nutzbar zu machen und im friedlichen Wettbewerb ihre Kräfte zu messen. Und zuletzt wird der Friede gesichert und verbürgt auch durch unsere Wehrmacht zu Wasser und zu Lande, durch das deutsche Volk in Waffen. Stolz auf die unvergleichliche Manneszucht und Ehrliebe seiner Wehrmacht ist Deutschland entschlossen, sie ohne Be drohung anderer auch ferner auf der Höhe zu erhalten und so auszubauen, wie es die eigenen Interessen erfordern, nie mand zu Liebe, niemand zu Leide. Mit Gottes Hilfe und unter dem Schutze des deutschen Adlers können Sie daher auch ferner Ihren friedlichen Berufen nachgehen und die Früchte Ihres Fleißes einsammeln. Möge auf Ihrer Arbeit Gottes Segen alle Zeit ruhen! Es lebe das deutsche Reichs land Elsaß-Lothringen.' Des Kaisers Worte klingen so fest und zielbewußt, so klar und überzeugend, daß sie überall im deutschen Volke freudige Zustimmung finden und auch im Auslande nach haltigen Eindruck Hervorrufen werden. Tagesgeschichte. — Deutschland. Berlin, 1. September. Heute vormittag um 9 Uhr hielt Seine Majestät der Kaiser große Parade über das gesamte Gardekorps auf dem Tempelhofer Felde ab. Das Wetter war kühl und bedeckt. Zuschauer waren zu Wagen, auf den Tribünen und zu Fuß, wie immer, in gewaltigen Mafien anwesend. Beim Steuerhäuschen fanden sich, vom Publikum mit Hochrufen empfangen, ein: die Kaiserin, im offenen sechsspännigen Wagen, mit ihr die Kronprinzessin von Griechenland und Prinzessin Viktoria Louise. Ferner die Kronprinzessin, Prin zessin Eitel Friedrich, Prinz Georg von Griechenland, Prinz Kuni von Japan, Fürst Fürstenberg, die auf Einladung Sr. Majestät dieser Parade und den Kaisermanövern beiwohnen den brasilianischen Offiziere, der österreichische Oberst Freiherr von Schönberger, Kommandeur deS 7. Husaren-RegimentS, Chefregsments Sr. Majestät, die Herren des Hauptquartiers, die MtMärbevollmächtigten der Bundesstaaten, die fremd ländischen Offiziere. Der Kaiser traf kurz vor 9 Uhr am Steuerhaus ein, begrüßte die Fürstlichkeiten und nahm den Frontrapport entgegen. Die Parade stand unter dem Kom mando deS kommandierenden Generals, Generaladjutant von Kessel, dem Generalmajor von Eberhard als Chef deS Gene ralstabes zur Seite stand. Die Truppen waren wie immer in zwei Treffen aufgestellt, im zweiten Kavallerie und Artillerie; die Fahnen und Standarten waren von der Leibkompanie deS 1. Garderegiments, resp. einer Schwadron deS Regiment- Gardes du CorpS gebracht worden. Nach dem Abreiten der Fronten nahm der Kaiser der einsamen Pappel gegenüber Aufstellung, hinter ihm die glänzende Suite, zur Seit« die Wagen der fürstlichen Damen. Bei der Pappel hatten un mittelbar vorher die Schulen Aufstellung nehmen können und begrüßten nun die Majestäten mit hellklingendem Hurra. Der erste Vorbeimarsch erfolgte bei der Infanterie in Kompanie fronten, die Truppen gingen mit angekaßtem Gewehr nach friedericianischem Griff vorüber, die Spielleute schlugen bri gadeweise durch. Die Kavallerie defilierte in Eskadronfronten im Schritt, die Artillerie in Batteriefronten im Trabe. Beim zweiten Vorbeimarsch formierte die Infanterie Re gimentskolonne, die Kavallerie ritt im Trab, die Artille rie-Abteilungsfronten ebenfalls im Trab. Der Kaiser, welcher die Uniform des 1. Garderegiments trug, führte die ses Ihrer Majestät vor, der Kronprinz, in der Uniform eines Majors des 1. Garde-Regiments, defilierte mit dem Regiment, Prinz Eitel Friedrich führte die Leibkonipanie. Von bekann ten hohen Offizieren gingen Generaladjutant von Plefien mit dem 1 Garde-Regiment, Generaladjutant Graf Hülsen Hae- seler mit dem Garde-Füsilier-Regiment, Generalfeldmarschall von Hahnke und der Chef des Generalstabes von Moltke mit dem Regiment »Alexander' vorüber. Die Parade endete nach 12 Uhr. Nach der Kritik führte der Kaiser die Fahnen und Standarten nach dem Schloß