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Ms- und AiUUblatt für den Adonnemerrt viertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. deS .Jllustr. Unterhalmngsbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlkgr.-A-resse: Amtsblatt. öchrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Srschet«t wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. Litt. — - ' ' . MUS------- 55. Jahrgang. * L4» Donnerstag, den 3. Dezember ISO« Bekanntmachung. Bei unterzeichneter Behörde sollen Sonnabend, den 5. dfs. Ms. vormittags 10 Mr nachstehende Waren österreichischer Abstammung, als 8ÜV Päckchen Rauchtabak, L,5tt kgr Schnupftabak und 1000 Stück Tportzigaretten, meistbietend gegen sofortige Zahlung versteigert werden. Eibenstock, am 2. Dezember 1908. Königliches Hauptzollamt. Nr. 252 der Schankstättenverbotsliste ist zu streichen. Stadtrat Eibenstock, den I. Dezember 1908. H-ste. M. II. König!. Aorstrentamt 19 85 Einzel- und Durchfor stungshölzer in den Abteilungen 1—53. 22 11791 322 l 1563 Besondere Verzeichnisse dieser Hölzer werden auf Verlangen von dem unterzeichneten Forstrentamte abgegeben. Eibenstock, am 30. November 1908. König!, ^orstrevierverwaltnng Anersberg. Holzverstcigerung ans Anersbcrgcr Staatssorstrcvier. Im Hotel „Stadt Leipzig" in Eibenstock Dienstag, de« 8. Dezember 1908, von vormittag 9 Uhr a« IM h Nrennhökzer, 388 rm w. ArennLnüppek, , , w. Areuuscheite, 454 . w. Keste, i 289 rm weiche Htöcke, I von mittags 1 Uhr an 1 h. Klötzer 7—49 cm Oberstärke, > , w. , 5 —15 „ . , i . 16-22 ', I . 2,^-4 m lang. 23-64 „ „ ' ' O du mein Hesterreich. Ueber den heillosen Unfug, mit dem von den nicht deutschen Nationalitäten der habsburgischen Monarchie, namentlich die Tschechen, das 60-jährige Regierungs- Jubiläum des Kaisers Franz Josef zu feiern beliebten, haben wir ausführlich berichtet. Daß die pöbelhaften Ausschreitungen und Beleidigungen, deren Opfer die Deutschen waren, weit über das sonstige Maß hinaus gingen, steht fest; es ist auch anerkannt, daß es sich keineswegs nur um Ausbrüche der Leidenschaft der nie dersten Volksklassen gehandelt hat, sondern daß eine regelrechte politische Führung vorhanden war. Wenn die Wiener Regierung durch die Annektion von Bosnien und Herzegowina die Kraft des Kaiserstaates zu stärken gedachte, so bezwecken diese tschechischen und anderwei tigen Demonstrationen nur, die habsburgische Monar chie zu zertrümmern, eine Anzahl von antideutschen Staaten zu bilden, in welchen die Deutschen die Prügel jungen sein sollen, denen höchstens das Recht gelassen wird, so viel wie möglich Steuern zu bezahlen. O du mein Oesterreich! So mag der alte Kaiser am Tage seines Jubiläums im Stillen gedacht haben, denn er kann sich der Erkenntnis nicht mehr verschließen, daß aus den Szenen, die man früher wohl Straßen-Krawalle zu nennen beliebte, eine staatsgefährliche Bewegung geworden ist. Wenn die Minister in Wien bisher immer gedacht haben, wir haben ja für den äußersten Notfall das Mili tär, so sind sie heute zur Einsicht gelangt, daß die fana tische Tschechenmasse sich darum wenig bekümmert. Sie weiß, daß die unglücklichen Partei-Verhältnisse im Wiener Parlament den nichtdeutschen Abgeordneten ei nen großen Einfluß sichern, der noch durch die Schwäche der Regierung vermehrt wird. Das „Militär" ist da, aber es ist nicht anzuwenden bei den politischen Irr wegen, die das Unglück Oesterreich-Ungarns darstellen. Nur dann, wenn Kaiser Franz Josefs Minister sich ent schließen können, ohne jede Rücksicht geradeaus zu gehen, dann könnten sie die Position gewinnen, die sie immer haben müßten. Was werden soll, wenn die Dinge so weiter gehen, ist nicht etwa abzusehen, sondern das alles kann man sich leicht denken. So sind die Aus sichten recht trüb für die Zukunft. Daß sich die deutschfeindlichen Nationalitäten an der Donau heute in mehr wie selbstbewußter Stimmung be finden, ist ganz offensichtlich. Sogar die Ungarn, die doch ein großes Kulturvolk bilden wollen, hacken auf die Deutschen los; darin sind sie alle gleich, die Ma