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1 F" ü. daU sauren. Apfel beißen, der nun einmal aus der b Tafel als Dessert serviert war. . ^'nesdete überall Preußen.und/ ';cn König um den Städtchen Lobositz waren sie endlich aus einander gestoßen. Der große Friedrich suchte seinem Gegner so gut er cs in der Eile konnte zuvorznkommcn. Er besetzte die Hauptpositioncn: den Lo- boschbcrg und die Homolkahöhe. Kurz nach Sonnenaufgang des nächsten Tages war er dann so weit, die Schlacht zu eröffnen, die dann auch gegen 7 Uhr früh am 1. Oktober ihren Anfang nahm. In de» Vormittagsstunden verhinderte freilich der herr schende dichte Nebel die eigentliche Entfaltung der Kampslinien. Erst gegen Mittag gelang cs der Sonne den Nebel z» zerteilen. Kühn suchten die österreichischen Reiter den Loboschberg zu neh men. allein die preußischen Grenadiere jagten sie immer wieder mit ihren Bajonetten zurück, bis sic schließlich endgültig Fersen geld gaben. Jetzt hielt die Preußen nichts mehr zurück. Mit Hurra und Hussa ging es nach Lobositz hinunter, das förmlich von Oesterreichern wimmelte. Die Soldaten des großen Friedrich jagten sie aus den Toren hinaus und steckten das Städtchen in Brand. Bereits um 3 Uhr nachmittags war die Schlacht beendet, und zwar mit einem vollen Siege für die Preußen. Die Oesterreicher hatten einen Verlust von 3000 Mann, 3 Kanonen, 3 Fahnen und 700 Gefangenen zu verzeichnen. Der Gcsamtvcrlust der Preußen war ähnlich hoch: er bezifferte sich auf 3300 Mann. Das war ein schöner Erfolg für Friedrich und sei» Heer. Mit Recht konnte damals der große König sagen: „Das sind nicht mehr die alten Österreicher . . . und habe» meine Truppen solche Wunder der Tapferkeit getan, seitdem ich die Ehre habe, sie zu kommandieren." Die siegreiche Schlacht hatte dem Preußenkönig und seinen Soldaten wieder alle Energie wiedergegeben, die ihn, wie wir weiter unten sehen werden, zu Beginn der Feindselig keiten zu »erlassen drohte. Die Kunde von dem Siege der Preu ßen wurde an den verschiedenen Höfen Europas mit recht ge mischten Gefühlen ausgenommen, denn es gab wohl kaum eine Regierung, die dem aufstrebenden, junge» Preußcns'ciai fonder- lich e war... Allein man muhte sich mit der Tatsache abfin de' il daN sauren. Apfel beißen, der nun einmal aus der Der Liegestaq von vobostl;. 1750. — l. Oktober. — l!>00. Von Dr. K. Rinkel. Nachdruck verboten. Der Siegeszug vs» Lobositz, der heute vor anderhalb Jahr hunderte» die ganze Welt in Staunen versetzte, gehört zu den blinkcndsten Ruhmesstcrnen, die die Krone des Prcußenkönigs zieren, dem die Geschichte de» Beinamen des „Großen" gegeben. Mit dieser Schlacht von Lobositz begründete der große Friedrich seinen in den ersten beiden schlesischen Kriegen erworbenen Kriegsruhm von neuem. Er war der „Unbesiegbare" geblieben und seine braven Trupepn hatte» ihren Ruf als tapfere, un überwindliche Soldaten wiederum bestätigt. Heute ist dieser geschichtlich denkwürdige Ort ein rund 5000 Einwohner zählendes Städtchen in der böhmischen Bezirkshaupt- mannschast Lcitmeritz. Am linken Elbufer gelegen, ist es eine Station von zwei Eisenbahnlinien, nämlich der Linie Prag-Bo- denbach und der Linie Lobositz-Lobochowitz. Es hat einen star ken Obstbau, flotten Handel und neuerdings auch eine rocht rege Industrie. Lobositz liegt etwa an jener Stelle, wo der Elbdurchbruch tmA^as Elbsandsteingcbirge von der böhmischen Seite aus sei- «c.!