zurück, von einer vieltausend köpfigen Menschenmenge erwartet, die Straßen, Fenster und Dächer besetzt hatte. — Berlin, 1. September. Der Kaiser empfing bei der Parade die brasilianischen Offiziere. Abends empfing der Kaiser zur Meldung den Unterstaats sekretär von Lindequist, der nach Ostafrika reist, ferner den Gouverneur vr. Solf, der nach Samoa zurückkehrt, sowie den Minister« stdenten in Cetinje, Pilgrim Baltazzi. Um 6 Uhr fand im Weißen Saale des Schlosses Paradetafel statt. — Berlin. Die Beunruhigung, in welche die Friedrichsberger Bank versetzt worden war, hat in genossenschaftlichen und privaten Kreisen große Teilnahme hervorgerufen und täglich laufen zahlreiche Telegramme ein, in welchen die Freude über die Haltlosigkeit des Gerüchtes und die rasche Ueberwindung der Krisis ausgedrückt wird. Ein Privatmann hat übrigens telegraphisch sein ganzes Ver mögen zur Verfügung gestellt. Bis Montag mittag 12 Uhr waren von den abgehobenen Spargeldern bereits über 80000 Mark wieder emgezahlt worden. — Der rumänische Minister-Präsident Sturdza ist zum Besuche des Fürsten Bülow am Mon tag in Norderney eingetroffen. Der Ministerpräsident folgte einer Einladung des Fürsten und der Fürstin Bülow zur Mittagstafel. Nach Tisch hatten der Reichskanzler und der Ministerpräsident eine längere Besprechung. — Die Familie des Fürsten Fürstenberg zu Donau eschingen hat angesichts der Notlage Sonnabend eine aber malige, die dritte Spende von 10000 Mark, den Brand- geschädigten in Donaueschingen überwiesen. Graf Zeppelin spendete aus Privatmitteln 40000 Mk. — Heidelberg, 1. September. Heute vormittag wurde der dritte internationale Kongreß für Philosophie durch Professor Wiedelberd feierlich eröffnet. — Oesterreich-Ungarn. Der österreichische Acker bauminister Di. Ebenhoch hat dem Ministerpräsidenten seine Demission angeboten. - Schwere Unwetter in Tirol. Durch einen 24 Stunden andauernden, wolkenbruchartigen Gewitterregen sind im Zillertal wieder große Verheerungen angerichtet worden. Die Ziller ist hoch angeschwollen. In Finsing mußten die Häuser geräumt werden, der Bahnverkehr wird durch Roll wagen aufrecht erhalten. Das Militär arbeitet seit Sonntag früh ohne Unterbrechung, um die bedrohten Häuser und Brücken zu schützen. Bei Fügen wurde die Notbrücke zerstört. — Im Pustertal wurden zwei Arbeiter vom Blitz erschlagen. — Ueber Botzen ging ein heftiges Gewitter mit Hagelschlag nieder, die Flusse gehen sehr hoch und führen zahlreiche Holz stämme mit. — Frankreich. Paris, 1. September. Der gestrige FriedenStoast deS'Kaisers Wilhelm in Straßburg hat in Paris einen ausgezeichneten Eindruck gemacht. Don den Blätterstimmen verdient diejenige des »Petit Parisien' besonderes Interesse. DaS Blatt schreibt: »In dieser Stunde, wo sich in Marokko und im Orient schwere Fragen aufdrängen, ist es unS nicht gleichgültig, aus dem Munde Kaiser Wilhelms zu erfahren, daß er keine neuen Konflikte Hervorrufen und den Horizont nicht wieder ver- dun eln wolle. Der Straßburger Toast erfolgte in einem kriti chen Moment der internationalen Politik und für dieses Mal muß man der glücklichen Eingebung Kaiser Wilhelms Ehre bezeugen.' — Italien. Rom, 1. September. Die Familie Falconieri hat gegen die Heiligsprechung desPapstes Pius IX. unter der Behauptung, er habe sie widerrechtlich um gewisse Besitzungen gebracht, Widerspruch erhoben. — England. London, 1. September. Die Re d e des Kaisers in Straßburg wird in der englischen Presse vollständig abgedruckt und lebhaft kommentiert. Allgemein wird anerkannt, daß die kaiserlichen Worte eine deutliche Absage Lloyd George's enthalten, auch an die un verantwortlichen Friedensschwärmer, die eine allgemeine Ab rüstung verlangen. — Schweden. Stockholm, 31. August. Die Eltern Sven Hedi ns erhielten am 3l. August abends von dem Privatsekretär des Vizekönigs