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Mlligste Tageszeitung im Erzgebirge !:! IS. Jahrgang. Sonnabend, den 17. Juni 1899 Nr. 80 ist noch kein entscheidender Schritt gethan.^Nach I wie vor gilt Poincare als der kommende Mann. Au evthirl'Zeitung erscheint !- i nur SV Pfennige 2 Abg. Hitze (Zentr.) ist gegen den Antrag, Abg. Roesicke (wildlib.) tritt warm für ihn ein. Sani, täre Erwägungen sprächen entschieden dafür, die geschlechtlich Erkrankten nicht von der den anderen Kranken gewährten Vergünstigung auszunehmen. Abg. Hitze (Zentr.) kann den Eifer für die Opfer geschlechtlicher Ausschweifungen nicht verstehen. Eben- sogut könne man für die Opfer der Trunkenheit eintreten. Abg. Braesicke (frs. Vp.) behauptet, es würde sich im Lande ein Sturm der Entrüstung erheben, wenn der Reichstag den vorliegenden Antrag ablehnen würde. (Lachen rechts.) Der Antrag wird hierauf angenommen. K 51 handelt von den Rentenstellen. Ein Kom- promißantrag Hitze will hier, entsprechend einem in 2. Lesung abgelehnten .konservativen Anträge, die Befugnis der Landeszentralbehörde, die Errich tung von Rentenstellen anzuordnen, „insbesondere auf Gegenden mit dichter Bevölkerung* erstrecken; gleichzeitig macht er aber dieses Anordnungsrecht abhängig nur von der Anhörung (statt Zustim mung) von Vorstand und Ausschuß der Versiche rungsanstalt. § 51 wird in der Fassung des Kompromißan trages angenommen. Nach Erledigung der Vorlage bis einschließlich 8 130 vertagt sich das Haus aus morgen 1 Uhr. T.-LU Fortsetzung dev Beratung und Nach- tragsetat, sowie Handelsprovisorium mit England. Schluß S 2/4 Uhr. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Aunke, Aue f Erzgebirge.) Redaktion u. Expedition: Aue, Marktstraße. Aus 4»llem wett. * Prof. Zorn erklärte auf Befragen die engli schen Lesarten seiner Rede für erfunden. Trotzdem fahren die englischen Blätter fort, sich lebhaft über die angebliche Opposition Deuschlands gegen das Schiedsverfahren auszuregen. * Die Aussichten des Gesetzes, betr. den Schutz des gewerblichen Arbeitsverhältnisses verringern sich immer mehr. Gestern hat die nationallibe rale Fraktion des Reichstages mit großer Mehr heit beschlossen, die Vorlage glatt abzulehnen. * Die Abtretung der spanischen Südseeinseln an' Deutschland ist vom spanischen Senate genehmigt worden. * In Sachsen-Weimar läßt das Ministerium des Innern in der amtlichen Zeitung erklären, daß „die versuchsweise Zuziehung weiblicher Assistenten zu den Geschäften des Fabrikinspektors im ersten und zweiten Verwaltungsbezirk (Weimar und Apolda) sich nicht bewährt hat, und daß ein Bedürfnis zu deren Fortbestehen nicht vorhanden zu sein scheint.' * Der spanische Senat lehnte bei der Beratung des Vertrages betr. die Abtretung der Südseeinseln den eingebrachten Zusatzantrag ab, der verlangte, die deutsche Regierung solle 20 Millionen Mark in Gold statt 25 Mill. Pesetas bezahlen. * Der Kreuzer „Sfax" wird Dreysus in Brest landen. Die Regierung erhielt die Mitteilung, daß die Nationalisten eine eifrige Thätigkeit entsal- ten, um während des neuen Dreyfus-ProzesseS Un ruhen hervorzurufen. Infolgedessen begab sich der Chef der politischen Polizei nach Rennes, um die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln zu treffen. * Präsident Loubet soll, als ihm die Verurteilung ChristianiS mitgeteilt wurde, geäußert haben, diese vier Jahre würden sehr schnell vergehen. Man schließt daraus, .daß der Präsident Christians bald begnadigen werde. * Poincare besuchte gestern nachts 1 Uhr Krantz, um ihm das KrtegSportefeuille anzubteten und ihn darum zu befragen, welchen