^>nfang nimmt. Es eröffnet also gewissermaßen jene be- L,e>,zte Zugangsstelle vom Böhmerwald ins Sachsenland, ist also Mkategislh von höchster Wichtigkeit. Diesen Punkt zu besitzen M War natürlich für jeden der beiden kriegführenden Teile von ganz » »kninenter Bedeutung. Und dabei hatten es die Oesterreicher M Wesentlich leichter als die Preußen, die erst durch das ihnen feind- U^Wche Sachsenland hindurch mußten. Oesterreich aber wollte den ^«Aeretts von den Preußen eingeschlossenen Sachse» zu Hilfe kom- t Mbien. Deshalb hatte auch der österreichische Feldmarschall Brown >W»It 33.000 Mann und 94 Geschützen eine strategische Operation ^'auswärts nach der sächsischen Grenze zu übernommen. Fried- der Große kam ihn, mit 24.000 Mann und 100 Geschützen ent- Men. Schon, am 30. September waren die beiden feindlichen '/«M" «ine / «n Sicht gekommen, und bei dem böhmischen/ Sieg. Doch der Siegeserfolg der Schlachr von Lobositz war »och ein viel weitgehender. Nicht nur daß Friedrich seinen alten Wassenruhm von neuem bewährt hatte, er hatte auch zugleich die Sachsen, die sich ja wieder aus Seiten Oesterreichs gestellt hat ten, ganz i» seiner Hand. So war denn schließlich die Kapitula tion von Pirna, die am 15. Oktober erfolgte, nichts weiter als ein Erfolg des Sieges von Lobositz, dessen glücklicher Stern fortan über de» Verlaus des ganzen siebenjährigen Krieges glänzen - sollte. So war die Schlacht von Lobositz gewissermaßen nur die Ouvertüre zu dem großen Siegesoratorium des siebenjährigen Krieges. Sic war eine gute Vorbedeutung für die kommenden Wasfengänge, die den tapferen Preußen noch bevorstanden. Des großen Friedrichs Volkstümlichkeit wuchs im Preußenlande nach dieser siegreichen Schlacht natürlich ganz bedeutend. Sprach und sang man doch allerorten von dem neuen ehrenvollen Erfolge der preußischen Waffen, der aller Herzen mit Stolz und Freude er füllte. Wie groß sich die Begeisterung auswuchs, das beweist am besten ein-Liedlein, das auf jene Tage Bezug nimmt und in sei nen Anfangstrophen also lautet: Empöret auch die ganze Welt Sich wider uns in Krieg, Uns führt der allerstärkste Held Der große Friederich. Er kommt, besieht den Feind und spricht, Was zu verrichten sei; Wie Gottes Donnerwetter bricht Hervor die Retterei. Der Grenadier schraubt Steine auf, Macht sich zur Schlacht bereit. Wir haben Herz und Blei vollaufl Trompeter, blast zum Streit! Die heute dröhn und morgen flieh», Sie müssen all vergehn, ' Die Wachtparade von BeSku Wird Friedrichs Feinden stehn! Näheres siehe unten. Der preußische Gesandte von Bülow ist zu Besprechungen 'M Staatsminister Dr. von Otto in Braunschweig einge- trossen. * Gouverneur Taft setzte Gomez und andere, die un ter der Anschuldigung, eine Verschwörung angezettelt zu haben, in Hast gehalten wurden, in Freiheit. Am Sonntag fand die Erössnung der s>> r a n w a n k e n - Sahn statt, die von Villach über Rosenbach nach Aßling führt und die Verbindung mit Triest herstellt. Die Einsetzung einer provisorischen Regierung aus Kuba seitens der Vereinigten Staaten von Amerika ist Sonn abend morgen erfolgt. Kriegssekretär Taft hat einstweilen die Regierung übernommen. Als Ort für den nächsten sozialdemokratischen Parteitag wurde in der letzten Sitzung am Sonnabend in Mannheim Essena. d. R. gewühlt. * Der König von Portugal eröffnete die Kortes mit einer Botschaft, welche die internationalen Beziehungen als ausgezeichnet bezeichnet und zahlreiche innerpolitische Gesetz entwürfe ankündtgt. Die Ausstandsbewegung unter dem Orchester und technischen Personal der Kgl. Oper in Budapest ist beendet. Durch ein Unwetter sind in Andalusien Verwüstun gen angerichtct worden. Am Sonntag sand im Pildiz ein außerordentlicher M i n i- sterrat statt, der sich angeblich mit der Haltung Bul- riens beschäftigte. In der Nacht zum Sonntag ist im Kriegsdeparte ment in Washington eine Depesche von Präsident Roosevelt eingetrosfen, durch die die sofortige Entsendung von 0000 Mann nach Kuba angeordnet wird. demokratie nicht entfernt daran denkt, etwa im Falle eines Krieges in einen allgemeinen Streik zu treten. Bebel hat diesen Gedanken als v o l ks v e r r ä t e r i s ch von sich gewiesen. Die Angriffe aufStampfer und Maurenbrecher waren sehr