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Billigste Tageszeitung im Erzgebirge Nr. 81 12. Jahrgang. Auerthrrl-Zeitung erscheint jetzt täglich nur SV Pfennige die der Sonntag, den 18. Juni 1899 Zuzugeben sei, daß solche Konzessionen im allge meinen nur da eine Berechtigung haben, wo das Land noch nicht erschlossen sei. Aber wo dies noch nicht der Fall sei, sehe er nicht ein, wie er da» Land erschließen solle, wenn er solche Konzessions gesuche ablehne. Abg. Müller-Sagan (frs. Vp.) spricht dem Kolo nialdirektor seinen Dank dafür aus, daß er das, was Deutschland in den Kolonien habe, zu erschließen suche, und daß er dabei in seinen Verträgen mit Privatgesellschaften nicht nur das private Interesse Einzelner, sondern das Gesamtinteresse des Reiches zu wahren suche in der Weise, wie er dies thue. Der Nachtragsetat wird hierauf definitiv ge nehmigt. Nächste Sitzung morgen 1 Uhr. — T.-O.: Han delsprovisorium mit England, Vertrag mit Uruguay und Brasilien. Schluß halb 5 Uhr. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Funke, Aue (Erzgebirge.) Redaktion u. Expedition: Aue, Marktstrabe. wurde aus Einstellung des Privatklageverfahren» erkannt. * Der Verein evangelischer Glaubensgenossen in Wien, der kürzlich wegen einer Resolution, in der er die neuerstandene religiöse Bewegung begrüßte aufgelöst wurde, meldete die Berufung an und pro« testitte gegen den in der Auflösungsverfügung er- hobenen Vorwurf der Staatsgefährlichkeit. * Zur sofortigen Konstituirung der spanischen Deputiertenkammcr soll der Gesetzentwurf betr. den Vertrag über die Abtretung ber spanischen Südsee inseln an Deutschland auf die Tagesordnung gesetz und die Dringlichkeit für die Beratung erkärt wer den, damit er noch vor Schluß des deutschen Reich tages angenommen werden könne. * Der Londoner „Daily Telegraph" meldet all dem Haag: Das holländische Ministerium macht« namens der Königin dem Präsidenten Krüger leb hafte Vorstellungen hinsichtlich der unglücklichen Folgen, die ein Festhalten an seiner gegenwärtigen Politik haben dürste. (?) * Der angebliche Spion General Ailetta hat noch kein Geständnis abgelegt, er erkürte vielmehr, die Aufzeichnungen in seinem Notizbuche beträfen lediglich bekannte militärische Dinge, die sich jeder- mann verschaffen könne. Der General versichert seiner, keinen Auftrag von der italienischen Regie rung erhalten zu haben. * Esterhazy soll in Begleitung mehrerer Geheim polizisten in Paris gesehen worden sein. Bestätigt sich diese Meldung, so hätte die englische Regierung den Exmajor wegen der Betrugsafsäre mit seinem Vetter ausgeliefert. * Es verlautet in unterrichteten Kreisen von Paris, General Giletta gehe jedes Jahr nach Nizza auf Urlaub, wo er eine Besitzung habe. Eine be sondere Mission habe er nicht, es handle sich um einen der gewöhnlichen beklagenswerten Grenzzwi- schensälle. * Aus Paris. Ribot hat das Unterrichtsmini, sterium angenommen. De* mischte» 8 Die diesjährigen Kaisermanöver werden vom 11. bis iS. September in der Gegend zwischen Pforz heim u.Weilderstadt stattfinden. In der Hauptsache soll es sich um das Zusammentreffen des von Stutt gart anmarschierenden 13. und des von Karlsruhe anmarschierenden 14. Armeekorps handeln. Da- Eingreifen des 15. Armeekorps bleibt vorbehalten. Die Stärke der an den Hebungen teilnehmenden Trap pen beläuft sich auf: 91 Bataillone Infanterie und Jäger, 97 Eskadronen, 70 Batterien, einschließlich 8 reitende, 4 Pionierbataillone usw. 8 Uelzen (Hannover), 13. Juni. Ein furchtbarer Waldbrand ist gestern in der Nähe der königlichen Forst Wiebeck ausgebrochen. Das Feuer entstand in dein Föhrenbestand des Hofbesitzers Brusch- Dumstorf und ergriff einen kolossalen Waldköm- Plex. In Flammen standen die Forsten der Hofbe sitzer Behne, Rabeler u. Pröhl, Lemgrabe, der Ge meinde Seedorf und des Gutes Horn. Nur der Besitzer dieses Gutes ist versichert. Abgebrannt sind etwa 90o Morgen Waldungen, größtenteils 20 bi» 60jährige Föhrenbestände. Aus allen umliegenden Ortschaften eilten Spritzen herbei, auch beteiligten sich^ einige Hundert Dorfbewohner an dem Fällen von Bäumen, Aufwerfen von Gräben und Dämpfen mit Sand. Man vermuthel Brandstiftung. 