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Tageblatt für -Le Stadt A«e md UmgebayK» ist iw' Mittwoch, de« 23. Juni 1899 IN. JahrgM. Nr. 84 Verantwortlicher Nedalteur: Ernst Funk«, Aue iErzgehirgr.j Redaktion u. Expedition: Arre, Marktstrabe. Der geprüfte Maurermeister Herr Brnst Oskar Mann au» Zwicka« heute als 1. Assistent für unser -Stadtbauamt verpflichtet worden. Aue, am 20. Juni 18SS. di« einspaltige Prtitzeilet- ! Inserate die CorpuS-Zeil« A pr» Zeile SV Pfg. Bei 4 m, Ski»/, Rabatt. — Bei gri! u. mehrmaliger Ausnahme « Der Rath der Stadt. Rathsastestor Kaub». Pendler. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge Erscheint titglich Nachmittag«, außer an Sonn- u. Feiertagen. — Preis pro Monat frei in« Hau« »0 Psg-, auswärt« 25 Pfg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" 5 Psg. mehr. — Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch dm Briefträger 1.40 Mark. Okffentlichk MtmoldilttkilfiMg Donnerstag, den 22. Juni 1899 Nachm. 5 Uhr im SladtverordnetensttzuugrfaareSchrvarzeuöerger KiraKeVAr.7D. Attevthal-Zeitung erscheint jetzt täglich, k o st e t PPS Moitert nur LV Pfennige. Dsirtfche* Reietzsters 96. Sitzung vom 19. Juni, 1 Uhr. T.-O.: 3. Lesung des Handelsprovisoriums mit England. — Hierzu liegt ein Antrag Heyl von Herrnsheim (nl.) vor: Die Vollmacht zur Gewäh rung der Meistbegünstigung solle nur gelten gegen über denjenigen Gebietsteilen des britischen Reiches, welche auch ihrerseits Deutschland die Meistbegünstig ung gewähren. — Nach kurzer Empfehlung des Akttages durch den Abg. Herst v. Herrnsheim (nl.) bittet. Staatssekretär Graf Posadowsky das Haus, den Gesetzentwurf unverändert auzunehmen. Eventuell bitte er, lieber die Vorlage nochmals an die Kom mission zurückgehen zu lassen, wo er bereit sei, über die nun von England aus die diesseitigen Vertragsabschlüsse eingegangene Antwort Mittei lung zu machen. Abg. Lieber (Ztr.) wünscht unverändert Annah me der Vorlage und Ablehnung des AntragesHeyl. Denselben Wunsch hat Abg. Broemel (frs. Vg.) Abg. Roesicke-Kaiserslautern (Bd. d. L.) kann nicht verstehen, wie der Staatssekretär erkläre, die Regierung werde keinesfalls Deutschland difseren- zieren lassen, ohne ebenfalls mit Differenzierung zu antworten, andererseits aber den Antrag Heyl ablehne. Er selbst glaube nicht, daß man unter solchen Umständen die gewünschte Vollmacht geben könne. Abg. v. Kardorff (Rp.) tritt für den Antrag Heyl ein. Abg. v. Liebermann (Ant.) empfiehlt Zurück verweisung an die Kommission und Beratung des selbständigen Antrages Kanitz möglichst noch in dieser Woche. Er verweist dabei aus die „wenig beneidenswerte- Rolle, die Deutschland in Samoa gespielt habe und aus die unerhörte Art, wie sich die englische Presse dabei benommen. Staatssekretär Graf Posadowsky giebt nach zu bedenken, daß die Antwort Englands der deutschen Regierung noch nicht zugegangen sei; es stehe einst- weilen nur fest, daß die englischen Gegenvorschläge bereits abgegangen seien. Staatssekretär v. Bülow präzisiert nochmals unsere Politik aus Samoa. Er betont dabei, Deutsch- land werde dort den Rechtsboden njcht verlassen, noch sich von ihm verdrängen lassen. Deutschland werde seine Rechte dort anbedingt behaupten, -eine Aenderung dort werde ohne Zustimmung Deutsch lands. durchgesührt werden können. Da- Haus beschließt Rückverweisung der Vor-, läge an die