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Auerlhal -Mung ua6 Tageblatt für die Stadt Aue und Umgebung rur kut Billigste Tageszeitung im Erzgebirge Donnerstag, den 9. November 1899 Nr. 202 soll pro S«l des ES da- demokraten behaupteten ihre 6 Mandate und gewannen eins, sowie von den neugebtldeten 6 Bezirken 5. * Der Berliner Berichterstatter der Londoner »Daily Mail", der sich stets als gut unterrichtet erwie'en hat, wußte vor wenigen Tagen zu melden, daß Fürst Herbert Bismarck an der Spitze der gegen die Reise des Kaisers nach England gerichteten Bewegung stehe. Ein kürzlich erschienener, England feindlicher Artikel in den , Hamburger Nachrichten" sei direkt von Herbert Bismarck inspiriert, der äußerst russensreundlich austrete. Verantwartllcher Redakteur: «ruft Funke, Aue (Erzgebirge s Redaktion u. Expedition: An«, Marktstraße. Ausland. * Die Zioilliste des Kaisers von Oesterr.tch von 9300000 auf 12 Mill. st. erhöht werden. * Zu den Hetratsplänen von Mitgliedern österreichischen Kaiserhauses wird noch gemeldet: wird versichert, das Erzherzog Franz Ferdinand raus besteht, die Gräfin Sophie Chotek zu yeiraten, ohne aus die Thronfolge zu verzichten. Die Ver- mählung soll in den nächsten Tagen stattftnden. — Der Kaiser von Oesterreich schrieb an den Papst ei« nen Brief, in welchem er ihn bat, den päpstlichen Nuntius in Brüssel zu veranlassen, die Heirat der Kronprinzessin Stephanie zu verhindern. * Der Pariser „Eclair" will aus guter Quelle erfahren haben, daß T^an^vaal Kaperbriese gegen Air* -er 4-slitifehen -Pelt. Deutschland. * Wegen Erkrankung der Kaiserin fiel die angesagte Piesdorfer Kaiserjagd aus. * Regierungsreferendar v. Kayser ist auf Grund de» Disziplinargesetzes vom Finanzminister aus dem Dienst entlassen worden. * Im Berliner Auswärtigen Amt hat man sich wieder einmal veranlaßt gesehen, die gegenwärtige Richtung der äußeren Politik de» Reiches zu recht fertigen, und zwar diesmal in der Samoa-Angelegen heit und erklärt, daß man jetzt so wenig, wie früher, gewillt sei, die deutsche Stellung in Samoa auszu geben. * Den Postcheckdienst werden gleichzeitig mit Preußen auch Bayern und Wüttemberg einführen. * In der letzten Sitzung des preußischen Staats ministeriums legte Staatssekretär v. Tirpttz in länge rem Vortrage die Grundzüge der Marinevorlage dar, die demnächst dem Bundesrat zugehen soll. * Berlin, 7. November. Bei den gestrigen Stadt verordnetenwahlen der 3. Abteilung behaupteten die Liberalen von 9 Mandaten 6, verloren 1 Mandat und kamen in 2 Bezirken in Stichwahl. Die Sozial- L«rsch,t«t täglich Nachmittags, außer ansSoun- u. ü Feiertagen. — Preis pro Monat stet ins Hau» 20 Pfg-, auSwärt« 25 Pfg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" k Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Orffkutlichr ÄMmoMktkllßtzW sli Ank, Donnerstag, den 9. November 1899, Nachm 5 Uhr im Ktadtveroidnetensttzungssaate Schmarzerröergerstraße 10. Tagesordnung: 1. Richtigsprechung der Armenkassenrechnung vom Jahre 1898. 2. Verbreiterung der Sandbrücke durch Fußweganlegung. 3. Wahl des Schulbauplatzes. 4. Wahl des Stadtverordueten-Vorsitzenden. Hierauf geheime Sitzung. Bekanntmachung. Denjenigen Steuerpflichtigen, welchen zum Behufs der bevorstehenden Ab' mit Büchern, Briefen und Zeitungen beladene Schreibtisch, in einer-Ecke «in klein«, feuerfest« Getdjchränk,>vvr deut breiten, bequemen Sofa der Rnnchtisch, von kwchlehnigai Sesseln umringt. In einem dieser Sessel ließ Bnrotr Theo sich nieder er § zündete eine Cigarre an und^epsaick in Nach denken. Auch in seinem Herzen hatte einmal die Wunder- blume Liebe geblüht, auch er hatte sich berauscht an ihrem süßen Duft und von einein Glücke geträumt, da» ihm den Himmel auf Erden schaffen sollte. Auch