scharf, aber ihr Zweck war wohl lediglich, die sonst inhaltlich matten Ausführungen des Generalissimus zu würzen. Und nach Bebel kam Legien, der Führer der Gewerkschaf ten, der den guten Witz fertig gebracht hatte, zur matten Bebel- schen Resolution ein Amendement einzubringen, wonach die Partei keinen Gegensatz zwischen dem Jenaer Programm und dem Beschluß in Köln erblicken könne. Das ist nicht Übel. In Jena hat man den Massenstreik in die Reihe der Kampfmittel ausgenommen, in Köln erklärt man, Generalstreik sei U n- sinn, und zwischen diesen beiden Beschlüssen soll kein Ge gensatz bestehen! Dazu gehört schon ein Köhlerglaube, wie er in den Reihen der deutschen Sozialdemokratie heute kaum mehr zu finden ist. Aber man muß zugeben, daß der Parteitag, indem er sich auf logische Kritik erst garnicht einließ, wenigstens nach außen hin bester abgeschnitten hat, als seinerzeit in Dres den, und damit scheinen heute die Führer der Partei, die recht bescheiden geworden sind, schon zufrieden zu sein. Man hat die Gegensätze nicht verklebt und verkleistert, man will sie bestehen lasten, aber die ältere, radikalere Richtung ist ohne Zweifel unterlegen und es bleibt dabei, daß der Generalstreik Un sinn ist, und daß die Partei, resp. die Gewerkschaften, die jetzt die Führung zu besitzen scheinen, nicht gewillt sind, die Ar beiter dem Elend seines erfolglosen Massenstreikes auszusetzen. Das ist an sich sehr erfreulich: In bürgerlichen Kreisen hat darüber niemals ein Zweifel geherrscht, daß ein Mastenstreik als politisches Kampfmittel nutzlos sein müßte, und nur die Scharfmacher malten uns das Gespenst grellrot an die Wand, wenn sie gegen die revolutionäre Linke ein Vorgehen der Regie rung erzwingen wollten. Der Mastenstreik ist in der Tat Unsinn, und cs ist ganz richtig, daß die Arbeiter der Eeneralstreikparole nicht folgen würden. An den einen Fall, den Bebel als Ver anlassung zum Mastenstreik genannt hat, an die Abänderung des Reichstagswahlrechtes in reaktionärem Sinne denkt in Deutschland kein vernünftiger Mensch, denn auch die bürg«»», lichen Parteien mit Ausnahme der extremen Rechten haben allen. Grund, mit dem freiheitlichen Wahlrecht zufrieden zu sein. Daß innerhalb der sozialdemokratischen Partei aber endlich einmal wieder die ruhigere Richtung offiziell durchge drungen ist, und den Radikalismus an die Wand gedrückt hat, ist in hohem Grade bemerkenswert. Es zeigt, daß sich die Ver nunft nicht mit Tiraden aushalten läßt, und daß die Mause rungsillusionisten, die man so vielfach Verspotter hat, zum Schluß doch recht behalten werden. Eine Partei, wie die sozialdemokra tische, kann nicht stagnieren, sondern sie muß vorwärts schreiten. Zur reinen Oppositionspartei ist die Sozialdemokratie bereits zu groß geworden, sie wird Positives leisten müssen und dazu muß sic viel von ihren alten Dogmen preisgeben. Der Masten streik ist gefallen, andere Dinge werden folgen. Und wen k die Legiens in der Partei einmal auch nach außen hin die. Füh rung haben, dann vollzieht sich die Führung zur fortschritt lichen Arbeiterpartei mit Riesenschritten! Aus Anlaß des vierten Todestages Emile Zolas wurde Sonntag nachmittag in Mövan dessen V ll st c e n t h tt l l t. Der Feier wohnten u. a. General Picquart und Major Drey- ius bei. d' Cleömenceau erklärte in einer am Sonntag in Laroche sar Ponne gehaltenen Rede, er wolle eine Einigung aller Re publikaner herbeisühren, um das soziale Werk der Revolution zu vollenden, das sei Friede nach außen in U n a b h ä n g i gl c i t und Wär de, Friede im Innern unter de» Garantien des Rech tes eines jeden, Friede und Wohlwollen des Menschen. In der E a r l i st c »-Angelegenheit ist ein besonderer Unter- fln>)Ängsrichter ernannt worden, derzahlreichc Verhaftungen angeordnet hat. Parteitag und Massenstreik. Bebel und Legien, die beiden