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Ms- M Anzckeblatt Atzo«»eme«t viertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. des .Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für den Sessrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn- abend. InsertionspreiS: di« kleinspaltige Zeile l2 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Teiegr.-Adresse: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fernsprecher Nr. 210. IIS H'H 55. Jahrgang. Dienstag, den 28. September L««8 acht. : Teint, sie nur Marke U. «. 0. t», Dres- otheken n »brauch S-Uel> 25 U.50 cksnnt Iruolr- Lsobe- iss- — prsiss. mer, 1 sofort »aderstr. chhaus- eld. hm. «bd l« ' >3 >0 >7 72« 8,1« 8,1» 8,23 82» 8,3» 82» 9,08 824 9.8» »2» »2» 8,00 8,0» 820 9L0 920 9,40 9,49 10,00 22 .80 ,38 .4« ,lk 24 28 827 ,41 - 27 - 27 - ,08 — ,20 - ,28 — 21 - 21 - 27 - >24 - >23 - >29 — >4 >2 « 0 !3 >0 I« >1 >7 2 2 >8 >7 >8 kau. chm. Ubd. ,1» 72» "" 7,42 720 728 82« 82» 888 Die Bekanntmachung vom 27. Mai 1903 in der Fassung vom 25. Juli 1908, die Beschaffenheit und Einrichtung der öffentlichen Versammlungsräume betreffend, abgedruckt im Amts- und Anzeigeblalt Eibenstock vom 15. August 1908 Nr. 96, wird hiermit wieder aufgehoben. Schwarzenberg, Aue, Eibenstock, Lößnitz und Schneeberg, am 23. September 1908. Die Königliche Amtshnuptmannschast und die Stadträte zu Aue, Eibenstock, Lößnitz, Schneeberg und Schwarzenberg. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche für Oberstützengrür» Blatt 25 auf den Namen Liull vu»- LLvIurleK eingetragene Grundstück soll am 13. Wovemöer 1908, vormittags 10 Uhr im Böttger'schen Gasthof in Oberstützengrün im Wege der Zwangsvollstreckung ver steigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuchs 3 Hektar 81,s Ar groß und einschließlich der Dampfmaschine und Holzbearbeitungsmaschinen auf 28973 Mk. 40 Pfg. geschätzt. Es besteht aus neuerbautem Wohnhaus, einem zur Bürstenhölzerfabrikation eingerichteten Fabrikgebäude, Kessel- und Maschinenhaus und Dampfschornstein — inmitten des Orts Oberstützengrün an der Staatsstraße nach Schneeberg gelegen — sowie aus Feldern und Wiesen. Die Brand kasse beträgt 20900 Mk. Die Feldgrundstücke sind vermöge ihrer Lage zu Baustellen geeignet. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen das Grundstück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Eintragung des am >8. August 1908 verlautbarten Versteigerungsoermerkes aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungslermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigen falls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, die ein der Versteigerung cntgegenstehendes Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Eibenstock, den 12 September 1908. Königliches Amtsgericht. Brandversicherilngsbcitriige bctr. Die Brandversicherungsbeiträge auf den 2. Termin 1908 — l. Oktober — sind nach je einem Pfennig für die Einheit bei der Gebäudeversicherungsabteilung und nach je ein und einem halben Pfennig für die Einheit bei der freiwilligen Ver- sicherungsabteilung nebst den fälligen Slückbeiträgen bis spätestens zum 8. Oktober 1908 bei Vermeidung der zwangsweisen Einziehung an die hiesige Stadtsteuereinnahme zu entrichten. Stadtrat Eibenstock, am 18. September 1908. Hesse. Schönfelder. Ein Gedenktag. 25 Jahre sind am 28. September vergangen, seit ein glücklicher Zufall oder die Hand der Vorsehung eines der abscheulichsten Verbrechen verhütete, die je geplant worden sind, nämlich, bei der Einweihung des Nationaldenkmals auf dem Niederwald dieses in die Luft zu sprengen und bei der Gelegenheit nicht nur den greisen Kaiser Wilhelm I., sondern auch zahlreiche Bun desfürsten, unter ihnen den König von Sachsen, die zur Feier der Denkmalseinweihung dort anwesend waren, zu ermorden. Der Anschlag ist um so nichtswürdiger und verächtlicher, wenn man seines äußeren Anlasses gedenkt. Nachdem ein Jahrzehnt zuvor Deutschland mit unerhörten Anstrengungen seine alte Stellung in Eu ropa wieder erobert und gleichzeitig die langentbehrte Einheit der deutschen Stämme herbeigeführt hatte, war an einer der schönsten Stellen des vielumkämpften deut schen Rheines ein herrliches Denkmal