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Amts- M Ailzeigeblatt für den «h»n»eme«t viertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. deS »Jlluftr. UnterhaltungSbl/ u. der Humor. Beilage .Seifen- blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlegr.-Adrrsse: Amtsblatt. Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwa- Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. List. 55. Jayrgang. - > ! — LS» Dienstag, den 27. Oktober L»»8 Oesscntlichc Sitzung des Bezirksansschnsses findet Sonnabend, den 7. November ISO» von vormittags '/r12 Uhr an im Sitznngszimmer des Hotels Ratskeller zu Schwarzenberg statt. Königliche Amtshauptmanlischast Schwarzenberg, am 22. Oktober 1908. Die Beleuchtung der Fuhrwerke bctr. Die Königliche Amtshaupkmannschaft mit Zustimmung ihres Bezirksausschusses und die unterzeichneten Stadlräte ordnen hiermit Folgendes an: 1. Bei Anbruch der Dunkelheit sind alle auf öffentlichen Wegen verkehrenden Fuhrwerke — Wagen und Schlitten — mit brennenden Laternen und zwar die lediglich zur Beförder ung von Personen dienenden Fuhrwerke mit zwei vorn an beiden Seilen des Wagens oder Schlittens befestigten Laternen, alle übrigen Fuhrwerke mit einer an der linken Kumtse'te des Pferdes bez. Sattelpferdes angebrachten Laterne zu versehen. 2. Bei dem Transporte von Langhölzern hat außerdem der zur Leitung des Fuhrwerks erforderliche zweite Mann (Sterzer) während der Dunkelheit eine brennende Laterne zu führen. 3. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnungen werden mit Geldstrafen bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft. 4. Vorstehende Bestimmungen treten mit dem Tage ihrer Veröffentlichung in Kraft. Die Königliche AmtslMptmannschnst Schwarzenberg und die Ttadlräte zu Aue, Eibenstock, Lößnitz, Neustädtel, Schneeberg und 1807 v. Schwarzenberg, am 15. Oktober 1908. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Bürstenhölzerfabrikanten Rtlilinr«! ^«lolt 00vUlenlu«r in Schönheiderhammer wird heute am 24. Oktober 1008, nachmittags 4 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der Ortsrichter Alban Meichsner in Eibenstock wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 22. Dezember 1908 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und ein tretenden Falles über die in H 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände auf den 19. Mvemöer 1908, vormittags 10 Mr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 15. Januar 1909, vormittags 10 Mr vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinichuldner zu ver abfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 18. November 1908 Anzeige zu machen. KWglichcs Amtsgericht zu Eibcnstoit. Alle Rechnungen für das ftädt. Baujahr 1908 sind bis Ettve dieses Monats im Stadtbauamte ein zureichen. Stadtbauamt. Tagesgeschichte. — Deutschland. Staatssekretär Dernburg ist vom Erholungsurlaub zurückgekehrt und hat heute die Geschäfte im Reichskolonialamt wieder über nommen. — Die Vorlage über die Reichsfinanz reform wird am heutigen Dienstag so zu sagen in einer Gesamtabstimmung vom Bundesrate angenommen werden. Den einzelnen Steuervorlagen hat das Ple num bereits seine Zustimmung in der Fassung erteilt, in der sie aus den Bundesratausschüsseu hervorgegan gen sind. Es wird dabei erwähnt, daß sich eine an sehnliche Minderheit der Bundesratsmitglieder gegen die Wein-, Gas- und Elektrizitätssteuer erklärte. Die Veröffentlichung der Vorlagen soll erst mit deren Ein bringung an den Reichstag am 4. November erfolgen, und zwar auf ausdrücklichen Wunsch parlamentarischer Kreise. — Die Annahme des Gesetzentwurfs über die Automobil-Haftpflicht erfolgte im Bundesrat mit einer recht wohltuenden Abänderung: Die Entschädigungs sätze bei der Verletzung von Personen und bei der Be schädigung von Sachen wurden gegenüber dem im Sommer bekannt gegebenen vorläufigen Entwürfe