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Amts- und Anzcheblatt «h-nnement üertelj. 1 M. 2b Pf. einschließl. >eS „Jllustr. UnterhalMngSbl." i. der Humor. Beilage „Seifen- ilasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlkgr.-Adressr: Amtsblatt. für den 6c;irk -es Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. LM. 55. Ia-rgang. 4? 148 Dienstag, den 15. Dezember 1»»8 Endlich wird's weihnachtlich. Endlich wird es weihnachtlich. Und es war auch wohl an der Zeit, denn der politische Trubel ist in den letzten Monaten hageldicht gekommen, und vollständig wird er auch während der Feiertage nicht verschwinden; irgendwo tut sich immer wieder etwas Neues auf, wenn es anderswo stiller geworden ist. Aber, wir merken es doch, daß wir nun mit schnellen Schritten zum Feste kommen, die reizbare Stimmung, die so lange herrschte, beginnt sich ein wenig zu verflüchtigen. Allerdings nicht jedem ist es leicht geworden, sie abzustreifen. Das bewies die letzte Reichstagssitzung vor den Weihnachts- Ferien, die von vormittags 11 Uhr bis in die neunte Abendstunde anhielt. Nötig waren alle diese Schluß reden nicht mehr, nachdem Kolonialminister Dernburg seine Weihnachtsgabe der südwestafrikanischen Diaman tenfunde und Staatssekretär von Schön seine Erklärung über die Nichtigkeit ungereimter Sensations-Gerüchte abgegeben hatte, aber es mußte und mußte geredet sein. Nun, schließlich war's vorbei, ein allgemeines Aufatmen, und still war's im Reichs-Parlament. Es sind große Dinge in unserer Volksvertretung „angeschnitten" worden: Der Ausbau der Verantwort lichkeit des Reichskanzlers und der Reichsfinanzen. In uns. Volke wurden die Debatten über diese Angelegen- Hiten mit einer besonderen Aufmerksamkeit verfolgt; gerade weil wir große Stücke auf ein gutes Verhältnis zwischen dem Oberhaupt des Reiches und der Nation halten, wollen wir auch keine Zweifel und Mißdeutungen übrig lassen. Kaiser Wilhelm II. hat sich selbst vor etwa Jahresfrist einen unentwegten Optimisten ge nannt, ihm wird das Wohl des Reiches über allen persönlichen Wünschen für immer und ewig stehen und A wird nie aufhören, das Beste zu erhoffen. Der Kaiser aus seinen Erfahrungen viel gelernt. Dem Reichs-' ge, wie dem ganzen deutschen Volke wird es auch Icht geschenkt sein, die Lehren der Vergangenheit zu 5« herzigen, denn nur dann kann eine weitschaucnde Politik einsetzen. Politik ist und bleibt nun einmal Ver trauenssache, bei der es ohne Selbstlosigkeit nicht geht. In den Steuerfragen ist allerdings bis heute von Selbstlosigkeit noch nicht viel zu merken. Einer ruft dem andern zu: „Bezahle Du!" Bei den schlechten Zeiten ist das erklärlich, aber wenn die Finanz-Misere im Reiche sich ändern soll, dann kann es nicht so bleiben. Die Weihnachtswochen bieten nun Zeit zur Ueberlegung; ohne Entgegenkommen geht es nicht, denn Herrn Dern- burg's Diamantenfunde in Südwest-Afrika helfen dem Reich noch nicht über die Geldebbe fort. Es wird weihnachtlich auch in der internationalen Politik, denn selbst die nervösen Engländer werden nicht glauben, daß eine deutsche Luftflotte schon in acht oder vierzehn Tagen über der Riesenstadt London erscheint. Und auch die Treibereien im Balkan sind bei dem dort herrschenden allgemeinen Geldmangel nicht zu tragisch zu nehmen. Worauf es ankommt, das ist wachsende Erkenntnis der Großmächte, daß diese Zeit für einen Krieg ganz und gar nicht geschaffen ist, daß schon eine andauernde arge Verstimmung Handel und Wandel, die