8 Aachen, 13. Juni. Der Oberlehrer Dr. Polt», der im vorigen Jahre, wegen SiltlichkeitSverbrechen angeklagt, sich aus Aachen flüchtete und 20 000 M. Kaution verfallen ließ, ist unter Stellung neuer Kaution jüngst zurückgekehrt. Bon der Straskam- mer wurde Dr. Polis nunmehr ohne Hauptvrr- Handlung außer Verfolgung gesetzt, und sämtlich« Kosten wurden der Staatskasse auserlegt, weil zwei al» Belastungszeuginnen aufgetretene Schulmädchen ihre früheren Aussagen widerriefen, und dem S. Schulmädchen al- unzuverlässig nicht geglaubt wurde. 2krrs «rlle* LVelt. * Die Nordlandsreise des Kaisers wird am 4. Juli angetreten; sie wird 4 Wochen dauern. Zwei Torpedoboore dampfen zur Einholung der Post voraus; der kleine Kreuzer „Hela" folgt als Be gleitschiff. * Gegen das Gesetz betr. den Schutz des gewerb lichen Arbeitsverhältniffes hat nun auch die Zen trumsfraktion Stellung genommen. Sie hat be schlossen, die Kommissionsberatung der Vorlage ab zulehnen, d. h. bereits in der ersten Lesung gegen sie zu stimmen. Damit ist das Schicksal des Ge setzes besiegelt. — Der Name „Zuchthausgesetz" ist auch in Baden vei boten. * Im Gothaer Landtage ließ der in Loburg abwesende Minister Strenge erklären, daß es wegen der noch schebenden Verhandlungen über die Thron folge unthunlich sei, Mitteilungen darüber an die Volksvertretung gelangen zu lassen. Der Landtag ist durch diese Erklärung nicht befriedigt und wird in Gegenwart des Ministers darüber verhandeln. * Jetzt ankern zwei deutsche und zwei französische Kriegsschiffe auf der Kopenhagener Rhede; erstere sind die Panzer „Frithjof" und „Odin." Am Mitt woch gab der deutsche Gesandte den deutschen Offi zieren ein Essen, zu dem, wie beim Diner der französischen Offiziere, der dänische Marineminister erschien, und am Donnerstag waren die deutschen und die französischen Seeoffiziere gemeinsam vom Marineminister eingeladen worden. Gestern wurden die deutschen Offiziere vom Könige empfangen. * Der Feldzug der Schutztruppe von Kamerun nach dem südlichen Binnenlande, auf dessen Aus gang man gespannt sein dürste, scheint vollauf ge glückt zu sein. * Der von einem Beamten erhobene Vorwurf der „Schamlosigkeit" geht nicht über das zulässige Maß der Vertheidigung hinaus! So entschied der erste Senat des Obervermaltungsgerichts auf den von Aer königlichen Negierung zu Potsdam zu Gunsten des früheren Gemeindevorstehers von Schö neberg erhobenen Konflikt. Eine Züchtigung der Schüler durch die Lehrer im Berliner Vorort Schöneberg war durch ein im „Reporter" veröffent lichtes Bild recht drastisch veranschaulicht. Um den Gemeindevorsteher Schmock zu einer Untersuchung zu veranlassen, wurde die Sache in der damaligen Ge meindevertretung zur Sprache gebracht und auch das Bild im „Reporter" vorgelegt. Mit Bezug hierauf fällte der Gemeindevorsteher ein abfälliges Urtheil über die Presse im Allgemeinen, im Beson deren bezeichnete er es als eine „Schamlosigkeit" von der Zeitschrift „Reporter", daß sie durch ein entstelltes Bild den ganzen Stand der Lehrer bloß stelle, durch seine Aeußerung fühlten sich die Heraus geber des gekennzeichneten Blattes Kresse und Lenz beleidigt und strengten gegen den Gemeindevorsteher Schmock die Beleidigungsklage an, die königliche Regierung zu Potsdam erhob den Konflikt, und da» Oberverwaltungsgericht erachtete denselben all dem obigen Grunde für begründet. Infolge dessen Erscheint täglich Nachmittags, außer an Sonn- u. Feiertagen. — Prei» pro Monat frei ins HauS SO Pfg., auswärts 25 Pfg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" k Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Ml. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. kostet Aksirirt Tageblatt für die Stadt Arre and Umgebnng Derrtsche* rieichst«rs 93. Sitzung vom 15. Juni, 1 Uhr. T.-O.: Fortsetzung der 3. Lesung des Jnvali- denversicherungsgesetzes. — Die Sozialdemokraten beantragen durch einen Antrag Albrecht die Wie derherstellung der in der 2. Lesung beseitigten Schutz vorschriften in den 83 130«. bis 1306. Abg. Roesickefwildlib.) erklärt, prinzipiell pflichte er dem Anträge bei, er werde für ihn stimmen, trotzdem er bemerken müsse, daß er ihm etwas zu weit gehe, wenn er auch die häuslichen Betriebe mit einbeziehe. Es empfehle sich Beschränkung auf die eigentlichen Gewerbebetriebe im Verein mit ver stärkter Gewerbeaussicht. Sächsischer Bundesbevollmüchtigter Geh. Rat. Fischer: Auch die sächsische Regierung ist grundsätz lich dem weiteren Ausbau des Arbeiterschutzes ge neigt. Aber der in Aussicht genommene Weg ist nicht zweckmäßig. Insbesondere würden durch die Schaffung einer neuen Kontrollinstanz Schwierig keiten entstehen, die mehr schaden als nützen wür den. Nicht derjenige ist am besten bedient, der die meisten Diener zur Verfügung hat. Meine Regie- rung sucht das erstrebte Ziel durch Vermehrung der Gewerbeaussichtsräte zu erreichen. Man hat sogar die Absicht, weibliche Inspektoren anzustellen. Im Namen meiner Regierung bitte ich, die bedenk lichen Bestimmungen, die vielleicht unannehmbar erscheinen möchten, abzulehnen. Abg. Wurm (Soz.) bemängelt die sächsische Fab- rikinspektion. Abg. Dr. Lehr (natl.): Ich muß die Angriffe de» Vorredners aus die sächsische Gewerbeinspektion mit Entschiedenheit zurückweisen. Ich habe 19 Jahre lang mit den sächsischen Gewerbeinspektoren zu ar beiten Gelegenheit gehabt und kann nur sagen: ich wünschte, die Gewerbeinspektion sei im ganzen deutschen Reiche so gut wie im Königreich Sach sen. (Widerspruch bei den Sozialdemokraten.) Die sächsische Regierung steht über den Angriffen von jener Seite. (Lachen bet den Sozialdemokraten, Beifall bei den Nationalliberalen und rechts.) Abg. Zeidler (kons.) verteidigt ebenfalls die säch sische Gewerbeinspektion und erklärt, daß seine Par tei gegen den sozialdemokratischen Antrag stimmen werde. Abg. Hitze (Zentr.) erklärt dasselbe. Der Antrag Albrecht wird alsdann gegen Stimmen der Sozialdemokraten abgelehnt. Der Rest des Gesetzes wird debattelos in Fassung der Kompromißvorschläge angenommen. — Sodann wird das Gesetz in der Gesamtabstimmung fast einstimmig angenommen. GS folgt die 3. Lesung des Nachtragsetats. Abg. Gras Arnim (Np.) verlangt weitere Maß nahmen zur Hebung unserer Schutzgebiete und kri tisiert die Landkonzessionen in Kamerun und Ost afrika, über welche sich der Kolonialrat soeben schlüs- sig gemacht habe. Kolonialdirektor v. Buchka entgegnet, bei den i beiden in Rede stehenden Landkonzessionen habe die Regierung einen ganz objektiven Standpunkt ein genommen und mitVorbedacht denKolonialratbesragt. . Inserat« die einspaltige Petitzeile 1V Psa., amtsiche Inserate die CorpuS-Zeile 2ü Pfg., Reklamen pro Zeile 20 Pfg. Bei 4 maliger Aufnahme S5°/o Rabatt. — Bei größeren Inseraten u. mehrmaliger Aufnahme wird entsprechend höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten und Landbriefträger nehmen Bestellungen an.