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Alterthal -Zeitung. Lokalblatt für Aue, «uerhammer, Zelle .«lSllerlei«, Rieder.«. Vderpfanvenftiel, Lauter, Bockau, B-rn-bach, B-Y-rf-ld, Eachs-uf«,^3scho-l<m u«V die AMli-g-nden Ortschaften. Mt 3 isso strikten 2«s«an —^^LL'aL^LLrL"""*- A-Utsches AamittenStatt, Kut« Keister,' ver Seitspie-et. die -"S^I'v.OS^'Mk. vttn-erN vn.nNoottlich« «edasteur: «Mil -.««Metft-V «u «u. (Erzgebirge). «ll-'^8 durch die Post 1 «. 2» sss. «wasttt« » «xpeditlon . »w«, Liacktfir-ß«. nchmen Bestellungen an. Sonntag, den 6. November 1892. No. 132. 5. Jahrgang. >" o Bekanntmachung. Die Einkommen-Declaration betr. Nachdem die «ubtraguug der DrclaratiouSaufforderungen beendet ist, machen wir ch» Gemüßheit von ß 2S der AusfUhrungb-Berordnung »um Einkommenfteuerqesetze vom 2. Juli 1g78 hierdurch bekannt, daß e» auch denjenigen, welchen eine Declaration-aufforderung Nicht zugtstellt worden ist, frristeht, eine Decla ratwn über ihr Einkommen bis spätestens den 15. November a. c. «her eiuzureichen, und können zu diesem Zwecke Deelarattonöformulare bet uns in Empfang gchiowMtti werden. Zugleich ergeht an alle Vormünder, ingleichen Vertreter von Stiftungen, Anstal ten, Personenvereinen, liegenden Erbschaften und anderen mit dem Recht« de» Vermögen». erwerb» au«grstatteteu LermSgenSmassen di« Aufforderung, für die von ihnen bevormund«, ten Personen, bej. für die von ihnen vertretenen Stiftungen, Vereine u. s. w. soweit die selben ein steuerpflichtige» Einkommen haben, Declarationen bei dem unterzeichnete» Stadt» rath auch dann «inzurrichen, wen« ihnen deshalb besondere Aufforderung nicht zngehm sollt«. Aue, am S. November 1892. Der Math der Stadt. vr. Kretzfchmar. Ar. BeftMungrn aus dl« WU-AuertHak-Ieitung 'M» (Na. 665 der ZeltungSprtialist«) stft November und Deeember werde» in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den AuS- trii-ern de» Blatte», sowie den Landbriesträgrrn jederzeit gern angenommen. gLpedttio« der „ Aoertyal-Aettung,^ Fürst Bismarck hat sich in Varzen in einer Unterhaltung mit dem Her ausgeber der „Zukunft", wie diese berichtet, u. a. folgen dermaßen geäußert: „ Es fehlt der heutigen Regie ¬ rung an Rückgrat und auch an Detailkenntnl». Leute, di« ich al» wandelnde Repertorien benützte, juristisch sattelfest« Menschen, die mau nachscdlagen konnte, werden jetzt al» Repräsentanten der germanischen Vormacht in die Welt geschickt und sollen mit ihren beschränkten Mitteln womög lich wild« Völkern imponieren. Andere wieder «erden durch di« Rücksicht auf «ine große Familie uiid dergl. zu einer besonders starken Klebung gezwungen und wolltn U« keinen Preis von dem Posten «eichen, der sie nähst. Außerdem ist die Sorte zu zahlreich vertreten, von der Friedrich der Große zu sagen pflegte: „Amüsant bei Tische dann rausschmeißen !" Jetzt werden sie nicht immer rau-- geschmisien. Und au» diesen Kreise» rührt zum Teil auch dl« Verstimmung mit Rußland her, deren Gründ« ganz ähnlich denen sind, di, zuH 7jährigen Kriege führten: Klatschereien angebliche oder wirkliche Bonmot» Friedrich» über dir Kaiserin Elisabeth und die Pompadour. Ich bin stet« dafür, sich nicht einzumischen, dann laufen einem di« Anderen nach. Aber bei «n» möchte «an am liebsten überall die Hand im Spiel haben und nur ja nicht allein bleiben. Da- erinnert mich an ei» Haus mädchen, da» meiner Frau den Dienst kündigt« mit der Motivierung: „An allem kann ich mir gewöhnen, aber nur au deck Einsamen nicht." Da» Schlimmste ist, daß die jetzige