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— — Moutgg, 17. Dezember 1W6 Erster Jahrgang Nr. S« und Anzeiger für das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Diese rrnnrittev uinfsrtzt 8 Seiten Näheres siehe uiiten. k^2'ir> Uli N a l i v n a l l i b e r a l c und Freisinnige in Bciycrn sind mit einem U e b e r e i n k o in in e n beschäftigt, wonach gegen Zentrum und Sozialdemokraten gemeinsame liberale Kandidaten ausgestellt werden sollen." Der Arbeiter B iewald, dem von einem Breslauer Schutz mann die H a n d abgehackt wurde, soll o h n e Einstellung des schwebenden Prozesses in Breslauer städtische Dien st e ingcstcllI werden. Der Kaiser und die Kaiserin sind gestern abend 11 Uhr nach Kiel abgereist. Die Sozialdemokraten stellten in B c r l i n die bi s h e r i ge n RcichötagSabgeorden F i s ch e r, H c i n e, Singer, Robert und Ledebour aus. zum Or- das Druck und Verlag Gebrüder Beu ihn er (Inh.: Paul Beuthner) in Aue. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme -er Sonntage nachmittags von §—s Uhr. — Telegramm-Adresse: Tageblatt Aue. — Fernsprecher 202. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Verantwortlicher Redakteur: Fritz Arnhold. Für die Inserate verantwortlich: Arthur Rupfer beide m Aue. Das norwegische königSvaar stattete Sonnabend und Soninag am B erliner Hofe seinen A » tritts - besuch ab.* Für die Liberalen aller Schattierungen stehl die Sache dann günstig, wenn man sich wirklich für den Wahlfall zu einigen versteht. ^Was inzwischen geschehen ist. Siche Beilage. D. R). Es wird diesen fortschrittlichen Parteien mög lich sein, den einen und anderen Wahlkreis dem Zentrum wieder abzuueh m c n , und in die Höhe zu kommen. Aber wir fürchten trotz der au sich günstige» Situation eines, da» die Sozialdemo kratie beim Streit zwischen Negierung und Zentrum der Dritte sein wird, der sich zu freuen hat. Man muss daran zweifeln, ob dem deutschen Bolle in diesen Tagen so wirklich klar zum Bewnsitseni gekommen ist, daß die Frage, die zur Auflösung des Reichstags führte, eine nationale ist. Südafrika ist weil weg, und die Geschichte da unten dauert schon zu lange, als das sie jenes SensationSinteressc befasse, dem ein Teil unseres Publikums leider nur zugänglich ist. Ausser dem ist die Kolonialfreudigkeit nicht gerade durch die Kolonial- asfärcn der letzten Zeit gewachsen, doch — reden wir darüber heute lieber nicht! Und auch das must berücksichtigt werden, daß die allge m eine T c u e r u g von sehr vielen Einwohnern des deutschen Reiches bitterer empfunden wird, als die abge- lehnteu Millionen für die deutschen Soldaten da unten in Süd afrika. Nun werden diese Unzufriedenen aber nicht Zentrum wählen, weil das Zentrum doch selber mit schuld andern Zustand ist. Sie werden vielleicht srei si nnig wählen, aber n o ch wahrschcinli ch e r ist, da» sic den Sozialdem okra te n ins Garn lausen. Wir rechnen ganz bestimmt mit einen, An wachsen der sozialdemokratischen Mandate, wenn die Negierung nicht im letzten Augenblick cinzulenken sucht, und die Grenzen öffnet, die Zollschikancn abschasst. Und das kann sie, wenn sie konsequent bleiben will, doch nicht gut tun, nachdem sie erst das Bestehen der Fleischnot abgelcugnet hat und den Agra riern den Willen tat, die Grenzen gesperrt zu halten. Es liegt eine bewegte Zeit vor uus, und wenn wir um acht Wochen älter sind, werden wir ein gutes Stück erfahrener sein. Für die nationalen Parteien kann cs aber, man mag die Dinge betrachten wie man will, nur eine Losung geben: ge nie ins am für des deutschen Reiches Gröhe und Ansehen in den Wahlkampf zu ziehen. Vergessen wir, was uns mihmutig gemacht hat — erst das Vaterland, dann unsere eigenen Interessen! (Ueber