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Amts- M Alizeigebtiltt Vld»««ement viertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. de- .Jllustr. UnterhaltungSbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlrgr.-A-reffe: Amtsblatt. für den jMrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. InsertionspreiS: di, kleinspaltige Zeile !2 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fcrnsprrchrr Nr. 2M. 1S8. — 55. Aa-rg-ng. ----- Sonnabend, den 21. November Holen sonntag. Der kommende Sonntag ist dem Gedächtnis unserer Toten geweiht. Es ist der letzte Sonntag im Kirchen jahr, der dieser frommen Pflicht gewidmet ist. Und wem ein geliebter Angehöriger, ein treuer Freund verstorben, der pilgert am Sonntag hinaus zu dem stillen Friedhof, um des Toten Grabhügel mit Zeichen der Liebe zu schmücken. Das deutsche Volk hält an dieser schönen Sitte fest und beweist damit an jedem Totensonntag im Jahre auch äußerlich, daß die Liebe nimmer aufhört, daß sie auch Tod und Grab überdauert. Den teueren Verstorbenen ist im Herzen ihrer Ange hörigen ein bleibender Platz gesichert. So wirken sie unsichtbar fort und leben, obgleich sie gestorben sind. Was sie uns waren, das Beispiel, das sie uns mit ihrer Tatkraft und der Stärke ihrer Sittlichkeit boten, das reift in den Ueberlebenden zur Frucht. So tritt jede kommende Generation das Erbe der scheidenden an, eine ununterbrochene Kette. Ja, laßt sie uns schmücken mit Kränzen und Blumen die Gräber unserer geliebten Toten, wir wissen, was wir ihnen zu danken haben und was wir ihnen schuldig sind. Es kommt der Tag, an dem man auch einen jeden von uns bettet in das kühle Grab. Wer Liebe sät, wird Liebe ernten. Mit dem Gedächtnis unserer Toten beschließen wir das Kirchen jahr und treten, indem wir die Schwelle des neuen überschreiten, in die Adventszeit ein. In die Advents zeit, die Vorläuferin des herrlichsten und schönsten Fe stes im Jahr, des Weihnachtsfestes. Da gilt es dann, den Lebenden die Liebe zu beweisen. In allen Herzen lodert die Freude, und alle Hände regen sich, um Äaben der Liebe und des Dankes zu schaffen, die unsere Teueren am Weihnachtsabende unter dem leuchtenden Christ baum erfreuen sollen. TageStiesedichte. — Deutschland. Die erstmalige Ausarbeitung des Gesetzentwurfs über die Zusammenlegung der gesamten Arbeiterversicherung ist laut „Nat. Ztg." im Reichsamt des Innern beendigt. Der Entwurf geht demnächst an das preußische Staatsministerium und wird mit den außerpreußischen Bundesregierungen vertraulich beraten werden. — Berlin. Staatssekretär Dernburg wird im nächsten Jahre eine längere Reise nach Kamerun und Togo unternehmen. — Kiel. Das letzte der über 18000 Tonnen gro ßen Schlachtschiffe der „Nassau"-Klasse unserer Marine wird am 12. Dezember vom Stapel laufen und den Namen „Posen" erhalten. Die Taufe wird die Gemahlin des deutschen Botschafters in Paris, die Fürstin Radolin, vollziehen. — Oesterreich-Ungarn. In Eger hat eine große alldeutsche Demonstration gegen die Slawisierung der Staatsämter im Egerlande und Deutschböhmen stattgefunden. Die alldeutschen Abge ordneten Jro, vr. Jäger und vr. Bernardin sprachen wiederholt auf den öffentlichen Plätzen zu der tausend köpfigen Menge und betonten die Notwendigkeit der nationalen Selbsthilfe. Vor der Wohnung des Kriegs