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und Anzeiger Mr das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Vtese Nuininev unrfirtzt <» Seiten dtämen Der Briefwechsel zwischen Kaiser Wilhelm und dTweedmouth liegt in mö etlicher Nebersetzung (2. Leitart.) Dle Hohenzvllern mit dem deutschenKaiserpaar an Bord passierte gestern Bari und Brindissi. Lillis Augen blitzte es auf. Nett? Ja? Ei« reckte «kUn»"^ M«ur und dann huschte ein halb banges, halb sieg- Vclaiitlvorllichrr Rebaklkur Fritz Ar ii hold Für di, Inserat» verantwortlich. Matter Arau» b«id« in Aue. Druck und Verlag Gebrüder Beuthner (Inh.: Paul Beuthner) in Aue. zu imputieren^ und er unterstützt den Eeelord eben wegen dieser Meiner angeblichen Gegnerschaft! Anstatt wie Ich und Sie das Mißtrauen zu löschen, bläst er dasselbe wieder an, und zwar am Kamin der Gent- lemen eines Vereins, der auch zuvor keinen Mangel an Miß trauen erkennen läßt. Sie wissen am besten, lieber Lord, daß ich der letzte bin, der an den Schwierigkeiten des englischen Seelords Gefallen hat, und Sic wissen, wie ich Uber die deutschen Treibe reien gegen Tirpitz denke. Wenn diesen aber ein Herr der Berliner Hofgesellschaft dadurch begönnern wollte, daß er dem deutschen Flottenverein schriebe: König Eduard freue sich Uber den Sturz von Tirpitz — na, dann, lieber Tweedmouth, würde ihmdiedcutsch e Presseei nenDenkzettel geben, auf den er schreiben könnte: Klacke in Ooimun)'! Unsere Seemacht ist ein Fünftel der Eurigen. Ein Fünftel — wissen Sie, was das heißt? Das heißt: Deutschland kann zur See nie offensiv sein wollen. Nur ist es nicht gewillt, die Pflicht der Defensive und der Selbstbehauptung zu vernachlässigen. Die politische Lehr« ist falsch, daß sich die beiden Kreise Deutschland und Großbritannien schneiden müssen. Nirgends politisch, immer nur wirtschaftlich! Die wirtschaftliche Tendenz d«r Absatzerweiterung darf zwischen intelligenten Völkern nie anders als in der Form friedlicher Konkurrenz explodieren. Ich habe es in der Guildhall dtesesmas und schon vor 18 Jahren ausgesprochen, daß Ich ehrlich Friede und Freundschaft mit Eng land halten will. Und die Wünsche der deutschen Nation decken sich hierin mit den Meinigen. Während der Londoner Woche hat ein Landsmann von Ihnen an den gesunden Menschenverstand apsielliert. Gewiß, sagte Ich ihm, wir können auch hier bei uns davon noch gebrauchen. Aber der Bedarf beschränkt sich, wie Ich jetzt sehe, nicht auf Deutsch land. Ich muß abbrechen. Msr. LamboN von der französischen Bot schaft wartet aus Mich, um Mir ein Album über die Grenzregu- lierung zwischen Deutsch-Kamerun und dem sranzöstschen Kongo zu überreichen. Ich schließe in dem Bewußtsein, daß zwischen uns beiden Miß verständnisse nicht möglich sind, wie sie dem Lord Esher unter laufen sind. Er möge, bevor er wieder in Flottenpolitik macht und anderen nicht vorhandene Absichten unterstellt, lieber darü ber nachdenken, wie die Abzugsröhren von Windsor zur Wieder erzeugung normaler Ventilation veranlaßt werden können. Gesundheitlich geht es Mir trotz des nassen Winters sehr gut. Die Kaiserin gedenkt sehr lebhaft der schönen Tage von Windsor und erinnert Mich ost an die herrliche Färbung des Waldes bei der flämischen Farm am Tag der ergiebigen Fasanen- jagd. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittags von q—5 Uhr. — Telcgramin-Adrcffe: Tageblatt Aue. — Fernsprecher 51!. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Ich bin usw. Dir Antwort des Lord» Tweedmouth lautet: Majestät! Für die hohe Ehre, die mir durch das Allerhöchste Hand schreiben zuteil geworden ist, und für das mich auszeichnende Vertrauen spreche ich meinen ehrerbietigsten Dank aus. Es ist gewiß wahr, daß für mich und, was wichtiger ist, für die übergroße Mehrheit meiner Landsleute ein Verkennen der Absichten Euer Majestät völlig ausgeschlossen ist: Die Aera der Frau Malmine von Arnim, die einzige Schwester des ersten Reichskanzlers, des Fürsten Bismarck, ist gestern m Berlin im 81. Lebensjahre gestorben. Die ältere Schwester. Skizze von Glara Aulepp-Stttbo. fApchdru.r verbotst'.) er Wohnung der Iustizrätin von Heiden war heute außergewöhnliche Unruhe. .Türen gingen auf und chte von einem Raum in den anderen, daß die Eis an den Fenstern für eine Sekunde aufglUhtcn und wieder er'oschen. Die Iustizrätin ries aus ihrem Schlafzimmer ins cvengemach hinein: Dora — Lilli! . . . Seid ihr noch nicht ..-kig? Marie, Sie dürfen wirklich jetzt nicht mehr so trödeln . . . Sie haben diesen Winter stets zwei Damen zum Ball anzu kleiden, daran denken Sie. . .! — Ja, ja, Frau Iustizrätin, freilich! Fräulein Lilli ist ja fix und fertig und Fräulein Dora leg 'ich eben noch die Falten zurecht. Das Mädchen knietc am Boden vor einer schlanken, jungen Dame mit prachtvollem, blauschwarzem Haar und auffallend wetßen Schultern und Armen. So — Marie, ich danke Ihnen! — viertle, meine Blumen . . . sehen Sie dock) mal — die sitzen doch licht fest? — Pst . . . immer hübsch ruhig bleiben, Fräulein 'illichen! Rehmen Sie sich ein Beispiel an Fräulein Dora! — h — die geht auch schon seit vier Jahren ... — Dora sah sich de im Spiegel in di« dunklen Augen — dann biß sie sich ,be Lippen. Hast recht, ich gehe schon seit vier Jahren . du gehst zum ersten Male, kleine Lilli! Ich hätte ja von an zu Hause bleiben können ... ich bin ja doch nun bald alte Jungfer. . — Aber, Dora; —- was sind das für i, schalt Lillig w«nn man so schön ist, wie du! — Ach — du süßer Kindskopf, wenn du erst wüßtest, wie d u aus Lilli war sehr besangen, als sie den Saal betrat, und Dora ging es heute abend beinah« ebenso; doch das mochte wohl von ihrer inneren Erregung kommen. Schon als sie draußen in der Garderobe sich ihrer Hüllen entledigte, glaubte sie, daß mancher Blick aus Mädchen- und Muttcraugen sie etwas mißgünstig streifte. Sie hob den Kopf. Aber in ihren Augen lag eine ge wisse Spannung. Da war auch Konsul Richter . . . Als Dora ihn sah, mußte sie unwillkürlich an Lillis Worte denken ... E« berührte sie fast peinlich. Dann war sie entzückt von einer roten Thrysanthemcnnischc, von der ein wunderbar leuchtendes Glühen ausging ... es war wirklich Mn! Sie sprach mit dem Konsul darüber. Er nickte erfreut. Die Dekoration des Saales stammte von ihm. Da waren all die guten Bekannten . . Immerfort mußte man grüßen — sie sahen eben alle nach ihr hin — besonder« die Herren . . . Dora bemerkte es wohl, fühlte aber gar keine Befangenheit mehr. Nein, es huschte sogar ein triumphierende» Lächeln über ihr Gesicht. Sie wollte schön sein, und sie wußte, d aß sie es war — daß sie auch heute wieder Bewunderung er regt«. Ihre Augen weiteten sich und glänzten und ihre rote Unterlippe schob sich leise vor, wie spöttisch und siegesficher . . . Doch plötzlich — es benahm ihr fast den Atem und ihr» Wangen fingen an zu brennen . . . Da war jemand aus der roten R'sche ich gar nicht ... — Nun, dann sieh ihn dir heute abend nur recht genau an . . . Dora wollte es nicht sagen, aber sie mußte, der Drang war zu stark in ihr. Hm — kann ich machen! Hoffentlich tanzt er mit mir, das wäre sein! — Marie, sehen Sie doch noch mal nach, ob alles in Ordnung ist! So — sind wir nun fertig? — Jawohl! Die Dienerin legte den beiden schönen Mädchen die Mäntel um. Annahme von Anzeigen bis spätestens q'/, Uhr vormittags. Für Ausnahme von grSßercn Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie am Tage vorher bei »ns eiugehen. Jnsertionspreis: Die fiebengespaltene Aorpuszcile oder deren Raum >o psg., Reklamen 25 psg. Bei größeren Aufträgen entsprechender Rabatt. Mißverständnisse ist