von Indien ein Tele gramm aus Simla, das besagt, Sven Hedin sei nach an strengender erfolgreicher Reise bei guter Gesundheit. Seine Ankunft in Simla werde Anfang September erfolgen. — Marokko. Es ist für Frankreich augenblicklich nicht Io schwer, als es von französischer Seite dargestellt wird, das marokkanische Abenteuer zu beenden und endlich mit der illoyalen Marokkopolitik aufzuhören. Denn Mulay Hafid wird die Akte von Algeciras und wohl auch den größten Teil der Schulden seines Bruders anerkennen. Er wird aber, und das kann kaum noch bezweifelt werden, nicht für ein Sonderabkommen zu haben sein, das Frankreich ge stattet, marokkanischen Boden besetzt zu halten. Frankreich will aber wider alles Recht in Marrokko bleiben, es will seine seit Jahrzehnten betriebene Marokkopolitik nicht auf geben. Deswegen werden die Verhandlungen mit Mulay Hafid in die Länge gezogen — sie währen bereits zehn Tage —, deswegen wird in Casablanca gegen Mulay Hafids Aus rufung agitiert und Abdul Asis in Settat festgehalten, des wegen werden Abdul Asis Aeußerungen in den Mund ge legt, daß er noch nicht auf seinen Thron verzichte, deswegen wird von Siegen Abdul Asisischer Mahallen bei Marrakesch berichtet, und deswegen wird in Südostmarolko weiter vor gedrungen. Es ist das alte garstige Lied: Frankreich, dem die Bestimmungen der Algecirasakte die Eroberung Marokkos verbieten, das aber nicht offen die Akte zu brechen wagt, sucht auf illegalem Wege, wenn auch nur allmählich, sich Marokkos zu bemächtigen. Wird nun der Umschwung in Marokko, falls die Verhandlungen mit Mulay Hafid nicht zu den von Frankreich gewünschten Erfolgen führen, auch einen Umschwung in der französischen Marokkopolitik, ein Verzichten auf jede Eroberung marokkanischen Gebiets nach sich ziehen? Wir bezweifeln es und glauben, die jüngsten Vorgänge beweisen zur Genüge, daß Frankreich auf seine Politik des doppelten Bodens in Marokko nicht verzichten will. — Persien. Wie der Draht aus Teheran meldet, traf am Sonntag Nasres Saltaneh im Auftrage des Schahs in Täbris ein und nahm eine Parade über die Truppen ab. Während diese noch versammelt waren, wurden sie von den Aufständischen unter Sattar Khan, einem der Führer der Parlamentsparteien, beschossen, wobei achthundert Mann ge tötet oder verwundet sein sollen. Seitdem wird unaufhörlich gekämpft. Da außerdem eine Hungersnot droht, sind die schlimmsten Zustände zu befürchten. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 2. September. Am Sonntag und Montag hielt die Zimmerschützen-Gesellschaft nach vorhergegangenem Umzug in der Zentralhalle ihr dies jähriges Vogelschießen ab. Die Königswüode erhielt Herr Emil Mühlig. Die Schützen präsentierten sich in ihrer kleidsamen Uniform sehr vorteilhaft. — Schönheide, 3l. August. Die gestrigen I n - spizierungen der hiesigen Feuerwehren sowie der freiwilligen Feuerwehr zu Neuheide bestanden in Fußexerzitien, Geräteübungen und Sturmangriffen. Als Sturmobjekt diente der Flemming'schen Fabrikfeuerwehr das sogen. Teubert'sche Wohnhaus, bei welchem nach 2'/, Minuten Wafierabgabe erfolgte, als Sturmobjekt der Wehr von Neuheive diente das Wohnhaus des Herrn Schuhmachers Friedrich Oschatz, die Wafierabgabe erfolgte nach 2'/, Minuten. Die freiwillige Feuerwehr zu Schonheide hatte das Franz Lange'sche Ge schäftshaus und die Kirche zum Brandobjekt erkoren, hierbei erfolgte die Wafierabgabe nach 3 Minuten. Sämtliche Vor führungen wurden zur Zufriedenheit der inspizierenden Herren ausgeführt. Einen würdigen Verlauf, getragen von echt kameradschaftlichem Geiste, nahm der abends im Hotel »zum Schwan' gemeinsam abgehaltene Ball der drei inspizierenden Feuerwehren. Der freiwilligen Feuerwehr zu Schönheide ist eS wiederum vergönnt, sechs ihrer Mitglieder für zehnjährige treue Dienstzeit auSzuzeichnen. Die Aushändigung der ihnen