nicht unerheblich heraufgesetzt. — Die Abschaffung der Fahrkarten st euer wird reiflich erwogen. Die zuständigen Stellen suchen sich darüber klar zu werden, ob die durch die Fahr kartensteuer bewirkte Abwanderung in die unteren Wagenklassen finanziell nicht mehr schadet, als der Er trag der Steuer gut machen kann. Diese Feststellung würde leichter sein, wenn nicht auch die neue Personen tarif-Reform das Reisen verteuert und viele Fahrgäste in die unteren Wagenklassen gedrängt hätte. Aber es scheint doch so, als ob über die Fahrkartensteuer der Stab schon grundsätzlich gebrochen ist. Je eher diese unglückliche Steuer verschwindet, um so besser. — Die .Berliner Universal-Korrespondenz" hört im Reichspost amte, daß die Reichsregierung sich zur Frage des Weltpennyportos durchaus zurückhaltend verhält. Die Erfahrungen, die man in England und in den Ver einigten Staaten von Nordamerika mit dem Pennyporto ge macht hat, sind nicht sehr verlockend. Die erwartete Zu nahme des Briefverkehrs zwischen diesen beiden Staaten, die den durch Einführung des niedrigen Portos entstandenen Ausfall in den Einnahmen decken sollte, ist ausgeblieben. England und Amerika werden daher ein empfindliches Defi zit zu verzeichnen haben. In Deutschland liegen die Ver hältnisse für die Einführung deS Pennyportos noch ungüns tiger, da eS im Verkehr mit England und den Vereinigten Staa ten vielfach die französische Postoerwaltung in Anspruch nimmt und daher Transitgebühren bezahlen müßte. Die deutsche Regierung wartet daher ab, bis noch andere Staaten Sonderabkommen wegen Einführung deS Pennyportos ge schloffen haben werden. Von den erzielten Resultaten wird die weitere Stellung der deutschen Regierung zu dieser Frage abhängen. — Berlin, 23. Oktober. Unter die Räder des kaiserlichen Automobils kam gestern eine Frau. Im Automobil saßen der Kaiser, der Kronprinz, Prinz Eitel Friedrich und Prinz Oskar. Der Kaiser ließ sofort halten. Die Verunglückte wurde in die könig liche Klinik gebracht. Schwere innere Verletzungen hat sie augenscheinlich nicht erlitten. Der Polizeibericht be sagt: Nachdem der Kaiser gestern abend den Prinzen und die Prinzessin August Wilhelm zum Stettiner Bahn hof geleitet hatte, gab er bei der Rückfahrt seinen Chauf feuren den Befehl, nicht den direkten Weg zum Schloß einzuschlagen, sondern durch die Jnvalidenstraße, über den Königsplatz nach der Straße Unter den Linden zu fahren, um sich dort mit dem in seiner Begleitung be findlichen Kronprinzen, den Prinzen Eitel Friedrich, Adalbert und Oskar die Illumination anzusehen. Da die Straße Unter den Linden schwarz von Menschen war, fuhren die kaiserlichen Chauffeure mit abgedrossel tem zweiten Gang und mit einer Geschwindigkeit von höchstens 9—10 Kilometern. Dabei gaben sie fortwäh rend Signale. Etwa in der Höhe des Hauses Nr. 4 kam plötzlich von dem Durchgang der Mittelpromenade her in höchster Eile eine Frau mit erhobener Hand auf das Automobil zugestürzt, um den Kaiser recht in der Nähe zu sehen. Dabei ist sie anscheinend auf dem an dieser Stelle schlüpfrigen Pflaster ausgeglitten, von einem Vorderrad erfaßt und überfahren worden, ob gleich die Chauffeure sofort mit aller Macht bremsten und den Kraftwagen auf 4 Meter zum Stehen brachten. Die Prinzen sprangen sofort von ihren Sitzen auf die Straße und legten hilfsbereit mit Hand an, worauf man die Verunglückte auf Befehl des Kaisers im zweiten Automobil, das mit den Adjutanten folgte, nach der König!. Klinik in der Ziegelstraße schaffte. Hier hat die Frau, die 43 Jahre alte Gattin Elisabeth des Postschaff ners Bernhard Kegler, als sie zum Bewußtsein gelangte, ihrer Pflegerin erklärt, daß sie nicht wisse, wie sie zu dem Unfall gekommen sei, daß jedoch die kaiserlichen Chauf feure nicht die geringste Schuld treffe. Eine ähnliche Darstellung gibt der Fabrikbesitzer Wilhelm Silber mann aus Nürnberg, der Zeuge des Unfalls