Umfang die Abwickelung . der DreyfuS-ANgelegenheit nach seiner Meinung an- nehmen könne. * Der al- Spion verhaftete italienische General 1 Gilleta in Nizza wird in Haft behalten und wahr- scheinlich vor das Zuchtpolizetgericht verwiesen werden. , Der General war schon einmal im Jahre 1880 unter dem Verdacht der Spionage verhaftet, damals aber in Freiheit gesetzt worden. Erscheint täglich Nachmittags, außer an Sonn- u. Feiertagen. — Pret- pro Monat frei inS Haus 20 Pfg., auswärts 28 Pfg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" ö Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. AllMyal -Zeitung. Tageblatt M -ie Stadt Aue und Umgebung. DerttsHe* * * * § Reichrters 92. Sitzung vom 14. Juni, 1 Uhr. * Die 3. Lesung des JnvaliditätsversicherungSge- fetzeS wird fortgesetzt und zwar die Spezialberatung. Beim 8 4, wonach u. a. diejenigen Personen der BersicherungSpflicht unterliegen, deren Erwerbs fähigkeit aus weniger als M Drittel herabgesetzt ist, liegt ein sozialdemokratischer Antrag Albrecht vor, die Worte „ein Drittel" zu ersetzen durch „die Hälfte*. — Der Antrag wird nach kurzer Debatte abgelehnt. Beim 8 6 wird gemäß einem Kompromißantra- ge Hitze der in der 2. Lesung beschlossene Eingriff in die Verhältnisse der Knappschastskassen dahin abgeschwächt, daß die reichsgesetzlichen Renten, „aus dir sonstigen Kaffenleistungen nur insoweit ange- rechnet werden dürfen, daß der zur Auszahlung gelangende Teil im Durchschnitt mindestens den Reichszuschuß erreicht." 8 8 handelt von der freiwilligen Versicherung. Abg. Richter (frs. Vp.) erklärt, das vorliegende Gesetz enthalte nach seiner und nach seiner Freunde Ansicht drei fehlerhafte Punkte, von denen gerade hier bet 8 8 einer ganz besonders ins Auge falle. Gleichwohl erkläre er schon jetzt, daß seine Freunde ihr Verhalten zu dem ganzen Gesetz nicht von die sen abhängig machten. Die Ausdehnung der frei- willigen Versicherung sei ein Fehler; desgleichen neh me er Anstoß an den Rentenstellen. Zugeben müsse er aber, daß das neue Gesetz manche Vor teile gegenüber dem alten bringe. Er und seine Freunde stimmten daher für das Gesetz, allerdings mit dem Bedauern, daß es nicht besser geworden sei. (Bravorufe!) Abg. Hoffmann (nl.) erklärt namens seiner Par tei, diese stimme für 8 8, bitte aber, die Abstim mung über diesen Paragraphen auszusetzen, bis 8 16 erledigt sei. Da- HauS beschließt demgemäß. Zum 8 12 liegt ein sozialdemokratischer Antrag Albrecht vor, hinzuzusügen, daß das Heilverfahren seitens der Versicherungsanstalt eingelettet werden müsse, wenn der Vorstand der Krankenkasse dies be antrage. Auch soll das Krankenkassengeld an die Angehörigen ausgezahlt werden müssen, wenn der Versicherte während des Heilverfahrens getrennt von denselben leben müsse. — Der Antrag wird nach längerer Debatte abgelehnt. Bei 8 16 wird die Wartezeit für das Renten- bezug-recht freiwillig Versicherter auf 500 (statt auf 400) Wochen erhöht, und sodann auch § 8 ange nommen. Bei 8 17 befürwortet Abg.'.Bebel (Soz.) einen Antrag aus Streichung der Bestimmung, wonach auch eine durch geschlechtliche Ausschweifungen ver ursachte Krankheit für die BeitragSzett nicht in An rechnung kommen soll. In der bezüglichen Stati stik ständen Offiziere und Studenten an der Spitze, erst dann kämen Kaufleute und Arbeiter. Abg. Kruse (nl.) tritt ebenfalls dringend für den Antrag ein. Ein Arzt könne doch nur die Ge- schlecht-krankheiten bescheinigen, nicht aber, daß sie die Folge geschlechtlicher Ausschweifungen sei. 8 In dem unweit Klingenthal gelegenen böh- mischen Städtchen Bleistadt brach in der-Nacht vom Freitag zum Sonnabend ein große- Schadtsi» feuer aus, wodurch 6 Wohnhäuser eingeäschert Und 12 Familien obdachlos wurden. Eine Uflvttheira- tete Frauensperson ist unter dem VerdflAte de)c böswilligen Brandstiftung verhaftet worden. 