gyaren, Polen, Tschechen, Slowenen, Kroaten, Wälsch- Tiroler, daß sie von den Deutschen eine Unterwürfig keit verlangen, die unwürdig ist. Alle erheben sie laut das „nationale" Banner, die Deutschen allein haben sich zu ducken. Und an den österreichischen Gesamtstaat denkt eigentlich niemand. Kennzeichnend ist, was sich bei der Eröffnung des neuen Parlaments-Gebäudes in Wien geltend machte: Man sah im Sitzungssaale die großen Wappenbilder aller österreich. Provinzen, aber das Wappen des österreichischen Gesamtstaates hatte man glänzend vergessen. Eine kaum glaubliche aber wahre Tatsache! Die inneren Verhältnisse in Oesterreich-Ungarn sind derartig, daß sie für den kritischen Fall auswärtiger Verwicklungen zu denken geben und daher mit in Be tracht gezogen werden müssen. Wenn die Tschechen allem begeistert zujubeln, was seine Spitze gegen die Deutschen richtet, dann ist das keine gleichgiltige An gelegenheit mehr, zumal wenn sich damit brutale Ge walttätigkeiten, wie die letzt vorgekommenen verbinden. Oesterreich-Ungarn ist unser guter Verbündeter, eben deshalb dürfen wir nicht vergessen, darauf zu halten, daß es auch ein starker Verbündeter bleibt. Bei den heutigen Zuständen ist das aber kaum möglich. Pie Nachklänge des ostastatischen Krieges werden um einen neuen vermehrt durch eine weitere Veröffentlichung des damaligen russischen Oberbefehls habers Kuropatkin. Dieser zählt darin die nach seiner Meinung Schuldigen an der russischen Nieder lage auf: den Finanzminister Witte, die Flotte, die si birische Bahn, die Diplomatie, die Heeresverwaltung, die höheren Offiziere und auch die Oberleitung. Besonders scharf tritt der Gegensatz zwischen Kuropatkin und Witte hervor, der sich schon in dem Port-Arthur-Prozeß be merkbar machte. Das Finanzministerium, sagt Kuro patkin nach einer Wiedergabe im Berliner Tageblatt, bewilligte erhöhte Ausgaben für die Flotte, für wirt schaftliche Unternehmen im fernen Osten und ließ das Heer darben. Die vorhandenen Mittel zehrte die Nord- ai'mee auf; für alle außerordentlichen Ausgaben, die Beschaffung moderner Artillerie, zweckentsprechende Vorräte und Transportmittel, eine der Hauptbedingun gen für wirksame Kriegführung, waren nur unbedeu tende Beträge vorhanden. General Wannowski hatte 455 Mill. Rubel als notwendig bezeichnet, bekam aber nur 160 Mill, und Kuropatkin, der Nachfolger, anstatt 825 nur 130 Mill. Mark. Ueberhaupt nahm Witte, heißt es weiter, autokratische Macht für sich in Anspruch. Er riß einen Teil der Funktionen fast jedes Ministeriums an sich, schuf u. befehligte 2 Armeekorps, eines für die Grenz verteidigung, das andere zum Schutze feiner ostchinesisch. Eisenbahn, er besorgte die Artillerie, ohne das Kriegs ministerium auch nur zu fragen, baute Banken, Städte und Dörfer, schloß selbständig Verträge mit China und hatte überall seine wirtschaftlichen und politischen Agen ten. Der Flotte wirft Kuropatkin vor, daß sie sich in Port Arthur versteckte und die Japaner ruhig landen ließ. Die sibirische Bahn wird unzulänglich genannt, sonst wäre es gelungen, für die Schlacht bei Liaujang rechtzeitig das 1. und 6. sibirische Korps zu konzen trieren und die Japaner zu schlagen. In einem Briefe an den Kaiser beschwert sich Kuropatkin über die Un zulänglichkeit der Bahn. Verzweifelt schreibt er: „Ich fürchte, daß wir Pelze für die ganze Armee bekommen werden, wenn wir Regenmäntel brauchen." Die Heeres verwaltung hat nach Kuropatkin die Truppenmobili sierung unerträglich lange hinausgeschoben. Die Ab teilungen hatten auch nicht die vorschriftsmäßige Stärke und die Disziplin war so schlecht, daß zu Körperstrafen gegriffen werden mußte. Bei 192000 Mann waren nur 106 000 Bajonnette vorhanden. Das Offizierkorps war kampfunlustig, die Initiative und das Zusammengehen fehlten; dazu kam Unfähigkeit. Zum Schluß erklärt Kuropatkin, daß die Tätigkeit des Oberbefehlshabers vielfach durch eine alte Verordnung lahmgelegt wurde. Wenn man ihn selbst zum Hauptschuldigen stempele, so vergesse man, daß er von 19 Monaten nur 4>/., Mo nate die Truppen befehligt habe. Tagesgeschickte. — Deutschland. Berlin. Der