aus aller nächster Nähe gewesen ist und ausdrücklich betont, daß die Frau direkt in das Automobil gelaufen ist. — Berlin, 23. Oktober. Der Parseval-Bal- lon hat auf seiner heutigen Hochflugprüfungsfahrt eine Höhe von über 1500 Meter erreicht und ist nach mehr stündigem guten Fluge wohlbehalten gelandet. Nach der Landung kam das Luftschiff infolge eines Wind stoßes dem Geäst einer Birke zu nahe, wodurch die Hülle einige unbedeutende Schrammen erlitt. Vor der Ab nahme durch die Militärbehörde hat der Parseoal Bal lon als letzte Aufgabe noch eine Füllung im Freien mit nachfolgendem kurzen Aufstieg zu bestehen. — Berlin. Das n e u e 25 - P f e n n i g st ü ck macht den Herren im Reichsschatzamt viel Kopfzerbrechen, da es schwer sein wird, zwischen den vielen sich wider sprechenden Anforderungen und Wünschen die richtige Mittellinie zu finden. Jedenfalls ist man bemüht, die neuen 25-Pennigstücke am 1. Mai 1909 zum ersten Male zur Ausgabe zu bringen. — Friedrichshafen. Der „Zeppelin I" hat am Sonnabend seinen Aufstieg wiederholt. Kurz vor 2 Uhr nachmittags verließ er die Ballonhalle, stieg mit großer Leichtigkeit auf und nahm seinen Weg direkt auf Friedrichshafen, über das er schon sieben Minuten später in der Richtung nach Bregenz hinwegfuhr. Plötzlich wandte er sich nach Rorschach zu, indem er sich nahe an das schweizerische Ufer hielt. Der Ballon und die Halle werden jetzt für die Fahrt des Prinzen Heinrich von Preußen hergerichtet, die am Dienstag stattsinden soll. Außer den neun Personen, die in den beiden Gon deln Platz genommen hatten, wurden 970 Kilogramm Benzin und 1050 Kilogramm Ballast mitgeführt. Da die beiden Motore in einer Stunde 50 Kilogramm Ben zin gebrauchen, war der Ballon für eine 19 stündige Fahrt ausgerüstet. Die Behauptung, daß bei der Fahrt Ballast ausgeworfen worden sei, entspricht nicht den Tatsachen. Der Ballon ist gelandet, ohne Ballast aus zuwerfen, auch während der Fahrt hat er keinen Ballast abgegeben. Das Urteil eines Mitarbeiters Zeppelins, des Barons Gemmingen, über die erste Probefahrt, die inzwischen wiederholt worden ist, lautet: „Die .N/»- stündige Fahrt des „Zeppelin I" war die beste, die das Luftschiff je gemacht hat. Der Aufstieg bei kühler Wit terung war sehr gut. Der Hauptzweck der Fahrt war die Erprobung der Seitensteuer. Das Luftschiff steuerte bei dem Gang von ein und zwei Motoren mit beiden oder nur einem Seitensteuer gleichmäßig und ausge zeichnet. Besonders die früher schwierige Steuerbord wendung gelang gut. Die Stabilität des Fahrzeugs scheint vortrefflich. Die Verlängerung des Tragkörpers um 8 Meter bei gleichgebliebenem Durchmesser scheint besonders günstige Verhältnisse geschaffen zu haben. Das Luftschiff verspricht, wenn die Motoren dauerhaft sind, vorzügliche Leistungen." Unter den Zuschauern war alsbald die Ansicht verbreitet, daß der Ballon weit sicherer Wendungen ausführte, als die älteren Luftschiffe. Die Art, in der die Steuerung ihre erste Probe zu be stehen hatte, war völlig neu; der Ballon gehorchte dem Steuer ausgezeichnet. In wenigen Sekunden drehte sich das Luftschiff um sich selbst herum, wechselte völlig die Richtung, steuerte abwärts und aufwärts. Die Ge schwindigkeit wird auf 50 bis 60 Kilometer in der Stun de geschätzt. Seltsamerweise schien es auch den Vögeln trotz seines trommelartigen Geräusches keine Angst zu machen, denn eine Weile fuhr es mitten in einem Zuge vieler tausender gefiederter Wanderer dahin, ohne diese zu stören. Die größte Höhe betrug 290 Meter. In maßgebenden Berliner Kreisen wird es laut „Tag" sehr angenehm empfunden, daß die neuen Aufstiege iu Abwesenheit des Grafen stattgcfunden haben, weil damit bewiesen worden ist, daß das große Weck des Grafen nicht mehr auf seine beiden Augen allein gestellt ist, sondern daß der geniale Mann es verstanden hat, zugleich einen Stab von des Meisters würdigen Schü lern zu erziehen.