errichtet worden. Dieses sollte ein Wahrzeichen sein sowohl für die schwer errungene deutsche Einheit als auch für den Sieg über die Franzosen, die man damals noch aus der Zeit der Napoleonischen Kriege und von früher her, als ihre Truppen unter Ludwig XIV. und Ludwig XV. die Pfalz und weite Strecken Westdeutschlands verwüstet hatten, als die Erbfeinde zu betrachten gewohnt war. Heute, wo 37 Jahre seit dem Einigungskriege ver flossen sind, ist es schwer, sich die Begeisterung vorzu stellen, mit der man damals der Errichtung dieses Denk mals als eines äußeren Sinnbildes jenes großen Er folges entgegensah. Und gerade diese Begeisterung, diese Hingabe an die höchsten Ziele eines Volkes haben sich mit teuflischer Bosheit die Urheber jenes Atten tats zunutze gemacht. Daß man einen nationalen Ehren tag, wie die Enthüllung des Niederwalddenkmals, zur Ausführung eines derartig schändlichen Verbrechens wählen würde, dieser Gedanke erschien so teuflisch, daß niemand seine Ausführung auch nur für möglich hielt. Deshalb war es den Veranstaltern des Anschlags auch gelungen, alle Vorbereitungen zu treffen und vor allem Dynamit in ausreichender Menge unter dem Denkmal aufzuhäufen, so daß die beabsichtigte Explosion die furchtbarsten Folgen hätte haben müssen. Wenn das fluchwürdige Verbrechen nicht zustande gekommen ist, so lag die Schuld nicht an seinen Veran staltern, dem Schriftsetzer August Rheinsdorf sowie zwei anderen Anarchisten, sondern daran, daß die Zünd schnur feucht geworden war und erlosch. So ist es gekommen, daß man den ganzen teuflischen Plan erst nach der glänzend verlaufenen Feier entdeckte. Der rührigen Kriminalpolizei gelang es, der Täter hab haft zu werden, von denen Rheinsdorf als der Haupt schuldige sein Verbrechen mit dem Tode büßte. Rheins dorf sowohl wie seine beiden Genossen Rupsch und Bachmann bekannten sich als Anarchisten aus der Most- schen Schule. Schweres Unglück auf der Berliner Kochvayrr. Berlin, 26. September. Auf der Hoch- und Untergrundbahn ereignete sich heute zwischen Hahnhof Bülowstraße und Leipziger Platz in der Nähe des Gleisdreiecks ein furchtbarer Unglücks fall; ungefähr dreißig Personen sollen getötet sein. Berlin steht unter dem Eindruck dieses schweren Un glücks, das sein jüngstes Verkehrsmittel, die Hoch- und Untergrundbahn, betroffen hat. Es ist die erste große Katastrophe dieses Unternehmens, auf das die Berliner ihre Hoffnungen gesetzt haben, und wohl das schwerste Unglück im Berliner Verkehrsleben überhaupt. Die Ka tastrophe, die zahlreichen Menschen das Leben gekostet hat, ereignete sich am Sonnabend nachmittag auf der Hochbahnstrecke in der Nähe des Anhalter Bahnhofs, also im Südwesten der Stadt, im sogenannten Gleis dreieck über dem Schienenstrang der Staatseisenbahn. Die Hochbahn durchfährt hier ein bewohntes Haus in der Höhe des 1. Stockwerks und teilt sich dann, west wärts gehend, in zwei Arme; der eine führt zum Bahn hof Leipziger Platz (unter der Erde; hier beginnt die am 1. Oktober zu eröffnende Strecke nach dem Spittel markt), der andere nach dem Zoologischen Garten. Da durch, daß beide Zweige miteinander weiter westwärts verbunden sind, entsteht das Gleisdreieck, ein Wahr zeichen der Jngenieurkunst. Steinerne und eiserne Unterbauten wechseln bei der Anlage ganz nach den Bedürfnissen der in verschiedenen Lagen über- und nebeneinander führenden oder einander kreuzenden Gleise. Das „durchschlitzte Haus" erhebt sich am Land wehrkanal. Die Hochbahndirektion schildert das Unglück wie folgt: „Ein vom Potsdamer Platz kommender Zug überfuhr im Gleisdreieck das Haltesignal und fuhr einem von der Bülowstraße nach d. Möckernbrücke gehen den Zug in die Flanke. Hierbei wurde der erste Wagen des letzteren Zuges aus dem Gleis gedrückt und an die Brüstung gedrängt. Diese brach, und der Wagen stürzte auf die Erde hinab, wobei er sich vollkommen umdrehte, so daß die Räder des Wagens nach oben kamen. Glück licherweise riß die Kuppelung, so daß der nächstfolgende Wagen zwar aus dem Gleis geworfen und ein Stück über die Brüstung geschoben wurde, jedoch hängen blieb. Die Schuld an dem Unglück trifft, wie die Unter suchung ergeben hat, den Motorführer, der das Halte signal, das