em glaUbts-dgumlS den Vorurteilen trotzen zu dürfen, über die sei» Syhu hiute so leicht hinwegging, aber er stieß bei seinit« Eltern auf einen Widerstand, den er weder mit Bitten «och mit Beriilttlstgrüiiden besiegen konnte. Ihn» war «ine andere Gefährtin bestimmt, eine Gräfin Burgau, der Bater stellt» ihm die Wahl zwischen Enterbung und dieser Heirat. BaröN Äheü wär jung und lebenslustig, er köstnte dem Wohlleben nicht entsagen, da» tzr Myer geführt hätte, der Bruch nttt dem-Baler hätte shn gezwungen, Uüf-alle Annehmlichkeiten zu verzichten, E Sorgest und Entbehr- ungen zu kämpfen, die ihm und auch der Grliebtest'dSU Dasein verbittern wußten. Sri «horcht«; er führte dse un schöne Braut als seine Gattin heim, da« Bild der andere» blieb in seinem Herzen. Nein, diese» furchtbar schlverd Opfer sollte Waldemar nicht bringen, den Hohn wollte Baron Theo glücklich sehen, er selbst wär e» nach tistem Tage der Entsagung nrcht mehr gewesen. Sinnend vltffts er den Räuchwülkche« seiner Tigarre nach; alte, halbber- geffene Bilder stiegen au» ihnen auf, Bilder, die ihn da ran mahnten, wa» er hingeaeben hatte, um hie, tyranni schen Forderungen seiner adelsstolzen Familie zu erfüllest. »Herr Pastor Wendland,' meldet, der alwKanvuer- diener, der geräuschlos eingetreten war. Der Baron führ auS selnein Brüte« eÄM,seist« HtPd erheiterten sich. Der Diester zog sich mit ein« Berbeugunozurück. glikch dvtmrs trat rin «i.-r. dessen edles, ehrwürdige» Anttch et« »«»- o« stidermißem Haar uinxüd, wegt sich in jedem Salon mit einer Sicherheit, auf die eine Dame au» der höchsten Aristokratie stolz sein könnte." „Theater-Allüren," sagte Tante Aurelie achselzuckend. „Ich glaube, Deist Papa hat die Dame schon früher ge kannt ..." „Lasten wir dask" fiel Baron Theo ihr etwa» schroff in die Rede, „es ruht kein Flecken auf dem Namen Erna Bondelli, und die Stellung, die sie heute in der Gesellschaft einnimmt, läßt die Vergangenheit vergessen. Wenn Wal demar die junge Dame liebt, wenn er glaubt, an ihrer Geste da» Glück zu finden, so werde ich meine Zustimm ung nicht verweigern." „Aber ich bitte Dich, Theo!" rief sie entsetzt. „Da» ist mein Wille und daran wird nicht» geändert," fuhr«, sich hoch aufrichtend, fort. „Ich habe den Vorur teilen und Traditionen unserer Familie dpi» schwere Opfer bringen müssen, von meinem Sohne verlange ich e» nicht. UeberdieS haben auch in der That die Zeiten und Anschau ungen inzwischen sich geändert." Waldemar reichte dem Bater danken- beide Hände vnd sah seine zürnende Tante mit einem triumphierenden Blick an. Baronesse Aurelie versuchte noch einmal ihre adelsstolzen Ansichten geltend zu machen, aber ihr Bru der fertigte sie kurz.«-und lenkte da» Gespräch auf ein an dere» TheMa. „Laß mich nur machen,' raunte Waldemar dem Ba ter zu, al» sie spät« in» Speisezimmer gingen, „nach Tisch begleite ich Tante Aurelie in ihr Zimmer, ste wird schon nachgeben, abschlagen kann sie mir nichts." Der Bstrost nickte lächelnd, « kstnnte die Schwächen seiner Schwester, auch « war überzeugt, daß ihr weiche» Herz nicht lange -kN Bitten «ihre» Liebling» widerstehen konnte. All» M Tafel aufgehoben wurde, zog « sich in sein Rauchzimmer zurück, da» zugleich fein Arbeitskabinett war. Gst»«^ ESaMMstvhü« und Helgemittde schmückte« die Wände, MckM dtzn hsM, S«nst«n fkmd d« massiv«, Am Ziel«. Roman von B. Feldern. 