Reichsetat für dasRechnungSjahr 1909 schließt in Einnahme und Ausgabe mit 2 865409018 M. (-i- 80556727). Die Matrikulalarbeiträge übersteigen die zu ihrer Deckung dienenden Ueberweisungen um 231 710903 M. Abzüglich von 40 Pf. auf den Kopf der Bevölkerung, d. h. von 24 256 511 M , ist die Erhebung deS Mehrbetrages von noch 207 454 392 M. auszusetzen. Die gesamte Reichsschuld betrug am 1. Oktober 1908, abgesehen von den im Umlauf befindlichen unverzinslichen Schatzanweisungen 4 253'/, Millionen Mark- das ist gerade eine Viertel-Milliarde mehr als im Vorjahre. — Die Mehrausgaben des Reiches infolge der Erhöhung der Besoldungen der Beamten, Offiziere und Unteroffiziere werden nach einer dem Reichstage vor gelegten Berechnung betragen für 1908: 75418921 Mark, für 1909: 99442119 Mark, zusammen also über 174 Mil lionen Mark in beiden Jahren. Im einzelnen müssen auf gewendet werden für das Rechnungsjahr 1908: 35830000 M. an Besoldungsaufbesserung für Beamte, 10697000 Mk. an Aufbesserung für Diätare, 4 794000 Mk. an Besoldungs aufbesserung für Armeeoffiziere, 432000 Mk. für Flotten offiziere, 5413000 Mk. an Besoldungsaufbesserung für Armeeunteroffiziere, 1060000 Mk. für Flottenunteroffiziere, 20245000 Mk. für Wohnungsgeldzuschüsse, 1 831000 Mk. als Mehrbedarf bei den Pensionsfonds, 13496 000 Mk. für Erhöhungen der Löhnungen der Mannschaften des Heeres, 782956 Mk. für die Mannschaften der Marine, 713 850 Mk. für die Neuregelung des Rollpreises, 136 350 Mk. für die Abschaffung des Geschäftszimmerpreises, 3 963 663 Mk. für die Uebernahme der Kosten für Putzzeug beim Heer, 47300 Mk. bei der Marine. — Die Berliner Universal-Korrespondenz meldet, daß die diesjährige Reichsbankdividende wahr scheinlich um 2 Prozent hinter der Dividende des Vor jahres zurückbleiben wird. Als Grund des starken Rück ganges wird der niedere Zinsfuß des Jahres 1908 bezeichnet. Während das Jahr 1907 einen Durchschnitts zinsfuß von 6,gzz Prozent aufwies, dürfte sich der Durchschnittszinsfuß des Jahres 1908, da mit erheb lichen Zinsfußveränderungen in diesem Jahre nicht mehr zu rechnen ist, auf etwas über 4 Prozent stellen. — Berlin. Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts v. Schön ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat seine Amtsgeschäfte sofort wieder in vollem Umfange ausgenommen. — Berlin. Als albernen Humbug hatte der amerikanische Journalist Hale, der mit unserm Kai- s e r auf der jüngsten Nordlandreise eine Unterredung hatte, das Manuskript bezeichnet, das die deutschfeind liche Newyorker „W orld"alsKaiser-Jnterview veröffentlichen wollte. Trotzdem publizierte die „World" das Elaborat. Und was eigentlich noch toller ist, sie kabelte jetzt an den deutschen Reichskanzler, eine nach trägliche Untersuchung habe keinen Beweis für die Echt heit des von ihr veröffentlichten Kaiser-Interviews er geben, das irreführend und unheilvoll gewirkt hat. Das edle Blatt, das den Sündengewinn für sein Verbrechen schmunzelnd einsteckte, hat noch die Stirn, sein „auf richtiges Bedauern" über das Erscheinen des Artikels auszusprechen. — Berlin. Der Verband deutscher Po st und Telegraphen-Unterbeamten hat jetzt die Genehmigung des Staatssekretärs Kraetke erhalten. Da mit ist die Vereinsfreiheit der Postunterbeamten, die so ost den Gegenstand der Erörterung im Reichstage und in der Presse bildete, endgültig sichergestellt. Der Verband, der sofort mit 64 000 Mitgliedern ins Leben treten konnte, dürfte in kurzer Zeit eine Mitgliederzahl von 80000 bis 90000 erreichen. Der Organisation ge hören sämtliche Unterbeamtenkategorien vom Ober- Postschaffner bis zum Postillon an. — Berlin, 1. Dezember. Aus Tientsin, dem Sitz des Generaldirektors der Tientsin-Pukow- Eisenbahn, kommt die Nachricht, daß bei der ausge schriebenen Submission für den Oberbau der nörd lichen sogenannten deutschen Strecke der Bahn der deutsche Stahlwcrksverband den Zuschlag auf ein Quantum von ca. 75000 Tons Schienen und Klein eisenzeug erhalten hat. Ebenso erhielten die Vereinig ten Augsburg-Nürnberger Maschinenfabriken den Zu-