abgeschlossen. Sie ist abgeschlossen durch die Eindrücke, welche die Novembertage hinterlassen haben. Dies gilt für jeden Engländer von gesundem Menschenver stand und auch für meinen ehrenwerten Freund Lord <Nher, der im übrigen wieder einmal das Mißgeschick hatte, die Reinigung der Ansichten nicht wahrzunehmen, die sich um ihn vollzogen hat. Die Verstimmung über seine Entgleisung ist hier noch größer und nicht weniger berechtigt, als bei Ew. Atajestät. Ich selbst habe vielleicht von allen am wenigsten Grund, dem Gouverneur der Abzugsröhren von Windsor, der berufsmäßig für reine Lust zu sorgen hat, gram zu sein. Denn ich verdanke seinem Fehltritt das Geschenk eines Handschreibens, das mir als Beweis der Gesinnungen Ew. Majestät für England und für meine Person unschätzbar ist. Die Gesinnungen Ew. Majestät werden diesseits des Kanals ebenso dankbar wie aufrichtig erwidert. Euere Majestät, wie Ihre Majestät die Kaiserin, welche so freundlich ist, den Herbsttagen und dem Wald von Tranbornc Forester eine sympathische Erinnerung zu bewahren, darf ich die private, aber durch und durch aufrichtige und zutreffende Ver sicherung geben, daß die Gefühle von Windsor und London un verändert warm geblieben sind. Ich bin glücklich, der Dolmetsch dieser Gefühle sein zu können. Mit dem Ausdruck susw). Das Wichtigste vom Tage. Prinzessin Mathilde von Sechsen hat sich gestern beim Netten eine Quetschung der Schulter und einen Bruch des rechten Schlüsselbeines zu- gezosen. Deutscher Reichstag ° 137. Sitzung. 8. Berlin, i. April. Aus der Tagesordnung stehen die Interpellation Albrecht u. Gen., sowie die Interpellation Ablaßu. Gerwhetr. über di« Frage der Einführung von V) , . Schissahrtsabgaben. Staatssekretär v. Bethmann-Hollweg erklärt sich bereit, sofort zu antworten. Abg. Frank-Mannheim (Soz.) begründet die sozialdemokratische, Abg. Kaempf die freisinnige Interpellation. Staatssekretär v. Bethmann-Hollweg: Namens des Herrn Reichskanzlers habe ich zu erklären: Die Frage, inwieweit di« Erhebung von Schissahrtsabgaben aus den preußischen Wasser straßen mit Artikel 54 der Reich-Verfassung vereinbar ist. hat bis her noch nicht zum Austrag gebracht werden können. Dir preu ßische Staatrregierung, welche durch Schissahrtsabgaben, durch Bildung von Zweckverbänden eine Förderung der Schisfahrls- interessen erstrebt, wird ihrerseits die geeigneten Schritte tun, um die den Abgaben etwa durch die Verfassung «ntgegenstehen den Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen. Di« preußische Regierung wird dazu den Weg der Reichsgesetzgebung beschreiten, sobald die zur Zeit in bund«sfrcu»dlichem Sinne geführten Ver Handlungen mit den Einzelstaaten beendet sein werden. Sie glaubt, damit auch der Schisfahrt wesentliche Dienste zu leisten und auch dem nationalen Gedanken neue Förderung zuteil wer den zu lassen. (Ruf Slldekums: Sehr gut!) Auch mit den beteiligten fremden Staaten werde in Verbindung getreten wer den, sobald die Frage im Innern durch die Verhandlungen mit den Bundesstaaten gelöst sei. Minister vreitenbach: Beabsichtigt sei die Bildung von Zweckverbänden mit eigener finanzieller Verwaltung und gemeinsamer Stromkasse. Die preußische Re gierung glaube sich zu der Annahm« berechtigt, daß sie zu diesen Plänen die Zustimmung des preußischen Landtages und seiner sämtlichen Parteien finden werde. Ur. 77 PMex IM«-««, ->rl' Im D i *'k> '' .D' "ii- i 'sssM-k strsi! 