die ReichStagsaustösung selbst berichten wir ausjührlich in der Beilage). die Frage, w e r in Tanger Herr sein soll, ob Sultan oder Raisuli, und da der Sultan diese Gelegenheit benutzen will, um den ihm unbcguemen Raisuli selbst zu beseitigen, und mit einem Heer nach nach Tanger ausgebrochen ist, so wird die Frage, was mit Raisuli wird, ja bald zur Entscheidung kommen. Dieser selbst sieht der Entscheidung sehr ruhig entgegen, er ist gerüstet und wird den heiligen Krieg erklären, selbst gegen den Sultan, sobald ilnn die Ehrislen die gewünschte Gelegenheit geben. Das Wichtigste vom Tage. In Leipzig wurde heute morgen ein erfolgreicher Raub anfall auf einen G e l d b r i e s t r ä g c r auSgcführt. * vv. Das Befinden des Königs von Schweden. Das am Sonntag vormittag 11 Uhr ausgegebene Bulletin lautet: Der König schlief ungefähr fünf Stunden, jedoch etwas unruhig. Temperatur 37,8, Herztätigkeit andauernd etwas ungleichmäßig. Lungenzustand unverändert. An der neuen Meldung Uber eine sensationelle Enthüllung in den Hohenloheschen Denkwürdigkeiten scheint tatsächlich etwas zu sein. Professor Curries, der Herausgeber der Hohenlohe schen Denkwürdigkeiten, der von einem Vertreter des Mattn Uber die Richtigkeit der von der Nationäl-Zeitung gebrachten Meldung befragt wurde, wonach Leo XIII. 500 OVO Fr. von Kaiser Wilhelm als Geschenk gewünscht habe, erklärte, er könne die Meldung nicht dementierend Danach-yMte-tdie Mitteilung wirklich in den Hohenloheschen Memoiren enthalten sein. Die Regierung wird sich wohl dazu äußern müssen. >v. Di« aktiv, Schlachtslotte unter hem Kommando des Prinzen Heinrich hat gestery mittag von Vrunsbiittelhoog aus die Kanalfahrt nach Kiel anKtreten. rv. Antiklerikal« Straßendrmonstraiiontn in Roy«. Ent gegen dem polizeilichen Verbot versuchten am gestrigen Sonn tag nachmittag einige Trupps, antiklerikale Straßendemonstra- tionen, in der Nähe der französischen Botschaft-, Hu veranstal ten. Die Polizei trieb die Demonstranten wiederholt ausein ander und nahm einige Verhaftungen vor. Eine Schar Le zu gspreis: Durch unser« Loten frei ins Haus monatlich so Psg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich q > Pfg. und wdchentlich io pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich j.so INk. — Durch den Briefträger frei ins Haus vierteljährlich >.->2 Mk. — Einzelne Nummer jo Pfg. — Deutscher Postzeitungs katalog — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. die Herrschaften durch das von Truppen der Potsdamer Gar nison gebildete Spalier nach dem Neuen Palais. Es folgte ein Vorbeimarsch der gesamten Potsdamer Garnison. Hieran schloß sich großer Empfang im Muschelsaale. Nachmittags be suchte das Norwegische Königspaar das Mausoleum in der Frie denskirche und legte hier am Sarkophage des Kaisers Friedrich sowie am Sarkophage der Kaiserin Friedrich je einen großen Lorbeerkranz nieder. Beide Kränze trugen große Schleifen in den norwegischen Farben. Am Abend fand im Marmorsaal des Neuen Palais Galatasel statt, wobei der Kaiser einen Trink- spruch ausbrachte, in dem er zunächst das norwegische Königs paar willkomemn hieß und dann sortfuhr: Die Beziehungen, welche Ich persönlich mit dem schönen von Ew. Majestät regier ten Lande seit langen Jahren pflege, sind innig und nichts stärkt das gegenseitige Vertrauen bester, als gemeinsam getragenes Leid. Wie Ich und Mein Volk über Ew. Majestät Untertanen denken, haben Ew. Majestät daraus ersehen, wie Deutschland zugesprungen ist, als das schwere Unglück Uber Aalefund herein brach. Der Kaiser schloß seine Rede mit besten Wünschen für den König, die Königin und den Prinzen Olaf. König Haakon erwiderte daraus ebenfalls mit einem Trinkspruch. Der König