ohnehin leiden, total zu Boden drücken muß. Die Aktion der Tschechen gegen alles Deutsche wird die Weihnachtsruhe auch mcht empfindlich zu stören ver mögen, ein Boykott aller deutschen Fabrikate und Pro dukte in Böhmen würde nur mit verdoppelter Wucht auf dies Fanatiker-Land zurückfallen, das die Höhe sei ner Kultur nach Steinwürfen und Knüppelhieben be mißt. In allen verflossenen Wochen sind Nervosität und Sensation tüchtig gewachsen und haben unerquickliche Stunden bereitet. Wünschen wir für die nächste Zukunft ein Wachsen der Einsicht, damit im neuen Jahre nach den vielen Reden rechte Taten der Einigkeit und des Frie dens erblühen können. Tagesgesärichte. — Deutschland. Der japanisch-amerika nische Handelsvertrag ist heute im Reichsanzei- gcr veröffentlicht worden. — Der neue deutsche Botschafter bei den Vereinigten Staaten von Nordamerika — Graf von Bernstorff — ist nach Washington abgereist und wird sein Amt sofort antreten. — Nach der „Allg. Armee-Korresp." ist durch Kabi nettsorder eine Aenderung in der Stellung und Titu latur der Militärkapellmeister verfügt worden. Die Stabshoboisten, Stabshornisten und Stabstrom- petcr sollen die Dienstbezeichnung Musikmeister erhal ten und diese bei den berittenen Truppen daneben die Dienstbezeichnung Stabstrompeter weiterführen. Spä ter können sie Obermusikmeister werden. Der Titel Musikdirigent wird nicht mehr verliehen. Die jetzigen Musikdirigenten führen die Dienstbezeichnung Obermu sikmeister. — Der tiefgehende polnische Deutschenhaß wird drastisch beleuchtet durch einen Appell, mit dem sich im >,Dziennik Poznanski" der Verein polnischer Journalisten und Literaten an die polnische Presse ge wandt hat, für die polnischen Familien der bei dem Grubenunglück in Radbod Verunglückten Beitragslisten zu eröffnen. Der wüste Deutschenhaß des Großpolen- tums vermag sich also zu einer Sammlung für sämtliche Leidtragende ohne Unterschied der Nationalität nicht aufzuschwingen. Das ist so charakteristisch, daß es ge nügt, diese rohe Gesinnung festzunageln und für sich selbst sprechen zu lassen. — Die empörens« Deutschenhetze in Prag hat in den weitesten Kreisen des deutschen Volkes im Reich eine tiefe Erregung wachgerufen, die erfreulicher Weise nicht nur in Kundgebungen und Demonstrationen verpufft, sondern nach einem Ausdruck sucht, der dem bedrängten Deutschtum in Böhmen tatkräftig Hilfe schafft. In der richtigen Erkennt nis, daß diese am besten und dauerndsten durch Förderung der Organisationen geleistet wird, die an der Stärkung der nationalen und kulturellen Grundlagen des Deutschtums in Oesterreich arbeiten, ist in der Presse wie in den Versamm lungen vielfach der Beitritt zum „Verein für das Deutschtum im Ausland" (Allg. Deutscher Schul verein) empfohlen worden. Wie uns der Verein milteilt, laufen tatsächlich täglich zahlreiche Karten und Briefe auf seiner Geschäftsstelle ein, die unter Bezugnahme auf Prag die An- melduiig zum „Verein für das Deutschtum im Ausland" (Allg. Deutscher Schulverein) enthalten. Das ist die beste und wirkungsvollste Antwort an die Adresse der tschechischen Hetzer, die diesen Erfolg ihrer .Kulturtaten" wohl kaum erwartet und sicher nicht gewünscht haben. — Das Pilsener Bier. Infolge des Tschechen- Boykotts gegen alle deutschen Waren richtet sich die Aufmerksamkeit wieder auf das aus Böhmen nach Deutschland in so starkem Maße eingeführte Pilsener Bier. Die Handelskammer des Bezirkes Düsseldorf äußert sich über dasselbe dahin, daß eine Bevorzugung