Kommission. E» folgt die 1. Lesung der Vorlage, betr. .den Schutz des gewerblichen Arbeit-Verhältnisse». Reichskanzler Fürst Hohenlohe führt aus, der hier vorliegende Entwurf bringe durchaus nichts neues, denn schon vor 8 Jahren habe der Minister v. Berlepsch solche Bestimmungen vorgeschlagen. Die abfällige Kritik, welche von den Sozialdemo kraten gegen die Vorlage ausgeübt werde, habe ohne Zweifel ihren Grund, den Grund nämlich, daß die Partei die Vorlage für ihre Interessen nachteilig ansieht. (Rufe links: Durchaus nicht!) Daß dies nicht ganz unbegründet sei, gebe er. Red- ner, zu; er begreife also, daß die Sozialdemokraten die Vorlage bekämpfen. Was aber nicht zu be greifen sei, das sei, daß diejenigen Parteien, deren Bestrebungen nicht auf Kollektivismus abzielen, sich an der Bekämpfung der Vorlage auch beteiligen. (Heiterkeit.) Das Koalitionsrecht solle in keiner Weise beschränkt werden. (Erneute Heiterkeit links.) Den Arbeitern und Arbeitgebern bleib; nach wie vor das Recht, zur Einwirkung auf die Gestaltung der Arbeitsbedingungen sich zusammenzuschließen. Dieses Gesetz sollk iedigttch-di« Beschränkung der persönlichen Willensfreiheit, sowie die Thätigkeit der Hetzer und Agitatoren verhindern. Das späte Einbringen der Vorlage liege daran, daß die Re gierungen nicht eher in der Lage gewesen seien, entgegenstehende Hindernisse zu beseitigen. Ange sichts der vielen tendenziösen Gerüchte hätten die Regierungen nicht zögern dürfen, das Gesetz vor- zutegen. Er hoffe, daß dieses Gesetz zustande kom me, welches nur die Interessen der Arbeiter zu schützen geeignet sei. Staatssekretär Graf Posadowsky betont gleich falls, daß die Regierungen nicht daran dächten, das Koalitionsrecht auszuheben oder zu beschränken. Sie wollten es vielmehr den arbeitswilligen Arbeitern sichern. So, wie die Sozial, demokratie gegen die arbeitswilligen Arbeiter vorgehe, würde diesen die persönliche Freiheit be schränkt. (Lebhafter Widerspruch links, wiederholte Unterbrechungen. Präsident Gras Ballestrem bittet dringend, die Mitglieder des Bundesrates nicht zu unterbrechen). Abg- Bebel. .(Soz.) bemerkt, aus den Reden der beiden Herren vom Bundesratstische sei nichts an deres zu entnehmen, als daß das vorliegende Gesetz ein Gesetz gegen die Sozialdemokratie sei. Aber die Regierungen würden ihren Zweck nicht erreichen. Werde die Vorlage Gesetz, dann werde die Sozial, demokratie nur noch mehr wachsen. Eine solche Entrüstung und Empöruug, wie über diese Vorlage, sei noch niemals unter den Massen gesunden worden. Hierauf vertagr sich das Haus auf morgen 1 Uhr. T.-O.: Fortsetzung der Beratung. Schluß 6»/< Uhr. APS srUsP Lvett. * Der Reichskanzler über die Abrüstung. Im gegenwärtigen Augenblicke, wo alle Welt mit ge spannter Aufmerksamkeit das Ergebnis der im Haag tagenden Konferenz verfolgt, dürfte es nicht unin teressant sein, eine Aeußerung des gegenwärtigen Reichskanzlers über die europäische Rüstungsmisere zu vernehmen: „Die Anspannung der Wehrkräfte, wie sie zurzeit in Europa getrieben wird und wie ffte auch in der nächsten Zett nicht aufgegeben wer den kann, diese, ich möchte sygen, epidemische Zu- .nphjne aller Rüstungen in Europa ist für die Dauer nfcht dgvch-uftthpen. Der finanzielle Ruin der Staaten, die Verarmung der Bevölkerung würde kie unaMMliche Folge sein. M ist undenkbar, ;daß nicht endlich, ein Umschlag -umWofferen «folge, daß nicht di« Erkenntnis der Notwendigkeit de» Friedens zum Durchbruch komme. Lasten Sie Mich mit dem Ausdruck der Hoffnung schließen^ Vatz^ in nicht zu ferner Zeit die bessere Einsicht den Steg davontragen werde, daß es gelinge^ die Mtttel pt finden, uns von diesem trostlosen Zustande-pl^be freien." Leider sind diese Worte nicht honte oder gestern gesprochen worden; eS war im Jahr« 1<SS, als der gegenwärtige Reichskanzler bayerischer-Bit. nisterpräsident war und im bayerischen Abgeordneten- Hause diese Aeußerungen that. * Professor Zorn, der dritte deutsche B-srtreter aus der Friedenskonferenz, war am Freitag in Ktor- lin eingetroffen, um über seine bisherigeÄhättgkeit im Haag Bericht zu erstatten und sich neue-Wei- sungen zu holen. Er ist am Sonntag Abend -nach dem Haag zurückgereist. Wie verlautet- tstDentsch- land geneigt, in der Schiedsgerichtssrage Konzessi onen zu machen. * Berlin, 90. Juni. Die FriedenSkonferenz-wird sich vielleicht heute schon mit den neuen Vorschlä gen zu beschäftigen haben, welche der deutsche -De legierte Prof. Zorn nach dem Haag übokbrPgt; es ist wahrscheinlich, daß der vermittelnde -Stand- punkt auf der Konferenz nunmehr allg-mein gebil- ligt wird, nachdem den Kleinstaaten, für welche der englische Antrag berechnet war, bedeutet Mor den ist, daß die Großmächte einer MajorifirUNg von ihrer Seite sich nicht fügen würden. * Das Reichsgericht verwarf die Revision der Photographen Wilke und Priester in Hamburg,so wie des Försters Spörcke, die am 18. Miirzd.J. von dem Landgericht in Altona wegen Hausfrle- denSbruches, begangen durch unbefugtes Eikddirigen in das Sterbezimmer des Fürsten Bismarck, jit-6 bezw. 3 und ü Monaten Gefängnis verurteilt Mor den waren. * Eine Uebersicht über den Stand des Maurer- streik- in Berlin giebt die am Sonntag vorgenom- mene Baukontrolle durch die Streik(ommissiM. Im AusstandSgebiet belegen sind 849 Bauten. AuSge- sperrt wurden, in, der vorigen Woche auf MchchSau- tsn H483 -Mqnn. Uls der Streik »rMt.SchHe, legtzn außerdem noch 3062 Mann auf SKI MMn die MbHt.Mwillig nieder. Zu -den alten,.»Mu tungen (66—60 Pf. Stundentohn bei,9 stündiger Arbeitszeit) sind zurzeit noch beschäftigt etwa-ILOO Maurer. 1139 Maurer aus 164 Bauten chkVeitzkN zu dem geforderten Stundenlphn van ,65 M/Me- ben den Maurern feiern noch üher 10PO , Hilfsar beiter. Die Gefahr, daß die anderen Bäufiexufe mit in den Ausstand hineingezogen rpHwepy^sst nahe gerückt. * Drei Batterien des englischen Royal Regiment of Artillery mit 16 Offizieren und 607Mctnn oer- lassen am 15. August Aldershot und begehen sich nach Ladysmith (Natal). - Drei englische BM- rien mehr in der Kapkolonie Machen nqchljkeM« Krieg. * Eine aus der hiesigen türkischen Botschaft in Wien vom 20. Juni stammende Darstellung Mer den serbisch-türktschen Grenzzwischenfall stellt fest, daß der Angriff von serbischer Sette erfolgse. ZW türkische Soldaten und ein Ausgewanderter.mÜHs» von Serben , aus dem Hinterhalte erschossen. gegen veröffentlicht die „Pol. Korr.« eine stPtsch« Darstellung, wonach an den Kämpfen mrhr«r^Hun- dert reguläre türkische Soldaten und etwa 'ÄM mit den neuesten Mausergewehren bewaffnete Mr- nauten teil nahmen. * Die Meldung von der Ermordung W WW»- narS Philipps in China und seiner Begleit« Le stätigt sich nicht. DteMtfftonar» soL«n4ichM«tSch in Sicherheit vestntzen.