trank hieraus aus das Wohl des Kaiscrpaares und der ganzen kaiserlichen Familie. — Die Musik spielte nach dem Toast des Kaisers die norwegische und nach dem Toast des Kö nigs die deutsche Hymne. An das Galadiner schloß sich eine Theateraufführung im Theatersaale des Palais an. Gegeben wurde das Lustspiel von Ernst: Castor und Pollux. Gestern, Sonntag vormittag nahm der König von Norwegen mit dem deutschen Kaiserpaare am Gottesdienst in der Pots damer Earnisonkirche teil. Dann folgte er der Einladung Frühstück in der norwegischen Eesandtschast. Der übliche densaustausch hat ebenfalls stattgesunden. Abends fuhr Königpaar wieder nach Kopenhagen ab. Kaid Raisuli. Unser Bild sühn uns den Mann vor Augen, uni dessen Per sönlichkeit es sich zur Zeit in Marokko m ehr dreht, als um Sultan und Präsidenten. Von ihm hängt cs allein ab, ob cs zu be waffnetem Konflikt komme» wird oder nicht. Ursprüng lich ein Stammeshäuptling der Rissgegcnd hat er durch glückliche Gefechte mit seinen Rachbarstättiinen sich ein großes Ansehen erworben und sich schließlich aus ei gener .Kraft znin Gouver neur von Tanger erhoben, dem der Sultan seine Be stätigung geben mußte. Es gibt außer ihm sreilich noch einen Pascha von Tanger, dieser erscheint aber gänzlich an die Wand gedrückt. Die Mächte wünschen nun end lich Klarheit zu schaffen über Frage, wer in Tanger Herr sein soll, ob Sultan oder Raisuli, Politische Tagesschau. Aue, 17. Dezember IDOL. Bernhard Dernburg als Redner. Die Neue gesellsch. Korrcjp. schreibt: Man hat sich vielfach über die rednerische Schlagfertigkeit gewundert, die der Kolonialdirektor Dernburg während der Reichstagsdebatten an den Tag legte und die ihn befähigte, als Neuling gegen die er probtesten Parlamentsrcdner seinen Mann zu stehen. Es dürfte das auf einen leicht nachweisbaren Atavismus zurückzu führen sein. Die mütterlichen Vorfahren Dernburgs zeigen nämlich von der Reformation an eine in ununterbrochener Reihe fortgesetzte Dynastie von Pfarrern, deren Sitze ursprünglich in Schweinsurt am Main, dann im Odenwalo waren. Der mütterliche Großvater des Kolonialdirektors war der als Kanzelredner und Volksmann hochgeschätzte Pfarrer Stahl in Fränkisch-Lrumbach, besten Gestalt, Gesichtsfarbe und Züge sich in ausfallender Weise in seinem Enkel wiederholen. Der mütterliche Oheim Dernburgs ist der Professor Hermann von Stahl in Tübingen, der eine Tochter des berühmten Philosophen Trendclenburg zur Frau hat. Sein väter licher Großvater galt als der bcredste Rechtsanwalt in Mainz. Auch der Vater des Kolonialdirektors, Friedrich Dern burg, hat sich ja als Parlamentarier und Volksredner betätigt Bernhard Dernburg ist in einem von Parlamentariern als Hausfreunden vielfach besuchten Familienkreise, gleichsam aus den Knien von Parlamentariern, ausgewachsen. Dahin gehören u. a. Staussenberg, Lasker und Bamberger. So hat er sich im Parlament wie in einem ihm natürlichen Element fühlen mögen. Im Anschluß hieran mag bemerkt sein, daß dem Ko lonialdirektor für sein Vorgehen gegen den Ultramontanismus fortgesetzt Dankschreiben und Telegramme zugehen, so u. a. von der Ortsgruppe Dresden des evangelischen Bun des, von dem Nationalliberalen Verein in Plauen i. V., von den Teilnehmern eines Festmahls, das sich an einen Vortrag von Karl Peters in München vor Schriftstellern und Künst lern anschloß usw. Besuch des Norwegischen Königspaares in Berlin. Sonnabend vormitatg 10 Uhr 8 Minuten traf der König und die Königin von Norwegen mit dem kleinen Prinzen Olas auf Wildparkstation ein. Zum Empfange waren u. a. erschienen: der Kaiser in Generalsuniform mit dem Bande des Olaf- ordens, die Kaiserin, die Prinzen und Prinzestinnen des königlichen Hauses unddie in Potsdam