8 In Köstritz ertrank am 13. Juni vormittggS in der Elster ein vierjähriger Knabe, derrnitstüner Mutter aus Amerika zum Besuch seiner hier woh nenden Großmutter gekommen war. 8 Wegen Mordes wurden der Sattlermetster Gehrke aus Jastrow und dessen Ehefrau verkästet und in das Gerichtsgefängnis in Schneidemühl etngeliefert. Die Verhafteten vergifteten ihr Mph und nahmen selbst Morphium. Die eingenommene Dosis hatte jedoch nicht den gewünschten Kpfolg. * Aus der Untersuchungshaft entlasten -würde Jenny Fechner, die Geliebte de- durchgegangenen Bankier» Riese. § Seine Frau-um Fenster hinau-geworsen hat in Glogau der Arbeiter Heinrich Dietrich. Nachdem der Mann die Frau mehrere Male an den Kachel ofen geworfen und mißhandelt hatte, warf ierHe aus dem vier Meter hohen Fenster des ersten Stckl-' werk- hinab. Glücklicherweise war da- Feilster nach dem Garten zu gelegen, sodaß der Fall ^iunD die Sträucher usw. gemildert wurde. 8 In Braunschweig beabsichtigte der PeHell Rähmer den Minister Hartwig wegen Verweigerung der Gehaltserhöhung zu töten. Rähmer würhe verhaftet. 8 Jin südlichen Teile Staßfurt- und 1p Lest- pold-hall wurde «ine hestige Erderschütterung wahr* genomm-n. Inserate die einspaltige PNitzelleW Pfß.» amtlich« Inserate die CorpuS.Znle LkPsg., Reklame«' pro Zeile 20 Pfg. Bei 4 maliger,stufuqhmr 28°/, Rabatt. — Bei größeren Jyserate» u. mehrmaliger Aufnahme wird entsprechend höherer Rabat« gewährt. Alle PoftaNstallrt» und Landbrirfträger nehmen Bestell»»«« an. und dieser hat auch bereits Verhandlungen zum Zwecke der Bildung eines neuen Kabinett- ^ge leitet, ohne jedoch bisher formell den Apftrgg her Kabinettsbildung angenommen zu haben. * Wie die Abendblätter aus Nizza messden.^hat General Giletta eingestanden, daß er den Auftrag erhalten habe, Spionage zu treiben. * Nach einer gestern Abend in Wien abgchattmen Protestoersammlung freisinniger Gewerbetreibender gegen die neue Gemetndewahlordnung bedroht« hie Menge einen Wachtmann, der eine Verhastungvop« nehmen wollte. Bet dem Zusammenstoß würden mehrere Personen durch Säbelhiebe verletzt. * Englands Haltung in der TranSvaasfprge hat sich neuerdings verschärft. Wie die „DaUtz Mail* erfährt, erklärte der Ministerrat sich einstimmig zu gunsten der Ausübung eines stetigen Druckes puf die Transvaalregierung und Unterstützung Wirser Politik durch ein« hinlängliche Vergröberung der britischen Truppenmacht in Südafrika. Selhflver- ständlich versäumen gewisse Kreise in England picht, auch Deutschland wieder in engere Verbindung/mit der TranSvaalkrise zu bringen. * Die Lage der Amerikaner auf den Philippinen verschlimmert sich stetig. General OtiS, der seiner Aufgab« durchaus nicht gewachsen ist, dürfte die längste Zeit Oberbefehlshaber auf den Phtltppinep gewesen sein. * AuS Washington. General Otis telegraphierte aus Manila: Amerikanische Truppen unternahmen einen Rekognoszierungsmarsch westlich ünd südlich aus der Linie des Zapote und aus der Straße nach Bacoor. Die Filipinos zogen sich nach Jmise zurück. Gestern fand ein heftiges Gefecht statt, bei welchem die Amerikaner 10 Tote und 40 Verwundete zähtteü. Die Verluste der Filipinos sind sehr schwer. ' * Der Kaiser und die Kaiserin-Witwe von China haben sich vollständig ausgesöhnt. Ohne die Ein willigung des Kaisers wird die Regentin keinen Thronerben ernennen. jetzt täglich kostet Alsirett