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!« l. n Mit 3 issu strikten Aeivkättern: Deutschts Aamittenölatt, Kute Krister, der Jeitspieget. Verantwortlicher Redakteur: V«U -«gemetst«, in Lu« (Erzgebirge). Redaktion u. Erpedition: Marktstraße. Erscheint Mittwoch», Kreitag« u. Sonntag«. AbonnementSpreiS incl. der 3 werthvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 Mik. 2V Ps. durch di« Post 1 M. 28 Pf. Inserate die einspaltige CorpuSzeil« 10 Pf«, die volle Seite 30, >/, S. 20, »/. St. 6 Mk. bei Wiederholungen hoher Rabat. Alle Postanstalten und Landbriesträge» nehmen Bestellungen an. Auetthal-Zeitung. Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Zelle Klöfterlein, Meder- u. Oberpfanttenstiel, Lauter, BoSau, Bernsbach, Beyerfeld, Lachsenfeld, Zschorlau und die umliegenden Ortschaften. « >e e- le n i- No. 147. Sonntag, den 11. December 1892. 5. Jahrgang. Bekanntmachung. Infolge des eingetretenen Schneefalles machen wir auf nachstehende Bestimmun gen der hiesigen Straßenordnung mit dem Hinzusügen aufmerksam, daß wir Zuwiderhand lungen unnachsichtlich mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder Haststrase bis zu 8 Tagen ahn den werden. 8 !S. Dar Schlitten» und Nuscheln auf Straße« und Plätze« ist ««tersagt und zieht außer der verwirkten Strafe die Wegnahme des Schlitten» nach sich. 8 22. Jeder Hausbesitzer beziehentlich besten Stellvertreter ist verpflichtet: im Winter den in der Länge seines BesitzthumeS hinführenden Fußweg stet- von Schnee und Eis möglichst frei zu erhalten und bei Schnee- und Eisglätte mit Sand oder Ajche zu bestreuen, sowie glatte Stellen auszuhacken, auch diesen Vorschriften, wenn Schnee- und Eisglätte über Nacht entstanden ist, bis spätestens früh 8 Uhr nachzukommen; an den Dachrändern sich bildende Eiszapfen sofort herunterzuschlagen, damit durch deren Herabfallen Niemand beschädigt werden kann; nach starkem Schneefall sobald als möglich den Schnee vom Dach zu beseitigen u. wäh renddem, sowie überhaupt an gefährdeten Stellen Stangen auSzustellen und Fuß- wie Fahrweg von den herabgefallenen Schneemasten unverzüglich zu befreien. Aue, am 7. December 18S2. Der: McrLH der: Stadt. vr. Kretz schmar. Khu. Die Sparkasse zu Aue verzinst die Einlagen mit 3>/, Prozent und expedirt täglich von 8—lS Uhr Vormittags und 2—S Uhr Nachmittags. Bekanntmachung. Nächsten Sonntag, de« III. Advent, de» II. Dezember d. I, von '/,11 Uhr nach beendigtem Gottesdienste an bis >/z1 Uhr Mittags soll die diesjährige Ergänzung-Wahl für den Kirchenvorstand zu Aue und Au er Ham mer in der hiesigen Kirche stattfinden. Zur Wahl berechtigt sind alle diejenigen Glieder der Kirchgemeinde, welche sich in die Wählerlisten eingetragen haben und denen infolgedessen seitens de« Kirchenvorftandes Stimmzettel zugesandt worden sind. Die Wähler von Aue haben einen Stimmzettel mit 5 Namen, die von Auerhammer je einen mit einem Namen beschrieben, persönlich abzugeben. Wählbar sind nach Z 8 der Kirchenvorstands- und Synodalordnung alle stimmberech tigten Gemeindeglieder, die das dreißigste Lebensjahr vollendet haben. Die Wähler haben ihr Augenmerk auf Männer von gutem Rufe, bewährtem christlichen