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Tageblatt für -ie Sta-t Aue und Umge^rmg. Erscheint »«glich Nachmittags, außer an'Eonn- u.'ß Feiertagen. — Preis pro Monat frei ins Hau» 20 Pfg., auswärt» 25 Pfg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" k Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Marl. Nr. 200 Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Aunke, Aue f Erzgebirge.; Redaktion u. Expedition: H»u«, Marktstraße. Dienstag, den 7. November 1899. d(e einspaltlge.Letijzeilß1V Pfg., amtlich, KiMati die CorpüS^Zeile tS Pfg., Reklamen pro Alle 20 Pfg. Bei 4 maliger Aufnahme ,KV» »abatt^-j- Bei gfsbßven, Inseraten IS. Jahrgang. der Baron seinem Sohne, der bereits im Sattel saß; dann reichte er Kurt die Hand. „Sie thaten recht," sagt§ er in einem freundlichen Tone, der einer gewissen Herzlichkeit nicht entbehrte, „aber lassen Sie nun auch den Groll in Ihrem Innern schweigen, der kleine Zwist muß vtrgessen werden." „Bon Herzen gern, Herr Baron!" antwortete Kurt, dem Reiter einen forschenden Blick nachsendend: „aber wird auch Herr Baron Waldemar ihn vergessen? Er war schon als Knabe mir nicht freundlich gesinnt." „Fürchten Sie nichts," unterbrach der alte Herr ihn gütig, „so lange ich lebe, bin ich hier allein der Gebieter, und ich gedenke noch lange zu leben; bei meinem Tode können Sie schon graues Haar haben. Sollte aber noch einmal ein Streit entstehen, dann kommen Sie zu mir ich werde ihn schlichten. Wollen Sie mir das versprechen?" „Wenn ich mit der Waffe angegriffen werde, wie eS vorhin schon geschehen sollte, so weiß ich nicht, was ge schieht," erwiderte Kurt, die Brauen zusammenziehend, „schlagen lasse ich mich nicht..." „Reich nein!" rief der Baron. „Das soll und wird nicht, geschehen, so sehr darf Waldemar sich nicht vergessen." „Nun, ich suche den Streit nicht, und so weit es mit meiner Ehre sich verträgt, werde ich ihm aus dem Wege gehen," fuhr?Kurt fort, „das will ich Ihnen versprechen." Der Bärön schien befriedigt, er nickte den beiden freund lich zu, dann schlug erden Weg zum Herrenhause ein, das durch den Park Mit deck Walde in Betbindung stand. „Willst Du nun zur Kirche gehen ?" scägte Kürt, dessen Männlich schöne» Antlitz einen ernsten, gedankenvollen AuS- drück angestommen hatte. „Nein,""'chMortete Röschen, „es ist zu spät gewor den, und ich bin jetzt aüch nicht mehr in der rechten Stimm ung" . , „Vielleicht würden die milden Worte unsere» guten Pfarrer» Dein erregte» Gemüt wieder beruhigen," „Ich glaube das nicht," sagte Röschen, mit einem treu herzigen Blick zu ihm äuffchauend; „ich bin Deinetwegen Am Iieke. Roman von B. Feldern. S „Das erwarte auch ich!" fügte Kurt hinzu, und sein »ornglühender Blick ruhte dabei durchdringend auf dem blassen Antlitz Waldemars. „Nur der Umstand, daß Sie der Sohn meines Gebieters sind..." Er brach ab, eine hohe Gestalt trat auf einem Seiten wege hinter den mächtigen Baumstämmen hervor, Walde- M»r» Vater, der Baron Theo von Dornberg. Auch seine Gstcht umschattete ein langer, hellblonder Boll bart, streng und hart war der Blick, mit dem er die Gruppe betrachtete. „Was geht hiervor?" fragte er scharf. „Ein Scherz, den dieser unverschämte Bursche aufge- - bauscht!" erwiderte Waldemar mit einem trotzigen Auf werfender Oberlippe. „Ich plauderte mit dem Mädchen, da» mag ihn eifersüchtig gemacht haben, wie einkolleriger -- Hahn warf er sich zwischen uns." „Ich werde jedes wehrlose Mädchen beschützen, besten Hilferufe ich vernehme!" sagte Kurt, den alten Herrn fest anblickend: „in diesem Punkte erkenne ich keinen Stan- . deSunterschied an, der mir leider in diesem Augenblick ver bietet, dem Herrn Lieutenant die Antwort zu geben, die p « durch sein brutales Benehmen verdient hat." Die Hand Waldemars flog an den Säbel, rasch trat der Baron zwischen die beiden. „Nicht weiter!" rief er befehlend. „Besinne Dich, Wal- stemar l Ich glaube, Du handelst richtiger, wenn Du um Entschuldigung bitten wolltest. Verlangen Sie eine Unter suchung