gerichtspräsidenten fanden Kundgebungen statt. Der Versuch von Demonstranten, in das von dem jüngst nach Eger versetzten tschechischen Richter bewohnte Haus zu gelangen, wurde von den eigenen Parteigenossen ver hindert. — In Oesterreich ist das Kabinett Beck nunmehr durch ein neues, unter der Präsidentschaft des bis herigen Ministers des Innern Baron v. Bienerth stehendes Ministerium ersetzt worden. Das neue Mi nisterium trägt ersichtlich den Charakter eines Provi soriums an sich und erscheint dazu bestimmt, den Platz halter für ein späteres parlamentarisches oder soge nanntes Koalitionsministerium zu bilden. — Rußland. Petersburg, 19. November. Großfürst Kyrill Ladirowitsch ist mit seinem früheren Range eines Kapitäns 2. Ranges und der Würde eines Flügeladjutanten des Kaisers wieder in den Dienst ausgenommen worden. — Serbien. Die Kriegsrü st ungen werden emsig fortgesetzt. Alle befestigten Plätze werden instand- gesetzt, Rekruten werden ausgehoben, und große Mu nitionstransporte werden nach allen Teilen des Lan des gesendet. Alles deutet darauf hin, daß die Serben zusammen mit den Türken im kommenden Frühjahr losschlagen wollen. Entlang der bosnischen Grenze stehen zahlreiche wohlgerüstete Serbenbanden. Dem nach scheinen alle diplomatischen Mahnungen der euro päischen Mächte in Belgrad nichts gefruchtet zu haben. — Spanien. In Katalonien herrscht ein furchtbares Unwetter. Infolge des unauf hörlichen Regens liegen die unteren Stadtteile Barce lonas, San Felin, Palamos, Geronas, Tortonas und anderer Ortschaften unter Wasser. Die angeschwollenen Flüsse reißen viele Häuser fort; sie treiben mit Hausgerät und Tierleichen der See zu. Große Er regung herrscht in Barcelona, wo das Arsenal unter wühlt ist und mit Einsturz droht. Auf den Eisenbahn dämmen sind Schwellen und Schienen weggespült; der Schaden wird aus mehrere Millionen geschätzt. In Palamos ertranken vier Fischer und ein Seekadett Hon- toria, der ihnen auf einem Rettungsboot zu Hilfe kom men wollte. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 20. November. In wenigen Ta gen sind wir in der wunderschönen Weihnachtszeit. Wenn der Gedenktag für die Toten, den die evange lische Kirche aus den letzten Sonntag des Kirchenjahres gelegt hat, vorüber ist, dann ist die Weihnachtszeit da, in der sich Tausende von Erwachsenen mit den Millionen von Kindern freuen, mit jedem neuen Tage mehr, bis dann der Christbaum seinen Kerzenschimmer ausstrahlt auf das deutsche Heim im Bürgerhaus, wie in der schlichten Hütte. Es ist schon treffend, daß wir, bevor wir in den Adventwochen für unsere Lieben sorgen, die noch inmitten des blühenden Lebens stehen, auch un serer Entschlafenen gedenken und ihre Ruhestätte mit pietätvollen Zeichen der Erinnerung schmücken. Mit besonderer Härte haben die wiederholten strengen Fröste in Flur und Feld gewütet, nichts erinnert in der Natur mehr an das laute Leben, überall herrscht die Stille der Vergangenheit. Wir alle wissen es ja, unsere Zeit ist nicht leicht, und nicht wenige, die am Grabhügel mit feuchten Augen stehen, flüstern in zitternder Wehmut: „Ihnen ist wohl; uns bleibt noch ein langes Ringen und Kämpfen!" Aber gibt das Leben auch schwere Bürde, es gewährt auch rüstige Kraft; nur daran liegt es, daß ein Jeder mit dem Anteil von festem Willen, der ihm verliehen ist, Haus