Volltext Seite (XML)
r.14 on aren. und Ms- iilid AMiaeblatt Aho»»eme«t viertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. deS .Illustr. UnterhalMngSbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lklegr.-Adresse: Amtsblatt. für den Gezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwo, Dienstag, Donnerstag u. Sonn- abend. JnsertionSpreiS: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 210. L»» — 55. Jahrgang. Dienstag, den 3. November kav, islich, Pfg-, Zucker, hmkckend. "MU !end. ^ee, Aroma, 'gen, -stellt, geröstet, und r, » Pfg-, aäs, k. 'N, uch, tnge, r, U s. , hland. Die Ratsexpedtttonrn bleiben vorzunehmender Steinigung halber Wonlag, den 9. und Dienstag, den 10. Aovemver 1908 geschlossen. Im Standesamt« werden Anmeldungen von tSebnrts- und Tterbefällen vor mittags von 8—8 Uhr enkgegengenommen. Tas Tchauamt ist von 5 6 Uhr nachmittags geöffnet. Stadtrat Eibenstock, den 2. November 1908. H«ff-. M. Dienstag, den 3. November 1SV8, nachmittags 2 Uhr soll hier eine tragende Kuh an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Bieterversammlung: Restauration von Hermann Singer. Eibenstock, den l. November 1908. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Kaiser und Kanzler. Die öffentliche Meinung Europas stand in der letz ten Woche unter dem Eindruck des Artikels des „Daily Telegraph," in dem ein englischer Autor Mitteilung von verschiedenen Aeußerungen unseres Kaisers ge macht hatte. Die handgreifliche Tendenz des Artikels war, die guten Absichten des Kaisers England gegen über dem englischen Publikum darzulegen und durch tatsächliche Dienste, die die kaiserliche Politik England, namentlich während des Burenkriegs, geleistet hat, zu beweisen. Die Wirkung des Artikels, in dem private Aeuße rungen des Kaisers aus verschiedenen Zeitungen und mit verschiedenen Personen zusammengestellt waren, entsprach jedoch nicht der guten Absicht. In Frankreich und Rußland, zum Teil auch in England selbst, wollte man in der Erinnerung daran, daß die deutsche Poli tik eine russisch-französische Anregung auf Intervention im Burenkriege abgelehnt hatte, eine Enthüllung er blicken, die dazu bestimmt sei, das gute Verhältnis zwi schen England, Rußland und Frankreich zu stören. Auch die deutsche Presse griff vielfach die Veröffentlichung im „Daily Telegraph" an und tadelte heftig den Kaiser, daß er den Artikel genehmigt habe. Dabei ging man von der Annahme aus, daß der Kaiser selbst den Artikel veranlaßt und dem Reichskanzler vor der Veröffent lichung keine Kenntnis davon gegeben habe. Beides hat sich nunmehr als falsch herausgestcllt. Der Kaiser hat den ihm mit der Bitte um Genehmi gung vorgelegten Artikel des englischen Autors an den Reichskanzler zur Prüfung geschickt, leider zu einer Zeit, als Fürst Bülow mit Geschäften (orientalische Wirren, Finanzreform w.) sehr überhäuft war, weshalb er das Manuskript nicht selbst durchsah, sondern die Prüfung dem Auswärtigen Amt überließ. Hier muß nun ein großes Mißverständnis vorgekommen sein; es scheint, als ob sich die Prüfung nur auf Nebendinge erstreckte, nicht aber auch auf die Zweckmäßigkeit der Veröffent lichung. Auf den Kaiser dürften die ungerechten Vorwürfe wegen der ungünstigen Wirkungen des Artikels nicht sitzen bleiben. Der Reichskanzler Fürst Bülow zögerte keinen Augenblick, die volle Verantwortung für das vorgekommene Versehen auf sich zu nehmen und seinem kaiserlichen Herrn zu erklären, daß er nicht im Amte bleiben könne, es sei denn, daß er durch Veröffent lichung des Sachverhalts in die Lage versetzt werde, die völlig ungerechten Angriffe auf den Kaiser in der deutschen Presse zu zerstören. Der Kaiser hat sich mit diesem offenen Vorgehen einverstanden erklärt, das hoffentlich dazu beitragen wird, die ganze Aufregung in der Presse zu beschwichtigen. AbgelehnteS Rücktrittsgesuch des Reichskanzlers. Der Reichskanzler Fürst Bülow hat wegen der Ver öffentlichung des Londoner Daily Telegraph, die mit Ge nehmigung des Auswärtigen Amtes in Berlin erfolgte, ohne daß der Kanzler selbst von ihrem Inhalte vorher Kenntnis genommen hatte, sein Abschiedsgesuch eingereicht. Der Kaiser gab diesem Gesuche jedoch keine Folge. In den Abend stunden sprach dann der Kaiser beim Kanzler vor und ver weilte zwei Stunden bei ihm. Der Aeichstag. Unser deutsches Reichs-Parlament steht dicht vor