Sinne u. kirchlich« Einsicht u. Erfahrung zu richten. Die ausscheidenden Mitglieder sind wieder wählbar. Aue, am 8. Dezember 1892. Der Kircherworftand. ?. Kaiser, Vorst. Bekanntmachung. Montag, den 12. Dezember 1892 Vormittags 7^11 Uhr, sollen die zu E. L. Reich in Aue Konkurs gehörigen Rund-, Flach-, Quadrat- und Winkeleisen, Feder- und Rundstahl, Schmiedehandwerkszeuge, Rohguß von Mafchinenthtisen, eine Parchie nichtferttge KiempuermchchuM.. und Anderes mehr, versteigert werden. Versammlungsort: Reich's Täbrkkgebiiüde. ' Schneeberg, den 7. December 1892. * Oelschlägel, Konkursverwalter. -- Bestellungen auf dl« DM^AuerLHak-Ieikrng *WW (Nv. 605 der Leitung-Preislist«) für Monat December werdrn in der Expedition (Aue, Marktstraßc), von den Aus trägern des Blattes, sowie den Landbriefträgern jedcrzei- gern angenommen. Krpedition der „Auertyal-Aeitung," Politische Nachrichten. Deutschland. Berlin, den V. Dezember. — In der Artillerie liegt der Schwerpunkt de« näch sten Feldzuges, schreibt ein Offizier, der den letzten Feld zug mitmachte. von einem geschickten schnellen, überra schenden, massenhaften und überwältigenden Auftreten der Artillerie, von einer reichlichen Nachfuhr von Munition wird es abhängen, wer in der Schlacht die Trümpfe au«- zuspielen hat. Eine gute Artillerie ist der Schutzgeist, der über das Leben der Söhne des Landes wacht, daß nicht . ein Tropfen Blutes vergeblich und sinnlos fließt. Unsere - Feldartillerie ist in jeder Beziehung immer »och «ns« Stiefkind. Die intelligentesten Mannschaften gehiren nicht in die Gardekavallerie und Gardeinfanterte, sonder» irr die Artillerie; die besten unv schwersten Pferde find, bei der Gardekavallerie bei weitem nicht so gut am Platze wie bei der Feldartillerie. Daß die Feldarltllerie mit ihrem Pferde-Material das leistet, was sie zuwege bringt, ist in der That erstaunlich. Ueberhaupt glebt sich diese Waffe die redlichste Mühe, die Höhe der Situation zu erreiche«. Verschwunden ist die Nonchalance, mit der »roch vor kur- sNachdruck »erboten.) Zserrilleton. Die Armen der Millionenstadt. Ein Berliner Roman aus der Gegenwart von M. Palfy. (Fortsetzung.) Sie hielt ihr den Knaben hin, Marie wehrte sie ab» da« Haupt lauschend «hoben. Gedämpftes Stimmengewirr erscholl im Hofe, dan« klang r« wie der flüchtige Huf heimkehrender Pferde. „Zch beschwöre Dich, rede/ sagte Zrma geängstigt und zilternd, „«a« beschließt Du?" Zn diesem Augenblicke trat Karl Bsttmann'S hohe Gestalt in'« Zimmer. «Fort, fort, wir müssen fliehen," rief er au-, Marien'« Hand erfassend. „Die Reiter kehren zurück. Wo ist da« Kind?" Da« Stimmengemurmel wurde stärker, jetzt erscholl e« aus der Treppe, welche von einer eiligen Menge angrsüllt »utde, die sich in die Zimmer wie ein Strom «rgvß. ltt 'waren Landleute, Frauen, heimkehrend« Dien«, mitten unter ihnen die verkleideten Schaalbrüder, die.jotzt, ihre Gefährten suchend. Allen voran in da» Zimmer der Gräfin drängten. »Die vier Räuber find erschossen I" sagte der Oberst Mit einem vielsagenden Blicke zu Karl Btttman«. Dieser zuckte zusammen, und einem raschen Blick z«rück »erfrnd, wiederholte er mit gedämpfter Stimmer „Marit, wir müssen