de» »ebenfalls ärgerlichen Borfalle», Röschen?" „Nein, Herr Baron," antwprtete da» Mädchen begü tigend. „Herr Baron Waldemar mag e» l« so schlimm nicht gemeint haben, ich will ihm gerne verzeihen, nur umß ich ihn recht ernstlich bitten, mich fürderhin meinen weg ruhig gehen zu lassen; seine Liebenswürdigkeiten wür- den mich für den Verlust meine» guten Rufe» nicht ent- ^*,^eite nach Hause, ich komme sogleich nach!" befahl -e* H-stttifetzeir wett. Deutschland. * Berlin, 4. November. Zu der Begegnung der beiden Kaiser in Pc tsdam wird auch der Reichskanzler hier zurückerwartet. Gras Murawiew nimmt gleich falls an der ganzen Entrevue Teil. * Bei der hohen Politik geht es überaus lebhaft zu, und wendet sich der Blick in erster Linie dem Deutschen Kaiser zu. Kaum glaubt man die Erörte rung über die Reise des Kaisers nach England abge- than, so schiebt sie sich in Verbindung mit dem nahe bevorstehenden Besuch des Zaren am Deutschen Kaiser- Hose wieder in den Vordergrund. * Im Bundesrat teilte am Donnerstag der Staats sekretär des Reichsmarineomts v. Tirpitz mit, daß die neue Marinevorlage ausgearbeitet werde und dem Bundesrate demnächst zugehen solle. * Berlin, 4. November. Die „Nat.-Ztg." schreibt: Der Kaiser geht um den 20. November nach England, vermutlich aus vierzehn Tage. Ausland. * Wien. 4. November. Nach der ..Nordd. Allg. Ztg." besteht trotz des Dementis der „Post" die Ab- sicht, die Postwertzeichen für das ganze Reich zu ver einheitlichen. * Antwerpen, 3. November. Die Siege der Buren haben in Antwerpen die hochgradigste Begeisterung hervorgerufen. Der tiefe Groll gegen das Vorgehen Englands kommt überall zum lauten Durchbruche. * Paris. 3. November. Der Pariser Gemeindernt nahm eine Resolutiou an, in der er bedauert, daß die europäischen Mächte dem südafrikanischen Konflikte nicht vorgebeugt haben. * Paris, 3. Nov. Prinz Albrecht von Preußen und Prinz Friedrich Heinrich sind mit Gefolge hier eingetroffen. — Prinz Albrecht und Prinz Friedrich Heinrich von Preußen setzten ihre Reise nach Madrid fort. * London, 4. Nov. Die Verbindung nach Lady smith ist noch immer unterbrochen. altehrwürdige Dom zu OSnabrüL, esn Bauwerk, da» züm Teil noch von Karl Üem GroM erhgpt worden ist. Der Hauptturm hatte, als Dachdecker einige Ar beiten ausführten, Feuer gefangen, das den ganzen Bau bedrohte und nur mit großer Mühe gelöscht wer den konnte. * In London ist man nach wie vor der Ansicht,! ß In größter G esa Hst schwebte hm Donnerstag der daß die Regierung inhaltreichere und bedeUtungSüollere --"2 Meldungen, die ihr in den letzten Tagen zügingen, zürückhalte, um die Stimmung der! Bevölkerung nicht noch 'mehr abMühlen^ Aber auch die Burrn haben den Sieg mit sehr schweren Opfern erkauft. Ihre Verluste bei Rietfontein werden in einer Drahtmel ¬ dung, die aus eigene Angabe der Buren beruht, auf 73 Tote und 20y Bestwundete angegeben, auch wurden einige hundert Pferde getötet. Einen besonders schmerz lichen Verlust haben die Buren durch den Tod des Generals Koch Erlitten, der bei Elandslaagte schwer verwundet in Gefangenschaft geraten war. Er ist am 30. Oktober im Lazarett zu Ladysmith gestorben. * London, 3. November. Das Newyorker Blatt „Evening World" meldet, die Buren hätten den Ver such gemacht, das Flaggschiff des britisch-amerikanischen Geschwaders „CreScent" durch einen nächtldaerweile gelegten Torpedo in die Lust zu sprengen. * Kapstadt, 3. November. General Lucas Meyer besetzte mit Freistaatburen die gesamte Bahnlinie bis vor Pietermaritzburg. Alle verfügbaren englischen Verstärkungen sind von der Küste abgegangen, um Maritzburg zu schützen. Die Gährung in den Afrika«- derkreisen wächst drohend. D < * it» r f eh t e s Deutschland. 8 Frankfurt a. M., 3. November. Die hiesigen Bauunternehrner kündigten sämtlichen organisierten Maurern, etwa 2000 an der Zahl, zu Sonnabend die Arbeit. 