dem Schwabenalter; rechnen wir ihm die Zeit des Nord deutschen Reichstages, aus dem er hervorgegangen ist, hinzu, so befindet er sich bereits in diesem schätzbaren, Alter, in dem die Gescheidheit kommen muß, wenn sie früher noch nicht vorhanden gewesen ist. Wenigstens nimmt das Volks-Empfinden dies an. Natürlich war im Reichstage die politische Weisheit immer vertreten, aber auch die, welche seine Vergangenheit ganz genau kennen, werden sich kaum einer Session entsinnen, in der eine solche harte Nuß, wie gegenwärtig, zu knacken ge wesen wäre. Militär- und Marinevorlagen und Zoll ¬ tarif und Handels-Verträge haben schwere Mühe und, weil die Gemüter recht erregt waren, auch große Sturm sitzungen hervorgerufen; heute ist die Neigung zu sol chen Verhandlungen gering, aber die Sorge, wie der neue Reichsbedarf von 500 Millionen Mark pro Jahr zu decken ist, die ist riesengroß. Am Wollen, an recht gutem Willen sogar, die Finanznot aus der Welt zu schaffen, fehlt es nicht; aber es muß auch darauf ge sehen werden, daß das Ziel wirklich erreicht wird, ohne den Nährstand zu erschüttern. Wir haben viele Vorlagen zu diesem Wendepunkt in der Geldwirtschaft des Reiches, aber das Empfinden besteht überall, daß nicht alles das Rechte ist. Wäre die Geschäftslage anders, wäre der Geld-Bedarf der einzelnen deutschen Bundesstaaten nicht auch recht groß, vieles wäre leichter im Reich, aber so ist es schwer. Die deutsche Nation ist zu Opfern bereit, aber diese Opfer müssen auch wieder wett gemacht wer den können. Nur von Opfern kann der Nährstand nicht leben, es muß auch ein Gedeihen folgen. Das Volk kann und will leisten, aber die Wurzeln seiner Kraft, aus denen die Leistungsfähigkeit entspringt, müssen ge schont werden. Kurz heraus gesagt: Die neue halbe Milliarde Reichs-Einnahme im Jahr muß so verteilt werden, daß die Kaufkraft nicht leidet. Sonst ist der Schaden unberechenbar. Diese Notwendigkeit ist um so zwingender, als wir immer wieder sehen, wie die internationalen Verhält nisse auf Handel und Wandel .einwirken. Wer weiß wie oft haben im Frühling und Sommer Monarchen und Minister mit einander beraten, und im Herbst kam wieder einmal alles anders, als erwartet wurde. Und die Vorkommnisse der allerletzten Tage beweisen, daß Deutschland auf viel aufrichtigen Dank und ehrliche Freundschaft nicht zu rechnen vermag, der Reichstag wird Anlaß nehmen, auf dies Thema einzugehen, und wir wollen seinen Aeußerungen und Beschlüssen nicht vorgreifen, aber darauf muß von vornherein bei den Finanz-Debatten Gewicht gelegt werden, daß es nicht im Umsehen wieder besser werden muß. Wir dürfen ja erfreulicherweise sagen, im deutschen Reiche ist alles immer noch besser gekommen, als prophezeit wurde, die Unken-Rufe sind unerfüllt geblieben, aber nach einer Aenderung in der Lebenshaltung, wie sie vor der Jahr hundertwende eintrat, bei steigenden Ausgaben und Lasten werden knappe Jahre, wenn sie zu lange an dauern, nicht leicht ertragen. Der Sparpfennig, der in bösen Zeiten helfen soll, ist heute nicht mehr so leicht, wie früher, gesammelt. Wir hoffen und wünschen auch, daß sich bei dieser Sachlage der Zwist der Parteien weniger, als sonst, be tätigen möge, denn es handelt sich heute nicht um Frak tions-Prinzipien, sondern um soliden Unterbau für den Reichs-Kredit. Nicht aber wünschen wir, daß das Nötige mit zu großer Hast verwirklicht werde. Die Hast ver wirrt und stellt leicht Dinge in den Vordergrund, die zur Seite gehören. Darum ist die Parole nicht: Geld aufbringung um jeden Preis, sondern Geldbeschaffung unter Schonung der deutschen Produktion in Stadt und Land. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser hörte am Sonn abend den Vorirag deS ScaatSsekreiärs des Auswärtigen Amts und wohnte dann, wie tags zuvor in Polsdam, der Rekruten-Vereidigung in Berlin bei. Der Monarch erschien in der Uniform eines Generalfeldmarschalls, begleitet von dem Kronprinzen. Nach der Vereidigung, die bei schönem Welter ftaltfand, hielt der Kaiser mit lauter Stimme eine Ansprache. — Berlin. Am Sonnabend wurden, wie die Berliner Zeitung berichtet, auf dem Tegeler Schießplatz bei Berlin auS einem mit einem Offizier bemannten Fesselballon der Militär-Luftschiffer-Abteilung erst in Höhe von 100 und später 250 m Granaten herabgeworfen, die blind geladen, aber mit Fähnchen versehen waren, um