Vertreter einer gegen sätzlichen politischen Anschauung innerhalb der Sozialdemo kratie, haben in Mannheim zu der Frage des politischen Masten streiks gesprochen. Bebel in der alten Leidenschaftlichkeit, Le gien, den man das Haupt in der Gewerkschaftsbewegung nennen muß, ruhig, sachlich, ein wenig spöttisch Bebel gegenüber, und von Anfang an seines Sieges gewiß. Eines Sieges, der dem alten Parteioberhaupt in gewissem Sinne die Herrschaft überdiePartei entreißt, der die Radikalen unter die Botmäßigkeit der fortschrittlicher gesinnten Gewerkschaften zwingt. Das ist das große Ereignis von Mannheim, dessen Trag weite vorerst noch garnicht abgeschätzt werden kann. Bebel besand sich seinem Gegner gegenüber in der unan genehmen Lage eines Angeklagten, und man mußte im Voraus darüber sicher sein, daß der alte Kämpe sich, auf diesem Boden nicht wohl fühlen würde. Er ist ein Angreifer, aber für den Anwehrkamps fehlen ihm die Waffen der ruhigen Sicherheit. Und seine Stellung zur Frage des politischen Massenstreiks war ja auch von Anfang an sehr zweideutig. In Jena hat man auf die Veranlassung oder doch wenigstens unter ausdrücklicher Billi gung Bebels in der bekannten Resolution den politischen Massen streik als Kampfmittel der Partei anerkannt, in Köln hat Bebel gegen diese Resolution Stellung genommen und sich das Wort „Generalstreik ist Unsinn" zu eigen gemacht. Und nun in M annheim? Die lange Rede muß öfters gelesen werden, ehe man Uber ihren Sinn völlig ins Klare kommen kann. Der kurze Sinn der Ausführungen ist wohl der: In Preußen-Deutsch land ist das Gelingen eines politischen Massenstreiks heute aus geschlossen. Sllddeutschland würde aus keinen Fall niit uns gehen, wenn mir des preußischen Wahlrechts wegen in den Generalstreik eintreten wollten, die Massen würden uns einsach im Stiche lassen. In der Theorie mag der Massenstreik als letztes Kampfmittel wohl Geltung haben, und wenn man uns die Freiheit, wenn man uns das Reichstagsmahlrecht nehmen will, werden die Massen wohl aus diese Weise vorgehen müssen, aber — die Rede Bebels wimmelt vor lauter „Aber" — so mir nichts dir nichts den Generalstreik proklamieren, das geht nicht an. Erfreulich war die Konstatierung, daß die deutsche Sozial Aunahme von Anzeigen bi» spätestens g'i, Uhr vormittags, Für Ausnahme von grdßeren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann geborgt werden, wenn sie am Tage vorher bei uns eingehen. Znsertionspreis: Vie siebeugesvaltenc Aorpurzeilc oder deren Raum zo psg., Reklame» 2» psg. Lei grdßeren Aufträge» eutsprechender Rabatt. Das Wichtigste vom Tage. DieVermählungdesPrinzen Johann Georg von Sachsen findet am 20. Oktober in Cannes statt. * Dies* Nriiiriirerk »tiirfatzt <» Seite»» Da sie der Airmes halber zeitiger seitiggestcllt wurde, mußten Aurs- r- r zettel und lvettcrberirht ausfalleu. ebenso hat der Depescheuteil nicht den gewohnten Umsang. Bezugspreis: Durch unsere Boten frei ins Baus monatlich so ps«. Bei der Geschäftsstelle abgcholt monatlich 40 psg und wdcheutlich 10 psg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich z.so Ulk — Durch »en Briefträger frei ins ksau- vierteljährlich ,.42 Ulk. - einzelne Nummer 10 psg. — Deutscher postzcitungs- katalog Nr. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn, und Feiertagen. 5iuer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge mit der wöchentlichen Untechnltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. verantwortliche. Redakteur: Fritz Arn hold: Fsir die Inserate vcranlworllich: Albert Fllchsel. beide in Aue. Druck und Verlag: Gebrüder Beuthner zInh.: Paul Beuthner) in Aue. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittags von 4—s Uhr. — Lelegramm-Adreff«: Tageblatt Aue. — Fernsprecher 202. Für unverlangt cingesandte Manuskripte kau» Gewähr nicht geleistet werden.