der Pilsener Biere gegenüber den deutschen in keiner Weise am Platze ist und vollständig unberechtigt erscheint, da die deutschen Brauereien technisch vollkommen eingerichtet sind und ein klares, hefereines Bier liefern, während das Pilsener nicht selten mit Kräusen versetzt und trübe ist. Der Kräusenzusatz mag eine gute Wirkung für die Verdauung haben, für die Schleimhäute aber keines falls. Bedenkt man, daß das Hektoliter Pilsener Bier 33 bis 36 Mark kostet, für deutsches Bier aber nur l7 bis 18 Mark gelöst werden können, so kann man den Unverstand der deutschen Biertrinker nur bedauern. Man wehrt sich entschieden gegen jede Verteuerung des inländischen Bieres und zahlt für ausländisches Bier einen unerhört hohen, sachlich in keiner Weise gerechtfertigten Monopolpreis." — Aus Berlin wird geschrieben, daß die Berliner deutsche Studentenschaft die tschechischen Biere bereits boykottiert. — Frankfurt a. M. Hier konstituierte sich in Anwesenheit von Vertretern der Reichs- und der preußi schen Staatsregierung der große Rat des Instituts für Gewerbehygiene. Diese Einrichtung ist aufrichtig zu begrüßen. Je gründlicher und sorgfältiger eine wohlgeleitete Gewerbehygiene arbeitet, um so geringer werden die Beträge, die an Kranken und Unfallver sicherung zu zahlen sind. Die gewerblichen Arbeiten bergen die verschiedensten Möglichkeiten der Gesund hcitsschädigung. Da aufzuklären und vorzubeugen, zu schützen und zu schonen, ist eine große Aufgabe. — München. Sein 50 jähriges Militär-Ju biläum feierte am Sonntag der Prinz Leop»ld von Bayern (geboren 1846;, der zweitälteste Sohn des Regenten Prinzen Luitpold von Bayern nnd Schwie gersohn des Kaisers von Oesterreich. Der Prinz, der den Rang eines Feldmarschalls besitzt, ist Inspekteur der 4. deutschen Armee-Inspektion, derselben, die einst Kaiser Friedrich als Kronprinz leitete. Es gehören dazu die bayerischen Truppen und das 3. und 4. preußische Armeekorps. Die kommandierenden Generale der letz- teren und sonstige militärische Deputationen statteten dem Prinzen ihre Glückwünsche ab. Auch der Kaiser gratulierte auf das herzlichste unter ehrender Aner kennung der Wirksamkeit und Tüchtigkeit des Jubilars. Deutsch-Südwest-Afrika. Im Ov am t'o-L and herrscht in Folge der gegenwärtigen Dürre Hungersnot. Die Regierung in Deutsch-Windhuk sandte Lebensmittel dorthin. — Holland. Wil Helmine ns Kinder st ube imHaagist fix und fertig. Drei Räume sind dazu aus gebaut und mit allen Neuerungen aus dem Gebiet der Säuglingspflege ausgestattet, auch die nötigen Wär terinnen sind bereits ernannt. Selbst Geschenke sind schon eingelaufen, darunter zwei altholländische Wie gen von beträchtlichem Wert. Einen Teil der Erstlings wäsche hat die Königin selbst bestickt. Die Spannung in ganz Holland ist groß. — Dänemark. Damit es den britischen Hetzern in ihrer Arbeit gegen Deutschland nicht zu einsam wird, beeilen sich die dänischen Chauvinisten, ihnen Gesellschaft zu leisten. So behauptete ein Kopen hagener Blatt, zwei deutsche Panzerkreuzer hätten im November im Sunde gelauert, um auf Angriffs-Signale vom Süden zu warten und kriegerische Schritte gegen Dänemark zu unternehmen. Daß das direkter Blödsinn ist, braucht nicht weiter gesagt zu werden, übrigens könn ten zwei Panzerkreuzer auch gerade gegen Dänemark etwas anfangen. Für so gering sollten die Dänen sich doch nicht halten. England. „Vernunft fängt wieder an zu sprechen," wenigstens bei einigen maßgebenden Eng ländern und so ist die