die Flugbahn besser zu markieren. Die fallenden Granaten wurden photographiert, so daß die Richtung genau fixiert werden konnte. Es wurde besonders auf die Treffmöglichkeit geachtet. In kurzer Zeit sollen die Versuche mit Originalgranaten fortgesetzt werden. — Berlin. Den ersten Preis im Gord on-Bennett- Rennen der Lüfte erhielt der Schweizer Ballon Helvetia. — Berlin. Das Norddeutsche Hilfskomitee für Donaueschingen überwies der Bürgermeisterei in Donaueschingen eine weitere Rate von 30000 Mark. — Berlin. Im deutschen Reichstage haben sich die sozialdemokratischen Redner schon häufig im Laufe ihrer Ausführungen zwei Ordnungsrufe zugezogen, wohl auch den dritten in dem Augenblick, da sie die Rednertribüne ver ließen, durch irgend, eine unparlamentarische Wendung auf ihr Haupt herabbeschworen; daß aber während einer Rede einem Abgeordneten drei Ordnungsrufe erteilt und diesem auf Beschluß des Hauses das Wort entzogen worden wäre, das ist seit Jahrzehnten nicht vorgekommen. Im preußischen Abgeordnetenhause hat es der sozialdemokratische Abgeordnete Hoffmann, der sogen. Zehngcbote-Hoffmann, fertig ge bracht, daß ihm während einer Rede über die Gehaltsauf besserung der Geistlichen drei mal ein Ordnungsruf erteilt, und daß ihm danach auf den mit erdrückender Mehrheit des Hauses gefaßten Beschluß das Wort entzogen wurde. Der Protest Hoffmanns wurde in der nächstfolgenden Sitzung mit der gleichen Majorität zurückgewiesen. — Regensburg. Am 7. November findet in der Walhalla eine Huldigung der deutschen Korpsstudenten zu Ehren Bismarcks statt. — Die auf Anregung der Kölner Handelskammer durch den deutschen Handelstag bei den übrigen Handelskammern veranlaßte Umfrage, daß durch Bereitstellung größerer Mittel ein rascher Ausbau der Telephonfer nleitungen herbeizuführen sei, hat ergeben, daß die meisten Handels kammern über Ueberlastung der wichtigsten Fernsprechlinien klagen. Die Kammern sind durchweg der Ansicht, daß die Uebelständcdadurch zu beseitigen wären, daßderPostverwaltung seitens des Reichsschatzamtes größere Mittel zum Ausbau des Fernleitungsnetzes zur Verfügung gestellt würden. Die Verkehrskommission, sowie der Ausschuß des Deutschen Handels tages haben sich den Bestrebungen auf Vermehrung der Telephonleitungen im Fernverkehr angeschlossen. - Oesterreich-Ungarn. Die österreichische Krilc drängt der Entscheidung zu. Kaiser Franz Josef ist am Sonnabend nach zweimaliger Abwesenheit in Wien wie der eingetroffen. Es bedarf eines energischen Eingreifens, nachdem sich alle Bande frommer Scheu gelöst haben. Der tschechische Pöbel Hal Blut geleckt und gibt keine Ruhe; immer neue Ausschreitungen finden statt, wenn nicht in Prag, so in anderen Städten Böhmens, wie soeben in Königinhof, wo soeben die Tschechen in bezeichnender Weise hausten. Kein Wunder, daß sich die deutsche Gegenbewegung regt. In Wien wird von deutscher Seite dahin gestrebt, fremd sprachige Firmenschilder zu entkernen. Der deutsche Charakter Wiens soll entschieden gewahrt werden. — Wien, 30. Oktober. Einer im Sommer des laufenden Jahres ergangenen Einladung des Erzher zogs Franz Ferdinand folgend, trifft der deut sch e K a i s e r am 4. November in Eckartsau ein, um dort einige Tage als Gast des Erzherzogs zu verweilen. Der Kaiser wird in den wildreichen .Auen von Eckartsau jagen. Erzherzog Franz Ferdinand trifft die Vorbe reitungen für die Jagd, sowie sämtliche Arrangements für den Aufenthalt des Monarchen persönlich. — Wien, 30. Oktober. Vier Luftschiffer stiegen gestern vormittag 10 Uhr vom Arsenal im Luftballon „Salz burg', der dein Erzherzog Josef Ferdinand gehört, mit der Absicht auf, den Schloßhof Schönbrunn zu umfliegen und auf ihm zu landen. Die Landung ist am beabsichtigten Ziele glatt erfolgt. - Prag, 30. Oktober. Hier herrscht heute Ruhe. In Aussig, Böhmisch-Leipa, Brüx, Saaz und Tepkitz kam es gestern abend zuGegendemonstrationen gegen die Tschechen. Bei den Demonstrationen gegen die Deutschen in Königinhof wurde ein Bezirkskommis sar durch einen Steinwurf schwer verletzt. Ebenso wur de in Teplitz ein intervenierender Beamter durch einen Stcinwurf verwundet. — Frankreich. Die Angelegenheit der Anerkennung Mulm) Hafids als Sultan von Marokko ist nun endlich so weit gediehen, daß der italienische Vertreter in Tanger, dieser ist der Do^en des dortigen diplomatischen Korps, deu