ordnungsmäßig gegeben war, nicht beach tete." — Der Schuldige hat seine Nachlässigkeit mit dem Tode gebüßt. Der Führer des anderen Zuges schrie, als er sich dem ersten Zug gegenübersah: „Um Gottes willen, ich habe doch kein Halt gehabt!" Er wurde schwer verletzt. Der auf das Straßenplaster gestürzte Wagen wurde vollständig zertrümmert und begrub seine vielen Insassen (war es doch gerade um die Mittagszeit, in der man nach Hause oder wieder ins Geschäft eilt) unter sich. Die Zahl der Toten wurde alsbald auf 15 bis 20 angegeben, die der Schwerverletzten auf 15, während andere, etwa 50, leicht verletzt waren. Die Unglücks stätte bot einen grausigen Anblick, zu dem der Sonnen schein des schönen Herbsttages einen schroffen Unter schied bildete. An der Eisenbahnkonstruktion des Baues hingen zahllose Fleischteile von den bei dem Absturz in Stücke gerissenen Menschen. Hier lagen einzelne Gliedmaßen, dort ein vom Rumpfe getrennter Kopf. Eine Leiche war ganz schwarz, die Wirkung des elekt rischen Stromes. Das Schreien der Verwundeten er füllte die Luft, plötzlich gemischt mit dem schrillen Pfei fen aus einer nahen Fabrik. Tausende eilten zur Un ¬ glücksstätte, auf der rasch die stets hilfbereite Feuerwehr in großer Stärke erschien. Krankenwagen rollten heran. Ein Schutzmannsaufgebot sperrte den Ort in weitem Umfange ab, damit die Rettungsarbeiten ungestört vor sich gehen konnten. Mehrere Frauen, unversehrt ge bliebene Fahrgäste, waren in Ohnmacht gefallen. Ein Teil der Untermauerung der Bahn war eingerissen, die Schienen hingen in weitem Bogen herunter. Aerzte waren schnell zur Stelle. Von den Schwerverletzten wird noch mancher sein Leben einbüßen. Es spielten sich erschütternde Szenen ab. Wer Angehörige unter den Opfern vermutete, bestürmte die Hochbahndirektion, die Polizei und die Krankenhäuser in der Nähe des Un glücksortes mit Anfragen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Berlin. Der 12. Internationale Presse-Kongreß hat seine Beratungen beendet. — Berlin. Wie die ,Jnf." von militärischer Seite erfährt, werden demnächst mehrere deutsche Offiziere als Jnstruktionsoffiziere in den chinesischen Heeresdienst treten. — Berlin. Der zweite Strafsenat des Kammer gerichts hob den Beschluß, betreffend Freilassung des Fürsten Eulenburg, auf und machte dessen Frei lassung von einer Sicherheitsleistungim Betrage von 100000 Mark abhängig. — Berlin. Dem Typhus erlegen ist die russische Staatsrätin Frau Grigolewska, die, wie gemeldet, vor einigen Tagen der Infektionsabteilung des Rudolf Virchow- Krankenhauses zugeführt wurde. — Stettin, 26. September. Auf der Werft des Vulkan fand heute mittag in Anwejenheit des Fürsten und der Fürstin zu Wied der Stapellauf des Linien schiffes „Ersatz Württemberg" statt. Die Taufrede hielt der Oberpräsident der Rheinprovinz Freiherr v. Schor- lemer-Lieser; er schloß mit einem dreifachen Hoch auf den Kaiser. Die Taufe vollzog die Fürstin zn Wied. Das Schiff erhielt den Namen „Rheinland". — München, 26. September. Der russische Mi nister des Auswärtigen Iswolski ist gestern nach fünfstündiger Fahrt im Automobil mit seinem Sohne von Rvttach bei Tegernsee in Berchtesgaden ein getroffen. Der Minister begab sich sofort nach der Villa des Staatssekretärs von Schoen, wo ein Diner statt fand. Einer Einladung des Staatssekretärs v. Schoen folgend, wird Minister Iswolski bis heute mittag dort verweilen und um 3 Uhr nachmittags mit der Bahn nach München reisen. — Wissenschaftliche Ballonaufstiege. Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag (30. September, 1. und 2. Oktober) finden in den Morgenstunden internationale wissenschaftliche Ballonaufstiege statt. ES steigen Drachen, bemannte oder unbemannte Ballons in den meisten Haupt städten auf. Der Finder eines jeden unbemannten BallonS erhält eine Belohnung, wenn er der jedem Ballon beigegebenen Instruktion gemäß den Ballon und die Instrumente sorgfältig birgt und an die gegebene Adresse sofort telegraphisch Nach richt sendet. — Unsere Kolonialflotte. Wenn man von den Kriegsschiffen und einigen kleinen RcgierungSdampferchen absieht, so ist Deutsch Ost afrika die einzige deutsche Kolonie, die eine selbständige Flotte mit Docks auf-