Hoffnung noch aufrecht zu er halten, daß das von Lord Roberts heraufbeschworene Schreckgespenst einer deutschen Invasion doch nicht ganz England toll machen wird. Der hervorragendste aktive englische Seemann, Lord Beresford bezeichnete in einer zu Edinburg gehaltenen Rede die Invasions furcht als absurd. Die noch kühneren Phantasien des Herzogs von Argyl, England schwebe in Gefahr, von einer deutschen Luftschiffsflottille überrummpelt zu werden, hielt der Lord einer ernsthaften Zurückweisung garnicht für wert. Er hat noch einige Gesinnungsge nossen, mit deren Unterstützung es ihm hoffentlich ge lingen wird, England von dem Wahne zu befreien, daß es von Deutschland bedroht werde. — Lord Beres ford aber wie seine Freunde schwören auf die Not wendigkeit, daß England seine Flotte im Töff-Töff-Tem- po verstärken müsse. Soeben ist wieder der Bau von sechs neuen Schlachtschiffen in Angriff genommen wor den. Das größte von ihnen, der 8. Dreadnought, wird 510 Fuß Länge, 20 250 Tonnen Wasserverdrängung und eine Triebskraft von 25 000 Pferdekrästen haben und alles dagewesene übertreffen. Amerika. Das erste Luftschiff-Maga zin ist — die Amerikaner müssen ja stets die ersten sein in Newyork eröffnet worden. Das billigste Fahrzeug soll 100 000 Doliars kosten, acht Personen tragen können und 30 englische Meilen pro Stunde zurücklegen. Hoffentlich sind hier die Maschinen besser montiert, wie bei dem großen Geschwader der amerika nischen Kriegsflotte, bei der für Maschinen- und Kessel- Reparaturen „blos" zwanzig Millionen zu zahlen sind. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 14. Dez. Anfangs voriger Woche wurden hier einige Diebstähle polizeilich gemeldet. Im einen Falle waren 4 Hühner das Diebstahlsobjekt, im anderen 2 Säcke Korn und im dritten einige Wäschestücke. Am schnellsten versilbert waren die Wäschestücke, die die Diebin, eine verheiratete Frau von hier, noch am selben Morgen nach Schönheide brachte und dort für billiges Geld losschlug. Doch der weibliche Ganef hatte die Rechnung ohne die — hiesige Polizei gemacht, denn schon in den Mittagsstunden war man ihr auf der Spur und konnte sie an Ort und Stelle überführen. Auch ein Asch wurde bei der Diebin kon fisziert, über dessen rechtmäßigenBesitz sie sich nicht ausweisen kann; wahrscheinlich rührt dasselbe auch von einem Diebstahl her, der jedoch von dem Bestohlenen bis jetzt noch nicht zur An zeige gebracht wurde. Hinter verschlossenen Türen und Fenstern kann sich die Frau nun der Früchte ihrer Tat freuen. Das letztere können auch die Verüber des Korndiebstahls — drO verheiratete junge Männer — tun, denn auch ihnen waren die Jünger der heiligen Hermandad alsbald auf den F-rsen. Allenfallsige Anhaltspunkte zur Ermittelung der Hühnerdiebe wären unserer eifrigen Polizei sehr erwünscht. — Eibenstock, 14. Dez. Im Kaiserpanorama in Stadt Dresden hier ist in dieser Woche eine der heiligen Woche entsprechende Bilderserie und zwar — Jesu Leben in Jerusalem, nach Thorwaldsen, zu sehen. Als be sonders wirkungsvoll wurde uns neben vielen anderen daS Bild „Geburt Jesu" geschildert. Versäume niemand den Besuch. Da diese Serie namentlich auch für Kinder inlerressant ist, wird das Panorama am Mittwoch und Sonnabend von nachmittag 2—6 Uhr zu kleinen Preisen geöffnet. — Wildenthal, 14. Dez. Schon wieder alarmierte Feuerlärm unsere Dorfbewohner. Am Sonnabend abend kurz nach 10 Uhr merkten einige Leute aus dem beim Augusthochwasser schwer beschädigten Wohnhaus deS Bau-