'vm> gepreis: Durch unsere Boten frei ins Hans monatlich 5o pfg. Bei der «eschästostellr al-gcholt monatlich A-, und wächentlich io pfg. — Bei der Post bestell» nnd selbst abgeholt vierteljährlich ,.50 Mk. - Durch irresträger fr« in, tsao; vierteljährlich l.gr Mk. — Linzelne Nummer »o pfg. — Deutscher postzeitungr- katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. » N!»I ^aftes^acheU^über^hr^cizende^Gesicht^dä^^em^er^chwesicr beinahe Zug um Zug glich. Dasselbe blauschwarze Haar, die selben Augen, dieselben scingeschwungenen Lisdpen — nur alles von einer solch taufrischen, noch knospenhaften Lieblichkeit, die geradezu bezaubernd wirket. Oja, sehr nett sogar! Die ältere Schwester nickte ihr liebevoll zu. Dann aber fühlte sie plötzlich einen Schauer über ihre Arme und Schultern rieseln und eine leise Starrheit ging über ihr Gesicht hin, nur in ihren Augen schien Leben . . . eine ganz eigene Angst. Es dauert alles seine Zeit, sagte Marie, ganz akkurat sahen Sie aus, als Sie, wie Fräulein Lilli heute, zum ersten Ball gingen. — Ja, ja, cs märe wirklich besser, ich macht« den Plunder gar nicht mehr mit. Es klang fast wie verhaltenes Weinen durch die bebende Mädchen stimme. Ach, Dora hatte so ost schon mit leiser Furcht an Vas drohende Einerlei eines einsamen Lebens gedacht. Na, na, das wäre doch ein Jammer, begütigte Marie, 's wird sich ja wohl noch einer finden ... — Machen Sie keinen Schnack, Marie! Dora hätte längst einen haben können — »nenn, sie nur gewollt hätte . . . Aber wie behandelt sie zum Beispiel den Konsul Richter . . . ? Freilich, er ist schon ein bißchen ältlich und 'ne Glatze hat er auch — aber sonst ... — Lilli, sei still! bat die ältere Schwester gequält. — Ich wollt' dir ja bloß noch sagen, daß Gaston von Geldern wieder hier ist — der lange Gaston, der Freund von Max! Du wirst dich doch seiner noch erinnern? Er hat mich mal ahs dem Wasser gezogen! Sehr elegischen Tones setzte sie hinzu'Ja, damals wär's bald aus mit mir gewesen . . Wie lange ist as nun her? Wohl etwa zwei Jahr«! Nicht Dora? — Ja, ja zwei Jahre ... — Das schöne Gesicht wie mit Blut übergössen, nestelte Dora von Heiden an den langen, schwe dischen Handschuhen. Ja — und Anni Ettinger sagte, «r sähe bildhübsch/äuo, und wenn er lachte, hätte er Grübchen . . . Und ein Entzückendes Schnurrbärtchen hätte' er . . . Das mußt' Der Rctchsanzeiger vcrössentltcht ein Ucbereirlommen ' » / wischen dem Deuts chenNciche und40 verschiedenen / Staaten über die Errichtung eines internationalen ^^/.'^landwirtschaftlichen Instituts in R o in. Der Briefwechsel zwischen Kaiser Wilhelm und Lord Twee-month. In der neuesten Nummer d«s März wird der Wortlaut des vielbesprochenen Briefes verössentlicht, den Kaiser Wilhelm an den Ersten Lord der englischen Admiralität, Tweedmouth, -«richtet hat, und ebenso im Wortlaut die Antwort des Lords. Der Brief des Kaisers lautet in deutscher Uebersetzung: Berlin, 17. Februar 1VV8. Mein lieber Lord Tweedmouth! Die Spätherbsttag« von Windsor, die uns zusammenführten, und die Gastlichkeit von England sind Mir in ebenso lebhafter wie sympathischer Erinnerung. Ich werde die Annäherung unserer Länder, die sich während Meines Novemberbesuches anbahnte, nicht überschätzen, wenn Ich ihre Wirkung für dauernd wertvoll halte. Darin macht Mich auch Lord Esher nicht irre. Ich bin nicht mehr fremd genug in der Gesellschaft von Lon de v und Windsor, um den ehrenwerten Lord für den Wortführer dersrlben anzusehen. Der wenige Wochen nach Meinem Besuch gesch iebene Blies vom 6. Februar 1SV8, den der sehr ehrenwerte Gour rneur von Windsor an den englischen Flottenverein ge richtet und an die Oeffentlichkeit hat gelangen lassen, kam vorhin zu Meiner Kenntnis. Warum zieht Lord Esher, wenn er nicht in den Verein ein- , ,1 .reten will, Mich in den Kreis seiner Beweggründe, die so indis- / kret sind, daß sie verdient hätten, diskret zu bleiben? Wie !.ann er sagen: „In Deutschland gibt es vom Kai- r abwärt» niemand, der Sir John Fishers Sturz nicht begrüßen würde, — und schon aus diesem «Krund muß ich den Eintritt in Ihren Verein ablehnen." Lord »r findet es für richtig, Mir Gegnerschaft gegen John Fisher