hält. Erschütternd ist die Tragik unserer Zeit, und so unendlich vieles ist an das heutige Geschlecht herangetreten, daß wir beinahe das Ver wundern verlernt haben. Gerade jetzt zum Totensonn tag gedenken wir vor allem noch einmal der schweren Grubcn-Katastrophe auf der „Roten Erde" in Westfalen. Heute rot, morgen tot! Die gewaltige moderne Arbeit, der ungeheure Verkehr sind mehr wie staunenswert, aber diese Tätigkeit heischt heute nicht eben selten ihre Opfer, wie es in gleicher Anzahl nicht nur der „Männer mordende Krieg" tut. Wir trauern um diese Ereig nisse ; aber über ihnen steht für uns alle die Anforderung der Pflicht und die Pflicht-Erfüllung. Und so geht es zu allen Tagen und zu allen Jahreszeiten: Das Leben ist Arbeit. Aber die erfüllte Arbeitspflicht schafft )ie höchste Freude! — Eibenstock, 20. November. Für kommenden Sonntag steht uns anscheinend ein großer Genuß be vor. Ein Dresdner Opern-Ensemble bereitet die Auf führung von Verdis „Troubadour" vor. Der große Italiener ist tot, aber seine Werke, vor allen aber Aida, Rigoletto und Troubadour, werden unverändert auch Repertoirestücke der deutschen Bühnen bleiben. Verdi war kein Stürmer und Eroberer neuer Gebiete wie Richard Wagner, aber er ist der vornehmste Repräsen tant italienischer Musik und die Krone seiner Werke ist ohne Zweifel sein „Trovatore" oder wie er mit der den Deutschen eigentümlichen Vorliebe zu französisieren, bei uns „Troubadour" genannt wird. Auf den näheren Inhalt schon jetzt einzugehen, hieße bei vielen das In teresse vorwegnehmen. Jedenfalls ein der Würde des Totensonntags entsprechendes Werk. Wir kennen den Wert der Künstler nicht, die am Sonntag die Aufführung veranstalten, jedenfalls aber nehmen wir an, daß eine Aufführung zustande kommt, die ernst genommen wer den darf. Ferner erscheint das Opern-Ensemble, wie wir hören, in einer Stärke von 60 Personen, die aus schließlich aus der Bühne wirken, u. hat unsere bewährte Stadtkapelle den instrumentalen Teil übernommen. Es ist daher anzunehmen, daß uns für den Totensonntag ein besonderer Abend bevorsteht. Wir wollen hoffen, daß wir in unseren Erwartungen nicht getäuscht werden, richten aber namentlich an unsere gut situierten Mit bürger die Bitte, eine derartige Veranstaltung durch regen Besuch zu unterstützen, und so den Unternehmern auch einen finanziellen Erfolg zu verschaffen, und nicht, wie es größten Teils der Fall ist, durch Abwesenheit zu glänzen. Die Folge davon ist, daß die Veranstalter derartiger Tournees bei der Festsetzung ihrer Reise routen einen weiten Bogen um Eibenstock machen, und die Mehrheit dadurch nicht nur um lang entbehrte Ge nüsse kommt, sondern unser Eibenstock Gefahr läuft, in den Ruf der kunstunverständigsten Stadt Sachsens zu kommen. Blechhammer, 18. November. In der Nacht zum 17. d. M. wurde bei dem hier wohnenden Wald arbeiter Herrn Möckel ein frecher Einbruchsdieb- stahl verübt. Dem Diebe, der nach dem Eindrücken einer Fensterscheibe in die Wohnung eingestiegen war, sind eine silberne Herrenuhr, ein nicht unerheblicher Geldbetrag und andere Gegenstände in die Hände ge fallen. Außerdem hat sich der Dieb in der Wohnung noch an Speise und Trank gütlich getan. Blutspuren an dem eingedrückten Fenster deuten darauf hin, daß sich der Einbrecher beim Einsteigen an den Händen ver letzt