Regietttng da« Rechte zstthun glaubt, «eil st« Unterstützung findet. Wer unttlstützt sie denn aber? Doch zunächst di« Parteien, di« ruit den historisch geworde nen Verhältnissen unzufrieden sind. Wir »erden da» bei der MilitSrvorlage wieder «leben. Zur Klärung der Situation, wie die Zeitungen sagen, «erden ja die Militär- und Gteuergeschichten immerhin etwa» beitragen. Ich «erde nur dann im Parlament erscheinen, «enn e» unumgänglich notwendig ist. Berlin ist Garnisonstadt und ich müßte al» Einzig« in de« Kaiser» Rock nach Pflicht und Gervissen Gr. Majestät Regierung Opposition machen. Da« ist eine fatal« Rolle für mich und ich hab« eine Scheu davor. Auch «ürd« di« Presse ja doch alle« «NfstrÜS», «a« ich sage. Bor alle» Dinge» aber erschwer» rin« Wahrnehmung mir da« Hervortretrn im Parlament. Die Persönlichkeiten der jetzigen Minister sind so dünn, di« deckende Scheibe, die st« bieten, ist so durchsichtig, daß dir Person de» Mvrnachen immer hindurchschein». Ich (Nachdruck »erboten.) Jeuilketon. Die Armen der Millionenstadt. Ein Berliner Roman aus der Gegenwart von M. Palsy. (Fortsetzung.) Dich kann ich doch nicht in einem Athemzuge nennen, selbst «st meinen Eltern nicht, „Du bist mir mehr wie die ganz« Welt," — fügte sie ausbrechend hinzu, „du bist mir wie der lieb« Gott. Und den trägt man doch still im Herzen, von dem soll man nicht reden." Er »ar blaß geworden bei ihrem leidenschaftlichen Aut- bruche und starrte düster vor sich hin. „Komm', komm'," rief er dann plötzlich rasch bei der Straßenkreuzung der Leipziger Straße und zog sie mit sich fort über den Straßendamm. „Beinahe wären wir überfahren worden," sagt« st« er schrocken und tief aufathmrnd, und dann lacht« sie schon wieder. „Sieh' nur Pferdebahnen, Omnibusse, und Droschken, alle» durcheinander, hin und her. Di« halten Einen ja förmlich zum Narren." Aber al« sie in sein krnste» Gesicht sah, frug sie leise und betrübt: „Wa« hast Du-Ist Dir nicht gut?" Er schüttelt« den Kopf. „Trübe Gedanken, weiter nicht». „Trübe Gedanken! Ach, Han«, hier im Sonnenscheine. Ich bin doch bei Dir?" Er nickt« schmerzlich. Der Frühling und di« Liebe sind bei mir. Du hast recht. Aber e« gstbt einen Zauberer, vd» del» Du vorhin mit Entzücken sprachst, der de« Sonnenschein und Deiner Rühe feindlich ist, der die Her zen ausdorrt wie der heiße Wüstenwind dir Quellen — weißt Du, tzck» ich meine? Der Rtichthum ist'«l" Sie war Mn auch erblaßt und schmiegte sich schüchtern an ihn. „Giebt e» Deine Familie nicht zu?" Er wehrte sie hastig ab. „Laß da«, Kind. Ich bin ja selbständig. Davon ist nicht die Rede. Aber doch, — w«nn sie mich auch nickst wankend machen, harte, bös« Worte au« bi«her lieben Mund« schmttzea doch tief." — Schweigend fetzten sie ihren weg fort. Al« flt über dir Liiiden mit ihrer gefährlichen Verkehrsstauung kamen, führte er st« sorgsam. „Und nun nach der Stadtbahn." „Fahren wir nach Eharldttenburg oder weiter?" frug er sie am villelschalter. „Bitte, Han», in entgegengesetzter Richtung I ich wollte so gern mal über den Schlesischen Bahnhof, wo sie so drängeln, »riter hinan» in'» Freie. Vielleicht nach Jo hann Sthal?" „Gut, fahren wir nach Johanni»thal," meint« er gleich- müthig, „obgleich ich gerade kein großer Freund vom „Drängeln" bin. — Bin überhaupt noch niemals Sonn tag« auf der Stadtbahn -«fahren. Aber hoffentlich bekom men wir «in hübsche« Coups für un» allein. Dabei hielt er kein« Billet» zweiter Nass« bei» Hinaufstetgen sorgsam in der Hand. Heller Uedrrmuth huschte über ihr