8 Aus der Versammlung des Evangelischen Bundes in Nürnberg sollen einige Redner «ine mehr als kräf tige Sprache- geführt haben. Süddeutsche Blätter be- richten u. a., ein rheinischer Pfarrer habe gewisse Fürsten ausgeblasene Eier genannt, und ein anderer Geistlicher habe einen Ausspruch Luthers wiederholt, wonach der Papst das Haupt aller Diebe sei. Die Zen- truMSpreste geriet darüber in große Erregung, und stürmisch forderte sie, daß gegen die Verächter von Staat und Kirche vörgrgangen werde. Es scheint, uls ob die Justiz diesem Verlangen Nachkommen wolle, denn au» Nürnberg wird gemeldet! Gegen Mitglieder des Evangelischen Bundes wurde von der hiesigen Staatsanwaltschaft wegen Vergehens gegen die Reli gion das Strafverfahren stngeleitet. 8 Bei einem LaNdmann in Borbürg (Holstein) zer nagten Ratten einest hölzernen Kasten und schleppten eist darin befindliches Packet mit 12 Hundertmarkscheinen fort. 8 „Blaue" wurdest unter dem Fußboden wieder ausgesunden^di« Lbrigttr vier Banknoten find spurlos verschwunden. § Bad Mtinerz (Schlesien). 3 Nov. AlS die meisten Bewohner des Ortes auf den Friedhöfen bet der Illu mination der Gräber verweilten, brannte ein Theil deS linken Flügels der GieShübler Straße ab. Vier Häuser sind vollständig ntedergebrannt. Infolge des 8 Berlin, 4. November. Die Schauspielerin Hed wig Kempinsky aus Torgau stürzte sich aus dem Hof- fenster eines Hauses in der Kochstraße herab, weil sie kein Engagement finden konnte; sie war sofort tot. 8 Hamburg, 4. November. In einer Kellerwirt schaft Altonas wurde eine Mordthat verübt. Ein dur.t andauernde, aber harmlos gemeinte Neckereien in Wut versetzter ostpreußis^er Arbeiter Köhn stieß dem Heizer Duistorff ein Dolchmesser ins Herz. Der Tod trat in nerhalb weniger Minuten ein. schnellen Fortschreitens des Feuers, konnte nichts ge rettet werde». Eine 84jährige Gsteisin kam in den Flammen um. 8 Appetitliche J- ilch. Vom Landgerichte Ltendal ist am 31. Juli dtst Laüdwkrt Wilhelm Witte in Everning wegen versuchtest Betrugs' und Verkaufs verdorbener Nahrungsmittel zu SO M. Geldstrafe verurteilt morden. Er ist Mitglied der'Molkesttigenoffenschaft Everning ustd ist verpflichtet,' sämmtliche' Vollmilch, soweit sie nicht in seiner Wirtschaft verbraucht wird, an die in großer Besorgnis. Ich sah den.Blick,^esiBaron Walde- mar Dir zuwats; glühender, unversöhnlicher Haß lag in ihm, die heutigst Sceste wird er nH. vergessen." „Und wert trägt die Schuld dieses Scene, die ibn so tief vor ust» und seinem Bätest dtMntsgte?" erwiderte Kurt achselzuckend. „Er allein! Du hattest Dich "darüber beklagt, daß er ist letztest Zeit jeden Sbstntag auf deni'Kirchweg Dir begegnet und Mit fadest G'chMi'cheleiim Dich belästige. Dein Wollteich ein Estde Mächen, deshalb folgse ich Dir. Eine dunkle Ahnung sagte mit, daß den Worten die That folgen könne: die Rücksichtslosigkeit' Waldemars 'lernte ich ja schon M früheren Jähren kennen." „Dann wäre e» besser gewesen, Dü^ hättest, mich be gleitet, statt mir zu folgen." , „Was heute verhütet worden wäre, hätte wahrschein lich am nächsten Sonntag sich ereignet, und ichdkann nicht immer Dich begleiten.," .... „Nun ruht sein Haß auf Dir ...." . < - „Ihn fürchte ich nicht, so lange Bqisosi Hheo lebt, der seinen Schutz mir zugesichert hat, M MaSspHer gesche- hen könnte, darüber will ich mir den Kopf noch nicht zer brechen." „Wir habe» im Herstenhause immer -AeiM gehabt; denke nur an Graf Burgau, den SchwägMBarön Theo», und an den Austritt, den Dein Vater mit diesen Herrn hatte." . „Der Vater war in seinem Recht," wärs Rösche» ein. „War. ick e» vorhin nichf ä»ch,?„ Hfft Varo» Theo die» nicht ausdrücklichanerkynnt?, Do»,dieser Seit« besorge ich nicht»,'" fuhr Kürt mit einem ttefei^Akmznge fort, wäh rend fr, djx Büchse über die liute. Schulter hing und mit einem leuchtenden" Blick am bä» Mädchen schaute, „aber Wfürcht, daß der Mge Herr foMchrev wirb Dich zu verfolgen. ser es auch nUr,„ üist Rache für die Demütigung zu nehmen. "'Glaube nicht, daß er nust' eittgesMchtert ist, ich kenne feisten Ehätakter bcssest, ''est ist zu tief beleidigt, al» Väßtstvttüebest und'Mstesfeä könnt«." , '