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Tageblatt für -ie Stadt Aue und UmgebuM« Arsch,int ' täglich Nachmittags, außer an Sonn- u. Feiertagen. — Preis pro Monat frei ins hau« SO Pfg-, auSwSrtS 25 Psg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" 5 Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Rr.92 Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Verantwortlicher Redakteur: «ruft Ap«»e,'Aue j Erzgebirge.) u. Expedition: Pur, Marktstraße. Sonnabend, -en 1. Juli 1899. Sv»/« Rabatt. - Bei größeren yn^iann u. mehrmaliger Aufnahme wird entsprechend Oberer Rabatt gewährt. Alle KoMstalty. und Landbriefttäger nehmen BesWupgenan- IS. MchMNg. Leseholzzeiche« Ave. Wir fordern alle diejenigen hiesigen Armen, welche in diesem Jahre Lese- holzzejchen zu erlangen wünschen, auf, sich bis zum s. Jirtt -S. IS. in unserer Rathsregistratur, Schwarzsnbergerstraße 10, 1 Tr. zu melden. Der Rath der Stadt. Rathsassessor Taube. Kühn. Stt»-tp«rrk Aue. Wegen des am 2-, A. ««d 4. Juli dieses Jahre- im hiesigen Schützenhause abznbafienden Vogelschießens wird der an das Schützenhaus an grenzende Theil des hiesigen Stadtparkes an diese« Lage« Rachmittag '/,8 Uhr für den Verkehr gesperrt. Die Weisungen der ausgestelsten Wachmannschaften und die au-gestellten Warnungszeichen sind strengsten» zu beachten. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnungen werden Mit Geld vir zu 20 Mk. oder mit entsprechender Hast bestraft. Aue, am 27. Juni 1899. Der Rath der Stadt. Rathsaflessor Taube. Hetm. Wir geben hierdurch bekannt, daß wir an Stelle de» Herrn R-Htttrt Herrn Emil Keil als Schlosser für das Gas- und Wasserwerk angestellt und heute verpflichtet > haben: Aue, den 27. Juni 1899. Der Rath der Stadt. I. B.: Rathsaflessor Taube. Kühn Auevthut« Leitung erscheint jetzt täglich, kostet pPs rnsttttt nur SV Pfennige. 2lrrs «rllerr wett. * Die Ausstandsbewegung im Berliner Bau gewerbe scheint vorerst nicht zur Ruhe kommen zu sollen. Die größte Besorgnis in Bauarbeiterkrei sen erregt die Haltung der Steinträger. Aus ei nigen Berliner Bauten haben diese schon die Ar beit niedergelegt und bei Einstellung neuer Arbeits- kräste ist es wiederholt zu Reibungen gekommen. Der von der Streikkommisfion der Steinträger ausgearbeitete Tarif wird von den Arbeitgebern allgemein als unannehmbar «rklärt, da er eine Lohnerhöhung von 20 bis 30 Proz. verlangt. — Auch die Bautischler wollen die günstige Baukon junktur zu einer allgemeinen Lohnbewegung aus- nützen. * Streiks von Bauarbeitern werden neuerdings aus Halle a. S., Elberfeld-Barmen und Zeitz ge meldet. An ersterem Orte verlangen die Maurer lOstündige Arbeitszeit und 0,65 Mk. Stnndenlohn. * Ueber die Unruhen im ostastatischen Pachtge biet erhält der „Berliner Lokalanzeiger" folgende, angeblich authentische Mitteilungen: Vor einigen Tagen wurde den Gouvernement Kiautschaumitgeteilt daß in Kaumi, einem an der zukünftigen Bahn Kiautfchau-(Stadt)-Weihe gelegenen Flecken, den mit den Vorarbeiten zum Bahnbau beauftragten Deut schen mit Gewaltthätigkeiten und groben Ausschrei tungen begegnet wurde. Der Ort Kaumi liegt in nerhalb der Zone, durch die deutsche Truppen