8 „Weil sie wahrscheinlich aus eigenen Mitteln ihr Wap- Neu nicht neu vergolden konnten," fiel die Baronesse ihm ironisch in die Rede. „Diese Notwendigkeit liegt für Dich nicht vor." „Nein, liebe Tante; aber soll ich der Stimme meine» Herzen» nicht folgen dürfen? Muß ich dem Zwange ge horchen und die Vorurteile meines Standes und mein« Familie mir auferlegen? Diese Vorurteile sind nach mei ner Ansicht vera^ct, sieh' Dich nur um in unseren Krei sen, unser Stand hat längst mit ihnen gebrochen." „Nicht aber unsere Familie," unterbrach sie ihn aber mals mit einem durchdringenden Blick auf den Bruder, -«schweigsam in der Fensternische stand. „Frage Deinen Papa, er hat auch dem Zwänge gehorchen müssen!" „Und der Himmel allein weiß, wie schwer ich darun ter gelitten habe I" erwiderte Baron Theo leise, während feine Hand langsam über Stirn und Augen und den kan ten Bollbart herunterglitt. „Da hörst Du es, Tante," rief Waldemar, den kecken, stbermütigen Ton beibehaltend, mit dem er die Unterred ung begonnen hatte. „Fräulein Rauschenbusch ist schön, liebenswürdig, eine vollendete Salondame und reich, nur nicht adelig; ich liebe ste und habe Grund zu glauben, daß-meine Liebe erwidert wird, die Familie ist hochange- fehen ..' „Halt!" rief die Baroneste, deren Stimme jetzt scharf und schneidend klang. „Weißt Du, wa» die Mutter dies« jungen Dame war?" „Eine berühmte Sängerin,' nickte Waldemar. „Sig- Avra Erna Bondelli.' „Eine Dame vom Theater,' sagte Tante Lurelte ge ringschätzig. „Sine gefeiert« Berühmtheit," fuhr Waldemar fort, Astch immer gefeiert m»d schön. Und jetzt ist ste So«««»- tzteEin, «vitz ich gib« Dir «em Won L-arauf, st» bd- JMf-rtzt« di^einspaltige,Petitteile IVPfa., amtliche Inserate die LorpuS-Zeile 2b Psg„ Reklamen pra Zelle SO Pfg. Bei 4 maligerAnfnahtNe >k'/» Rabatt. — Bei größeren Inseraten «. mehrmaliger Aufnahme Wirh entsprechend höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten und Landbriesträger nehmen Bestellungen an. iS. Jahrgang. schätzung zur Einkommensteuer 190V eine Declarations-Aufforderung nicht zugestellt worden ist, steht es frei, eine Deklaration üßtr ihr Einkommen vis zum Sb. Aovemver 1899 während der Expeditionszeit bei dem unterzeichneten Rathe einzureichen, zu welchem Zwecke von unserer Stadt-Steüereinnayme DeclaratioNSforMUIäre un entgeltlich auf Verlangen verabfolgt werden. Gleichzeitig werden alle Vormünder, ingleichen alle Vertreter von Stif tungen, Anstalten, Personen-Vereinen, liegenden Erbschaften und anderen mit dem Rechte des Vcrmögenserwerbes ausgestattetett Vermögensmässen aufgefordert, für die von ihnen bevormundeten Personen bez. die von ihnen vertretenen Stif tungen, Anstalten u. s. w., däfern dieselben ein steuerpflichtiges Einkommen von über 400 Mk. haben, Declarationen hier auch dann einzureichen, wenn ihnen deshalb besondere Aufforderung nicht zugehen sollte. Aue, am 6. November 1899. Der Rath der Stadt Dr. KretzschMar, B. England ausstelle. Die Regierung von Transvaal habe bereit-zahlreiche Dienstanerbietungen, insbesondere von amerikanischen Rhedern, erhalten. 8 Kopenhagen, 7. November. In der Nähe von Göteborg ist ein frecher Eisenbahnraub verübt worden. Einem Reisenden wurde ein Packet, das 35000 Kronen enthielt, gestohlen. Von dem Thäter hat man bisher keine Spur. * Daß die Engländer ihre derzeitigen Gegner in Südafrika mit frevelhaftem-Dünkel gewaltig unter schätzt haben, wird nach den scharfen Lektionen der letzten Woche auch in London zugegeben. Einst prahlte man, White werde mit seinen 12 000 Mann bis Pretoria vordringen und dort den Frieden diktieren. * Von großer Tragweite ist für Transvaal die aus zuverlässiger Quelle kommende Meldung, daß Portugal vollständig neutral bleiben werde; es werde keine englischen Truppendurchzüge durch portugiesisches Gebiet gestatten * Las Palmas, 7. November. Englische Kreuzer üben eine starke Ueberwachung gegen alle verdächtigen Schiffe aus. * Lvndon, 7. Ncvember Das Reutersche Bureau meldet vom 4. Nov-mber mittags aus Estcourt: Hier ist soeben ein glaubwürdiger Pote aus Ladysmith Lingetröffen, welch« während der letztLfi Nacht durch