hat. — Plauen i. V., 18. November. Heute vormittag erfolgte, wie der „Vogtländische Anzeiger" aus Rei chenbach i. V. meldet, im Retortenraum der Gas anstalt dort eine Explosion, durch die zwei Gas - arbeiter getötet, drei schwer und fünf leicht ver letzt wurden. Weiteres großes Unglück wurde durch das schnelle Eingreifen des Gasdirektors Selling da durch verhütet, daß er den Haupthahn sofort abdrehte. Doch auch Selling, ebenso wie der Gasmeister Fritzsche erlitten schwere Verletzungen. — Klingenthal i. V, l8. November. Bei einem Wirt sch afts streit, der sich auf der Eibenberger Straße im nahen böhmischen Grenzgebiet entspannen hatte, wurde in der Nacht zum Sonntag dem 70jährigen Gelegenheits arbeiter Lorenz, einem in der Gegend bekannten Pilzsucher und Vogelsteller, mit einer Holzaxt der Sch adel gespalten. Der Getroffene war sofort t o t. Der Mörder, ein Maurer namens Bauernfeind aus Silberbach, wurde verhaftet. Erlbach. Drei Frauen aus Erlbach, S., G. und K., wurden von Grenzbeamten ertappt, wie sie Tabak, den sie in Körbe gepackt hatten, über die Grenze von Hohen Stein nach Markneukirchen ein- geschwärzt hatten. Um den Anschein von harm losen Holzsammlerinnen zu erwecken, hatten sie oben auf die Körbe Sammelholz gelegt. Bei der Untersuchung durch die Grenzbeamten kamen ziemliche Mengen Tabak ans Tageslicht, nämlich 20 Schachteln Zigaretten, 10 halbe Pfund Schnupftabak und 750 Pakete Tabak. Zoll und Strafe für die Waren betragen 1400 Mark. Um die Auftraggeber der Frauen festzustellen, wurden letz tere zunächst nach Wernitzgrün ins Zollamt gebracht. Eine der Frauen wurde in Markneukirchen gefänglich eingeliefert. — Schneeberg, 17. November. Heute früh gegen r/zb Uhr ertönte hier schon wieder Feueralarm. Es brannte in der Werkstatt des Tischlermeisters Karl August Fischer an der Kirchgasse. Das Werkstatt gebäude brannte vollständig und das Wohnhaus bis auf das Parterre aus. Ein großes Möbellager ist dem verheerenden Element zum Opfer gefallen. Auch drei Nachbarhäuser wurden durch den Brand beschädigt. Die Entstehungsursache des Feuers ist noch nicht festge stellt. — Unter dem 18. November wird weiter gemel det: Am Bußtag brannte das Wohnhaus nebst Nieder lagsgebäude des Kolonialwarenhändlers und Stadtrats Beruh. Härtel am Markte Meder. Es bildete das Nachbargrundstück des am Sonnabend früh durch Feuer zerstörten Fischerschen Hauses. Wahrscheinlich hat das Holzwerk unbemerkt fortgeglimmt, obwohl alles genau untersucht worden war. Der Besitzer hat versichert. Bei den Löschversuchen traf eine stürzende Esse den Schornsteinfegermeister Wohlrab: er siel glücklicherweise in eine Müllgrube und kam mit leichteren Verletzungen davon. Durch schnelles Eingreifen wurden die gefähr deten Nachbargebäude erhalten. — Schwarzenberg, 19. November. In der Um gebung von Schwarzenberg wurden in der letzten Zeit verschiedentlich falscheZweimarkstückein Umlauf gesetzt, ohne daß man der Täter habhaft werden konnte. Gestern gelang es nun der Gendarmerie, in Raschau zwei Leute festzunehmen, die kurz zuvor Falsifikate ver ausgabt hatten. In der hiesigen Wohnung des einen von ihnen wurde eine Falschmünzerwerkstatt entdeckt. Die beiden Festgenommenen, die in einer hiesigen Fa brik als Mechaniker beschäftigt waren, legten ein Ge ständnis ab. Die falschen Geldstücke kennzeichnen sich