fort, — wo ist da« Kind?" Die verhärmte Frau hörte den Ruf, ab« nur ein bittere- Lächeln, da« über ihr Angesicht irrte, gab Kunde davon. Ihre dunklen, brechenden Augen hatten einen Blick, als ob sie in «in« andere Welt schauten, sie kämpfte schweigend «inen sekundenlangen, fürchterlichen Kampf. Da sah sie dir Gräfin an, die mit Angst und Zagm ihrer Entscheidung harrte und dann da« Kind auf ihrem Arme. Da« Kind «ar wieder eingeschlasen und lächelte im Traume. Der Blick der gequälten Frau glitt «eiter durch'« Zim mer, besten Märchenpracht von dem Reichthu« der Be wohner zeugte, er blieb an der blauseidenen Wiege haften, deren weiße Spitzen «in Vermögen repräsentirten, — und der Ausdruck, der die Muskeln ihre« Antlitze» spannte, wurde geisterhaft. Mit einem Gesicht, al- ob st« sich selbst einen Dolch in'« Herz bohrte bi« an'« Hest, stammelte sie: -Da« Kind — ist — nicht — mein!" Dann fiel sie mit einem Stöhnen zu Boden. Der Tod war barmherzig, er erbarmte sich ihrer, da mit dieser Lüge, welche di« höchste Liebe ihr abrang, sich di« Kraft ihre- Leben» verzehrte. Karl Bittmann schrie auf und warf sich in wildem Schmerze über sein sterbende« Weib. Da erhob st« noch einmal ihr bleiche« Haupt, daß der Lod wunderbar verklärt«, warf ihm einen Gcheideblick voll unendlicher Liebe zu, und flüsterte «tt letzter Kraft zu Zrma gewendet: »Schützt meinen Manul Er ist aus der Flucht." Zrma nickte, tiefernst Und leichenblaß. Sir kniet, neben der Sterbenden nieder und legt« ihr da« Kind auf dir Brust, welch«« i« Schlafe seine Aermchen um st, schlang. Sin sanfter Klagelaut glitt von Marien'« Lippen, al« sie die Berührung fühlte, aber zugleich leuchtete ihr Gesicht auf in einem Lächeln herzzerrervenden Glücke«. Und mit diesem Lächeln, den Blick auf ihr Kind geheftet, schlief sie rin. 20. Im Leichenschauhause. Der Polizeipräsident von Berlin hatte an den Anschlag« säulen verkünden lasten, daß die in der Kaiser Wilhelm» straß« 12 aufgefundene Leiche der unbekannten Fra» in der Morgue zur öffentlichen Besichtigung au«iiege. Die fast unkenntliche Leiche war am Morgen nach de« Morde gefunden worden. Von Mittags 12 Uhr, al- die Bekanntmachung, erlassen worden, bis Abends 6 Uhr ging die aufgeregt« Bevölkerung zu vielen Tausenden durch die Pforten des Schauhaus«« aus und ein. ' Wer war die Ermordete? Wo kam sie her, wem gehörte sie an? Warum wurde der Mord an ihr verübt? Niemand gab Antwort auf diese Fragen. Gehörte st« doch zu den Aermsten der Armen, zu den Verfluchten, die am Wege sterben, die Keiner kennt und um di« Niemand weint, dir sich scheu und ungetristet au« eine« Leben schleichen, welche« jü- sie nur eine fortlaufend« Kett« von Hunger, Qual, Not und Entbehrungen «ar. Vor de» großen Glasscheiben, hinter welchen di« Todt«» aufgebahrt liegen, streß und drängte sich in der Hall« di« - ! Menge, um flüsternd ihre Bemerkungen über di« Person . der Ermordeten auszutauschen. . ' s Bi« zum Kinn hinauf war »ie mit einem Flanellhemd bekleidete Leiche mit einem blauen Unterrock der Tobten zugeveckt, scharf heben sich die Marmorbltst« de» Gesicht« ' und di« nackten, wach«bleichrn Arme ab. Neben der Ermordeten lag die furchtbar entstellte Was-