da» Durchzugsrecht haben und in der vertrags mäßig ohne deutsche Zustimmung chinesischerseits keine besonderen Maßnahmen getroffen werden dür fen. Eine sofort nach Kaumi entsandte deutsche Kompanie fand ein südlich von Kaumi belegenes Dors Titung mit Wällen umgeben und durch Ge schütze und etwa 300 bewaffnete Chinesen verteidigt, von denen die deursche Truppe Feuer erhielt. Das Dors wurde gestürmt, neun Chinesen blieben da bei tot. Da auch andere in der Nähe gelegene Dörfer sich in ähnlichem Verteidigungszustand be- sanden, sandte der Gouverneur von Kiautschau Verstärkungen ab. — Neueren Nachrichten zufolge haben die Chinesen den Widerstand aufgegeben. Kaumi ist besetzt. * Beunruhigende Nachrichten werden auch über den Gesundheitszustand in der deutschen Kolonie verbreitet, Unter der chinesischen Bevölkerung herrscht eine Typhus-Epidemie (Rückfallfieber), auch sind mehrere Fälle von Fleckentyphus sestgestellt worden. Die deursche Besatzung ist von der Krankheit zwar bisher noch verschont geblreben, doch ist bie Ge fahr der Uebertragung bei den mißlichen Wohnungs und Klimatischen Verhältnissen nicht gering. Es sind deshalb auch bereits Vorsichtsmaßregeln ge troffen worden. 8 Präsident Loubet erklärte einem Deputierten, der aus die Gerüchte über die Möglichkeit des Rück tritts des Präsidenten anspielte: „Wenn man mir solche Absichten zumutet, kennt man mich schlecht." * Madame Godard, bei der Madame DreyfuS wohnen wird, wird von den antirevisionistischen Blättern in Rennes fortwährend beschimpft. Eines dieser Blätter ging so weit, zu erzählen, Madame Godard habe einen Liebhaber gehabt, den sie in einem Grabe mit ihren Gatten habe beerdigen lassen. * Paris, 29. Juni. Das Kriegsgericht in Ren nes wird zusammengesetzt sein aus dem Genieoberst Jouaust (Vorsitzender), den Artilleriekommandanten Perougniart, Breon, Profilet, Merle und den Haupt leuten Parfait und Bauvais. * Der Käpitän des Dampfers „Gonsalonie" teilte dem Berichterstatter des „Malin" mit, er habe den Kreuzer „Sfax" am 19. Juni in der Nähe des Kap Verde getroffen. Der „Sfax" sei so langsam gefahren (3 oder 4 Knoten in der Stun de), daß er Anfangs glaubte, das Schiff habe Ha- varie erlitten. Der Seemann erzählt weiter: Er habe unterwegs den „Sfax" überholt und DreyfuS an Bord gesehen. Dreysus befand sich auf dem Vorderdeck. Er trug eine dunke Bluse ohne Ate- tallknöpse und Tressen und eine Mütze auf dem Kopf. Er schien leidend. Einige Schritte davon wachten zwei Matrosen. Der wachthabende Offizier schien nicht auf DreyfuS acht zugeben, Kapitän Cof- finieres auch nicht. „Aber sagen Sie", sagte der Seemann, zu dem Journalisten, „ist Dreysus ein Greis?" Der Journalist erwiderte erstaunt: „Ein Greis? Keineswegs. Er ist höchstens vierzig Jahre alt." Der Seemann sagte nur: „Der arme Teu fel! Er schien gründlich krank zu sein. Er hielt sich mit beiden Händen an der Schtffsumwandung fest und war gebrochen, gebeugt und ganz grau. Er hat die Haltung eines Mannes von sechzig Jahren, Euer Dreysus!" * In Brest und RenneS heißt es täglich, Drey- fus sei angekommen oder der „Sfax" in Sicht. Jedesmal ist es aber nur blinder Lärm. * Washington, 28. Juni. Aus eine