anwesenden Prinzen und Prinzessinnen aus regierenden deutschen Häusern. Die Be grüßung war äußerst herzlich. In offenen Wagen begaben sich Nach -er Schlacht. s- Die größte Sensation hat sich bereits wieder gelegt, und in wenigen Tagen werden wir anfangen, uns wieder auch um andere Dinge zu kümmern, als nm den aufgelösten Reichstag. Die Herren verstossenen Reichslagsabgeordneten sind hcimgercist, nicht ohne sich vorher noch ein fröhliches: Ans Wiedersehen! zu- znzurnsen, und nicht ohne vorher die aus sie entfallenden Diäten in Empfang zu nehmen, die ihnen teilweise ein kleines Pflästerchen aus die Wunde vergangemr Mandatsherrlichkeit darstellcn mochten. Der im Sommer vertagte Reichstag ist also nicht mehr, und alle nicht erledigten Gesetzentwürfe sind umsonst beraten worden. Doch das ist der kleinste Schmerz des deutschen Volkes. N n s interessiert nicht mehr, was in der jäh abgebrochenen Session hätte werden können und sollen, sondern uns interessiert cimnal aufs höchste die Tatsache, da» es die Regierung ans einen offenen Bruch mit der biskcr regierenden oder doch m i t re g 1 er e ndc n Partei ankommcn ließ. Uns interessiert ferner, da» wir die heurigen Weihnachten unter dem Gelobe eines Wahlkampfes feiern werde», wie er selten da war. Uns interessiert natürlich vor allem, wie dieser Kampf ausfallcn, und wie der neue Reichs tag mit der allen Negierung fertig werden wird. Ueber die Stinnnnng im Volke läßt sich vorerst noch nicht viel sagen. Wären die Zeitungen nur die Gradmesser der öffent lichen Meinung, dann allerdings wäre die Wagschale des Zcntrnms ziemlich hoch hinausgeschnelll worden, und die konservative:: mit den Liberalen und Freisinnigen zusammen dürsten aus einen er heblichen Stimmenzuwachs zu rechnen haben. Run zweifeln wir gar nicht daran, daß man von diese» Seilen mit patriotischen Parolen in den Wahlkamps zieht — sie sind ja von der Regierung ' — selbst gegeben. Ein großer Teil des deutschen Volkes wird sich auch an diese patriotischen Parolen halt.», und des Mißmuts ver gesse», der sonst aus den nur zu bekannten Gründen weile Schichten durchzogen hat. Mst..edlen Gefühlen ist aber nicht viel getan. Diese mögen wohl eine Anzahl von rechtlich denkenden Menschen dazu drängen, ihre Stimmen jenen Parteien zu geben, die für das Wohl des deutschen Vaterlandes, die für unser Ansehen und unsere Wasfcnehre mehr übrig haben, als das Zentrum diesmal in seinem Aergcr zeigte, aber wenn es heute Leute gibt, die einen Zusammenbruch der stärksten Partei des deutschen Reichstags für wahrscheinlich halten, ja nur für möglich, dann beweist das nur, wie ungeheuer man sich irren kann. Gewiß wird das Zentrum manche Einbuße da erleiden, wo es Freisinnigen und Nationalliberalen gegenübcrstcht. Auch dem konservativen Gegner grgenübcr wird man sich nicht besonders leicht tun. Aber das Zentrum hat seine festen, seine t 0 ts i ch e r en Wahlkreise, und wer weiß denn, welchen Packt das Zentrum mit der Sozialdemokratie schließt? Was seinerzeit in Bayern aus einem guten Grunde möglich gewesen ist, das kann im Reiche aus einem weniger guten auch möglich sein, vorausgesetzt, daß die Sozialdemokratie, die ganz sicher mit der Brot- und Fleischwncherparole ansmarschiert, das Zentrum diesmal für bündniSfähig hält. Aber man glaube ja nicht, daß nicht auch sonst wieder hinter den Kulissen gearbeitet wird. Annahme von Anzeigen bis sxLtestens Uhr vormittags. Für Ausnahme von größeren Anzeigen an bestimmten Stetten kann mir dann gebürgt werden, wenn sie am Tage vorher bet uns eingehen. Jnserlionspreis: Vie stebengesvaNeue Aorpuszeitc oder deren Raum jo psg., Reklamen 2S pfg. Bei grSßereii Auslrägcn eulspiecheuder Rabatt. W «nrm WO,- Wr WMMI 5luer Tageblatt