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Aimthal -Zeitung. Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Zelle- «löfterlein, Nieder- «. vberpsannenstiel. Lauter, Bockau und die umliegenden Ortschaften. vrlckeinl »tu»»»», Kreltag» u. «-»«tag». MdonnementSprei« incl. der 3 wertbvollen Beilagen vierteljährlich »tt Bringerlohn 1 Mk. LV Pf. durch di« Post 1 Vst. Pf. Mit 3 issustrirten AeiSrätternr Deutsches AamittenSlatt, Kute Keisier, Aeitspieget. Veranuvortllcher Redakteur: «Mil Ht-»»«ist«r in Au« (Er-gebirge). Redaktion u. Erpedition: Aue, Marktstraß«. Inserate die einspaltige 8»rpu«-eil« 10Pf., di« »oll- Seite 30, H S. >S, -/« St.S Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanftalten und LandbrieftrLger nehmen Bestellungen an. No. i23. Mittwoch, den 18. October 1893. 6. Jahrgang. Politische Nachrichten Deutschs«». Berlin, den IS. October. — Auf dem Tische des Kaiser« liegen durchschnittlich an jedem Morgen an die^SOO Briefe. Der Hauptsache nach find e« Bittschriften, die zur weitern Behandlung durch da« Zivilkabinett gleich beiseite gelegt werden; die kühnst« Phantast« kann sich nicht auSmalen, welche Wünsche hier geäußert «erden, wie hoch die Summen sind, um die der Herrscher nur an einem Tage gebeten wirb, in wel cher Weise er mit Rat und That Helsen soll! So wandte sich kürzlich au- einer Stadt de« Rheinland«- ein« Witwe an den Kaiser, ihn bittend, ihr die Mittel zu gewähren, damit sie ein Geschäft eröffnen könne, und bat ihn gletch- zeitig, er möchte sich bei seiner hohen Frau Gemahlin er kundigen, ob sie nicht ein abgelegte- Kleid und einen An zug für ihren Zunge» zu vergeben Has:." Da kommen flehentliche Bitten von Angehörigen Verurteilter, die Strafe auf dem Gnadenwege zu erlasse», von Kindern, ihnen die« oder jene» Spielzeug zu schenken, von armen Schneide rinnen, denen eine Nähmaschine fehlt, von Lehrlingen, die einen anderen Beruf, al» den ihnen ausgedrungrnrn er wählen möchten, von allerhand Krakrhlern, die sich über die« »der da- geärgert und nun vom Kaiser sofortige Ab hilfe verlangen und so in tausendfacher Abwech-lun- fort. Reden gewohnheit-mäßigen Betteleien findet man rührende Klagen de- tiefsten Leid-, der höchsten Seelennot, den naivsten Gesuchen und Bitten, gewiss« Schriftstücke, die nur von irrsinnigen Absendern herrühren können und die selbstverständlich keinerlei Beatbtung finden. Jene Brief«, denen rin ernsterer Lhatbestand zu Grunde zu liegen scheint, werden von dem Zivilkabinett den zustän digen Behörden — hauptsächlich den polizeilichen — über- mittett, welche nähere Erkundigungen einziehen und dann nötigenfall» durch die betreffenden Ministerien Bericht er statten, worauf die Gesuche mit Angabe der zu gewähren den Gnadenunterstützung an den Kaiser gelangen, der dann nur seinen Namen zu unterzeichnen hat. Häufig prüft er jedoch die Angelegenheiten noch eingehend und erhöht die in Vorschlag gebrachten Unterstützungen, wie vor eini ger Zeit bei dem Bittgesuch einer Beamtcnwitwe, deren Mana verunglückt war, er durchstrich die bewilligten 180 Mk. und setzte dafür di« Ziffer SSO. — Erzherzog Albrecht, der jüngste deutsche Feldmar schall, reist Ende Oktober nach Berlin, um dem Kaiser seinen Dank abzustatten. — Der LL. Oktober ist der Geburt-tag der Kaiserin. Trotzdem laßt sich der Kaiser nicht abhallen, unserem Kö nig an diesem Tage persönlich in Dre-den Glück zu wün schen. — Kaiser Wilhelm fährt in Hubertu-stock jeden Mor gen «nd jeden Nachmittag auf dt« Pürsche und hat be reit« lS Hirsche, darunter mehrer, Sechzehn- und Bier- zehnend« erlegt. Di« Kaiserin pflegt den Kaiser auf den Pürschsahrten, selbst am frühen Morgen, zu begleiten. — Zwischen de« Sultan und unserem Kaiser besteht «in engere- Band, «l- da» der bloßen Höflichkeit. Da wird jetzt wieder dadurch bewiesen, daß der Sultan da erste Stück einfS soeben gegründeten neuen Orden» unse rem Kaiser sandte. — Schweninger hat auf Wunsch de« in heiterster Laune befindlichen Fürsten BiSmarck eine kurze Erholungs reise nach