Weisung Mac Kinleys hin wird das Herr der Vereinigten Staaten auf 100 000 Mann vermehrt. Davon werden 6ö 000 Mann nach den Philippinen ge- schickt. * Chamberlains Kriegsdrohung gegen Trans vaal wird in England vielfach als die Vorläuferin eines scharfen Ultimatums an Transvaal angesehen, das sicher folgen werde, falls Krüger nicht binnen einer Frist die britischen Vorschläge annehme. * London, -9. Juni. Dir acht« Kompanie de» Geniskorps, welche besonders sür den Eisenbahn bau ausgebildet ist, hat Befehl erhalten, nach der Kapkolonie abzugehen. Mit demselben Dampfer, aus welchem die Kompanie sich einfchifft, gehen große Mengen von Eisenbahnmaterial mit ab. * Die Nachrichten über eine schwere Niederlage des Khalifen erweisen sich als einfache Eingebore- nen-Märchen. * Die Verurteilung des Generals Giletta in Frankreich wegen Spionage hat in Italien böses Blut gemacht; sie wird fortgesetzt mit Worten Hel ler Entrüstung gsbrandmarkt. * Die Volksbewegung in Spanien gegen die neuen, von der Regierung dem gänzlich auSge- saugten Lande auserlegten Steuerlasten nimmt im mer mehr den Charakter des Aufruhrs an. * Madrid, 29. Juni. In Saragossa herrschte gestern vollkommene Ruhe. * Die liberal-sozialistische Bewegung iuBelgien gegen das neue, von der klerikalen Regierung der Kammer vovgelegte Wahlgesetz nimmt einen dro henden Charakter an. * Brüssel, den 29. Juni. Gestern Abend sanden mehrere Protest-Versammlungen gegen das neue Wahlgesetz statt, das die Redner als ein „.Attentat aus die Konstitution der Menschenrechts" bezeich neten. Im Falle der Annahme des Gesetzes wurde eine allgemeine Bewegung gegen dasselbe angekün digt. Nach Schluß der Versammlungen zogen meh rere Tausend der Teilnehmer durch die Hauptstraßen der Stadt. Bei dem Ministerhotel wurden sie von der Polizei zurückgedrängt. Die Garnison und die Bürgergarde wurden bereit gehalten. * Brüssel, 29. Juni. Der Stadtteil, in dem sich die Repräsentantenkammer, die Ministerien und das Kgl. Schloß befinden, war von einer Kette von Polizei und einer Abteilung der Bürgergarde bewacht. Die Truppe drängte sich vor diesem Stadtteil zusammen; die Polizei hatte große Mühe, die Menge im Zaume zu halten und forderte sie schließlich auf, auseinan- derzugehen. Bald darauf trafen berittene Gendar- men ein und gingen unter Schmährufen, Gejohle und Pfeifen der Menge gegen diese vor. Die be deutendsten Ruhestörungen kamen in der Rue Treuven vor. Die Gendarmen wurden dort mit Steinwltrfen empfangen und fortwährend mit auSgeriffenen Pflastersteinen beworfen. Sie gaben,schließlich Feuer, ohne daß die Menge zum Weichen gebracht wurde. Schließlich gingen die Gendarmen zu Fuß mit auf gepflanztem Gewehr im Laufschritt vor und drängten die Manifestanten aus den Gudulaplatz zurück. Zwei Gendarmen sollen verwundet und viele Schei ben und Laternen zertrümmert worden sein. In der Rue Arenberg, wo mehrere Schaufenster -er- schlagen wurden, ging dir Polizei mit blanker Waffe vor. Hierbei sollen zahlreiche Verwundungen vor gekommen sein. e * it» i s-h t « S. 8 Swinemünde, 26. Juni. Die Eisenbahn strecke Wolltn-Misdroy ist fertig gestellt. Sie wird am 1. Halt dem Verkehr übergeb,n.