Gesichtchen. „Ein Coups sür un« allein?" St, kichert«. „Du wirst Dich wundern, Han« I" Nur mit Mühe bekamen sie Platz, da» heißt, sie mußten stehen. Zn dem Lvupü, in de« ursprünglich zehn sein sollten, waren bereit« zwanzig Personen. Han», der e» sich so hübsch gedacht hatte, hl« allein in den Polstern zurückgelrhnt zu sitzen ustd de» Ar« um sehe für die Zukunft de» monarchischen Gedanken« eiste Gefahr darin, wenn ein Herrscher allzuhäuM »0r der Oeffentlichkeit sich ohne ministerielle Bekleidungsstücke jeigt. Und weil mir diese Gefahr nahe scheint, deshalv sstat ich, wie Ehamifso, al« die Franzosen in Deutschland war«: „Für mich hat die Situation kein Schwert." — Außer dem ist noch folgende Aeußerung angesichts d«L Vorkom mens der Cholera In Hamburg hervorzuheben: Ach häb« in meinem Leben so manchen Cholerakranken geMgt Ustd bin angstfrei; vor Jahren bekam ich mal au« Nizza es» Spitzentuch geschickt, in dem Koch dann Bazillen fast»; übrigen» ein« recht entwicklungsfähig« Art, setztt Feind« au- der Welt zu schaffen I" Ueber Polen und Rußland sprach Bismarck sich all«; daß die Polen jetzt nur deshalb freundliche Gesichter zeig ten, weil sie wünschten, wir möchten Rußland schlage» ung den 7>/, Millionen Polen da» Gebiet de» Ruthenen und Weißrussen geben. Deutschland könne sich ist feister exponierten Stellung, den Luxus slavischer odzr römischer Nebenregierungen ungestraft nicht gestatten. Unser« nestat« polnische Wirtschaft mache in Rußland sovick böse« BüH weil man dort den Glauben verbreite, wir spekulierten auf die Revolution der russischen Polen. Rtcksand köasttt nicht eher an eine aktive Politik in großem Glitt den kest, al« bi« e« Geld und die richtige Waffe hab«. Aber die Verstimmung sei da, und doch wäre sie gtrave jktz» sehr leicht zu vermeiden gewesen. Rußland hat da» na türliche Bedürfnis, sich durch Liebenswürdigkeiten Über di« Schwierigkeiten im Innern hinwegzuhelfen. Wir gt-t» ihm keinen Anlaß dazu, deshalb ist e» liebenswürdig ttzit seine Grete zu schlingen, sah sehr verdrosst» au«. Sie beobachtet« ihn von der Seite, während e« schelmisch um ihre Mundwinkel zuckte. Der überfüllt« SonntagSzug setzte sich in Bttve-Ustg. Dr. Meyer sah sich verwundert im Coupü um. lttdkrall, trotz der unbequemen Fahrt, strahlende, vergnügtb und zufriedene Gesichter. Er fühlt« mit Beschickung, biß er wohl der einzig« sein müsse unter so vielen, dtt ein sauer- töpfisches Gesicht zog. „Beinahe wären Sie nicht mitgekommen," fing et fttststt- lich zu einem frischen jungen Burschen an, der hinttr ihm dreist sich in'» Coup» gezwängt, aber sonderbarer Weis« doch noch einen Platz erobert hatte. „Ach wat," lachte der Bursch« und zeigte alle seist« weißen Zähne, „wat'n richtiger Berliner », der k-m«t überall mit!" Strahlend« Zustimmung in allen Mienen. — Der jung« Gelehrte aber zog ein so verdutzte» Gesicht, daß Gretchest hell anfkicherte und ihn vor Vergnügen in den Ar« kniff. Nach wenigen Minuten hielt der Zug im vsthsthsf Börse. „Jiftboom," schnarrt« der „richtige Berliner', in An lehnung an den zum geflügelten Wort« gediehene» Aus spruch Bismarcks. Erneuerter Andrang. Wahrhaftig, da- Coups faßt« noch einige Neuankommende, wie di« Nebenwagen «ich. Nach einer Minute, al- kaum di« Thüren einmal stuf« und wieder zugrklappt waren, ertönte di« Pfeife des Zug führer« und der Stadtbahnzug fuhr weiter. „Za, fahren dir Leute denn heut« alle nach Johstnuis- thal?" fragt« Dr. Han- mit gelinder Berzweipustg stint Braut. „wenn Sie mir meinen," erklärt« der Wirscht d»»