Lugano am Gardasee angetreten. — In unterrichteten Kreisen gilt als sicher, daß die Verdoppelung der Börsensteuer dem Reichstag vorgrschla- gen und vorau-sichtllch angenommen wird. Zn einer Versammlung zu Halle sprach sich der Bund der LapWftft E^WüMitjchfrullischen..HanbelSver1rag -uS. Die Versammlung, an welcher auch Graf Herbert Bis marck teilnahm, beschloß an die verbündeten Regierungen vie Bitte zu richten von einer Herabsetzung der bisheri ge» Eingangszölle auf russische» Getreide adzusehen. Die schwere Lage der deutschen Landwirtschaft werde durch eine solche Zollherabsetzung derart verschärft, daß sie unerträg- > lich bleibe. — Der Soldat, der sich fortgesetzt mißhandeln läßt, ohne Anzeige zu erstatten ist ein Feigling!" Da- rief der bayrisch« Kriegsminister von Asch jüngst dem Abg. Boll- mar in der Kammer entgegen der Klage führte, über die Mißhandlungen im Heere. Seit dem Jahre 1880, fuhr der Kriegsminister fort, hat sich die Zahl der zur Unter suchung gelangten Fälle um 174 vermindert, trotzdem die Zahl der Offiziere um 220, die der Unteroffiziere um 800 sich vermehrt hat. Da« HeereSkommando thut alles, um Mißhandlunaen zu verhindern und im übrigen soll man bedenken, daß auch die Offiziere Söhne des Volke» sind, und nicht die schlechtesten, und daß die Klage« von BerufSkrakehlrrn oft aufgebauscht werden. Eine Schlapp heit in unserem Heere darf nicht eintreten. Wir müssen eS in schlagfertigem Zustande erhallen, sonst sind alle Millionen zum Fenster hi»auSgewersrn. Lassen Sie alle übertriebenen Nörgeleien und Beschuldigungen beiseite! — Die Zahl der Reserendare in Preußen ist zum erstenmal« auf über 3000 gestiegen. Sie deträgt 3000 und e» ist anzimehmen, daß sie bald nvck> einen weitere» Zuwach« erfahren wird, da die Studenten der Juriepru- denz auf de« deutschen Universitäten in letzter Zeit erbeb- lich zugenommen haben. Wa« au- all diesen jungen Ju risten »erden soll, da» ist eine Frage» die zu beantwor ten unmöglich ist. — Der Kaufmann Blumrnfeld, der al- Mitinhaber der vielgenannten Firma Ritter u. Blumenfeld vor zwei Jahren durch seine kolossalen Getreidespekulationen und Millionengewinne Aufsehen erregte, ist in geistiger Um nachtung dieser Tage gestorben. Er «st nur etwa dreißig Jahre alt geworden. Es verträgt eben nicht j«der da» Spiel mit fremden Millionen I — Eugen Richter hat der freisinnigen Deirintgung Kampf bi« aufs Messer angeküiidigr. Er erklärte in ei ner Berliner Rede: „In unseren Reihen ist vielfach die Stimmung verbreitet, daß man lieber en em Konservativen di« Stimme geben soll, al- einem Wahlmann der „Frei sinnigen Vereinigung." — Der nächste sozialdemokratische Parteitag wird in Köln stattfinden und auch über folgenden Antrag verhan deln: „Den Punkt „Religion ist Privatsache" zu streichen und dafür zu setzen: Die Religion und deren Lehren sind überall dort zu bekämpfen, wo sie dem Fortschritt der Wissenschaft rntgegentreten, oder die nach Erlösung au- wirtschaftlicher und politischer Knechtschaft ringend« Mensch heit an der Erreichung dieses Ziele» zu hindern suchen." Ferner wird gefordert, daß kein Parteigenosse dem Par teivorstande ohne Unterbrechung länger al- zwei aufein ander folgende Jahre hindurch angehören darf. — Die Erwägungen und Besragungen über hie Ein führung der Sonntagsruhe auch für» Gewerbe nehmen sNachdruck verboten.s IseuMeton. Die Gouvernante. Roman von Rudolf Scipio. Fortsetzung. Schon «ach einer Wanderung von etwa zwanzig Mi nuten hatte Gerda den Anfang de» Waldgebiete- «»reicht und wenig« hundert Schritte weiter den mächtigen Eich baum, bei »eiche», »i« der Postmeister ^ihr ge« s«gt hatte, ein über di« Höhe führendes Fußpfad sich von dem z««r bequemeren, aber bedeutend längeren Fahrweg «ach Jardenau trennte. Gerda schritt unter den hohen Wipfel.» dahin, die ihre grünen Bogen gleich den Hallen eine» l^ome» über den Pfad spannten, bi« der weg sich in ,»«i fast rechteckig >u»eina«derlaus«nd, Arme schied. «ach -igen Zaudern »Ühlt« st« den am «eisten betre tenen u... , ritt auf diesem eiligen Fuße» weiter, von Minute z« Minute hoffend, da- Ziel ihrer Wanderung vor stch zu sehen. Endlich lichtete sich der Wald und der Weg sührte nun über «in« ring»um von grünen Bläitermaffen «ingeschlos sen« einsame Waldwies«, in deren Mitte er sich «dermal» »heilte. Dt« waldmies« »ar, so viel Gerda sich erinnert,, nicht in de« Angaben de» Postmeister» vorgekotnmen und e» begannen deßhalb Zweifel bei ihr aufzusteigen, ob sie sich nicht doch auf einem falschen weg« befinde. wenn st« sich nicht der Unannehmlichkeit au-setzen wollt«, vielleicht in die Irre zu gerathen und stch weit von ihrem Ziele zu verlieren, so blieben nur zwei Auskunft-mittel: entweder zurückkehren und sich bei dem ersten Besten, der ihr begegnete, nach dem rechten Wege zu erkundigen, oder hier zu warten, bi» jemand de» Wege- kommen würde. Diese- konnte nun allerdings ziemlich lang« dauern, dennoch beschloß Gerda, welche nach der langen anstrengen den Fahrt und dem zurückgrlegten Marsche zu ermüden begann, vorläufig wenigstens einige Zeit hier zu warten, zumal rin am Rand« der Lichtung liegender, von einem Sturme entwurzelter Baumstamm eine treffliche Gelegen heit zum Ruhen bot. Sie setzte stch dort nieder »nd ließ ihren Blick über die stille» friedliche Waldwies« schweifen, über deren grünem Halmenmeer da- fleißige Völkchen der Bienen geschästigt von Blum« zu Blume flog. Einig« Minuten mochte sie so in «in durch die schöne Umgebung hervorgerufene» süße» vorstchhinträumen ver sunken bageseffrn haben, al» e« plötzlich neben ihr in den Zweigen rauscht« und im nächsten Augenblick« «in grim mig au-sehender großer Hund zornig knurrend vor ihr stand. Erschreckt war Gerda beim Anblick de- Thirre» aufge sprungen und hatte stch unwillkürlich zur Flucht gewandt, obgleich «in« solche ihr wohl, schwerlich etwa» genützt ha ben würde, wenn ihr nicht von anderer Seite Hülfe ge kommen wäre, indem jetzt ein Mann in grünem Jäger rock au« dem Walde trat und den Hund zur Ruhe wie», worauf er höflich grüßend näher kam. „Entschuldigen Sir di« unangenehm« Störung und oen Ihnen verursachten Schrecken," begann er lächelnd. „Wolf besitzt leider wenig Lebrn-art und versteht r» nicht immer, seinen Eifer zu beherrschen, wenn er mich einmal beglei ten darf; er «eint e» jedoch nicht so döse, al« e» viel ¬ leicht den Anschein hat und will jetzt schon wirvcr gut machen, wa» er verbrochen. Sehen Sie.nur, wie er sich mit der Miene de» böjen Gewissen» herbeischleicht undGj« mit den Augen gleichsam um Verzeihung bittet." „Nun, dann soll er nicht vergeben« bjlten," entgegnete Gerda, welche sich mittlerweile von dem elften Schreck wieder erholt hatte und stch der eben bewiesenen Furcht zu schämen begann, wobei sie da» zu ihren Füßen demü- thig mit dem Schweife wedelnd« Thier Mit ihrer kleinen weißen Hand streichelte. „E- war außerdem recht thvricht von mir," führ sie fort, „so leicht zu erschrecken, und ich hätte mich weit eher über diese Begegnung freuen sollen, da ich «ich hier im Walde verirrt habe und fast die Hoffnung aufgegeben hat te, den richtigen Weg allein wieder zu finden." „Ihr Ziel ist, wenn ich fragen darf?" „Schloß Hardenau." Da sind sie allerdings ziemlich weit von de« rechten Weg« abgekvmmen und r- ist gut, daß mein fast zufälli ger Gang durch diesen Theil des Walde» mir di« Grlezin- heit verschafft hat, Ihnen zu begegnen und Ihnen so al» Führer zu Ihrem Ziele die «n zu könne»,." „Ich »erd« gern von Ihrem gütigen Anerbieten Ge brauch machen, wenn ich nicht befürchten muß, Sie zu einem Umweg« zu veranlassen," „Sie dürfen de-h-lb ohne Sorge sein, wenn «ein weg mich auch nicht bi« zum Schloff« führt, so »erden wir demselben doch immerhin so nahe kommen, daß St« e« sehen und dann leicht erreichen können." „wenn ich aber auch »irklich de-halb «inen kleinen Umweg machen müßw,« setzt« der Unbekannt« mit einem gutmüthigen Lächeln hinzu, „so wäre da« sür «ich längst nicht so schlimm, al» es sür Ei« sein würde, wenn tch S>« Ihrem Sch cksal überlafs.n hätte, indem Sie noch